Strukturen auf der Oberfläche von 67P/Tschurjumow-Gerasimenko

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Hallo Freunde.
Vor einigen Tage entdeckte ich dieses Foto bei der ESA. Es zeigt einen Bereich der Oberfläche vom Kometen  67P/Tschurjumow-Gerasimenko, der eine sehr interessante Schicht-Struktur aufweist. Ich habe den Bereich aus dem Originalfoto vergrössert. Es würde mich sehr interessieren, wie diese "Stufungen/Schichtungen" entstanden sind. Hat jemand eine Idee? Wie so etwas auf der Erde oder dem Mars entsteht, weiß ich. Doch auf einem Kometen? Bin da überfragt. Gruss, Charley Ke.
Foto Co/Esa


Re: Strukturen auf der Oberfläche von 67P/Tschurjumow-Gerasimenko
« Antwort #1 am: 18. Februar 2015, 12:56:56 »
Wie wäre es damit:
DerKomet sammelt den Staub aus dem eigenem Schweif wieder auf. Aus der Anzahl der Schichten kann man 
die Sonnenannäherungen ableiten.

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Online Schillrich

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Re: Strukturen auf der Oberfläche von 67P/Tschurjumow-Gerasimenko
« Antwort #2 am: 18. Februar 2015, 14:08:13 »
Wie entstehen solche "Falten" in irdischem Gestein? Kommt das durch Erosion oder durch Bewegungen/Kräfte im Boden?

Falls letzteres der Fall ist, könnte das hier auf Kräfte im Körper  bzw. Bewegungen der einzelnen Teile zueinander hindeuten.


"Staub wiederaufsammeln", kann ich mir nicht vorstellen. Netto werden Kometen ja leichter und verlieren Masse. Der Schweif eines Kometen macht ja deutlich, dass das Material davon geweht wird. Selbst wenn da etwas zurücksinken sollte, kann das den Erosionseffekt in Summe nicht aufwiegen.
Das müsste ja ein zyklischer Prozess sein. In der warmen Phase seines Orbits verliert der Komet Materie, die dann in der kalten Phase noch vor Ort sein muss und wieder auf ihm landet, usw. ... Die Gravitation eines Kometen ist gering, bzw. seine Einflusssphäre ist klein. Da kommt "flüchtendes Material" schnell raus und verschwindet in der "Unendlichkeit", wo dann andere Effekte die dynamische Oberhand gewinnen, u.a. der Sonnenwind.
\\   //    Grüße
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Re: Strukturen auf der Oberfläche von 67P/Tschurjumow-Gerasimenko
« Antwort #3 am: 18. Februar 2015, 15:25:22 »
Krassus, der Witz war gut. Aber wieder Ernst. Auf der Erde entstehen solche Schichtungen durch Sedimentation, sprich übereinanderlagern von Material. Sind verschiedene Dichten, bzw Härten mit vom Spiel, erodieren sie später auch unterschiedlich. Das kann durch Wasser, aber auch durch Wind geschehen. Die härteren Schichten bleiben logischerweise länger erhalten. Das sehen wir im Moment auf dem Mars sehr gut. Winderosion. (Fotos von Curiosity) Auf der Erde kann ich als Beispiel den Grand Canyon nennen. Hier hat Wasser die Erosion bewirkt. Doch wer machts auf dem Kometen? Eine Möglichkeit wäre, wenn unterschiedliche Materialhärten bestehen, könnte durch Ausgasung in Sonnennähe wohl so etwas entstehen. Sicher bin ich mir da aber nicht. Ich kenne mich nur auf der Erde, bzw Mars aus. Dort ist es nachvollziehbar. Es kommt dabei aber auch zum Tragen, diese Dinge sind noch sehr neu. Da hat die Forschung noch Arbeit zu leisten. Doch als Denkanstoß ist das schon mal ein Anfang.

