Großkonstellationen

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Offline cullyn

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Re: Großkonstellationen
« Antwort #25 am: 23. April 2018, 10:14:43 »
Zitat aus dem verlinkten Artikel:
"Hannigan said Airbus is building the satellites using an enhanced version of the OneWeb bus produced by OneWeb Satellites, the Airbus-OneWeb joint venture that is building OneWeb’s constellation."

Ich vermute etwas unsauberes wording von dem Autor. Ich gehe davon aus, das analog zu der OneWeb Konstellation die Entwicklung des Satelliten (Anpassung der Payload) von Airbus ist und die Serienfertigung bei OneWebSatellites erfolgt.

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Online Schillrich

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Re: Großkonstellationen
« Antwort #26 am: 28. Juni 2018, 07:59:22 »
Boeing scheint nicht aktiv seine beantragte Konstellation zu entwickeln:
http://spacenews.com/boeing-constellation-stalled-spacex-constellation-progressing/

Man vermutet jetzt, dass sie v.a. die Lizensierung einer Konstellation managen wollen, um das Paket dann zu verkaufen an einen "Umsetzer".

Das fände ich seltsam. Eine Lizenz ist stark an Architektur und Technologie des Funknetzwerks gebunden ... und für diese technische Auslegung muss man die Anwendungsfälle und Bedarfe seiner Nutzer kennen. Wenn Boing da jetzt eine "beliebige Architektur" lizensiert hat, dann ist nicht klar, ob sich dafür ein Nutzersegment und ein Käufer finden lassen. Vielleicht hat man "am Bedarf vorbei" skizziert und lizensiert.
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Online Schillrich

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Re: Großkonstellationen
« Antwort #27 am: 13. Juli 2018, 06:30:40 »
Hier sind ein paar interessante Aussagen zur chinesischen Hongyan-Konstellation:
https://spacenews.com/china-satcoms-leo-hts-projects-driven-by-desire-not-to-fall-behind-foreign-counterparts/

Zitat
Hongyan constellation ... is progressing despite reservations about its viability
...
But the two main problems for this LEO, one is the capital, the other is the business model.”
...
Fahai said China feels the need to start with the constellation to ensure that it has the ability to operate such a network before getting crowded out by competitors. "If we don’t do it, many, many LEO constellations they will put into the sky. There is no room for you,"
...
"In our case, we need to do first, then we consider how to earn money,”

Man sieht sich gezwungen/motiviert mitzumachen, um sich einen Platz zu sichern ... aber man ist offenbar noch nicht überzeugt und hat noch kein Geschäftsmodell ...


Meine Meinung:
Mit diesen Randbedingungen findet man wohl kaum private Investoren (Selbstzweifel am Geschäftsmodell). Außerdem entwickelt man ohne klaren Anwendungsfall "das falsche Produkt". Jeder Konkurrent mit besserer Strategie wird einen da überholen.
Und wenn man die eigene Konstellation nicht ernst nimmt (und sie vielleicht kein/zu wenig Geld verdient) ... wie ordentlich managt man dann den Verkehr und den De-Orbit? Das wird dann einfach ein Müllhaufen, den man zurücklässt ...
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Re: Großkonstellationen
« Antwort #28 am: 22. Oktober 2018, 19:29:28 »
Der erste Start für die OneWeb-Konstellation soll am 7.02.2019 von Kourou aus erfolgen.

https://sputniknews.com/tags/product_Fregat-MT/
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Offline tomtom

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Re: Großkonstellationen
« Antwort #29 am: 23. Oktober 2018, 09:30:00 »
Eine Deutsche Bahn Wagniskapital-Tochter investiert in das kanadische Startup Kepler Communications, die 140 kleine Satelliten ab 2022 starten wollen, um logistische Kommunikation zu ermöglichen, wo es kein Handynetz gibt.

https://www.webwire.com/ViewPressRel.asp?aId=230378
Im Zweifel hilft die Such-Funktion:
https://forum.raumfahrer.net/index.php?action=search

Re: Großkonstellationen
« Antwort #30 am: 23. Oktober 2018, 11:20:31 »
Hier sind ein paar interessante Aussagen zur chinesischen Hongyan-Konstellation

Und wenn man die eigene Konstellation nicht ernst nimmt (und sie vielleicht kein/zu wenig Geld verdient) ... wie ordentlich managt man dann den Verkehr und den De-Orbit? Das wird dann einfach ein Müllhaufen, den man zurücklässt ...

