Landung der Orbitersonde Rosetta auf Tschurjumow-Gerassimenko

  • 177 Antworten
  • 62446 Aufrufe
*

Offline Lumpi

  • *****
  • 2686
Re: Landung der Orbitersonde Rosetta auf Tschurjumow-Gerassimenko
« Antwort #25 am: 23. September 2016, 07:54:01 »
Ich bin bitter enttäuscht, weil hier der vielleicht spannendste Teil der Mission einfach verschenkt wird:
Daten und Fotos mit höchster Auflösung aus nächster Nähe - das ist das, was fehlen wird.

Kommt darauf an, wie du "nächste Nähe" definierst. In den letzten Tagen sind ja schon Fotos aus "großer Nähe" gemacht worden - mit der Veröffentlichung hapert es halt wieder.
Gelegentlich ein Foto im "OSIRIS Image of the Day Archive" ist halt nicht wirklich viel...
Das Bekannte ist endlich, das Unbekannte unendlich.

AeitschTi

  • Gast
Re: Landung der Orbitersonde Rosetta auf Tschurjumow-Gerassimenko
« Antwort #26 am: 23. September 2016, 08:40:26 »
Ich bin bitter enttäuscht, weil hier der vielleicht spannendste Teil der Mission einfach verschenkt wird:
Daten und Fotos mit höchster Auflösung aus nächster Nähe - das ist das, was fehlen wird.

Kommt darauf an, wie du "nächste Nähe" definierst. In den letzten Tagen sind ja schon Fotos aus "großer Nähe" gemacht worden - mit der Veröffentlichung hapert es halt wieder.
Gelegentlich ein Foto im "OSIRIS Image of the Day Archive" ist halt nicht wirklich viel...

Nun, die OSIRIS-Bilder sind ja das eine, es gibt zwar im Schnitt nur alle 2 Tage eine Aufnahme, aber man darf auch nicht die Navcam-Aufnahmen vergessen.

So wurden zuletzt 539 Aufnahmen veröffentlicht, die im Zeitraum vom 1. Juni 2016 bis 28. Juni 2016 gemacht wurden (http://imagearchives.esac.esa.int/index.php?/category/261), 520 Aufnahmen aus dem Zeitraum 29. Juni 2016 bis 26. Juli 2016 (http://imagearchives.esac.esa.int/index.php?/category/272) und 264 Aufnahmen, die im Zeitraum vom 27. Juli 2016 bis 9. August 2016 gemacht wurden (http://imagearchives.esac.esa.int/index.php?/category/273).

Hier dürften noch mindestens 2 oder 3 große Blöcke mit Navcam-Aufnahmen kommen.

Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass es nach Rosettas Ende am 30. September 2016 auch noch einige Aufnahmen von der OSIRIS-Weitwinkelkamera und OSIRIS-Telekamera geben wird. Der Pool an gemachten Aufnahmen ist riesig.

Man wird sicherlich bestrebt sein bei der ESA, dass die Öffentlichkeit diese tolle Mission nicht schnell vergisst.

Ich kann ja mal schauen, ob ich vom (deutschsprachigen!) Rosetta-Team jemanden abfangen kann nächsten Freitag und fragen, was im Anschluss an das Aufsetzen noch an Aufnahmen zu erwarten ist. :)

*

Offline -eumel-

  • Raumcon Moderator
  • *****
  • 15218
Re: Landung der Orbitersonde Rosetta auf Tschurjumow-Gerassimenko
« Antwort #27 am: 23. September 2016, 09:41:20 »
Kommt darauf an, wie du "nächste Nähe" definierst. In den letzten Tagen sind ja schon Fotos aus "großer Nähe" gemacht worden

Eben nicht aus nächster Nähe - die sind alle aus mehreren Kilometern Entfernung.
Wobei die Fotos spannender wurden, je dichter sie ran kamen.
Was fehlen wird, sind Fotos aus 10 m, 50 m, oder wenigen hundert Metern, oder gar direkt von der Oberfläche.
Und es sind ja nicht nur die Fotos - die Teams der anderen Instrumente würden sicher auch gern Messungen knapp über der Oberfläche durchführen.

