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  • Falcon 9v1.2, KoreaSat-5A, KSC SLC-39A, 20:34MEZ: 30. Oktober 2017

Koreasat 5A auf Falcon 9

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Offline m.hecht

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Re: Koreasat 5A auf Falcon 9
« Antwort #100 am: 05. November 2017, 21:48:34 »
...zeigt doch optisch etwas überraschend einen Booster in sehr guter Verfassung, gerade wenn man die Bilder vom Brand kurz nach der Landung vor Augen hat.

Uwelino, ich zitier dich zwar jetzt, das ist aber reiner Zufall.

Ich muss mal kurz auf dieses Argument mit dem Brand eingehen. Wir haben jetzt schon öfter nach der Landung einer F9 ein kleines Feuerchen (nichts anderes ist es) an bzw. unter bzw. im Bereich der Triebwerke gesehen. Es wird immer wieder geschrieben, dass man jetzt Beschädigungen wegen dem bisschen verbrennenden Resttreibstoff erwartet und ist immer wieder erstaunt, dass es (bis auf Ruß) keine Beschädigungen gibt.

Nur so zum Vergleich:
Beim Start feuern 9 Merlin 1D Triebwerke für Minuten aus allen Rohren. Es wird Kerosin und reiner Sauerstoff im optimalen Mischungsverhältnis verbrannt. Die Triebwerkssektion ist für Minuten brutalen Belastungen ausgesetzt (Druck, Vibrationen, Temperatur, ...). Was soll da so ein kleines Feuerchen der Rakete anhaben, bei der im schlimmsten Fall ein paar Liter Kerosin zusammen mit Atmosphärensauerstoff verbrennt? Gleiches bei den Zündungen nach der Stufentrennung. Beim ReentryBurn feuert das eine Triebwerk voll gegen den Luftstrom. Die heißen Abgase bekommt die Rakete also voll ab. Auch der Wiedereintritt lässt die applative Beschichtung der Gridfins verbrennen und teilweise sogar das Aluminium schmelzen. Die Triebwerkssektion ist der Wiedereintrittshitze ebenfalls voll ausgesetzt. Das alles muss die erste Stufe innerhalb von so 10 Minuten aushalten und dann wundert man sich das verbrennender Resttreibstoff keinen Schaden anrichtet? Also ich wundere mich immer, das die Rakete alles andere aushält!!

Kleine Metapher:
Das wirkt auf mich immer so, als fährt man mit einem Formel 1 Auto im ersten Moment vollkommen selbstverständlich 300km/h und wundert sich im zweiten Moment, warum das Auto bei der Einfahrt in die Box (nicht Boxengasse) bei 5km/h nicht auseinander fällt.  :o

Mane

McPhönix

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Re: Koreasat 5A auf Falcon 9
« Antwort #101 am: 05. November 2017, 22:33:05 »
Einzige kleine Einschränkung wäre für mich. Dieses Schlußfeuerchen umspült auch die Landebeine. Die werden ja so spät ausgeklappt, daß sie von den Merlins nicht mehr viel mitkriegen.  Aber von den Feuerchen doch und länger. Die Beine haben mitunter auch schon mal oberflächlich gebrannt. Oder täuscht der Anblick irgendwie? Kann ja sein.
Aber das ist doch alles Kohle ? Auch wenn da tolle flammhemmende Harze verwendet werden - ich staune daß da noch nix eingeknickt ist. Das sind doch Flammen im Meterbereich. Da spielt doch nicht nur die Temperatur, sondern auch die Wärmemenge eine Rolle?
Oder gibts zum Thema "Landebeine und ihre Widerstandsfähigkeit" etwas nachzulesen ?

Offline Hugo

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Re: Koreasat 5A auf Falcon 9
« Antwort #102 am: 05. November 2017, 23:20:23 »
Es gibt unterschiedliche Feuer-Größen:

1) Kleine Feuer: Das sieht man bei jeder landenden Falcon. Hiervon gibt es keine Beschädigungen
2) Mittleres Feuer: Das gab es bei KoreaSat5A. Das Feuer war deutlich größer. Es haben die Landebeine gebrannt und die gesamte Seite der Rakete. Man sieht auch deutlich, wie die Rakete stark verkohlt ist vom Feuer.
3) Großes Feuer: Das gab es bei SES-11. Hier ist Roomba verbrannt. Und auch einige Container auf dem Schiff sind abgebrannt.

Es brennt in der Regel nur das gasförmige Kerosin. Das besondere hierbei ist, daß das flüssige Kerosin die  Oberfläche weiterhin kühlt. Das ist wie wenn man Methanol (vom Kamin) in die Handoberfläche schüttet und verbrennen lässt. Die ersten Sekunden bleibt es an der Hand kalt, es sieht jedoch aus, als würde die Hand brennen. Erst wenn das Methanol verbrannt ist, wird es heiß und man verbrennt sich. Unschön ist jedoch Kerosin auf dem Schiff. Dann kommt die Hitze mit den Beinen in Berührung, die sind aber ungekühlt.