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Offline akku

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Re: Strukturen auf der Oberfläche von 67P/Tschurjumow-Gerasimenko
« Antwort #4 am: 18. Februar 2015, 15:27:52 »
zusammenbrechende ausgegaste hohlräume

Re: Strukturen auf der Oberfläche von 67P/Tschurjumow-Gerasimenko
« Antwort #5 am: 18. Februar 2015, 15:35:17 »
Möglich. Eine Augasung, bedingt ein späteres absenken. Neue Ausgasung, neues Absenken. Hmmm. Ich meine aber nicht die runden Einbrüche, sondern oben die langen Schichtungen. Das sieht mir nicht nach Einbrüchen aus. Grübel

Re: Strukturen auf der Oberfläche von 67P/Tschurjumow-Gerasimenko
« Antwort #6 am: 18. Februar 2015, 15:43:11 »
Hier ist noch einmal eine Gegenüberstellung. Komet/Mars.


Foto Co/ ESA/NASA/JPL/MSSS

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Offline Ensi

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Re: Strukturen auf der Oberfläche von 67P/Tschurjumow-Gerasimenko
« Antwort #7 am: 19. Februar 2015, 00:02:38 »
Wie schon erwähnt wurde, würde man bei solch einer Bänderung auf der Erde ein Sedimentgestein erwarten. Vielleicht entstand sie auf 67P schon bei der Bildung des Kometen durch Akkretion von Staub....

mfg Ensi

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Offline roger50

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Re: Strukturen auf der Oberfläche von 67P/Tschurjumow-Gerasimenko
« Antwort #8 am: 19. Februar 2015, 00:36:45 »
N'abend,

ich glaube, die sichtbare Schichtung führt zur Frage: wie sind die Kometen entstanden?

Gestehe, bin da Dummi. Sind Kometen Bruchstücke aus dem frühen Bildungsprozess von Sternen/Planeten? Oder Zusammenballungen aus interstellarem Staub/Material?

Die Schichtung würde sich wohl nur durch direkte Untersuchungen 'vor Ort' klären lassen. Oder?

Gruß
roger50

Re: Strukturen auf der Oberfläche von 67P/Tschurjumow-Gerasimenko
« Antwort #9 am: 19. Februar 2015, 21:36:34 »
Wie wäre es damit:
DerKomet sammelt den Staub aus dem eigenem Schweif wieder auf. Aus der Anzahl der Schichten kann man 
die Sonnenannäherungen ableiten.
Sedimentgestein auf Kometen, ihr habt sehr wahrscheinlich recht!

Habe schon eine Menge solcher Sedimentschichten im Studium, auf meiner irdischen Arbeit und beim Fossiliensammeln gesehen. Zyklische Ablagerungen von Feinmaterial, der Wechsel von viel und wenig Ablagerung wird durch sich veränderte "Umelt"- Kometenbedingungen verursacht.

Windablagerungen nennt man z. B. äolisch und es gibt noch Ablagerung durch Meteoriten und Mikrometeoriten, aber wären die so Zyklisch, z.B. bei Aufsammeln von Material in der Oort-Wolke?
Gibt es stärkeren Wind auf der Kometenoberfläche, meine paralell zur Oberfläche?

Arten von Sedimentgesteinen nach Ablagerungsart:
http://de.wikipedia.org/wiki/Sedimente_und_Sedimentgesteine#Nach_Ablagerung

He,He, haben wir hier etwa eine neue Art der Sedimentation gefunden?  ;)

Zudem scheinen einige Schichten stärker zu erodieren, entweder wegen verdampfendem Anteil oder stärkerem Ausrieseln von Feinanteilen bei Absenken des Vordergrundes.
Absenkung calderenartiger Bereiche durch unterirdisches Sublimieren mit Ausgasung durch Spalten

Auch mit den Kometenumläufen liegt krassus kraftlatz gut, denke ich. Die Umweltbedingungen ändern sich dort (genau wie auf der Erde) durch die Sonnenentfernung, starke und schwache Ausgasung bedingt starke und schwache Koma bedingt unterschiedliche Erd...., nee Sedimentschichten durch wiedereinfang von Partikeln.

Erst dünne Schichten, wenig Aktivität, dann dicke schichten, viel Aktivität. Jahreszeiten von elliptischen Umlaufbahnen meist Frühling Sommer Herbst und Winter.

Fühling: Aktivität steigert sich: Mittlere Ablagerungsrate
Sommer: Starke Aktivität: Starke Ablagerungsrate
Herbst Aktivität geht zurück: Mittlere Ablagerungsrate
Winter: Geringe bis fehlende Aktivität: Geringere Ablagerungsrate.