Jetzt, wo sich die Möglichkeit ergibt, verschenken sie die Gelegenheit, weil es eben damals, als die Planung gemacht wurde (vor 15 Jahren oder so) nicht vorgesehen wurde.
Dienst nach Vorschrift - das ist typisch europäisch, oder gar deutsch - so sind wir eben:
Unflexibel und unfähig sich ergebende Gelegenheiten zu ergreifen - selbst wenn gar nichts mehr zu verlieren ist.

McPhönix

  • Gast
Re: Landung der Orbitersonde Rosetta auf Tschurjumow-Gerassimenko
« Antwort #28 am: 23. September 2016, 09:55:24 »
Ich seh ein bissel das Problem darin , noch eben gemachte Fotos / Daten dann auch zu übermitteln. Ok dann kommen von 100m Höhe vlt noch die ersten 10% an. Nützt aber nicht so richtig. Aber die Chance für ein definiertes Abschaltkommando sind dann weg. T-G ist selbst abgesehen von der ungünstigen Form auch so zerklüftet genug, um schon bei einer Höhe von 500m den Kontakt zu unterbrechen.
Man beachte - alle bisherigen Nah-Bilder (u.a.) sind aus etwa der Höhe gemacht worden, die der Dimension des max. Durchmessers (wenn man dazu so sagen kann) entspricht.
Ich bin da auch nicht so glücklich drüber. Die ganze Bahnberechnung um T-G hat eh schon etwas hochkünstlerisches an sich, aber zaubern können die Leutz wohl auch nicht. Schon garnicht jede Kluft o.ä. berücksichtigen.

SpaceMech

  • Gast
Re: Landung der Orbitersonde Rosetta auf Tschurjumow-Gerassimenko
« Antwort #29 am: 23. September 2016, 11:14:00 »
Das gleiche "Drama" wird sich in knapp 1 Jahr wiederholen, wenn CASSINI gezielt und ungebremst in die Saturnatmosphäre gelenkt wird und dort verglüht.

 Emily Lakdawalla twittert gerade dazu:

"Earl Maize explains that Cassini will end mission going 77000mph into Saturn's atmosphere."

"Saturn's atmosphere will force antenna off Earth point and we will lose contact. Less than 4 minutes later, Cassini will vaporize. :( :( :("

"Just imagine, Cassini fighting for every microsecond of Earth pointing, returning every last possible bit of data.........."

Exakt die gleiche Problematik - und auch hier hat sich das Projekt entschieden, ein definitives Ende zu setzen (und auch hier werden in einem Jahr die selbsternannten "Experten" die Weisheit dieses Beschlusses bezweifeln & bemeckern..)

   Gruss HHg

*

Online Schillrich

  • Raumcon Berater
  • *****
  • 19601
Re: Landung der Orbitersonde Rosetta auf Tschurjumow-Gerassimenko
« Antwort #30 am: 23. September 2016, 12:07:44 »
...
Dienst nach Vorschrift - das ist typisch europäisch, oder gar deutsch - so sind wir eben:
Unflexibel und unfähig sich ergebende Gelegenheiten zu ergreifen - selbst wenn gar nichts mehr zu verlieren ist.

Schade, dass du so über die Menschen urteilst, die in der Mission arbeiten. Erkennen und verstehen sie ihre Mission etwa nicht? Sind das nur unwillige, sture Bürokraten ohne Perspektive?

Du argumentierst mit Emotionen, quasi: Ich will, weil schön und spannend und hoffungsvoll ... Dort werden solche Entscheidungen rational und mit quantitativen Fakten getroffen.
Wünsche hat auch das Missionsteam. Die liegen als Optionen und Szenarien auf dem Tisch und werden analysiert. Sie schauen sich technische Möglichkeiten, machbare Ergebnisse, Leistungsbeschränkungen/Randbedingungen, Risiken, Wahrscheinlichkeiten, Fehlerfälle, usw. an. Offenbar kommen die Experten der Mission zu ihrer Entscheidung für das aktuelle Szenarie. Du magst das Ergebnis nicht? Ist ok. Aber das macht das Ergebnis nicht weniger valide.
\\   //    Grüße
 \\ ///    Daniel