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Offline m.hecht

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Re: Koreasat 5A auf Falcon 9
« Antwort #103 am: 05. November 2017, 23:29:32 »
Einzige kleine Einschränkung wäre für mich. Dieses Schlußfeuerchen umspült auch die Landebeine. Die werden ja so spät ausgeklappt, daß sie von den Merlins nicht mehr viel mitkriegen. Aber von den Feuerchen doch und länger. Die Beine haben mitunter auch schon mal oberflächlich gebrannt. Oder täuscht der Anblick irgendwie? Kann ja sein.
Aber das ist doch alles Kohle? Auch wenn da tolle flammhemmende Harze verwendet werden - ich staune daß da noch nix eingeknickt ist. Das sind doch Flammen im Meterbereich. Da spielt doch nicht nur die Temperatur, sondern auch die Wärmemenge eine Rolle?
Oder gibts zum Thema "Landebeine und ihre Widerstandsfähigkeit" etwas nachzulesen?

Wissen wir wirklich, dass das alles Kohle ist? Hinterfragen wir mal, was wir definitiv wissen.

Wir wissen, dass die Landebeine zum Großteil aus Kohlefaser-Verbundwerkstoff sind. Aber: Wir wissen nicht, wie sie genau aufgebaut sind. Haben sie innen eine Trägerstruktur aus anderen Materialien? Ist die Oberfläche beschichtet? Aus welcher Art Kohlefaser-Verbundwerkstoff sind sie genau? Carbon-Keramik wird beispielsweise bei Rennautos für die Bremsen verwendet. Und die werden richtig heiß. Es gibt z.B. Schläuche für Industrieöfen mit einer Temperaturbeständigkeit von 1.500 K, das sind immerhin 1.230 °C.

Auch das die Landebeine nur wegen der Hitze ganz knapp vor der Landung ausgefahren werden, wissen wir doch nicht wirklich, oder? Ausgefahrene Beine sind aerodynamisch einfach nachteilhaft. Man könnte sich auch fragen: Warum sollte man die Beine früher ausfahren? Da hat mein keinen Vorteil.

So oder so. Ein Fakt ist auch, dass es bisher keinen einzigen fehlgeschlagenen Landeversuch gab, wo die strukturielle Belastbarkeit der Beine ein Problem war. Im Gegenteil: Selbst bei den harten Landungen bei denen die "Notdämpfer" (mir fällt der Name grad nicht mehr ein) aktiviert wurden, haben die Beine selbst gehalten. Und auch die Brände an der Oberfläche der Beine sind von selbst wieder ausgegangen.


Mane

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Offline m.hecht

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Re: Koreasat 5A auf Falcon 9
« Antwort #104 am: 05. November 2017, 23:42:41 »
1) Kleine Feuer: Das sieht man bei jeder landenden Falcon. Hiervon gibt es keine Beschädigungen
2) Mittleres Feuer: Das gab es bei KoreaSat5A. Das Feuer war deutlich größer. Es haben die Landebeine gebrannt und die gesamte Seite der Rakete. Man sieht auch deutlich, wie die Rakete stark verkohlt ist vom Feuer.
3) Großes Feuer: Das gab es bei SES-11. Hier ist Roomba verbrannt. Und auch einige Container auf dem Schiff sind abgebrannt.

Deine Kategorie 1) und 2) seh ich absolut unkritisch, was Beschädigungen der Rakete betrifft. Die Kategorie 3) ist natürlich ein Problem. Das Feuer bei SES-11 war aber so definitiv nicht einkalkuliert und weder die Rakete noch das Schiff ist für so ein Feuer gebaut. Deshalb muss man das Feuer bei SES-11 als Unfall bzw Fehlfunktion einstufen.


BTW: Bei Punkt 2) schreibst du, dass die Rakete von KoreaSat5A nach dem Feuer "verkohlt" ist. Auf Jan's Bilder kann man sehen, dass sie nicht verkohlt, sondern verrußt ist (das ist zumindest meine Meinung). Das mag jetzt kleinlich wirken, ist es aber nicht. Verkohlt wäre sie, wenn das Oberflächenmaterial der Rakete selbst verbrannt wäre, verrußt ist sie, wenn sich einfach nur Ruß vom verbrennenden Kerosin an der Rakete ablagert. Wie gesagt, ich denke sie ist verrußt. Beweisen kann ich das aber natürlich nicht. Für mich ist die KoreaSat5A-Erststufe vollständig intakt.

