Touchscreen / Pilotierung

Kein Touchscreen im Starliner:
https://www.nasaspaceflight.com/2018/08/boeing-starliner-crew-spacecraft/

Kein Touchscreen im Starliner:
https://www.nasaspaceflight.com/2018/08/boeing-starliner-crew-spacecraft/

Ich kann dem Design durchaus etwas abgewinnen. Boeing weiss, wo man haltbare Schalter und Drehknoepfe herbekommt. Das Zeug ist unkaputtbar. Das fliegende iPhone muss sich auf diesem Gebiet erst noch bewaehren.

Und hat sich in Rütteltests etc mit Sicherheit schon bewährt. Sonst würde es nicht fliegen dürfen.
Und ist auch redundant ausgelegt.

Was nicht heißt dass das Konzept von SpaceX besser ist. Aber man sieht hier einfach sehr schön die verschiedenen Philosophien von Boing und SpaceX.

Zitat von: tobi am 20. August 2018, 23:28:16

Kein Touchscreen im Starliner:
https://www.nasaspaceflight.com/2018/08/boeing-starliner-crew-spacecraft/

Ich kann dem Design durchaus etwas abgewinnen. Boeing weiss, wo man haltbare Schalter und Drehknoepfe herbekommt. Das Zeug ist unkaputtbar. Das fliegende iPhone muss sich auf diesem Gebiet erst noch bewaehren.

Aber ob man nun eine riesige Schaltertafel nur für die Temperatur und Belüftungskontrolle machen muss? Irgendwie sieht das ganze eher chaotisch aus, als aufgeräumt. Mal sehen wie die Erfahrungswerte der Astronauten für die beiden völlig unterschiedlichen Bedienkonzepte sind.

Das fliegende iPhone muss sich auf diesem Gebiet erst noch bewaehren.

Das sehe ich jetzt aber nicht so, dass sich Touchscreens in Krisensituationen in der Luft- und Raumfahrt erst noch bewähren müssen.
Die Piloten der Kampflugzeuge Rafale und F-35 müssen sich schließlich ja auch bei jedem Einsatz auf die Touchscreen-Technik im Cockpit zu 100% verlassen können.
Kleinere Passagierflugzeuge (z.B. bei Embraer und Gulfstream) haben die Technologie auch schon an Bord. Airbus testet gerade und die 777x von Boeing (!) soll bei Markteinführung 2020 ebenfalls mit Touchscreens ausgestattet werden.
Interessant zu sehen, dass Boeing in der Raumfahrt konservativer arbeitet als in der zivilen Luftfahrt. An Konkurrenzkampf mangelt es ja in beiden Bereichen nicht.

Ich würde eine Mischung aus beiden favorisieren. Für kritische Systeme, die man zb auch während des Aufstieges schnell erreichen muss, ist ein direkter Schalter besser. Für unkritische Systeme dagegen kann man problemlos die Touchscreen-Technik nutzen.

Auf der einen Seite kann man mit Touchscreens eine sehr umfangreiche Bedienung ermöglichen, ohne viele einzelne Schalter einsetzen zu müssen. Auf der anderen Seite könnten Touchscreens in einzelnen Flugphasen schwerer zu bedienen sein, besonders bei Start oder Landung. Für lebenswichtige Systeme (zb Fallschirme) sollte immer auch ein direkter Schalter verfügbar sein. Wenn die automatische Auslösung der Fallschirme versagt, ist es nicht hilfreich, wenn man sich erst noch durch 5 Untermenüs hangeln muss.

Ich würde eine Mischung aus beiden favorisieren. Für kritische Systeme, die man zb auch während des Aufstieges schnell erreichen muss, ist ein direkter Schalter besser. Für unkritische Systeme dagegen kann man problemlos die Touchscreen-Technik nutzen.

Auf der einen Seite kann man mit Touchscreens eine sehr umfangreiche Bedienung ermöglichen, ohne viele einzelne Schalter einsetzen zu müssen. Auf der anderen Seite könnten Touchscreens in einzelnen Flugphasen schwerer zu bedienen sein, besonders bei Start oder Landung. Für lebenswichtige Systeme (zb Fallschirme) sollte immer auch ein direkter Schalter verfügbar sein. Wenn die automatische Auslösung der Fallschirme versagt, ist es nicht hilfreich, wenn man sich erst noch durch 5 Untermenüs hangeln muss.

Ein Touchscreen muss ja keine Untermenüs haben.

Ich glaube die Sicherheit eines manuellen Schalters ist auch trügerisch. Steuert man dabei ein digitales System an das eine Funktion auslöst, ist kein wirklicher Unterschied zu einem Touchscreen vorhanden. Löst man eine Funktion direkt aus, hat man kaum Feedback, demnach auch nur begrenzt automatische Notsysteme oder gar Nutzerinformation. Eine Software kann sicherlich schneller auf Feedback einer Funktion reagieren als man das mit Schaltern hin bekommt.

