Die erste deutsche Astronautin?

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xwing2002

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Re: Die erste deutsche Astronautin?
« Antwort #50 am: 03. März 2017, 20:40:13 »
Schau' Dir mal bitte die Biografien der sechs an... was daran "Quotenfrau" sein soll weiß ich nicht. Alle haben eine beeindruckende Qualifikation. Wer sie als "Quotenfrau" niedertiteln will, der wird argumentativ baden gehen.

Frauen hatten lange enorme Hürden zu überwinden, wenn sie in Männerdomänen eingestiegen sind. Von der Automechanikerin bis zur Astrophysikerin ... und auch als (mit lieben Grüßen an GG :) ) Raumfahrerin. Diese Hürden waren nicht qualitativer, sondern gesellschaftlicher Natur.
Noch heute ist der Weg in technische Berufe für Mädchen und Frauen beschwerlicher. 2015 wollte der britische Nobelpreisträger Hunt folgende Aussage als Scherz verstanden wissen:
Zitat
"Drei Dinge passieren, wenn sie im Labor sind: Du verliebst dich in sie, sie verlieben sich in dich, und wenn du sie kritisierst, fangen sie an zu heulen"
So funny...
Da ist noch ein bißchen was zu tun bis wir gleich auf sind.
Bedenkt man, dass erst am 1. Juli 1977 das „paritätischen Ehemodell“ in Deutschland in Kraft trat, das fürderhin erlaubte:
Zitat
„Die Ehegatten regeln die Haushaltsführung in gegenseitigem Einvernehmen. […] Beide Ehegatten sind berechtigt, erwerbstätig zu sein.“
... dann zugegeben... da ist ein Weg zurückgelegt worden.

Aber wenn jemand lange Zeit größere Hürden zu überwinden hatte als andere, dann finde ich persönlich es sehr in Ordnung ein Projekt zu starten, das hilft die Lücke zu schließen.

Schau' mal in diese Statistik:
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/316064/umfrage/nationen-mit-den-meisten-astronautinnen/
Deutschland fehlt mir da.
Ich finde es würde unsere Gesellschaft und Deutschland besser wiederspiegeln, wenn wir Teil dieser Statistik werden. Ich befürworte jede Anstrengung dafür.

Natürlich wünsche ich mir, wie Du, ein viel größeres Interesse an deutscher bemannter Raumfahrt. Ich hab' 2010 bei damals noch EADS Astrium gestanden und es ging darum ob das ATV mal in etwas bemanntes gewandelt werden kann. Ich hatte Gänsehaut bei der Vorstellung... :)
Wurde dann abgewrackt... sorry für das Wort, aber so empfinde ich es.

Aber unabhängig davon... Vorbilder sind wichtig. Gesellschaftliches Umdenken ist wichtig. Inspiration ist wichtig.

Weißt Du, als ich mit Playmobil gespielt habe musste ich immer die langen Plastikhaare von den Röcke tragenden weiblichen Figürchen abbekommen, um sie auf 'ne Hosen tragende Spielfigur zu übertragen... war nervig... entsprach' mir aber besser... :)

Gestern habe ich DAS gefunden:

http://www.blick.ch/news/ausland/wuerdigung-fuer-astronautinnen-nasa-frauen-werden-zu-lego-figuren-id6304220.html   ;)

Ja, die Zeiten ändern sich. Das ist gut so. Lasst sie uns weiter ändern, bis alle alles dürfen was sie können und die gesellschaftliche Lücke geschlossen ist.
Could be fun!

Offline bluemchen

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Re: Die erste deutsche Astronautin?
« Antwort #51 am: 04. März 2017, 01:25:38 »
xwing, jetzt tut es mir leid, aber genau das scheint des Pudels Kern zu sein:

Ein teutsches Land ohne Programm ... muß wieder in die Statistik kommen... . Dafür 10 Tage ISS, noch weiß keiner wie.
Genau das ist das Gift für unsere engagierten Frauen mi dem Raumfahrt-Anspruch . Das haben sie nicht verdient.
Nein nein, hier hat - und tut sie es immer noch - unsere Politik glatt versagt im EU Gewusel. Ich muß nichts wiederholen, es tut mir einfach leid
Rainer

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Offline ZeT

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Re: Die erste deutsche Astronautin?
« Antwort #52 am: 04. März 2017, 02:29:23 »
Schau' Dir mal bitte die Biografien der sechs an... was daran "Quotenfrau" sein soll weiß ich nicht. Alle haben eine beeindruckende Qualifikation. Wer sie als "Quotenfrau" niedertiteln will, der wird argumentativ baden gehen.