Also sind ein Zyklus mindestens 2-4 Schichten, auf dem Bild zähle ich ca. 40-50! Schichten,hell und dunkel (erodiert) je eine Schicht, das würde bedeuten, das hier aufgeschlossene Sedimentpaket mindestens 10- 25 Umläufe repräsentiert, unter dem Dreck im vordergrund gehen die Schichten bestimmt weiter.

Also dort würde sich 'ne Fette Kernbohrung sicher wissenschaftlich lohnen!

Willkommen in der kometaren Petrographie und Lithographie! ;D

Grüße und Glück Auf!
SiO2
Alles ist Eins und Eins ist Alles - Wir sind Quarks - Atome - Sternenstaub - Meteoriten - Sterne - die Erde - Leben - System - Sonnen - Galaxien - Cluster - Universum - Alles, Es und Wir erschafft sich selber. Gemeinsam. Und dürfen es dann in aller Pracht bewundern - zum Genießen bleibt keine Zeit..

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Offline Ensi

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Re: Strukturen auf der Oberfläche von 67P/Tschurjumow-Gerasimenko
« Antwort #10 am: 20. Februar 2015, 00:03:42 »
Bliebe noch die Frage, sofern es sich wirklich um Sediment"gestein" handeln sollte, wann das Material akkumuliert wurde. Bisher haben wir:

1. Herabrieseln aus Auswurfsmaterial in Sonnennähe -> fehlende Akkumulation in Sonnenferne
2. Akkumulation von Schichten bei der Enstehung aus einer "Gas- bzw Dreckwolke" in der frühen Akkretionsscheibe  der Sonne.

Wäre fanatstisch darauf eine Antwort zu bekommen.

Zitat
Willkommen in der kometaren Petrographie und Lithographie! ;D

und die Stratigraphie nicht zu vergessen  ;D

mfg Ensi

Offline rok

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Re: Strukturen auf der Oberfläche von 67P/Tschurjumow-Gerasimenko
« Antwort #11 am: 20. Februar 2015, 09:48:39 »
Dass es sich um Sedimentation (gravitativ bedingte Ablagerungen) handelt steht außer Frage.

Die Frage ist, wann sich diese gebildet haben. Sicher hatte der Komet während der Entstehung eine völlig andere Umlaufbahn, so dass die "Jahreszeiten" (hier bedingt durch die unterschiedlichen Entfernungen zur Sonne) evtl. Jahrmillionen dauerten. Dadurch lassen sich auch in einer Umgebung mit wenig Materie erhebliche Schichtmächtigkeiten aufbauen.

Das würde aber bedeuten, wir schauen hier direkt auf die ältesten unveränderten Sedimente des Sonnensystems also auf Milliarden Jahre alte aber frische Ablagerungen.

Andererseits kann der Komet auch bei seinen jetzigen Umläufen ausreichend Material aus den aktuellen Gas- und Staubemissionen wieder einfangen und ablagern. Die Materieablagerungen finden selbstverständlich nur auf "festem Boden" statt, vergleichbar mit der Sedimentation auf den stabilen Erdplatten, die auch teilweise über viele Millionen Jahre relativ ungestört stattfinden kann.

Der beobachtbare Materieverlust des Kometen spricht nicht dagegen, da diese Ablagerungen nur an wenigen Stellen stattfinden und der vermutlich größere Teil des ausgestoßenen Materials in den Kometenschweifen "abdampft".  ;)

Danke, Siliziumdioxid, für deine ausführliche Darstellung und schön, dass sich hier jetzt wieder einige Geo´s rumtreiben.

Robert

Re: Strukturen auf der Oberfläche von 67P/Tschurjumow-Gerasimenko
« Antwort #12 am: 21. Februar 2015, 00:22:58 »
hallo wieder,

Habt ihr mal ein Gesamtbild davon?
Könnte helfen, Sedimentationsbereiche von Abtragsbereichen zu trennen?
Wo liegen die Schichten genau auf der E n te?