Diese sehr guten und interessanten Überlegungen könnten auch im Thread "Chinas Raumfahrt" gut besprochen werden.
https://forum.raumfahrer.net/index.php?topic=6408.0

Offline TWiX

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Re: Großkonstellationen
« Antwort #31 am: 12. Februar 2019, 19:20:33 »
Neues von der Telesat-Konstellation: https://spacenews.com/telesat-leo-contenders-pitch-canadian-production-to-sweeten-deal/ Um dem kanadischen Anbieter den Deal zu "versüßen" erwägen beide Konsortien, in Kanada Produktionslinien einzurichten. Beide Konsortien preisen zudem ihre Erfahrungen mit Iridium bzw OneWeb...
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Offline Sensei

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Re: Großkonstellationen
« Antwort #32 am: 04. April 2019, 15:53:09 »
Und der nächste Player wirft seinen Hut in den Ring:

Amazon plant eine Konstellation für die Bereitstellung von Breitband-Internet und möchte dazu 3236 Satelliten in drei Ebenen um 600km Höhe bringen.

All zu viel ist noch nicht bekannt.
Es soll hauptsächlich um den Anschluss unterentwickelter Gebiete gehen. Eine FCC Genehmigung oder einen Zeitplan gibt es noch nicht.

https://www.geekwire.com/2019/amazon-project-kuiper-broadband-satellite/amp/?__twitter_impression=true

PS:
New Glenn muss da wohl erst einmal wirklich nicht um Aufträge bangen. Wird Zeit, dass sie zum regelmäßigen Fliegen kommt..
Wie viele Konstellationen letztendlich überleben muss man sehen.
« Letzte Änderung: 04. April 2019, 19:00:29 von Sensei »

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Online Schillrich

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Re: Großkonstellationen
« Antwort #33 am: 05. April 2019, 07:51:21 »
Im SN-Artikel steht noch, dass Boeing seine Ideen zur einer Großkonstellation nicht mehr verfolgt.

https://spacenews.com/amazon-planning-3236-satellite-constellation-for-internet-connectivity/
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Offline Axel_F

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Re: Großkonstellationen
« Antwort #34 am: 07. April 2019, 22:36:33 »
Interessant ist der Fakt, dass der Chef der Amazon-Großkonstellation "Kuiper" ein bekanntes Gesicht ist - nämlich Rajeev Badyal, der vorher SpaceX Vicepräsident für Starlink war. Musk hatte ihn Mitte 2018 gefeuert.

Noch gibt Badyal auch seinen alten Arbeitgeber bei LinkedIn an:
https://www.linkedin.com/in/rajeev-badyal-807b3233

Über das Abwerben von Badyal gibts auch einen deutschen Artikel im Handelsblatt:
https://www.handelsblatt.com/unternehmen/it-medien/online-haendler-amazon-holt-fuer-sein-weltraumprojekt-ehemalige-spacex-spitzen-an-bord/24192894.html
"Denn ein Schiff erschaffen heißt nicht die Segel hissen, die Nägel schmieden, die Sterne lesen, sondern die Freude am Meer wachrufen." (Antoine de Saint-Exupéry)

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Online Schillrich

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Re: Großkonstellationen
« Antwort #35 am: 10. Mai 2019, 07:06:42 »
Offenbar diskutiert/plant die ITU härterer Meilensteine für Großkonstellationen, um Systeme anzumelden und dann "in Betrieb" zu nehmen:
https://spacenews.com/itu-wants-megaconstellations-to-meet-tougher-launch-milestones/

