[...]Hallo Daniel,
Es kommt immer darauf an, wofür "man" die Aufklärung benutzt, oder, wie du sagst, den "Bedarf" hat.
Konkretes Beispiel: Durch Aufklärung wurden "Beweise" vor dem Weltsicherheitsrat vorgelegt, die die Produktionsanlagen von Massenvernichtungsmittel von Saddam Hussein zeigten.
Diese "aufgeklärten Beweise" sorgten dafür, dass die UN den Kriegseinsatz der "Willigen" gegen den Irak zustimmte [...]
Nur mal so am Rande, man geht mittlerweile davon aus, dass der Irak tatsächlich über die Produktionsanlagen für Massenvernichtungswaffen verfügte, diese wurden jedoch vor Kriegsbeginn `03 still und leise nach Syrien verlagert und finden heute bei den Kriegsparteien im syrischen Bürgerkrieg Verwendung.
Ich halte militärische Aufklärung nicht nur für legitim, sondern für absolut notwendig. So können sich die Entscheidungsträger bei einer Krise selber ein Bild der Lage vor Ort machen und sind nicht auf die Aussagen lokaler Behörden angewiesen. Das macht mehr als nur ein Stück weit immun gegen Beeinflussung lokaler Akteure, die logischerweise in einem Konflikt ihre eigenen Interessen verfolgen. Ein Beispiel: Ukrainekrise. Russland: "Nein, nein, wir unterstützen die Rebellen nicht." Die Ukraine behauptete natürlich das Gegenteil. Dann tauchten Aufklärungsbilder von (in den Medien ziviler) Aufklärungssatelliten auf, die schweres Gerät zeigten, das die ukrainisch-russische Grenze im Gebiet der Separatisten Richtung Frontlinie überschritten...
Ich finde es übrigens zum Kotzen, wie immer auf die USA eingedroschen wird, während man Russland legitime Sicherheitsinteressen unterstellt: nach 1991 hat nämlich die Ukraine nur deshalb "ihre" Atomwaffen zurückgegeben, weil die Russen einen Vertrag unterschrieben, der die Krim der Ukraine zuerkannte. Und auch ansonsten sind die Russen keine Waisenknaben, zwei Tschetschenienkriege, Georgien, Ukraine, Syrien, Afghanistan, Tschechoslowakei, China (wobei das eher ein Artillerieduell war...), sowohl in Vietnam als auch in Korea kamen Piloten zum Einsatz und so weiter.
Und gerade Russland war in den vergangenen Jahren das Selbstbestimmungsrecht der Völker sowie das Prinzip der Nichteinmischung in innere Angelegenheiten heilig, aber jetzt wollen sie ihren Nachbarstaaten vorschreiben für welches Bündnis sie sich (nicht) zu entscheiden haben?
@Mods: Sry, da hat sich einiges angestaut. Wenn gewünscht, werde ich meinen Beitrag gerne auf den (einigermaßen) themabezogenen Teil zusammenkürzen...