"We are following you ... but not on twitter." (Futurama)

*

Offline Terminus

  • *****
  • 5093
Re: Landung der Orbitersonde Rosetta auf Tschurjumow-Gerassimenko
« Antwort #31 am: 23. September 2016, 12:51:42 »
Aber Philae hat zumindest gezeigt, dass es möglich ist, mehrere Stunden über der Oberfläche zu schweben.
Jetzt wäre doch die Gelegenheit, das auch mit dem Lander zu versuchen:
Ein gezielter Bremsschub vor dem Aufschlag und ein Schub in Rotationsrichtung, damit man über dem gewünschten Gebiet bleibt.

Weiß nicht, ob das so einfach ist. Wenn man mal Rosettas Echtzeit-Flugsimulation bei diesen halsbrecherischen Manövern neulich gesehen hat oder auch die Videos oben, ist schonmal klar, dass der Komet sich wesentlich schneller dreht als Rosetta auf ihrer Bahn derzeit unterwegs ist. Das heißt, Rosetta müsste kurz vor dem Aufprall schon ordentlich "Schub in Rotationsrichtung" geben, um nicht sofort von dem Kometen in den Hintern getreten zu werden. [...] Könnte Rosetta überhaupt so stark beschleunigen? Keine Ahnung, aber ich hab da meine Zweifel.

Um längere Zeit über dem Kometen zu "hovern", müsste Rosetta sich erstmal einigermaßen mit der Kometenoberfläche synchronisieren. Das heißt, sie müsste deutlich schneller fliegen und gleichzeitig so nahe an einen besonders weit herausragenden Teil des Kometen heran, dass dessen Minigravitation eine Chance hat, sie auf einem Orbit zu halten. Von da aus könnte man vielleicht weiter planen.

Rosetta müsste also quasi in einen "tschuristationären" Orbit gehen. Das würde die Umlaufzeiten erheblich verkürzen und auch die Kommunikationsfenster und die Planungshorizonte. Mal angenommen, dass es technisch ginge und auch das DSN das mitmacht: Wer von dem Team hat dazu Lust, alle paar Stunden neue Steuersequenzen auszuarbeiten und abzuschicken? Entweder man verzichtet aufs Schlafen oder man muss Rosetta dann im Dreischichtbetrieb betreuen (aber auch entsprechend viele qualifizierte Leute dafür haben...).

Ich bin ja auch nicht glücklich, dass man nicht versucht, die Annäherung mit immer riskanteren Manövern bis zum letzten Moment auszukosten (z.B. mehrmals nahe ran und wieder weg fliegen, um Daten zu übertragen, wenn "Hovern" hier nun mal nicht geht). Ein timergesteuertes Selbstabschalten der Sonde nach dem letzten Funkkontakt wäre sicher auch eine Alternative, stimmt schon.

Jedenfalls: Wenn der Wille da gewesen wäre, hätte man auch einen Weg gefunden, da bin ich sicher. Aber man hat sich nun mal anders entschieden, aus was für Gründen auch immer. Wir haben darauf eh keinen Einfluss, hier lesen keine Entscheider mit, nur die genauso machtlosen Mitforisten. Wir können das unter uns beklagen, vielleicht zweimal, auch dreimal, aber irgendwann wirkt es nur noch penetrant.

Offline rok

  • *****
  • 3236
Re: Landung der Orbitersonde Rosetta auf Tschurjumow-Gerassimenko
« Antwort #32 am: 23. September 2016, 13:17:09 »
Ich habe meinen Beitrag aus "Osiris Foto" hierher verschoben (sorry, ich kann den Originalbeitrag nicht löschen :-[ ):

Rosetta einige Stunden über der Oberfläche schweben zu lassen, funktioniert nicht, weil dafür eine genaue Lageregelung erforderlich ist, u.a. um die Antenne optimal zur Erde auszurichten. Wegen der Staubreste, die sich noch im Umfeld von 67P befinden, können die Startracker aber nicht zuverlässig arbeiten, daher werden sie abgeschaltet, um die Sonde nicht in den letzten Stunden in einen Safemode zu versetzen:


OSIRIS-Bild des Tages

Die Aufnahme (volle Auflösung: https://planetgate.mps.mpg.de/Image_of_the_Day/public/NAC_2016-09-05T19.08.36.528Z_ID30_1397549100_F22.jpg wurde am 5. September 2016 aus einer Entfernung von 5,002 km vom Zentrum des Kometenkerns mit der OSIRIS-Telekamera gemacht und am 9. September 2016 veröffentlicht.