Wenn du eine Frau als Tourist ins All schiesst nur weil es noch keine deutsche Frau im All gab, dann ist das eine "Quotenfrau" - egal ab sie dafür qualifiziert ist oder nicht. ;)

Als Tourist is im Endeffekt jeder qualifiziert der den körperlichen Belastungen standhalten kann. Es geht im Kern aber doch darum, das wir "echte" Astronautinnen brauchen die offiziell an einer ESA Mission teilnehmen. Da haben es andere Nationen leichter, denn wer viele Leute ins All schickt hat natürlich die Möglichkeiten beide Geschlechter ins All zu schicken. Die Kombination aus "keine Kapazitäten" und "geringerer Anteil an Frauen als Männer" führt gerade hier dazu, das eher Männer als Frauen die Chance bekommen.

Als überspitztes Beispiel könnte man anführen, das wenn Liz Mohn heute beschliesst ins All zu fliegen, sie morgen auf einer Soyus sitzt und zur ISS fliegt. In diesem Kontext muss man imho auch diese Initiative betrachten. Mit genug Geld kommt jeder ins All.

Daher bin ich kein Fan von diesen Initiativen, denn am Ende schadet das mehr den weiblichen Raumfahrerinnen als das es ihnen nützt.

Ich will keine Frau als Touristin für ein paar Tage im All sehen sondern als offizielle ESA Astronautin die eine richtige Mission im Stile von Gerst durchführt.  8)

xwing2002

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Re: Die erste deutsche Astronautin?
« Antwort #53 am: 04. März 2017, 11:39:36 »
Wenn Liz Mohn es innerhalb eines Fingerschnipsens in eine Sojus und zur ISS schafft, dann bedeutet das vorallem eins: dass das russische Weltraumprogramm in ernsten finanziellen Schwierigkeiten steckt!!!

 ;D

Bleiben wir faktisch - eine sorgfältige Auswahl, eine beeindruckende Qualifikation und 1,5 Jahre Training durch eine staatliche Raumfahrtagentur machen niemanden zur "Quotenfrau".
Anousheh Ansari war weniger qualifiziert und hat erwiesen, wozu es jemanden macht - zum Vorbild für andere an ihre Träume zu glauben. Und darum geht es.

Zitat
Ich will keine Frau als Touristin für ein paar Tage im All sehen sondern als offizielle ESA Astronautin die eine richtige Mission im Stile von Gerst durchführt.
Deine Argumentation ist also: ich WILL, dass deutsche Frauen einen Führerschein machen, aber ich will dass sie es erst tun, wenn sichergestellt ist, dass sie danach Porsche fahren... sonst brauchen wir gar nicht damit anzufangen!!!

Du siehst das Problem dieser Logik?

Apropos Logik. Wenn jemand sich vehement gegen etwas ausspricht, dann frage ich mich immer zwei Dinge:

1. Wird dieser Mensch durch das, wogegen er sich ausspricht eingeschränkt oder beschädigt?
In diesem Fall lautet die Antwort "Nein.".

2. Wird die Gesellschaft durch das wogegen er sich ausspricht eingeschränkt oder beschädigt?
In diesem Fall lautet die Antwort wieder "Nein.".

Wenn die Antwort in beiden Fragen "Nein." lautet, dann liegt der Grund für den Widerspruch nie in der Sache an sich - sondern immer in der Verletzung des persönlichen Wertesystems dessen, der sich gegen die Sache ausspricht.

Wenn Du nicht erklären kannst wo dieses Projekt Dich oder die Gesellschaft schädigt, dann solltest Du nachschauen, warum Du es für keine gute Idee hältst... und zwar in Deinem Wertesystem. ;)

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Offline Gertrud

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Re: Die erste deutsche Astronautin?
« Antwort #54 am: 04. März 2017, 14:48:01 »
Hallo Zusammen,

wenn man die Qualifikation der Frauen betrachtet, ist diese Aktion für die Männer der ESA sehr blamabel.
 
Die Denkweise von einigen Usern zu den hochqualifizierten Frauen dieser Initiative  zeigt genau die gesellschaftliche Einordnung. Die Frauen dürfen, egal wie gut sie sind, keine festzementierten Stellungen des Mannes anstreben und einnehmen.
 
An sich habe ich bei dieser Initiative von Euch erwartet,
das ihr sagen würdet, bei diesen geballten Qualifikationen sollten alle sechs Frauen, eine passende, gleichwertige Ausbildung erhalten und es sollte eine Mitfluggelegenheit mit SpaceX und Boeing, aber auch mit Russland und China ermöglicht werden.
https://www.raumfahrer.net/news/raumfahrt/02032017050601.shtml

Der Punkt ist doch, welche Tätigkeiten ist für Raumfahrer so körperlich anstrengend,
das sie für Frauen im All wegen der geringeren Muskelkraft nicht durchführbar ist.?