Hier nochmal eins von Jan's Bilder:



Mane

McPhönix

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Re: Koreasat 5A auf Falcon 9
« Antwort #105 am: 06. November 2017, 00:10:56 »
Wissen wir wirklich, dass das alles Kohle ist?
Ja das fragte ich mich, weil in den Postings damals zur Bein-Entwicklung immer nur von Kohle die Rede war.
Zitat
...Wir wissen nicht, wie sie genau aufgebaut sind. Haben sie innen eine Trägerstruktur aus anderen Materialien? Ist die Oberfläche beschichtet? Aus welcher Art Kohlefaser-Verbundwerkstoff sind sie genau? Carbon-Keramik wird beispielsweise bei Rennautos für die Bremsen verwendet. Und die werden richtig heiß. Es gibt z.B. Schläuche für Industrieöfen mit einer Temperaturbeständigkeit von 1.500 K, das sind immerhin 1.230 °C.
Ja ich könnte es mir auch nur so erklären - durch die Anwendung nicht nur eines Werkstoffs, sondern in Kombi, wie Du andeutest.
Zitat
Auch das die Landebeine nur wegen der Hitze ganz knapp vor der Landung ausgefahren werden, wissen wir doch nicht wirklich, oder? Ausgefahrene Beine sind aerodynamisch einfach nachteilhaft. Man könnte sich auch fragen: Warum sollte man die Beine früher ausfahren? Da hat mein keinen Vorteil.
Da habe ich mich wirklich ungenau ausgedrückt. Ich meinte nicht wegen der Merlins. Für SpX wird sicher der von Dir genannte aerodynamische Fakt der Grund sein. Woraus sich dann die Zeit in den Restflammen ergibt.
Zitat
So oder so. Ein Fakt ist auch, dass es bisher keinen einzigen fehlgeschlagenen Landeversuch gab, wo die strukturielle Belastbarkeit der Beine ein Problem war. Im Gegenteil: Selbst bei den harten Landungen bei denen die "Notdämpfer" (mir fällt der Name grad nicht mehr ein) aktiviert wurden, haben die Beine selbst gehalten. Und auch die Brände an der Oberfläche der Beine sind von selbst wieder ausgegangen.
Das wär auch mal interessant zu wissen - wird die Wiederverwendung der Beine überhaupt mit erwogen? Oder haben die jeweils so harte Arbeit geleistet, daß ein bloßes Austauschen der Knautschmasse zuviel  Restrisiko übrig läßt.
Nun ja, SpX muß (und sollte) uns nicht alles verraten  ;D

Offline MarsMCT

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Re: Koreasat 5A auf Falcon 9
« Antwort #106 am: 06. November 2017, 01:38:09 »
Das wär auch mal interessant zu wissen - wird die Wiederverwendung der Beine überhaupt mit erwogen? Oder haben die jeweils so harte Arbeit geleistet, daß ein bloßes Austauschen der Knautschmasse zuviel  Restrisiko übrig läßt.
Nun ja, SpX muß (und sollte) uns nicht alles verraten  ;D

Bekannt ist, daß es eine neue Version der Beine geben wird. In Zukunft sollen sie nicht mehr wie jetzt abmontiert, sondern nur noch für den Transport hochgeklappt werden. Die derzeitige Schutzfarbe, die verbrennt, wird dann wohl gegen eine haltbarere Lösung ausgetauscht werden. Die Beine werden eines der Teile sein, die ohne Reparaturen mindestens 10 mal fliegen sollen. Austausch der crush cores mal ausgenommen, falls die Landung hart war.

Für Transport über größere Entfernungen müßten sie trotzdem abmontiert werden. Aber verschieben im Bereich des Cape geht dann so. Arbeitsabläufe sollen an allen Stellen optimiert werden.

Offline Jan

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Re: Koreasat 5A auf Falcon 9
« Antwort #107 am: 06. November 2017, 05:32:01 »
Moin,

nun bin ich wieder zu Hause, aber ich habe es heute vormittag noch hinbekommen, nochmal im Hafen vorbeizugucken. Ich habe zwar Bilder gemacht, aber es scheinen keine sichtbaren Veraenderungen vorgenommen worden zu sein. Deswegen poste ich kein Bild (ausser jemand moechte gerne).

Gleich dort nebenan sollte es gute Burger geben (bin nicht so für Seafood)  ;)

Danke fuer den Tipp, aber Burger habe ich hier schon zu oft gegessen ;) Ich versuche eher immer was nicht-Burger/Sandwich maessiges zu essen (auch wenn das hier in der Mittagspause nicht so einfach ist).

Vom Fairing hast du nichts weiter gesehen?

Leider nein. Allerdings habe ich auch nicht mehr danach Ausschau gehalten, nachdem ich auf der Webcam gesehen hatte, dass Mr Steven nichts mehr geladen hatte. Ich vermute, dass das Fairing zuegug abtransportiert wurde. Ich bin ja erst am dritten Tag nach der Landung in den Hafen gefahren. Da war ja Mr Steven schon laengst eingelaufen.

Viele Gruesse
Jan

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Offline -eumel-

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Re: Koreasat 5A auf Falcon 9
« Antwort #108 am: 06. November 2017, 09:54:46 »
@Jan:
Danke für die Foto-Berichterstattung!

Nun schlaf Dich erstmal aus! :D