Die Belichtungszeit dieser Aufnahme beträgt 0,080 Sekunden und der Abbildungsmaßstab 0,09 Meter pro Pixel.
Zum Zeitpunkt der Aufnahme war 67P/Tschurjumow-Gerasimenko ca. 553,55 Millionen km von der Sonne und rund 683,42 Millionen km von der Erde entfernt.



Image Credit: ESA/Rosetta/MPS for OSIRIS Team MPS/UPD/LAM/IAA/SSO/INTA/UPM/DASP/IDA

Quelle: https://planetgate.mps.mpg.de/Image_of_the_Day/public/OSIRIS_IofD_2016-09-09.html

Man hat sich also dafür entschieden, die Sonde "loszulassen" und in den letzten Stunden im freien Fall ohne den Einsatz von Korrektur-Triebwerken noch möglichst viele Daten zu erhalten.

Und man möchte die Sonde an einer der interessantesten -weil aktivsten- Stellen aufschlagen lassen und dabei möglichst viele Daten gewinnen. Auf dieses optimale Ziel ist das Ende der Mission ausgerichtet.

Robert

Re: Landung der Orbitersonde Rosetta auf Tschurjumow-Gerassimenko
« Antwort #33 am: 23. September 2016, 13:23:16 »

Was fehlen wird, sind Fotos aus 10 m, 50 m, oder wenigen hundert Metern, oder gar direkt von der Oberfläche.
Nö, weil man auf den Bilder sowieso nix erkennen wird! Denn:
Man geht allerdings davon aus das Bilder welche weniger als 15 Minuten vor dem Auftreffen gemacht werden unscharf werden. Versuchen wird man es trotzdem.

Ich habe das mal kurz ueberschlagen und das heisst, dass Bilder bis auf etwa 800 Meter ueber der Oberflaeche moeglich sein sollten. :)

Um irgendwelche kontrollierten Schübe zum "schweben" durchzuführen, benötigt man dauerhaftes Wissen über die Lage im Raum. Da geht es nicht nur um die von dir verschrieene Kontrolle der Controller, sondern dass sich die Sonde auch selbst nicht mehr kontrollieren kann!
Ist der Sternensensor nicht funktionsfähig, kann sich Rosetta nach der Lageenderung für den Bremsschub nicht Richtung Erde ausrichten und man verliert sofort das Signal und damit auch alle danach gewonnenen Daten! Warum sollte man das riskieren, wenn die Bilder unterhalb 800m eh unscharf werden?
Dazu kommt, dass das auch ein PR Desaster wäre! NAch Philae auch noch die Landung von Rosetta vergeigt... versuch das mal, einem raumfahrtuninteressierten was-das-alles-kostet-Nörgler zu erklären...

Schade finde ich allerdings auch, dass man nicht darauf spekuliert, die Landung zu überstehen und den Sender eine gewisse Zeit nach dem Aufschlag noch anzulassen und über einen Timer zu deaktivieren, falls kein aufhebendes Signal empfangen wird. Es besteht ja zumideste eine gewisse Chance, dass die Sonde so aufkommt, dass die Solarpanele nicht abbrechen... Aber auch darüber wird man sich Gedanken gemacht haben!
"Dragon 2 is designed to be able to land anywhere in the solar system. Red Dragon Mars mission is the first test flight." - Elon Musk

Offline rok

  • *****
  • 3236
Re: Landung der Orbitersonde Rosetta auf Tschurjumow-Gerassimenko
« Antwort #34 am: 23. September 2016, 17:13:55 »
Es macht auch keinen Sinn, ein hochkomprimiertes Foto aus einige km Höhe "noch schnell" vor dem Aufschlag zu übertragen. Die Qualität wird dann schlechter sein als das, was man aus etwas größerer Höhe bereits gesehen hat. Also wird man die Bandbreite in den letzten Stunden des funktionierenden Orbiters nutzen, die Daten anderer Instrumente zu messen und zu senden und nur ein paar wenige "Abschiedsfotos" zu übertragen.