Wozu brauchen wir überhaupt Männer als Raumfahrer.?
 
Die Frauen sind nicht nur in diesem Beruf gleichwertig und/oder wesentlich besser.
Es gab auch viele Raumfahrer, die nur 14 Tage im All waren und "Knöpfchen" gedrückt haben. ;) ;D
Das war dann aber natürlich eine Heldentat. ;)

Bis die Frauen die Anzahl der Männer im All egalisiert haben,
dürfen sich die Männer gerne hinten an stellen.

Mit nicht nur einem  ;)
grüßt Euch Gertrud
die Erklärung zu meinem Avatar:
http://de.wikipedia.org/wiki/NGC_2442
http://antwrp.gsfc.nasa.gov/apod/ap070315.html
***
Die Gabe des Staunens lässt uns die Welt aufgeschlossener sehen und ihre Wunder würdigen. (Richard Henry Lee)

xwing2002

  • Gast
Re: Die erste deutsche Astronautin?
« Antwort #55 am: 04. März 2017, 16:11:13 »
Bis die Frauen die Anzahl der Männer im All egalisiert haben,
dürfen sich die Männer gerne hinten an stellen.

Um das mal in Zahlen darzustellen:

Zitat
Mittlerweile sind 60 Frauen ins All geflogen, von über 500 Astronauten insgesamt. Aus den USA waren es 45. Beim NASA-Nachwuchs ist mittlerweile genau die Hälfte weiblich.
http://www.br.de/radio/bayern2/politik/radiowelt/frauen-raumfahrt-astronautin-weltraum-100.html

Um das mal in lokalen Zahlen auszudrücken. Deutschland hat seit 1978 elf Männer in den Weltraum geschickt. Ende der Statistik.

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Offline Rücksturz

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Re: Die erste deutsche Astronautin?
« Antwort #56 am: 05. März 2017, 09:38:53 »
Um es mal als Mann ganz deutlich zu sagen:
Diese Aktion ist wichtig, wir brauchen mehr davon und wenn es tatsächlich gelingt eine der Kandidatinnen für (auch nur 10 Tag) auf die ISS zu schicken, dann werden auch die männlichen Vertreter, die hier so heftig dagegen wettern, bei passender Gelegenheit um ein Autogramm anstehen!

Die Aktion hat jetzt schon mehr Aufmerksamkeit für die fehlenden weiblichen deutschen und generell zu wenigen weiblichen Astronautinnen (Raumfahrerinnen  ;) ) gebracht, als alles was davor kam!

Die Auswahlkriterien gingen und gehen weit über das hinaus was für einen reinen Touristenflug gebraucht würde.
Die Lebensläufe der Damen zeigen, dass sie auch bei einer entsprechenden Auswahlrunde der ESA gute Chancen hätten.
Ich könnte mir sehr gut vorstellen, dass diese Kandidatinnen sich bei einer entsprechenden Ausschreibung der ESA auch bewerben würden.
Nur steht momentan keine Auswahlrunde der ESA an.
Es gibt genug aktive Astronaut/innen, um die anstehenden Missionen durchzuführen.
Matthias Maurer wurde zum aktiven Astronauten befördert, weil Deutschland eigentlich Anspruch auf vier Astronauten im ESA-Corps hätte, Schlegel aber wahrscheinlich (wegen des Alters) nicht mehr zu einer Mission starten wird.
Maurer wurde gewählt, weil er die letzte Auswahlrunde der ESA erfolgreich durchlaufen hat, aber es damals noch nicht ganz geschafft hat.
Er war seit dem bei der ESA angestellt und war quasi im "Stand By".
Eine Frau hatte es damals leider nicht so weit geschafft und steht deshalb heute leider nicht zur Verfügung.

Wie schon geschrieben brauchen wir wesentlich mehr Aktionen und Anstrengungen in diese Richtung.
Allerdings halte ich die Crowdfunding-Aktion für etwas blamabel und ich fürchte, dass wenn nicht kurzfristig ein finanzkräftiger Sponsor gefunden wird, das ganze sang und klanglos einschlafen wird.