Zitat von: MillenniumPilot am 21. August 2018, 10:00:28

Das fliegende iPhone muss sich auf diesem Gebiet erst noch bewaehren.

Das sehe ich jetzt aber nicht so, dass sich Touchscreens in Krisensituationen in der Luft- und Raumfahrt erst noch bewähren müssen.
Die Piloten der Kampflugzeuge Rafale und F-35 müssen sich schließlich ja auch bei jedem Einsatz auf die Touchscreen-Technik im Cockpit zu 100% verlassen können.
Kleinere Passagierflugzeuge (z.B. bei Embraer und Gulfstream) haben die Technologie auch schon an Bord. Airbus testet gerade und die 777x von Boeing (!) soll bei Markteinführung 2020 ebenfalls mit Touchscreens ausgestattet werden.
Interessant zu sehen, dass Boeing in der Raumfahrt konservativer arbeitet als in der zivilen Luftfahrt. An Konkurrenzkampf mangelt es ja in beiden Bereichen nicht.

Stimmt, an die Kampfflugzeuge habe ich nicht gedacht. Und das die 777x auch Touchscreens bekommen soll, wusste ich gar nicht. Da bin ich mal gespannt.

Unter der Rubrik "Neues russisches Raumschiff Federazija" findet sich ein Bild unter #599 und etwas weiter oben auch ein Filmchen: "Federazija" scheint damit kein Problem zu haben, falls der Entwurf von Chefentwickler Serow verwirklicht wird: Alles nur Berührungsbildschirme, so wie es aussieht. Und auch bei manchen neueren Sojus-Starts sieht man gelegentlich ein Pad auf dem Oberschenkel und in der Hand des Kommandanten - wobei mir bisher nicht klar ist, ob das in erster Linie Daten anzeigt oder auch Bedienungen unabhängig vom Verlängerungsstab bzw. von Handeingaben möglich sind. Sollten hier die Russen anders/ fortschrittlicher/ moderner eingestellt sein, als die Amis? Es dürfte wohl in erster Linie darauf ankommen, ob und wie die Eingaben auch mit Handschuhen bedienbar sind!

Ein Touchscreen muss ja keine Untermenüs haben.

Ich glaube ein Vorteil eines Touchscreens wäre, dass dort vor allem nur das angezeigt wird, was in der aktuellen Situation nötig und sinnvoll ist.
Befindet sich das Raumschiff z.B. gerade im Anflug auf die ISS und wird auf das Andocken vorbereitet, dann werden auch nur die Bedienelemente angezeigt die dafür nötig sind.
Der virtuelle "Knopf" zur Auslösung des Fallschirms wird da nicht gebraucht und schon um eine Fehlbedienung auszuschließen bewusst ausgeblendet.
Dadurch kann das Cockpit aufgeräumter und übersichtlicher gestaltet werden.

Wobei ich dafür plädieren würde, die wichtigsten sicherheitsrelevanten Anzeigen (unabhängig vom Touchscreen) immer angezeigt zu lassen.
Auch eine Notbedienung für die überlebenswichtigen Sachen würde ich vorsehen.
Dann macht es aber Sinn diese redundant zu "verdrahten", damit diese auch funktionieren wenn der Touchscreen oder die dahinterliegende Steuerungstechnik ausfällt.
Bei der Fallschirmauslösung hieße das, eigentlich sollte die Automatik auslösen, klappt das nicht, geht man über den Touchscreen, mit Software und dahinterliegender Elektronik.
Funktioniert das auch nicht, gibt es noch einen mechanischen Schalter, der über separate elektrische Verbindungen die Pyroladung für den Fallschirm, respektive Reserveschirm auslöst.

Wie gesagt, so würde ich das machen, aber mich fragt ja eh keiner... 

Liebe Grüße
Rücksturz

CrewDragon hat ja auch physische Schalter bzw. Taster für die wichtigsten Funktionen.
Bei Boeing sieht man halt wieder mal das möglichst viel recycled wurde, quasi ein Shuttle Light.
Nur kein Aufwand und keine Innovationen.
Da können doch unmöglich junge Ingenieure am Werk gewesen sein,
wahrscheinlich eher die letzten der alten Garde.

Du kannst davon ausgehen dass von dem Shuttle praktisch nichts (konkretes technisches) übernommen wurde.

Das Shuttle hatte auch gut 20 Mal so viele Schalter wie der starliner

...
 Und auch bei manchen neueren Sojus-Starts sieht man gelegentlich ein Pad auf dem Oberschenkel und in der Hand des Kommandanten - wobei mir bisher nicht klar ist, ob das in erster Linie Daten anzeigt oder auch Bedienungen unabhängig vom Verlängerungsstab bzw. von Handeingaben möglich sind.
...

Pads haben jetzt alle - sie dienen meiner Kenntnis der Anzeige des Ablauf-Protokolls...
Werden mit einem Stift bedient.



Bild aus dem ESA-Film "Horizons mission - Soyuz: launch to orbit"