Robert

Re: Landung der Orbitersonde Rosetta auf Tschurjumow-Gerassimenko
« Antwort #35 am: 23. September 2016, 17:40:21 »
Euronews Beitrag über die Landung, ganz gut gemacht:



lg Cala

Offline rok

  • *****
  • 3236
Re: Landung der Orbitersonde Rosetta auf Tschurjumow-Gerassimenko
« Antwort #36 am: 23. September 2016, 18:16:31 »
Die Flugbahn der letzten Tage der Rosetta-Mission (2:11 Min.):


SpaceMech

  • Gast
Re: Landung der Orbitersonde Rosetta auf Tschurjumow-Gerassimenko
« Antwort #37 am: 23. September 2016, 21:19:36 »
ESA/CometWatch hat ein aktuelles NavCam-Bild (18 Sep 2016) des Zielgebiets veröffentlicht:


  Bild :  ESA/Rosetta/NAVCAM – CC BY-SA IGO 3.0

Der anvisierte Aufsetzpunkt liegt etwas rechts von der Bildmitte.
Die Bildauflösung beträgt 1m/Pixel; d.h. der "Körper" des ROSETTA-Orbiters würde etwa 2x2 Pixel füllen, die Spannweite der Solar Arrays würde etwa 32 Pixeln entsprechen (wenn denn noch jemand da wäre, der eine solche Aufnahme machen könnte !)

Quelle:http://blogs.esa.int/rosetta/2016/09/23/cometwatch-18-september-a-new-view-of-rosettas-impact-site/

*

Offline -eumel-

  • Raumcon Moderator
  • *****
  • 15218
Re: Landung der Orbitersonde Rosetta auf Tschurjumow-Gerassimenko
« Antwort #38 am: 24. September 2016, 03:02:39 »
Das gleiche "Drama" wird sich in knapp 1 Jahr wiederholen, wenn CASSINI gezielt und ungebremst in die Saturnatmosphäre gelenkt wird und dort verglüht.
Exakt die gleiche Problematik

Nein, das ist völlig anders.
Beim Saturn kann man keine Oberfläche aus nächster Nähe untersuchen oder fotografieren.
Dort bremst eine dichte Atmosphäre, es gibt tödliche Strahlung und eine unerbittliche Gravitation, die keinen Schwebeflug möglich macht.
Außerdem soll dort verständlicherweise der Orbiter vernichtet werden, um auszuschließen, dass er auf einen Mond aufschlägt und diesen kontaminiert.
Eine vollkommen andere Situation.

*

Offline -eumel-

  • Raumcon Moderator
  • *****
  • 15218
Re: Landung der Orbitersonde Rosetta auf Tschurjumow-Gerassimenko
« Antwort #39 am: 24. September 2016, 03:33:12 »
Erkennen und verstehen sie ihre Mission etwa nicht? Sind das nur unwillige, sture Bürokraten ohne Perspektive?

Hoppla! Solche Fragen würde ich nicht formulieren.

Du argumentierst mit Emotionen, quasi: Ich will, weil schön und spannend und hoffungsvoll ...

Nein frei von Emotionen: Es ist eine Forschungsmission und als solche sollte sie so viele Ergebnissen wie möglich anstreben.
Wir werden nicht so bald wieder eine solche Kometen-Mission kriegen.
Jetzt sind sie dort - mit einem völlig intakten Raumfahrzeug und könnten noch mehr erforschen.
Ohne finanziellen Aufwand, ermüdenden Genehmigungen, Gutachten, Tests haben sich unverhofft zusätzliche Möglichkeiten ergeben.
Wir wissen, Forschung ist aufwendig und teuer - hier ergibt sich ein gratis Bonus.
Und das ohne Risiko - jetzt zum Missions-Ende kann überhaupt nichts mehr passieren.
Solche Chancen sind extrem selten.