Auch wenn ich nicht glaube dass Frau Merkel persönlich in dieser Sache aktiv wird, wäre es angemessen wenn Frau Ehrenfreund vom DLR hier massiv auf die politischen Entscheidungsträger einwirkt, um eine finanzielle Unterstützung zu erwirken.
Es wäre ein starkes Signal für Deutschland, wenn das DLR (ähnlich der italienischen ASI) einen zusätzlichen Startplatz für eine deutsche Astronautin einkaufen würde, zusätzlich zu den ESA-Startplätzen.
Mit diesem Signal könnte man viele Menschen und insbesondere junge Frauen für technische Berufe begeistern.
In Richtung der MINT-Berufe gibt es bereits zahlreiche auch staatlich geförderte Maßnahmen, von denen der größte Teil der Bevölkerung trotzdem nichts weiß.
Eine deutsche Astronautin im All wäre ein Signal das keinER übersehen kann.  :)

Ich wünsche jedenfalls der Aktion und den 6 Finalistinnen alles gute und Good Speed!

Viele Grüße
Rücksturz
- vergiss niemals, dass auf der anderen Seite ein Mensch sitzt
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- eingebrachte Artikel sprechen für Dich 
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Re: Die erste deutsche Astronautin?
« Antwort #57 am: 05. März 2017, 12:15:24 »
Also mir ist es egal wer zur ISS fliegt oder ob der erste, nächste oder letzte dort ein Deutscher oder ein Grönländer ist, ein Mann, eine Frau oder ein Gartenzwerg.

Jeder Cent der darin investiert wird, ist ein Cent weniger, der für die erste bemannte Landung auf dem Mars zur Verfügung steht.

Und auch dann wäre es mir egal, ob es ein Mann oder eine Frau wäre. Ein Europäer wäre schon ganz nett, aber das kriegen wir ja wohl leider nicht gebacken.

Wir schicken lieber eine Frau auf die ISS. Und dann direkt danach natürlich auch noch jemand mit dem dritten Geschlecht - wir wollen doch schließlich niemanden diskriminieren, oder?

xwing2002

  • Gast
Re: Die erste deutsche Astronautin?
« Antwort #58 am: 05. März 2017, 12:35:00 »
Die Aktion hat jetzt schon mehr Aufmerksamkeit für die fehlenden weiblichen deutschen und generell zu wenigen weiblichen Astronautinnen (Raumfahrerinnen  ;) ) gebracht, als alles was davor kam!

Das kann ich absolut bestätigen. In meinem Umfeld bin ich die einzige, die sich mit Raumfahrt beschäftigt und fast alle Kollegen oder Freunde wissen das. Ich kann sehr gut unterscheiden wann Raumfahrt das Interesse der Öffentlichkeit packt ... ich werde dann nämlich oft darauf angesprochen und kriege einen Haufen Mails mit Links. Rosetta war das vorletzte Mal, die Suche nach einer Raumfahrerin das letzte Mal.

Der Tenor, von Männern wie Frauen, war durchweg "Na, hoffentlich klappt das!" und "Zeit wird's!".
Das ist eigentlich auch die Rückmeldung, die ich erst recht in einem Raumfahrerforum erwarte.

Denn diese Unternehmung generiert eine Menge Vorteile ohne Nachteile.

Rücksturz hat das in sachlicher Perfektion zusammengefasst. Danke Dir dafür.

@Nebulon
Du möchtest mir jetzt ernsthaft erzählen, dass dieses Projekt, das ZUSÄTZLICH zum staatlichen Raumfahrtprogramm bis zum Jahr 2020 40 Millionen Euro ausgeben will die Marslandung gefährdet, die datiert wird auf irgendwann nach 2030?

Wow.

Wenn man solche Argumente, die bar jeder Logik operieren, ins Feld führen muss, dann beweist man damit vorallem eins: an dem Projekt an sich findet sich kein plausibles Gegenargument.

Dass die ISS der Hemmschuh auf dem Weg zum Mars ist wäre mir, abgesehen davon, generell neu.

Edit: (Weil es vielleicht doch nicht ignoriert, sondern angemerkt werden sollte)
Zitat
Wir schicken lieber eine Frau auf die ISS. Und dann direkt danach natürlich auch noch jemand mit dem dritten Geschlecht - wir wollen doch schließlich niemanden diskriminieren, oder?
Du begibst Dich mit dieser Bemerkung auf ein unterirdisches Niveau, das jede Bemerkung Deinerseits diskreditiert. Das ist eigentlich nicht die Ebene auf der ich in diesem Forum diskutieren möchte.
« Letzte Änderung: 05. März 2017, 14:31:00 von xwing2002 »

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Offline Sensei

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Re: Die erste deutsche Astronautin?
« Antwort #59 am: 05. März 2017, 17:06:48 »
Es bleibt aber dabei: eine Frau zu bevorzugen weil sie eine Frau ist und die Quote von weiblichen Raumfahrern zu schlecht ist macht man diese zu einer Quotefrau.