Man würde wohl dem amerikansichen Vorbild der FCC folgen: mehrere Meilensteine definieren, aber offenbar mit neuen Kriterien.
FCC: Die Hälfte der Satelliten muss nach 6 Jahren oben sein, alle Satelliten nach 9 Jahren. Falls man das nicht schafft, darf man nur die Satelliten betreiben, die bis zur Deadline im Orbit sind. Weitere Satelliten müsste man dann neu anmelden.
Bei der ITU könnten dann also Zeiträume und geforderter Prozentsatz zu Erfüllung anders sein. Offenbar scheint man in der Diskussion hier aber noch weit auseinander zu liegen. Man erwartet, dass Länder mit "early birds" in dem Thema Meilensteine wollen, die ihre eigenen Firmen schaffen, die aber für Nachzügler sehr schwer werden. Umgekehrt werden Länder ohne "early birds" wohl andere/laxere Meilensteine wünschen, um den späteren Markteintritt nicht zu verbauen.
Offenbar gibt es noch eine Beobachtung: Satellitenhersteller melden teilweise Konstellationen an ("some satellite manufacturers have flooded the ITU with constellation filings"), in der Hoffnung, dass sie dafür einen Käufer/Kunden finden, um sie erst dann umzusetzen. Diese Interessen der Hersteller und diese Strategie werden sich so auch auf die Meilensteindebatte auswirken.

(Wahrscheinlich war Boeings generische Konstellation genau so etwas ... und mindestens die chinesische Hongyan-Konstellation hat sich auch so unspezifisch gelesen. Ich hatte damals nicht verstanden, was die da tatsächlich entwickeln wollten ... tja, offenbar tatsächlich erstmal nichts.)

Zitat
Spectrum experts agree a solution to warehousing
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Offline orion

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Re: Großkonstellationen
« Antwort #36 am: 10. Mai 2019, 07:55:59 »
Eine generelle Frage:
In unserer VG hat man die T...kom sehr umgarnt und viele Zuckerstückchen gegeben.
Nun wird hier gebuddelt was das Zeug hält und Glasfaserkabel überall gezogen - und das natürlich freudestrahlend propagiert.

Hat das aber überhaupt noch Sinn, wenn wir in kurzer Zeit Direkt-Sat-Verbindungen haben?
Es stehen ja wirklich einige Anbieter in den Startlöchern, sogar die Russen mit ihrem SFERA-System.
Ist das Kabeln jetzt nur noch einmal richtig Kohle schaufeln?

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Online Schillrich

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Re: Großkonstellationen
« Antwort #37 am: 10. Mai 2019, 08:03:45 »
Unterschätze nicht die terrestrische Infrastruktur. Die ist sehr leistungsfähig und auch ziemlich "billig" herzustellen. Kabel verlegen können viele Firmen. Es dauert halt nur etwas. Das Ganze ist aber ziemlich robust und kann gut nach oben skalieren. In Ballungszentren führt daran auch kein Weg vorbei, damit hundertausende oder Millionen Endgeräte gleichzeitig und ungestört "online" sein können. Und dann kommt noch die große Welle 5G. Die macht einen dann an vielen Stellen (letzte Meile) sogar wieder kabelunabhängig, ist aber weiterhin terrestrisch, mit sehr hoher Leistungsfähigkeit, v.a. für Industrieanwendungen.

Beim IAC meinte ein Vortragender der ITU: Großkonstellationen können einen Teil des Marktes schaffen, wenn sie vor 5G da sind ... sobal die 5G-Welle auf einen Markt schwappt, schwämmt diese alles weg.

Und bei weitem nicht alle Konstellationen zielen auf den Endnutzer (oder fast gar keine?)
Telesat zum Beispiel zielt v.a. auf Flug- und Schiffsverkehr als Nutzer. Das ist "mengenmäßig" dann doch eher ein kleiner Markt.
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Offline TWiX

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Re: Großkonstellationen
« Antwort #38 am: 20. Juni 2019, 17:49:06 »
Auch beim US-Verteidigungsministerium schielt man auf Großkonstellationen:
https://spacenews.com/top-general-says-large-constellations-of-satellites-in-low-orbit-could-address-key-needs/
Man schielt dabei insbesondere auf den Kommunikationsbereich:
Zitat
SDA Director Fred Kennedy insists that the answer to the military’s needs for global reliable communications is a “proliferated LEO” constellation [...] Kennedy has proposed developing a proliferated LEO constellation using commercial hardware to connect the military’s ground, naval and air forces, and provide other services like positioning, navigation and timing.
Wenn ich das richtig verstanden habe, soll die SDA (Space Development Agency) die Architektur entwerfen, ein Dienstleister sie betreiben und das US-Militär nutzen...
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Offline TWiX