Ich finde, man sollte es wenigstens versuchen.
In ein paar Jahren wird man sich visuell an diese Mission erinnern.
Dann wären ein paar Fotos gut, die zeigen: Wir waren auf dem Kometen.

Aber wenn ich es emotional formulieren soll:
Wenn sie die Mission jetzt ohne Not so plötzlich abbrechen, ohne es wenigsten zu versuchen,
wird es sein wie Sex ohne Orgasmus - den krönenden Abschluss verschenkt.

*

Offline -eumel-

  • Raumcon Moderator
  • *****
  • 15218
Re: Landung der Orbitersonde Rosetta auf Tschurjumow-Gerassimenko
« Antwort #40 am: 24. September 2016, 04:30:21 »
Um irgendwelche kontrollierten Schübe zum "schweben" durchzuführen, benötigt man dauerhaftes Wissen über die Lage im Raum.

Genau dieses Wissen haben sie fast zwei Jahre lang am Kometen erworben. :)
Ein kurzer Bremsschub vor dem Aufschlag und ein Schub in Rotationsrichtung sollten sich vorab berechnen und programmieren lassen.
Philae hat gezeigt, dass man stundenlang knapp über der Oberfläche schweben kann - ganz ohne Kontrolle oder weitere aktive Manöver.
Sie haben ein gutes Team, welches atemberaubende Flugmanöver kalkuliert, programmiert und durchgeführt hat.
Wenn ich nur an die wirklich riskanten Manöver denke, die man machte, um vielleicht nochmal Funkkontakt zu Philae zu bekommen, obwohl die Chancen sehr schlecht waren. Das waren gefährliche und wohl emotionale Entscheidungen, die zudem Missionszeit gekostet haben.
Wenn man diesem Flug-Team den Auftrag gibt: "Haltet Rosetta so lange es geht knapp über der Oberfläche" - dann würden die das hinkriegen.

Da geht es nicht nur um die von dir verschrieene Kontrolle der Controller

Ich habe keine Controller "verschrieen"!  >:(
Das würde ich niemals tun.
Ich habe große Hochachtung vor diesen Leuten, die eine hervorragende Arbeit leisten.

Ist der Sternensensor nicht funktionsfähig, kann sich Rosetta nach der Lageenderung für den Bremsschub nicht Richtung Erde ausrichten und man verliert sofort das Signal und damit auch alle danach gewonnenen Daten! Warum sollte man das riskieren, wenn die Bilder unterhalb 800m eh unscharf werden?

Klar, ohne funktionierenden Sternensensor  wird es nicht funktionieren.
Aber warum sollte der jetzt, wo der Komet nicht mehr aktiv ist, plötzlich nicht mehr funktionieren? ???
Was würden sie denn riskieren (könnten sie verlieren), wenn sie es wenigstens versuchen?

Warum sollten Bilder unter 800 m unscharf werden?
Sie haben am Boden-Modell getestet, dass OSIRIs sogar bis 15 m scharf abbilden kann.
Klar, bei dem geplanten schnellen Sturzflug wird es keine Bilder aus der Nähe geben.
Das wäre eben die verschenkte Gelegenheit.

Dazu kommt, dass das auch ein PR Desaster wäre! NAch Philae auch noch die Landung von Rosetta vergeigt... versuch das mal, einem raumfahrtuninteressierten was-das-alles-kostet-Nörgler zu erklären...
Mit ziemlicher Sicherheit nicht - im Gegenteil!
Rosetta ist ein Orbiter und wird keine Landung überstehen, war nie dafür geplant.
Das kann man sehr wohl kommunizieren und das würde sogar die Öffentlichkeit verstehen.
Hier geht es um eine kostenlose Zugabe aus reinem Forschergeist.
Das ist genau das, was die Leute sehen wollen! :D
Dorthin zu gehen, wo noch nie zuvor eine Raumsonde gewesen ist...!