Ob man dies dann als ausgeichende Gerechtigkeit, als Vorbildfunktion oder aufgrund anderer Erwägungen trotzdem möchte ist dann wieder die nächste Ebene der Diskussion.

xwing2002

  • Gast
Re: Die erste deutsche Astronautin?
« Antwort #60 am: 05. März 2017, 19:13:37 »
Von Bevorzugung könnte man sprechen, wenn beide Geschlechter schon lange Zeit identisch behandelt würden und deswegen absolute Chancengleichheit gegeben ist.

Würdest Du das so ausdrücken?

In einem Szenarium, das diese Voaraussetzungen nicht erfüllt, würde ich nicht von "Bevorzugung" sprechen, sondern von Förderung um eine bestehende Lücke zu schließen.

Gleichstellung bedeutet - gleich. Wenn dieses Projekt gezielt "Raumfahrerinnen" suchen würde und Gleichstellung zwischen Mann und Frau gesellschaftlicher Alltag wäre... dann würde ich Deine Meinung gelten lassen.

Ansonsten übersieht sie Jahrzehnte bis Jahrhunderte von Ungleichstellung und das legitime Bemühen diese auszugleichen.

"Ouotenmännermajorität" scheint also in Deinen Augen normal - aber die erste Deutsche im Weltraum ist trotz herausragender Qualifikation eine "Quotenfrau"?

Deine Sichtweise ist irritierend.

xwing2002

  • Gast
Re: Die erste deutsche Astronautin?
« Antwort #61 am: 05. März 2017, 19:41:31 »
@Sensei

Mir ist eingefallen, wie ich das noch simpler fassen kann:

Wenn eine Gesellschaft Männer bevorzugt ist das okay.
Wenn ein Projekt Frauen bevorzugt hat man eine "Quotenfrau"?

Offline bluemchen

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Re: Die erste deutsche Astronautin?
« Antwort #62 am: 05. März 2017, 19:51:24 »
Ich meine, Rücksturz oben, hat die (Rahmen)-Situation richtig analysiert.
Wir haben eine blutleere Politik, eine mit Blutarmut gesegnete ESA und wohl auch genau so eine DLR Führungsspitze - oder, was hat man zur bemannten Raumfahrt  von Frau Ehrenfreund gehört (oder gesehen)?

Zur ESA: Hat sie denn die Finanzierung der ISS bis ´24 schon in Sack und Tüten? Ich glaube, es sind nur die finanzgebeutelten Russen, die nach dem angedachten Ausstieg als erste den Siegel drauf gemacht haben, Nasa nun auch.

Und ich hoffe im Weiteren auf das Aussetzen der Versenkung und eine gute Kooperation mit den Russen, um auch nur ansatzweise dem Raumfahrerinnen-Corps eine Chance zu geben.
Jede Privatinitiative ist willkommen, allerdings nicht im Sinne von Quote und Statistik! Das wäre zum  :'(
Grüße
Rainer

xwing2002

  • Gast
Re: Die erste deutsche Astronautin?
« Antwort #63 am: 05. März 2017, 20:13:45 »
@bluemchen

Das europäische Astronautenchor umfasst 29 aktive und ehemalige Mitglieder.
27 davon sind männlich.
Derzeit aktiv sind 14.
13 davon sind männlich.

Dieses Ungleichgewicht allein auf Qualifikation zurückzuführen ist gewagt.
Besonders, wenn man sich die Qualifikationen der Kandidatinnen anschaut, die man gefunden, weil man gezielt gesucht hat.
Dieses Ungleichgewicht hat einen gesellschaftlichen Ursprung und Hintergrund.

Und es sieht nicht danach aus, als würde es in absehbarer Zeit durch die ESA beseitigt, geschweige denn durch die DLR.

Das kann man als bedauerlich hinnehmen oder handeln.

Dieses Projekt hat sich für handeln entschieden. Ich sehe darin die bessere Option.

Es ist ein Impuls für die Raumfahrt generell, für die deutsche besonders, es generiert Aufmerksamkeit und kann Vorbildfunktion übernehmen.
Das ist kein statistischer Umstand... das ist ein Symbol für einen gesellschaftlichen Wandel.
Und was ich von "Quote" diesbezüglich halte - habe ich ja bereits ausgeführt.

Mir ist der Widerstand und die anteilige Geringschätzung in diesem Forum nicht vollständig allein dadurch erklärlich, dass es ein gekaufter Flug zur ISS ist (jeder nicht russische Flug ist das) oder dass es eine private Initiative ist ...die der ohnehin dümpelnden staatlichen europäischen Raumfahrt nun wirklich keinerlei Schaden zufügt.

Offline proton01

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Re: Die erste deutsche Astronautin?
« Antwort #64 am: 05. März 2017, 20:54:46 »
... wenn man sich die Qualifikationen der Kandidatinnen anschaut, die man gefunden, weil man gezielt gesucht hat.