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Re: Großkonstellationen
« Antwort #39 am: 09. Juli 2019, 09:10:02 »
Amazon legt seine Konstellationspläne der FCC vor: https://spacenews.com/amazon-lays-out-constellation-service-goals-deployment-and-deorbit-plans-to-fcc/
Zitat
The Kuiper System calls for three “shells” of satellites all at the lower range of low Earth orbits — 590 kilometers, 610 kilometers and 630 kilometers. Due to their proximity to Earth, Amazon predicts dead satellites would naturally deorbit on average between five to seven years.
Drei Schalen von Satelliten im Orbit, auf 590, 610 und 630km Höhe. Die niedrigste wäre somit nur 40 Kilometer von der "Schale" für Starlink entfernt...
Auch Amazon will die dutzenden Millionen von unerreichten und untererreichten Konsumenten weltweit erreichen, wobei der Satz wahrscheinlich direkt bei OneWeb und Starlink abgschrieben wurde  ;)
Nichts zu lesen war zu dem Punkt, ob Kuiper Intersatellite-Links haben wird...
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Re: Großkonstellationen
« Antwort #40 am: 09. Juli 2019, 12:56:59 »
Starlink wird erstmal einen gewaltigen Vorsprung haben und kann die Preise diktieren.
Aber für Raumstationen wird es richtig gefährlich da oben.

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Offline Sensei

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Re: Großkonstellationen
« Antwort #41 am: 09. Juli 2019, 14:24:07 »
Nein, wird es nicht.

Zumindest nicht mit ordentlichen deorbit Konzepten.

Offline TWiX

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Re: Großkonstellationen
« Antwort #42 am: 09. Juli 2019, 15:42:20 »
Starlink wird erstmal einen gewaltigen Vorsprung haben und kann die Preise diktieren.
Aber für Raumstationen wird es richtig gefährlich da oben.
Übrigens auch ein interessanter Punkt, in dem Artikel heißt es, dass selbst alle gegenwärtig ernsthaft geplanten Konstellation zusammen nicht den gesamten Bedarf abdecken können, den die Firmen identifiziert haben wollen. Sprich, wenn Satelliteninternet in abgelegenen bzw ländlichen Gebieten tatsächlich wettbewerbsfähig wird, könnte der Markt groß genug für Kuiper, Starlink, OneWeb und Name vergessen sein...
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Offline Hugo

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Re: Großkonstellationen
« Antwort #43 am: 09. Juli 2019, 23:08:05 »
Aber für Raumstationen wird es richtig gefährlich da oben.
Kannst Du das irgendwie begründen oder gibt es da eine Quelle für?

1) Die ISS fliegt auf 410 km Höhe. Starlink bei 550km. Da sind 140 Kilometer Platz zwischen.
2) Die Satelliten haben einen Antrieb und Senken ihren Orbit zum Ende der Lebenszeit automatisch so ab, daß sie verglühen. Keine Gefahr für die ISS.
3) Die Satelliten können automatisch anderen Satelliten ausweichen. Eine Gefahr für eine Kollision zwischen zwei Satelliten ist somit minimiert und noch lange keine Gefahr für die ISS
4) Übrig bleiben die Satelliten, welche einen Antriebsdefekt erleiden. Dessen Orbit sinkt über viele Monate. Über einen Zeitraum von 1 bis 2 Monaten haben sie die Bahnhöhe der ISS. Aber alle Kurse sind bekannt und die ISS hat einen Antrieb, kann somit ausweichen. Keine Gefahr für die ISS.