Also auf der Erde gibt es vergleichbar? in Kalkstein -Karst- und -Dolinen-. Hier Dolinenfüllungen sind oft "well" http://www.dict.cc/englisch-deutsch/well.html geschichtet, wenn sie durchbohrt oder durch Rutsch angeschnitten werden, Abtragsbereiche sind kahl mit Felsstotzen und Sedimentationsbereiche flach/gleichmäßig von den Rändern her gefülllt und meist gut geschichtet und vergleichsweise sehr glatt. Auf dem Berg wenig Ablagerung, im Tal viel.

@rok: Ich Tippe auf neue, "rezente" Ablagerungen, die draußen von der Oort wären doch  saudick, bei wohlgemerkt extrem ellptischem Orbit, lange Umlaufzeit, welches mich mit dem wichtigem Maßstab beschäftigen lässt -

wie groß ist ein Meter in dem Bild?

Und Ja, Die Stratigraphie !
Dank und Grüße, SiO2
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Offline Vierer

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Re: Strukturen auf der Oberfläche von 67P/Tschurjumow-Gerasimenko
« Antwort #13 am: 21. Februar 2015, 11:02:08 »
Hallo Siliziumdioxid, alle Antworten findest du hier.
Komet 67P/Tschurjumow-Gerasimenko « Antwort #706 am: 16. Februar 2015, 17:05:48 »
Einen Link bekomme ich mit dem Tablett leider nicht hin
Vierer

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Offline Gertrud

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Re: Strukturen auf der Oberfläche von 67P/Tschurjumow-Gerasimenko
« Antwort #14 am: 21. Februar 2015, 11:13:57 »
Hallo @ Siliziumdioxid,
das Gelände liegt im Imhotep- Gebiet mit dem Felsbrocken Cheops sehr leicht auszumachen.
Dieses Original- Bildmosaik aus vier Bildern des Kometen 67P / Churyumov-Gerasimenko wurde um 14:15 Uhr GMT bei dem nahen Vorbeiflug am 14.02.2015 aus einer Entfernung von 8,9 km von der Oberfläche aufgenommen. Der Abbildungsmaßstab beträgt 0,76 m / Pixel und die Mosaik hat den Maßstab von 1,35 × 1,37 km.
Größten Annäherung von ca. 6 km von der Kometenoberfläche erfolgte um 12:41 GMT.

Copyright ESA / Rosetta / NavCam - CC BY-SA 3.0 IGO
http://www.esa.int/spaceinimages/Images/2015/02/14_February_close_flyby_14_15_GMT
http://blogs.esa.int/rosetta/2015/02/16/cometwatch-14-february-flyby-special/

Auf den Bildern aus unserer Galerie vom Komet 67P/Tschurjumow-Gerasimenko [/url] findest Du die Imhotep Region.




Mit den besten Grüßen
Gertrud
die Erklärung zu meinem Avatar:
http://de.wikipedia.org/wiki/NGC_2442
http://antwrp.gsfc.nasa.gov/apod/ap070315.html
***
Die Gabe des Staunens lässt uns die Welt aufgeschlossener sehen und ihre Wunder würdigen. (Richard Henry Lee)

Re: Strukturen auf der Oberfläche von 67P/Tschurjumow-Gerasimenko
« Antwort #15 am: 21. Februar 2015, 12:33:22 »
Moin. Na wie ich lese, hab ich da wohl etwas sehr interessantes aufgegriffen. Danke an SiO² für Deine Ausführung. Soso.. Fossilien, da haben wir doch die gleiche Ebene, Lach. Als ich dieses Foto bei der ESA gesehen habe, musste ich gleich an das Stevens Klingt in DK denken. Habe dort selber Proben genommen, speziell von der KT- Grenze. Die stehen nun in meiner Sammlung hier. Hier auf dem Kometen sind ja auch farbliche Unterschiede zu erkennen. Gar nicht so einfach, sich vorzustellen, wie das dort wohl entstanden ist. Wie Du schon sagst, kann in der Entstehungsphase gewesen sein, dann sind es wohl die ältesten "Sedimente". Würde von da auch sehr gerne einen Bohrkern haben wollen. Schaun mer mal, wie sich die Diskussion hier entwickelt. Mit kollegialen Grüssen, Charley.