Wenn eine sehr qualifizierte deutsche Astronautin zur ISS fliegt im Rahmen einer privat finanzierten Mission, wie kommt dann ihre Qualifikation zur Geltung ? Sprich, welche Experimente wird sie durchführen zu welchen die Qualifikation nötig ist ? Werden diese Experimente auch privat finanziert ? Oder beteiligen sich dann staatliche Forschungsinstitutionen ? Wenn ja mit welcher Finanzierung ?

*

Offline Sensei

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Re: Die erste deutsche Astronautin?
« Antwort #65 am: 05. März 2017, 21:11:03 »
@Xwing: versteh mich nicht falsch: ich finde diese Imitative gut und auch wenn es ein schwieriges Thema ist, finde ich schon dass es mal zeit für eine 'Quotenfrau' wäre

Aber wenn man einen besser Qualifizierten Herren nicht nimmt, einfach weil er ein Mann ist, dann bleibt das einfach auch Diskriminierung! Selbst wenn dies mit guter Absicht erfolg und auch erfolgt um vorhergehende Diskriminierung etwas entgegen zu setzen.

Ja, ich glaube der DLR dass sich schlicht viel mehr Männer gemeldet hatten. Und dass unter diesen vielen Bewerbern letztendlich die Besten eben Männlich waren (auch deswegen, weil Aufgrund der höheren Anzahl die Chance dazu viel höher war).
Aber ich finde nicht dass man dem DLR vorwerfen kann dass es kurzfristig mit dem vorgefunden Bedungen umgehen muss.

Re: Die erste deutsche Astronautin?
« Antwort #66 am: 05. März 2017, 21:57:05 »
Ich verstehe das Ganze gerade nicht. Auf welche Weise werden in Deutschland Frauen in Sachen Raumfahrt-Karriere ("Astronauten") benachteiligt?

Gibt es eine solche Benachteiligung?

Wenn ja, warum wurde darauf nicht längst spätestens in diesem Thread eingegangen?
Wenn nein (und wenn es also so ist, wie Sensei es im letzten Beitrag geschrieben hat), warum gibt es dann eine solche Quoten-Forderung? (denn nichts anderes ist das dann)

Quoten sind immer diskriminierend für die, die nicht zur Quote dazugehören mit gleicher oder höherer Qualifikation. Wenn vor Jahrzehnten Menschen ungleich behandelt wurden, dann kann das erst recht kein Grund sein, sich jetzt genauso zu verhalten nur andersherum - denn dann wäre das wieder genau das selbe nur mit vertauschten Rollen.

*

Offline Rücksturz

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Re: Die erste deutsche Astronautin?
« Antwort #67 am: 05. März 2017, 22:24:14 »
Was soll diese ganze Diskussion um eine vermeintliche "Quote"? :o

Keiner hat eine Quote gefordert, schon gar nicht bei dem Projekt um das es hier im Thread eigentlich gehen sollte.
Es geht darum eine (oder besser viele) Frau(en) zusätzlich auf die ISS zu bringen.
Um mehr Forschung zu betreiben.
Um ein Zeichen zu setzen.
Um zu zeigen, dass Frauen in MINT-Berufen erfolgreich sein können.
Um andere Frauen zu motivieren es ihnen gleich zu tun oder ihre eigenen Ziele zu verwirklichen.
Um dringend benötigte zusätzliche (weibliche) Fachkräfte zu gewinnen.
....
Man könnte die Liste sicherlich noch länger fortsetzen!

Was spricht dagegen?
Stirbt deswegen ein Mann?
Wird einem Mann der Arbeitsplatz weggenommen?
Wird einem Mann das Gucken von Raketenstarts dadurch vergällt?
Kann ein brünftiger PS-Junkie deswegen sein aufgemotztes Killergerät auf vier Monsterrädern nicht mehr aufheulen lassen?
 >:(

Hallo geht´s noch?

Man kann an der Aktion von HE Space sicherlich einiges kritisieren, aber den Untergang des männlichen Abendlandes werden sie sicherlich nicht schaffen.
Es ist fast peinlich wie hier die männliche Spezies aufheult, nur weil AUCH Frauen in den Weltraum wollen.

Bitte entschuldigt wenn ich "etwas" polemisch geworden bin, aber bitte kommt zurück zum Thema.
Viel interessanter sind doch ganz andere Fragen.
Werden sie es schaffen?
Vor allem werden sie genug Geld und einen großen Sponsor finden?
Wer hat eine Idee, wer das sein könnte?
Sollten staatliche Stellen das Projekt unterstützen? Ich finde ja!
...