Natürlich gibt es noch ein paar ToDo-Punkte.
5) Die Bahnüberwachung verbessern. Das NORAD hat Probleme 60 neue Satelliten gleichzeitig zu Tracken. Aber eigentlich ist das nur ein Problem von Software. Denn jeder einzelne Satellit weiß ja genau, wo er ist. Er kann also auch seine Bahn genau errechnen. Man könnte somit ohne das NORAD die Bahndaten von allen heilen Satelliten in einer Datenbank speichern. Wenn das NORAD diese Daten nutzt, können sie die Satelliten wieder ganz normal Tracken.
6) Je nachdem, wie viele Satelliten ausfallen, ist die Anzahl der Defekten Satelliten hoch. Man könnte "Abschleppsatelliten" mit bauen. Eigentlich wäre das nur ein Satellit, welcher zwei Antriebe hat. In beide Richtungen je einen. Dann kann er defkte Satelliten vor sich her scheiben und zum verglühen bringen. Das wären natürlich ganz normale Satelliten, welche am Ende Ihrer Lebenszeit nen Defekten mit verglühen lassen. Notwendig wäre das mathematisch zwar nicht, aber schaden kann es auch nicht.
7) Die deutschen Medien müsste man mit Infos versorgen. Denn die Schreiben häufig sowas von falsche News, das ist kaum auszuhalten. Wenn die dann richtiger Berichten würden, dann wäre das schön.


Fazit: Für die ISS besteht keine echte Gefahr.

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Offline Gertrud

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Re: Großkonstellationen
« Antwort #44 am: 31. Januar 2020, 17:13:33 »
Hallo Zusammen,

mit einer vier Satelliten - Konstellationen könnte das weltweite Internet bereitgestellt werden.

Seit den 1980er Jahren ist es bekannt, dass eine kontinuierliche weltweite Abdeckung mit einer Konstellation von nur vier Satelliten möglich ist, wenn man sich mit einer Verbindung zufrieden gibt, die in den höheren Höhen eine Stufe  unter der Geschwindigkeit von Spielern liegt (etwa eine halbe Sekunde Verzögerung).
HughesNet und ViaSat, die weltweit größten Satelliten-Internetanbieter, die auf diesen Umlaufbahnen operieren, bieten jedoch keine annähernd weltweite Abdeckung an. Andere Satellitennetze, die Fernerkundungs- und Navigationsdienste anbieten, sind ebenfalls weit von diesem Standard entfernt.

Das große Hindernis  sind die Kosten. Mehrere Faktoren beeinträchtigen die Umlaufbahn eines Satelliten. Dazu gehören der natürliche Luftwiderstand, Störungen in der Gravitation der Erde, die störende Anziehungskraft von Sonne und Mond, sowie der durch Sonneneinstrahlung verursachte Druck. Um diesen Problemen entgegenzuwirken, benötigt man eine große Menge Treibstoff auf dem Satelliten, um seine Umlaufbahn konstant zu stabilisieren. Diese Menge verdoppelt normalerweise die Masse des Satelliten.

Eine neue Studie, die von Ingenieuren der Aerospace Corporation durchgeführt und in Nature Communications veröffentlicht wurde, schlägt einen kontraintuitiven Ansatz vor, der diese abbauenden Kräfte in solche umwandelt, die tatsächlich dazu beitragen, diese Satelliten in der Umlaufbahn zu halten. Wenn es funktionieren würde, könnten nur vier Satelliten eine kontinuierliche globale Abdeckung für einen Bruchteil der Kosten bieten.

Gegenwärtig sind die Umlaufbahnen der Satelliten elliptisch, und Kräfte von Sonne und Mond erzeugen Instabilitäten, die die Konstellation mit der Zeit aufbrechen. Patrick Reed von der Cornell University und seine Kollegen wollten die Umlaufbahnen kreisförmiger machen und die Satelliten mit weniger Vortriebsmanövern und geringerem Treibstoffbedarf auskommen lassen. Damit sollen die Satelliten immer noch eine nahezu weltweite Abdeckung bieten.