Hat es etwa der Popularität von SpaceX geschadet, als Videos explodierender Raketen als Resultate der ersten Testlandungen auf der Seeplattform in alle Welt übertragen wurden? - Im Gegenteil! :D

Bei Rosetta werden keine Explosionen zu sehen sein - die Mission kann nur durch zusätzliche Resultate gewinnen.
Und das sogar ohne zusätzliche Kosten. Sie würden die aufgewendeten Mittel noch besser ausnutzen.
Kann es denn überhaupt etwas Besseres geben?  :D

Zyklotrop

  • Gast
Re: Landung der Orbitersonde Rosetta auf Tschurjumow-Gerassimenko
« Antwort #41 am: 24. September 2016, 05:10:03 »
Aber warum sollte der jetzt, wo der Komet nicht mehr aktiv ist, plötzlich nicht mehr funktionieren? ???
Das ist eine Fehlannahme. Ein Komet besitzt zwar ausserhalb der Marsbahn keinen Schweif mehr, jedoch besitzt er bis 5AE immer noch ein Koma. 67P/Tschurjumow-Gerassimenko befindet sich zur Zeit bei knapp 3,8AE, also noch hinreichend innerhalb dieser Zone. D.h. es ist sehr wohl noch Aktivität vorhanden und das Bild in roks Beitrag zeigt das auch recht eindrucksvoll (Aufnahmedatum 5. September)

*

Offline -eumel-

  • Raumcon Moderator
  • *****
  • 15218
Re: Landung der Orbitersonde Rosetta auf Tschurjumow-Gerassimenko
« Antwort #42 am: 24. September 2016, 05:19:01 »
Naja, die Koma ist aber weit vom Kometen entfernt - also dort, wo Rosetta jetzt ist.
Und dennoch funktionieren die Sternensensoren.  :D
Klasse Teile, was? 8)
 
Wenn da noch Aktivität ist, wäre genau das das Forschungsziel.
« Letzte Änderung: 24. September 2016, 10:53:58 von -eumel- »

*

Offline Lumpi

  • *****
  • 2686
Re: Landung der Orbitersonde Rosetta auf Tschurjumow-Gerassimenko
« Antwort #43 am: 24. September 2016, 08:37:19 »
ESA/CometWatch hat ein aktuelles NavCam-Bild (18 Sep 2016) des Zielgebiets veröffentlicht:


  Bild :  ESA/Rosetta/NAVCAM – CC BY-SA IGO 3.0

Der anvisierte Aufsetzpunkt liegt etwas rechts von der Bildmitte.
Die Bildauflösung beträgt 1m/Pixel; d.h. der "Körper" des ROSETTA-Orbiters würde etwa 2x2 Pixel füllen, die Spannweite der Solar Arrays würde etwa 32 Pixeln entsprechen (wenn denn noch jemand da wäre, der eine solche Aufnahme machen könnte !)

Quelle:http://blogs.esa.int/rosetta/2016/09/23/cometwatch-18-september-a-new-view-of-rosettas-impact-site/

Wenn man das Bild in seiner vollen Größe betrachtet, würde Rosetta mitsamt den Solarsegeln auf dem Bild etwa 5-6 mm groß erscheinen.
Das Bekannte ist endlich, das Unbekannte unendlich.

Zyklotrop

  • Gast
Re: Landung der Orbitersonde Rosetta auf Tschurjumow-Gerassimenko
« Antwort #44 am: 24. September 2016, 09:00:08 »
Naja, das Koma ist aber weit vom Kometen entfernt - also dort, wo Rosetta jetzt ist.
Ich bin mir ehrlich gesagt nicht so sicher, was du mir gerade sagen willst. Ein Koma schließt direkt an den Kern an und variiert in seiner Dichte, abhängig von der Entfernung zum Kern, der Zusammensetzung des Kometen und der Intensität der Sonneneinstrahlung. Rosetta befindet sich seit geraumer Zeit innerhalb des Komas, das ist nichts neues. Aber es hat schon seinen guten Grund, warum Rosetta während der aktivsten Phase mitunter auf mehrere hundert km Distanz blieb und nur für kurze Phasen in den zweistelligen Bereich runterging. Und das war auch nur möglich weil Tschuri a)vergleichsweise klein ist und b)ein moderates Perihel besitzt. Mit dem Nachlassen der Aktivitäten war bzw. ist eine größere Annäherung möglich, aber in Punkto Navigationsfähigkeit macht es immer noch einen Unterschied, ob sich eine Sonde in 500m oder 5km Entfernung zum Kern befindet - auch bei 3,8AE. Und selbst die 5km sind immer noch risikobehaftet, wie das Safemode-Ereignis im Mai belegt (Abstand zur Sonne 3AE). 
Zitat
Wenn da noch Aktivität ist, wäre genau das das Forschungsziel.
Dass Aktivität noch vorhanden ist, steht ausser Frage und ist erwiesen. Schau dir die Bilder an, les dir die Bericht der ESA durch. Ma'at wurde ja gerade deswegen als Ziel- und Ruheort ausgewählt.