Ich werde jedenfalls das Projekt mit jetzt noch größerem Interesse verfolgen und kommentieren.  8)

Viele Grüße und gute Nacht
Rücksturz
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Nemoss

  • Gast
Re: Die erste deutsche Astronautin?
« Antwort #68 am: 05. März 2017, 22:29:57 »
Zur ESA-Klasse von 2009:

8.413 Bewerbungen, davon
1.430 Frauen (17%).

6 Auserwählte  ;), davon
1 Frau (16,7%).

Die Zahlen für Deutschland:
310 Frauen, 1.523 Männer.

Quelle http://m.esa.int/Our_Activities/Human_Spaceflight/European_Astronaut_Selection/Applicants_from_all_ESA_Member_States_to_become_European_astronauts

Ich finde jeden bemannten oder befrauten Raumflug großartig, ebenso wie jede Aufmerksamkeit für den Weltraum und seine Erkundung. Ich bewundere solche Frauen wie Susan Helms (Rekord für den längsten Weltraumspaziergang), Eileen Collins (Kommandantin der STS-114 Return to Flight-Mission) oder Peggy Whitson, die gerade zum zweiten Mal die ISS kommandiert, genauso wie alle anderen Männer & Frauen, die die Erde von so weit oben sehen durften.
Allerdings finde ich es ziemlich traurig, dass man den zahllosen ESA-Mitarbeitern, die im Auswahlprozess involviert sind, unterstellt, sie würden eher auf das Geschlecht achten, als auf die Qualifikation und die Fähigkeiten der Kandidaten/Kandidatinnen.

Re: Die erste deutsche Astronautin?
« Antwort #69 am: 05. März 2017, 22:33:55 »
Hallo geht´s noch?
Das hab ich mich nach Deinem wutschäumenden Beitrag auch gefragt  :o

Ich finde jeden bemannten oder befrauten Raumflug großartig, ebenso wie jede Aufmerksamkeit für den Weltraum und seine Erkundung. Ich bewundere solche Frauen wie Susan Helms (Rekord für den längsten Weltraumspaziergang), Eileen Collins (Kommandantin der STS-114 Return to Flight-Mission) oder Peggy Whitson, die gerade zum zweiten Mal die ISS kommandiert, genauso wie alle anderen Männer & Frauen, die die Erde von so weit oben sehen durften.
Allerdings finde ich es ziemlich traurig, dass man den zahllosen ESA-Mitarbeitern, die im Auswahlprozess involviert sind, unterstellt, sie würden eher auf das Geschlecht achten, als auf die Qualifikation und die Fähigkeiten der Kandidaten/Kandidatinnen.
Volle Zustimmung.

tobi

  • Gast
Re: Die erste deutsche Astronautin?
« Antwort #70 am: 05. März 2017, 22:48:00 »
Ich finde bei der ersten deutschen Astronautin hätte man erst die Finanzierung des Raumflugs klären sollen. Wenn das Geld dann da ist, hätte man die Auswahlrunde machen können. Dadurch wären peinliches Crowdfunding nach 50.000 Euro erspart geblieben.

Abgesehen davon hätte die ESA natürlich von Anfang an festlegen können, dass man bei der letzten Auswahlrunde drei Männer und drei Frauen sucht, so wie bei der letzten NASA-Runde. Leider ist die ESA konservativer als die CSU, daher sehe ich keine Hoffnung für die nächsten Jahrzehnte. Es werden wohl auch in Zukunft in Europa vor allem Männer ins All fliegen.

xwing2002

  • Gast
Re: Die erste deutsche Astronautin?
« Antwort #71 am: 05. März 2017, 22:57:30 »
@proton01
Zitat
Wenn eine sehr qualifizierte deutsche Astronautin zur ISS fliegt im Rahmen einer privat finanzierten Mission, wie kommt dann ihre Qualifikation zur Geltung ? Sprich, welche Experimente wird sie durchführen zu welchen die Qualifikation nötig ist ? Werden diese Experimente auch privat finanziert ? Oder beteiligen sich dann staatliche Forschungsinstitutionen ? Wenn ja mit welcher Finanzierung ?

Anousheh Ansari brachte weniger Qualifikation mit als die zur Auswahl stehenden Kandidatinnen.
Sie war trotzdem an diversen ESA-Experimenten aktiv beteiligt.
http://m.esa.int/Our_Activities/Human_Spaceflight/International_Space_Station/ESA_experiments_with_spaceflight_participant_Ansari_to_ISS
Die Zeit JEDES Menschen auf der ISS ist kostbar und wird verplant. Die ESA selbst, aber auch Forschungsinstitutionen lecken sich die Finger nach dieser Zeit und füllen sie sinnvoll.
Däumchendrehen und Knöpfchendrücken gehört nicht zu den Aufgaben an Bord, JEDER hat auf der Station einen dicht gedrängten Zeitplan und sinnvolle Aufgaben.