Das Team führte Simulationen durch, in denen untersucht wurde, welche Arten von Umlaufbahnkonfigurationen abbauende Kräfte am besten in Kräfte umwandeln können, die tatsächlich eine stabile, kreisförmige Umlaufbahn fördern. Die Fälle, in denen beispielsweise die Gravitation der Sonne normalerweise die Konstellation zerbrechen würde, könnten die Konstellation nun zusammenbinden.
Die Simulationen wurden für Konstellationen mit vier Satelliten durchgeführt, die mindestens 6.000 Tage (16,4 Jahre im Orbit) benötigen würden.
Nach der Analyse der Simulationen mit dem Supercomputer Blue Waters an der Universität von Illinois in Urbana-Champaign fand das Team zwei Modelle, die funktionieren könnten. In einem Fall schafft die Konstellation eine Umlaufbahn innerhalb von 24 Stunden in einer Höhe von 22.000 Meilen und erreicht eine kontinuierliche Abdeckung für ungefähr 86% der Erdkugel. Das andere Modell arbeitet in 48 Stunden in einer Höhe von 42.000 Meilen und deckt 95% der Erdkugel ab. In Gebieten, in denen es zu Ausfällen kam, gab es nicht mehr als 80 Minuten Ausfallzeit pro Tag.
In diesen Systemen würden die Satelliten mit einem Gewicht von jeweils etwa 1,2 Tonnen über den gesamten Zeitraum von 6.000 Tagen etwa 60% weniger Treibmittel benötigen, als wenn sie in konventionellen Konfigurationen umkreisen würden, wodurch möglicherweise ihre Masse um mehr als die Hälfte verringert und es wäre erheblich einfacher, die Satelliten zu bauen und zu starten. Damit könnte auch mehr Platz geschaffen werden, um bessere Instrumenten- und Stromversorgungssysteme zu installieren (Satelliten in großer Höhe benötigen mehr Strom, um Signale zur Erde zurückzusenden).

Die Studie war von dem Wunsch motiviert, kleinere Länder oder Unternehmen Konstellationen betreiben zu lassen, die eine nahezu kontinuierliche Berichterstattung ermöglichen. Das Argument besagt, dass es für diese Gruppen bei geringeren Kosten einfacher sein würde, nur wenige Satelliten in einer höheren Umlaufbahn zu bauen, zu starten, zu betreiben und zu verfolgen, verglichen mit einer weitläufigen Konstellation von tausenden Satelliten in einer niedrigen Erdumlaufbahn. Die Kapital- und Betriebskosten eines LEO-Satellitensystems drei- bis fünfmal höher sind als die eines Höhensystems mit der gleichen Kapazität.
Astronomen und Weltraummüll-Experten, die sich über die negativen Auswirkungen von Projekten großer Konstellationen Sorgen machen, werden das Konzept vielleicht auch zu schätzen wissen.
Anton Dolgopolov, ein leitender Analyst des Analytik- und Ingenieurbüros Bryce Space und Technology, weist darauf hin, dass LEO-Systeme immer noch einige wichtige Vorteile bieten. Beispielsweise ist es einfacher, die Abdeckung für Gebiete in der Nähe der Pole sicher zu stellen. Und LEO-Satelliten können viel schneller desorbiert und ersetzt werden.
So könnten die neuen Modelle sind nur theoretische Möglichkeiten bleiben, so interessant sie auch sein mögen. In der realen Welt können technische und wirtschaftliche Hindernisse die Hoffnung auf eine einfache Lösung vergebens werden lassen.
Quellen:
https://www.technologyreview.com/s/615065/heres-how-just-four-satellites-could-provide-worldwide-internet/?utm_source=digg
https://arc.aiaa.org/doi/abs/10.2514/3.20047
https://www.nature.com/articles/s41467-019-13865-0
https://bluewaters.ncsa.illinois.edu/about

Beste Grüße
Gertrud
die Erklärung zu meinem Avatar:
http://de.wikipedia.org/wiki/NGC_2442
http://antwrp.gsfc.nasa.gov/apod/ap070315.html
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Offline Gertrud

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Re: Großkonstellationen
« Antwort #45 am: 03. Februar 2020, 22:12:18 »
Hallo Zusammen,

Eine Animation von Dan Oltrogge von Analytical Graphics, Inc., hochgeladen am 31.01.2020, die 57.000 geplante Satelliten zeigt, die von 2017 bis 2029 in die Erdumlaufbahn starten. Die meisten geplanten Satelliten würden zur Starlink-Internetkonstellation von SpaceX gehören. Jeder Punkt repräsentiert einen Satelliten, ist jedoch nicht maßstabsgetreu.

&feature=emb_logo

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Offline Hugo

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Re: Großkonstellationen
« Antwort #46 am: 03. Februar 2020, 23:37:30 »
Ganz doofe frage, die Satelliten haben eine Lebensdauer. Und wenn die erreicht ist, lässt man sie verglühen. Warum macht man das in diesem Video nicht, sondern lässt sie im Orbit?