Offline rok

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Re: Strukturen auf der Oberfläche von 67P/Tschurjumow-Gerasimenko
« Antwort #16 am: 21. Februar 2015, 20:07:31 »
Moin Charley,

ich denke, das ist eines der interessantesten Bilder, die ich von dort gesehen habe. So wie dieses Plateau dort herausragt (s. Gertrud von heute) sieht es mir nicht nach einer rezenten (für nicht Geos: kürzlichen oder noch aktuellen) Entstehung aus.

Es gibt noch mehrere Stellen, die sedimentativ aussehen, bspw. der helle Block oben links. Würde man dort den Staub wegblasen, kämen auch dort Schichtungen zum Vorschein, wenn auch eher senkrecht stehend. Aber was heißt schon senkrecht bei einem derartigen zusammengeklumpten Körper.

Rechts davon sieht man übrigens die Spuren einer Lawine.

Ich finde es total faszinierend, dass sich Strukturen, die man von der Erde kennt, nicht nur auf Monden, sondern sogar auf Kometen zeigen.

Und ich frage mich, wie klein ein Körper sein muss, um keinerlei Ähnlichkeiten mit geologischen Strukturen, wie wir sie kennen, haben kann.

Robert

Re: Strukturen auf der Oberfläche von 67P/Tschurjumow-Gerasimenko
« Antwort #17 am: 21. Februar 2015, 22:10:04 »
Hallo wieder,

@Gertrud, erstmal danke für die Bilder ind Infos. 0,76 m Pro Pixel!
Also ich bin baff, wenn man sich die Bilder mit den Sedimentschichten so unbedarft anschaut denkt man an ne Art Sandgrube oder so, aber nur die Wand von der wir reden ist ca. 60 - 80 m hoch :o, dass ist ein ausgewachsener Tafelberg! unter den schwarzen, überhängenden Schichten könnte man bequem herumspazieren. Da gibt es dann bestimmt auch begehbare Höhlen, juchtz, in Höhlen auf Kometen rumkrauchen,  ;D tolle Vorstellung!

Scheint ehemals Füllung einer rundlichen Struktur gewesen zu sein.

@rock, also bei 0,76 m pro Pixel sind die Schichten ja ca. 1,5-7 Meter dick! Das mit dem "rezent" von mir muss ich wahrscheinlich revidieren, obwohl das ja ein zeitlich dehnbahrer Begriff ist.

Falls die Schichten rezent wären, ginge so eine hohe Ablagerungsrate nur bei starker Sonnenannäherung (stark elliptische Umlaufbahn) mit entsprechender Ausgasung und Wiedereinfang. Angenagt ist er ja schon der Brocken.

Kann man abschätzen, wieviel Material bei Aktivität wieder eingefangen wird, heute sicherlich wenig, oder, und früher?

Gegen rezente Schichten spricht, dass die 60-m Wand überhaupt so stehenbleibt. Anfangs sind Sedimente immer sehr locker, wie eine Schicht Staub oder Sand fliest das Zeug bei geologischer Aktivität weg wie bei der Lawine nebenan. Es sind auf dem Bild also 2 Phasen der Sedimentbildung zu sehen, offensichtlich rezente Ablagerungen in der hellen Ebene um die Staublavine, und viel ältere "verbackene" Sedimente im Tafelberg.

Da hier aber wahrscheinlich eine Senke, Mulde, Doline oder änliches gefüllt wurde, muss der Urkörper selbst ja an der Stelle vor den Ablagerungen bereits verkratert oder erodiert, also alt, gewesen sein. 

Wie oft ist denn unsere Ente schon um die Sonne gezwirbelt?

@Charly, Grüße zurück!
ja, die KT-Grenze, so eine Probe würde auch gut in meine Sammlung passen, Hab allerdings mehr Kristalle, Saurierknochen, Ammoniten, Meteoriten usw.

Grüße und Glück Auf!
SiO²

PS.: Hoffentlich steckt Philae nicht in so einer rezenten Sedimentationsspalte, wo gerade die nach oben zur Sonne liegenden Kollektoren eine ideale Basis für Sedimentation liefern  :-[- betet für Staublawinen auf Philae!
Alles ist Eins und Eins ist Alles - Wir sind Quarks - Atome - Sternenstaub - Meteoriten - Sterne - die Erde - Leben - System - Sonnen - Galaxien - Cluster - Universum - Alles, Es und Wir erschafft sich selber. Gemeinsam. Und dürfen es dann in aller Pracht bewundern - zum Genießen bleibt keine Zeit..

