Bei Feststoff ist die Lage anders. Die leergebrannten Stufen müssen aufwendig geborgen (also aus dem Meer gefischt), die Segmente aufgearbeitet, neu befüllt, wieder zusammengesetzt und integriert werden. Der Aufwand ist weitaus größer als bei einer Flüssigrakete. Beim Space Shuttle hat sich gezeigt, das die Wiederverwendung der Booster zwar ein netter Gag ist, aber keinen Cent spart. Die wieder aufgearbeiteten Booster kosteten genau so viel wie ein neuer. Deswegen verzichtet man bei SLS auf die Bergung und Wiederverwendung.
Vermutlich sieht man das bei ATK genau so. Vor allem wenn man moderne Konstruktionen mit Segmenten aus Kohlefaser verwendet, könnte das nochmals kompliziert werden. Bei Stahlsegmenten hat man genug erfahrung, bei Kohlefaser-Boostern noch nicht.
Wenn dieser Träger wirklich kommt, bin ich mir fast sicher, das wir nicht mehr viele Starts der Antares zu sehen bekommen. Allerdings ist die Nutzlast der kleinsten Version immer noch sehr hoch. Wenn die Delta 2 nach den wenigen noch ausstehenden Starts außer Dienst geht, fehlt ein Träger für vergleichsweise geringe Nutzlasten. Weder ULS noch SpaceX noch BO planen einen Träger in diesen Nutzlastbereichen.
Ich bin immer noch der Meinung, das die Entwicklung der Antares ein Fehler war. Sinnvoller währe es gewesen, die Delta 2 weiter produzieren zu lassen. 4 Flüge im Jahr hätte OSC abwickeln können, für zwei weitere Träger pro Jahr hätten sich sicher auch noch Nutzlasten gefunden. Bei 6 Flügen im Jahr währe die Delta 2 zwar teurer geworden, aber sicher nicht teurer als die Antares, die jetzt schon an die 100 Mio kostet.
Aber die NASA wollte ja unbedingt eine Konkurrenz zu ULA. Also bezahlt die NASA OSC einen großen Teil der Entwicklung, aber OSC setzt den Träger nur für ISS-Missionen ein. Dumm gelaufen, einen Nachfolger für die Delta 2 hat man also weiterhin nicht. Man hat zwar eine ganze Reihe von Feststoffraketen, aber deren Verwendung ist reglementiert und mit der Zuverlässigkeit steht es auch nicht zum besten.