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Offline Sensei

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Re: Großkonstellationen
« Antwort #47 am: 04. Februar 2020, 07:48:27 »
Weil die Konstellationen auf Dauer angelegt sind. Und durch Neustarts sichergestellt werden muss, dass diese Besetzung der Konstellationen erhalten bleibt.

Das Hoch+Runter aufgrund von Lebensdauerende von Satelliten würde eher noch zusätzlichen Trafic und zusätzliche Satelliten am Himmel bedeuten, als dass es die Anzahl verringert.

Offline Hugo

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Re: Großkonstellationen
« Antwort #48 am: 04. Februar 2020, 10:28:12 »
Das Hoch+Runter aufgrund von Lebensdauerende von Satelliten würde eher noch zusätzlichen Trafic und zusätzliche Satelliten am Himmel bedeuten, als dass es die Anzahl verringert.
Das ist korrekt.

Aber die Anzahl gleichzeitiger Satelliten im All ist niedriger als die Anzahl aller gestarteter Satelliten. 2029 werden die 1500 Satelliten, welche jetzt gestartet werden (240 Stück sind schon gestartet) bei einer Lebensdauer von 5-6 Jahren nicht mehr im All sein. Somit sollte die Zahl im Video irgendwann auch mal kleiner werden.

Es gibt 3 Haupt-Zahlen:
- Satelliten stabil im Ziel Orbit
- Satelliten im Flug steigend/sinkend/ Stabil aber nicht im Zielorbit/Defekt driftend
- Satelliten bereits verglüht

Welche Zahl wird im Video gezeigt?

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Offline Gertrud

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Re: Großkonstellationen
« Antwort #49 am: 04. Februar 2020, 15:01:24 »
Hallo Hugo,
(…………….)
Aber die Anzahl gleichzeitiger Satelliten im All ist niedriger als die Anzahl aller gestarteter Satelliten. 2029 werden die 1500 Satelliten, welche jetzt gestartet werden (240 Stück sind schon gestartet) bei einer Lebensdauer von 5-6 Jahren nicht mehr im All sein. Somit sollte die Zahl im Video irgendwann auch mal kleiner werden.
zu deiner Annahme, es gibt 2029 nur 1500 Satelliten von den Großkonstellationen im Weltall, gebe ich jetzt eine Grafik aus dem Thread Beeinträchtigung erdgebundener Astronomie dazu. Dort kann man gut ablesen, wie sich die Anzahl zusammensetzt.
(………….)
Ein Schritt zur Sicherung des astronomischen Himmels.
(…….)
Table 1: Satellite-Constellation projects comparison.

Constellation Name n.     Satellites     Altitude [km]        Bands             Serv.Start
SpaceX - Starlink (USA)   42,000       1150, 550, 340   Ku, Ka, V              2020
OneWeb (UK)                    5,260             1200                Ku                    2020
Telesat (CAN)                       512           ~1000                Ka                    2022
Amazon - Kuiper (USA)       3236        590, 630, 610        ?                      2021
Lynk (USA)                    thousands                                  ?                      2023
Facebook (USA)             thousands        500-550              ?                      2021
Roscosmos (RU)                  640               870                 ?                 2022-2026
Aerospace Sci.Corp. (CHI)    156           ~1000                 ?                      2022
Kredit: Stefano Gallozzi(1), Marco Scardia(2), Michele Maris(3)
Quelle: https://arxiv.org/pdf/2001.10952.pdf
(…..)


Es gibt 3 Haupt-Zahlen:
-  (…………..)
Welche Zahl wird im Video gezeigt?
Die  Zahl hatte ich in dem Beitrag dazu geschrieben.
Im Video werden auf der linken Seite auch Firmen mit Jahreszahl angegeben.
Eine Animation von Dan Oltrogge von Analytical Graphics, Inc., hochgeladen am 31.01.2020, die 57.000 geplante Satelliten zeigt, die von 2017 bis 2029 in die Erdumlaufbahn starten. (……….)
&feature=emb_logo
Hervorhebung von mir.

Es geht in beiden Beiträgen nicht nur im SpaceX.
Aus diesem Grund hatte ich das Video hier bei Großkonstellationen reingesetzt.

Beste Grüße
Gertrud
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