@Podatron
Zitat
Ich verstehe das Ganze gerade nicht. Auf welche Weise werden in Deutschland Frauen in Sachen Raumfahrt-Karriere ("Astronauten") benachteiligt?
Gibt es eine solche Benachteiligung?

Sie belieben angesichts der Fakten zu scherzen?
Zahlen lügen nicht...

Zitat
Quoten sind immer diskriminierend für die, die nicht zur Quote dazugehören mit gleicher oder höherer Qualifikation. Wenn vor Jahrzehnten Menschen ungleich behandelt wurden, dann kann das erst recht kein Grund sein, sich jetzt genauso zu verhalten nur andersherum - denn dann wäre das wieder genau das selbe nur mit vertauschten Rollen.
Ich übersetze mal Deine Logik: Weil Männer sich seit Jahrzehnten oder Jahrhunderten selbst bevorzugen ist es jetzt Frauen definitiv verboten ihre Gleichstellung durch eigene Projekte zu fördern.

Interessanter Gedankenansatz.
Wie wär's, wenn wir erstmal die Defizite aufarbeiten, die durch die so langandauernde "Männerquote" entstanden sind?
Und wenn alle gleich auf sind - dann reden wir neu.

@tobi
Ich bin über dieses Crowdfunding auch nicht glücklich. Zumal Raumfahrt eben kein Breitensport ist und die Fans eher eine kleinere Truppe bilden.
Aber so ein Projekt vorab zu finanzieren ist auch kein leichter Idealweg. Es kann hilfreich sein es erst ins Leben zu rufen und die geschaffene Aufmerksamkeit als Pluspunkt zu nutzen.
Beispielsweise könnten sich Firmen eher zum Sponsorung bereiterklären, wenn diese Aufmerksamkeit bereits existiert. PR hat einen finaziellen Gegenwert und ist eine Überzeugungshilfe, wenn man sich an Institutionen und Unternehmen wendet.

Nemoss

  • Gast
Re: Die erste deutsche Astronautin?
« Antwort #72 am: 05. März 2017, 23:13:33 »
Die NASA hatte, soweit ich das verstanden habe, keine Quote für die Auswahl ihrer Kandidaten der 2013er Klasse. Siehe in diesem Artikel:

http://www.sciencealert.com/the-latest-class-of-nasa-astronauts-is-50-female

Zitat
"We never determine how many people of each gender we're going to take, but these were the most qualified people of the ones that we interviewed,"

xwing2002

  • Gast
Re: Die erste deutsche Astronautin?
« Antwort #73 am: 06. März 2017, 00:06:49 »
Interessant.

Jetzt wäre die Frage - wenn man schlicht die am meisten qualifizierten Kandidatinnen/Kandidaten nimmt... wieso kommt die NASA im aktuellen Chor auf ein 50%/50% -Verhältnis und bei der ESA steht's 13:1 ??

Ich kenne das amerikanische Bildungssystem... ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass die amerikanischen Frauen um so vieles klüger, besser ausgebildet und geeigneter sind.

Also muss es am Auswahlverfahren liegen. Oder?
Denn eine private Initiative, die gezielt gesucht hat, hatte keine Schwierigkeiten qualifizierteste Kandidatinnen aufzustöbern.

Du hast geschrieben:
Zitat
Allerdings finde ich es ziemlich traurig, dass man den zahllosen ESA-Mitarbeitern, die im Auswahlprozess involviert sind, unterstellt, sie würden eher auf das Geschlecht achten, als auf die Qualifikation und die Fähigkeiten der Kandidaten/Kandidatinnen.

Ich möchte das nicht unterstellen... aber Du musst zugeben - der Unterschied ist ungewöhnlich. Und er ist groß.

Re: Die erste deutsche Astronautin?
« Antwort #74 am: 06. März 2017, 00:12:57 »
Sie belieben angesichts der Fakten zu scherzen?
[...] Ich übersetze mal Deine Logik: Weil Männer sich seit Jahrzehnten oder Jahrhunderten selbst bevorzugen
Geht's auch mal ohne irgendwelche Unterstellungen? ::)
Einem Unternehmer, der frei von religiösen und kulturellen Zwängen ist, ist es herzlich egal, von welchem Geschlecht seine Mitarbeiter sind. Sich "selbst bevorzugen" in Sachen Geschlecht ist hier sowas von weltfremd, wer soll denn davon irgend etwas haben?