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Offline -eumel-

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Re: Strukturen auf der Oberfläche von 67P/Tschurjumow-Gerasimenko
« Antwort #18 am: 22. Februar 2015, 01:02:36 »
Wie oft ist denn unsere Ente schon um die Sonne gezwirbelt?

Wir sollten die Frage präzisieren: Wir oft war der Komet schon in relativer Sonnennähe?

Die früheren Umläufe in großer Entfernung zur Sonne sind nicht so relevant, weil sie wohl keine Aktivitäten auf dem Kometen ausgelöst haben.

Die Antwort ist 8.
Wir beobachten gerade die neunte Annäherung an die Sonne bis zu einer Distanz von 1,3 AE. (1 AE = Entfernung Erde-Sonne)

Tschurjumow Gerasimenko war ein langperiodischer Komet, der zunächst der Sonne nicht so nahe kam.
Dafür aber von der Gravitation des Jupiters eingefangen wurde, die seine Bahn mehrmals veränderte und ihn dabei dichter an die Sonne brachte.
Bis 1840 betrug das Perihel (die dichteste Annäherung an die Sonne) noch 4 AE.
Danach zog Jupiter den Kometen bis auf 3 AE heran.
Die letzte Veränderung der Kometenbahn erfolgte offenbar 1959 und führte ihn im Perihel bis auf 1,3 AE zur Sonne.
Somit ist er jetzt ein kurzperiodischer Komet mit einer Umlaufbahn von 6,44 Jahren.
Perihel: 1,2432 AE
Aphel:  5,6824 AE

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Offline Terminus

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Re: Strukturen auf der Oberfläche von 67P/Tschurjumow-Gerasimenko
« Antwort #19 am: 22. Februar 2015, 10:55:11 »
Bis 1840 betrug das Perihel (die dichteste Annäherung an die Sonne) noch 4 AE.
Danach zog Jupiter den Kometen bis auf 3 AE heran.
Die letzte Veränderung der Kometenbahn erfolgte offenbar 1959 und führte ihn im Perihel bis auf 1,3 AE zur Sonne.

Ich finde es ja immer noch bewundernswert, dass es überhaupt möglich ist, solche Aussagen machen zu können  :D . Denn wirklich beobachten kann man ja nur den Status Quo - also den Zustand, wie er heute ist. Anders als in der Paläontologie gibt es von den früheren Umläufen keinerlei Spuren mehr, die man ausgraben und interpretieren könnte. Alles, was man hat, ist der Status Quo, also ein möglichst genaues und vollständiges Modell des Sonnensystems und seiner nächsten Umgebung zum jetzigen Zeitpunkt mit der Stellung des Kometen 67P und aller gravitations-relevanten Körper, also der Sonne und der Planeten (und vielleicht noch x weitere Körper, die irgendwann mal kurz einen messbaren Einfluss gehabt haben könnten) sowie wohl einige weitere bahnrelevante Parameter, die wohl auch mit der Zeit mehr oder weniger schwanken dürften.

Und das lässt man dann "einfach" rückwärts laufen. Da es nur ein Modell ist, dürfte es mit wachsendem Zeitabstand immer ungenauer werden. Gut, man kann es natürlich an tatsächlichen alten Beobachtungen des Körpers quasi "eichen" - das entspricht dann wohl ein wenig den Spuren aus der Paläontologie. Trotzdem finde ich es wie gesagt bewundernswert, dass man sich damit traut, über einen so kleinen, erst seit 1969 beobachteten Körper so sichere Aussagen zu machen wie "um 1840 hier", "1959 dort"  und "ist erst 8mal relativ nahe in Sonnennähe gewesen". Toll. :)

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Offline HausD

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Re: Strukturen auf der Oberfläche von 67P/Tschurjumow-Gerasimenko
« Antwort #20 am: 22. Februar 2015, 11:16:36 »
Ich finde es ja immer noch bewundernswert, dass es überhaupt möglich ist, solche Aussagen machen zu können ... "um 1840 hier", "1959 dort"  und "ist erst 8mal relativ nahe in Sonnennähe gewesen". Toll.
... und er konnte es damals schon berechnen!  ... im Haupt-Geld-Verdien-Beruf Astrologe!


