Am meisten irritiert mich nach wie vor, dass die ganzen großen "Investoren" (Audi, Vodafone) nicht weiter machen. Gefühlt sollten die Firmen doch genug Geld für 10 Weltraumstartups übrig haben.
Die aktuellen Fragen bezüglich PT Scientists rufen bei mir einen „Blick zurück“ hervor.
Wie war das denn damals vor ca. 10 Jahren. Im Umfeld des "Google Lunar X-Prize“ konnte man durch Internet, Medien und allgemein den Eindruck gewinnen, dass nun die Raumfahrt für jedermann kommen kann.
Der Auf- und Ausbau der ISS war auf seinem Höhepunkt. Internationale Zusammenarbeit über gesellschaftliche und Ländergrenzen hinweg schien die Lösung für das neue Zeitalter zu sein.
Mehrere Marsrover waren nacheinander auf dem Mars gelandet und verzeichneten erfolgreiche Missionen.
China kündigte Mondrovermissionen an und einige erinnerten sich nochmal an die Lunochod-Zeit.
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Geld, welches nicht an der Börse investiert werden sollte und trotzdem in Unternehmen gesteckt wurde, brachte auch eine bachtliche Start-up Szene hervor.
Viele Dinge waren neu und gingen plötzlich…. Elektromobilität u.a. Tesla und private Raumfahrfirmen, allen voran SpaceX etc.
Raumfahrttechnik etc. war kein Thema mehr für Nerds oder Spezis, nein, „normale Leute“ interessierten sich plötzlich, KollegInnen sprachen einen auf einmal an: „was sagst du eigentlich dazu – ich habe gelesen…“.
Junge und ältere Ingenieure sahen plötzlich reale Optionen ein neues Berufsbild für sich zu erobern oder einen alten Traum doch noch…
In diese Zeit kommt ein Start-UP mit eine passenden Idee in einen passenden Rahmen. Die Erwartungen an die neue Zeit werden ja viel und gerne in allerlei Medien publiziert.
Themen wie Leichtbau, 3D Druck, sind der Überhype. Jeder will dabei sein und ist dabei. Mars One und eine Renaissance klassicher SF-Raumfahrtfilme brachten die Stimmung zusätzlich in die Höhe.
Die einschlägigen Zeitschriften überschlagen sich mit Berichten und wiederholen immer gleiche Ideen und kleinste Schritte werden überdurchschnittlich euphorisch dargestellt.
Auf einmal gibt es scheinbar Firmen/Menschen, die jetzt Alles richtig machen und die bisherigen Technologieführer sind zum Saurier abgestempelt. Da wird dann schon mal ein U für ein X vorgemacht…
Ich erinnere mich noch an die IAA 2015 wo im Audi Pavillion ob der schönen Septemberwärme die stilistische Eishöhle nur so tropfte und Studenten daurend am Wischen waren. Ich erinnere mich aber auch daran, dass ich dort sehr viel vom PT S/Audi Lunar Rover in der Kommunikation wahrnahm, dass mich etwas befremdete.
Totaler Hype um 3D gedruckte Räder in sehr sehr grober Form zum Beispiel. Da wir schon zu den Pressetagen da waren, konnten wir auch die vielen Interviews verfolgen.
Ausführungen a la „unsere Fahrwerksspezialisten überarbeiten das Fahrwerk komplett. Die ganze Dynamik und träge Massen, Beschleunigung und so…“. Fragen nach der geplanten Geschwindigkeit des Rovers auf dem Mond hatten sich die dort ausführenden Leute wohl nicht gestellt.
Für Audi war das auf jeden Fall eine super Sache, da man damit sehr gut Innovation kommunizieren konnte.
Von einem ehemaligen Kollegen, der damals schon zu Audi in die Entwicklung gewechselt war, bekam ich sogar einen Scan von einer Audi Zeitschrift wo der Rover auch sehr stark zu internen Kommunikation gehypt wurde. Die intene Kommunikation ist ja bei der Eingenwahrnehmung der Unternehmen und der Konditionierung der Mitarbeiter mittlerweile sehr sehr wichtig. Wer liefert gerade was für Drohnen oder E-Scooter???
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Zu Vodafone:
Ist ja naheliegend, dass die auch einsteigen. Audi und VW hatten ja schon eine Kooperation mit Vodafone bezüglich der mobilen Datendienste für ihre Fahrzeuge, da ist das nur eine in sich logische Ergänzung der Zusammenarbeit/Sponsoring mit PT S.
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Weitere Zusammenarbeit im Rahmen von Veranstaltungen, Präsentationen, Studien usw. hatten ja scheinbar immer nur Gewinner in dem sich beite Seiten mit dem jeweils Anderen schmücken konnte.
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Nun ist es ja so, dass mit einer guten, in die Zeit und Umfeld passenden Idee, dem entsprechenden (Risiko)Kapital und einer ordentlichen Mannschaft so richtig was gewuppt werden kann.
Aber – auch hier ist irgendwann das Geld als Treiber wichtig. Ca. 5 Jahre lang kann man immer begeistern, danach muss man aber verbindlich sein und Ergebnisse werden eingefordert.
Schwierig wird es, wenn man mit seinem Produkt „nur ein Bindeglied“ ist, und davor oder danach etwas nicht vorangeht. Ist aber bei der Kommunikation für Projektabbruchskriterien auch manchmal hilfreich für euphemistische Ursachenformulierungen.
Nun sind 5 Jahre und auch bald 10 Jahre für das Projekt vergangen und die reine Story trägt nicht mehr so stark wie früher. Da ist es nur konsequent das Projekt zu „evaluieren“.
Persönliche Bemerkung:
Das Wort evaluieren habe ich 1990 das erste mal auf einer Demonstation in Berlin gelesen, als die Ingenieuerhochschule Wartenberg abgewickelt wurde. Es wäre also nicht das erste Projekt was da evaluiert wird…
dksk