*

Offline Terminus

  • *****
  • 5093
Re: Landung der Orbitersonde Rosetta auf Tschurjumow-Gerassimenko
« Antwort #45 am: 24. September 2016, 09:38:57 »
Kleiner Hinweis: "Das Koma" sagt man in der Medizin und bezeichnet dann einen Zustand der Bewusstlosigkeit. Bei einem Kometen geht es um "die Koma".

Offline proton01

  • *****
  • 1950
Re: Landung der Orbitersonde Rosetta auf Tschurjumow-Gerassimenko
« Antwort #46 am: 24. September 2016, 10:01:19 »
Naja, das Koma ist aber weit vom Kometen entfernt - also dort, wo Rosetta jetzt ist.
Und dennoch funktionieren die Sternensensoren.  :D
Klasse Teile, was? 8)
 
Wenn da noch Aktivität ist, wäre genau das das Forschungsziel.
Um "das Koma" zu besichtigen reicht derzeit ein Besuch auf dem Münchner Oktoberfest.
OT off

*

Offline Sensei

  • Raumcon Moderator
  • *****
  • 6540
Re: Landung der Orbitersonde Rosetta auf Tschurjumow-Gerassimenko
« Antwort #47 am: 24. September 2016, 10:24:45 »
Ich glaube auch nicht dass ein langsames schweben, senden, aufsetzen klappen würde.
Da müsste man wohl erst Mal von vlt 100m Abstand erst wieder auf eine größere Höhe aufsteigen und die Daten übermitteln.
Aber es wird schon Gründe geben warum sie das nicht machen...

SpaceMech

  • Gast
Re: Landung der Orbitersonde Rosetta auf Tschurjumow-Gerassimenko
« Antwort #48 am: 24. September 2016, 16:11:07 »
ROSETTA hat heute seine exzentrisch angelegten Bahnen mit den nahen Vorbeiflügen an 67 P verlassen und eine  neue 16 x 23 km Transferbahn eingenommen, die gegenüber der Ebene des Terminators gekippt ist (gut zu sehen in den Animationen bei http://blogs.esa.int/rosetta/2016/09/22/rosettas-final-orbits-animation/).
Am Montag folgt dann das vorletzte  Manöver, dass die Bahnebene noch einmal kippt.
Am Donnerstag Abend dann das Bremsmanöver mit dem Übergang zum freien Fall.
Die Timeline für die letzten wissenschaftlichen Beobachtungen der kommenden Woche ist immer noch nicht veröffentlicht worden:
" The Science Operations Team are expected to deliver the final set of instrument commands for the mission to ESOC on 23 September" - das war gestern ...

Re: Landung der Orbitersonde Rosetta auf Tschurjumow-Gerassimenko
« Antwort #49 am: 26. September 2016, 17:52:49 »
Wenn ich das einigermaßen richtig abschätze, dann wird Rosetta von 23km Höhe mit ca. 1 m/sec auf T-G abstürzen.
In dieser Zeit wird sich der Komet ca. 1 mal um sich selbst drehen. Während der letzten Wochen kam Rosetta schon auf etwa 4km an den Komet ran. Von 4 bis 1km Höhe wird es knapp 1 Stunde dauern. bei 1 Foto alle 5 Sekunden wird es dann einige Hundert Fotos aus noch nicht gesehener Nähe geben. Da werden wohl einige Regionen mit etwa einem Pixel pro cm dargestellt werden können.
Seit Apollo und Star Trek Classic Astronomie, Raumfahrt und SciFi-Fan.

TWR genügt als Anrede