Natürlich kann man das ganze auch auf die Unternehmerpersönlichkeit fokussieren, aber dann wird das eine gesamtgesellschaftliche Frage und inwieweit wir hier über geeignetes Personal (Unternehmer) verfügen.
Ich sehe kein geeignetes Personal.
Ich sehe das anders. Personal ist in Europa definitiv und mehr als ausreichend und kompetent vorhanden.
Was hier in den USA so faszinierend ist, ist die Fähigkeit zur Selbstvermarktung. Ich weiß nicht warum, ich habe viele Ideen, aber keine echte Antwort. Ich kenne genug Kollegen und Bekannte, deren Selbsteinschätzung jegliche Realität locker hinter sich gelassen hat und sich im tiefen Raum der puren Fantasie befindet. Das hat auch Vorteile: jemand der sich als sehr fähig einschätzt, wird mehr zugetraut, sie/er erreicht auch mehr.
Ich finde SpaceX aus zwei Gründen faszinierend. Erstens der Führungsstil, der sich nicht daran richtet 'eine hohe Prämie auf unsere Kapitalkosten [zu] verdienen' (PRIMA, genau DESWEGEN bin ich Ingenieur geworden und zu dieser Firma gekommen *kotz*), sondern hat einfach wirklich visionäre Ziele (Zum Mars anstelle von 'Umsatz bis 2020 verdoppeln'). Zweitens ist das Marketing von SpaceX, maßgeblich Elon Musk. Ich weiß (und verstehe) viele die SpaceX deshalb kritisieren, aber ich sehe das so: durch seine bildstarken (die letzte IAA Präsentation hat ihm waitbutwhy unterstützt, lohnenswertes Blog) Visionen besorgen SpaceX die hoch motivierten und hochausgebildeten Mitarbeiter, die für verhältnismäßig wenig Geld viel härter als andere arbeiten. Ich kenne das andere Ende des Spektrums, hier in der City of Oil Houston, TX: man bekommt einen Arsch voll Geld für bereits mittelmäßige Leistung (nunja, vor allem vor 2015 als der Ölpreis noch stimmte....).
Die Europäer sind da zurück haltender. Die Deutschen* sowieso, die sich (wie ich glaube) manchmal erst trauen was zu tun wenn der Erfolg garantiert ist, und zu oft Bewährtes Neuem vorziehen.
*damit meine ich die durchschnittliche Einstellung im Berufsleben. Studenten und Berufsanfänger sind selbstverständlich hier
deutlich offener, aber auch hier: keiner meiner Kommilitonen im Studium war Selbstständig (oft als etwas was wir Scheinselbstständigkeit nennen würden, aber das ist immer noch mehr als ich je risikiert habe), von meinen US Kollegen dagegen jeder 5.!
Aber wir Europäer können auch so einiges. Generell sind wir erheblich diverser als unsere amerikanischen Freunde, und auch einfach deutlich billiger. Wir habe die Technologie bereits und die Leute. Wir können auch kopieren, es ist nun gezeigt dass eine Wiederverwendung der Erststufen technologisch und (extrem wahrscheinlich auch) wirtschaftlich erfolgreich ist. Wir kriegen das auch hin, fragt sich nur ob wir das vor den Chinesen schaffen. Der Markt hat sich schon geändert, der Druck ist da. Wer sagt denn das die Arianne 6 nicht parallel mit einem Arianne Next Generation Launcher (überhaupt, A wie Arianne... wie wärs mal mit dem nächsten Buchstaben?!) starten kann.
Ich wünsche mir in der Politik, vor allem in Deutschland, endlich mal wieder etwas mehr Bereitschaft zur Innovation! Hallo, Bayern zieht fast (stimmt nicht, ich weiß) einen Fusionsreaktor durch, der inzwischen erfolgreicher aussieht als der milliardenschwere ITER! Wir können das, uns steht nur eine lahmarschige Verwaltung (und simplen, risikoarmen Zielen ausgerichtete Politik) entgegen!
Ich habe daher Hoffnung. Noch ein, zwei Jahre, bis es richtig weh tut. Dann wird sich auch was bewegen, und es wird schneller gehen als viele denken. SpaceX hat den Weg aufgezeigt, die Nachfolger haben es immer einfacher, vor allem wenn die Infrastruktur und Leute bereits da sind.
Hier im Forum gibt es einige, die in europäischen Weltraumprogrammen arbeiten, ich würde gern eure Meinung hören!