Hut ab, HausD

Re: Strukturen auf der Oberfläche von 67P/Tschurjumow-Gerasimenko
« Antwort #21 am: 22. Februar 2015, 11:32:48 »
Moin. ich hatte mir bezüglich der "Sedimente" auf dem Kometen einmal so Gedankenspiele gemacht. Es mag unsinnig klingen, doch es wäre möglich. Was ist, wenn an dieser Stelle in Sonnennähe eine Ausgasung mit grösserem Materialverlust stattfand? Das umliegende Material härter und fester war? Ergebnis, es lagert sich nichts nach "oben" an, sondern senkt sich in dem Bereich nach unten ab. An den festeren Stellen bilden sich dann eine Art treppenförmige Bereiche. In Sandkuhlen kann man diesen Effekt auch sehen. Vielleicht sollte man auch das einmal in Erwägung ziehen. Denke ich da wohl zu Utopisch? Allen einen schönen Sonntag.

SpaceMech

  • Gast
Re: Strukturen auf der Oberfläche von 67P/Tschurjumow-Gerasimenko
« Antwort #22 am: 22. Februar 2015, 16:18:57 »
Liebe "Geo-Freaks" ,

ich will Eurer Begeisterung, auf den Bildern von 67P Formationen zu erkennen, die Euch an solche auf der Erde erinnern, ja nicht zu nahe treten - aber es handelt sich mit Sicherheit NICHT um die Ergebnisse vergleichbarer ("geo"logischer) Prozesse, dazu sind die Bedingungen zu wenig ähnlich.
Ich zitiere mal einen Kommentar zum ESA-Blogbeitrag zum close flyby (http://blogs.esa.int/rosetta/2015/02/16/cometwatch-14-february-flyby-special/) von harvey (Übersetzung von mir) :

"Ich bin der Meinung, dass man,wenn man die Aufnahmen von 67 P anschaut und versucht zu verstehen, was dort abläuft,  zunächst ALLE Vorstellungen und Vergleiche zu Erscheinungen auf der Erde VOLLSTÄNDIG verwerfen sollte.
Die Bedingungen dort sind so radikal anders: extrem niedrige Schwerkraft, extrem niedrige Drücke, intensive UV-Strahlung, Zyklen von Erwärmung und Abkühlung, Einwirkung des Sonnenwinds, dass die dort wirksamen Prozesse keinerlei Ähnlichkeit mit denen auf de Erde haben werden. Vergleiche auf der Grundlage von Bildern führen vermutlich nur in die irre. Vermeintliche Ähnlichkeiten führen fast immer zu sinnlosen Schlüssen. Man muss wirklich völlig voraussetzungslos bei Null anfangen, um die Prozesse zu verstehen die auf 67 P wirklich ablaufen"

Wie könnte ein (un"geo"logischer) Prozess aussehen, der auf 67 P zu Ausbildung solcher Schichten führen könnte ? Vorschlag/Hypothese:
das Innere von 67P ist deutlich kälter als seine Oberfläche (-230 deg C zu -80 deg C). Demnach liegt zB Wassereis im Inneren in amorpher Form vor; es gibt dann aber eine Tiefenstufe (=Temperatur), bei der das Wassereis in seine kristalline Form übergeht und dabei die in der amorphen Form beigemischten "Verunreinigungen" (organische oder mineralische) abscheidet.(Edit: näheres dazu zB in http://www.jpl.nasa.gov/news/news.php?feature=4480 Why Comets Are Like Deep Fried Ice Cream)
Diese Horizonte von kristallinem Eis/Abscheidungen verschieben sich nun in die Tiefe, je mehr von der Oberfläche von 67P abgetragen wird und die entsprechende Temperaturgrenze tiefer wandert.
So kann sich eine Schichtenfolge im tiefen Material ausbilden, das irgendwann auch zu Tage tritt.
Zu Ablagerungen bei der Bildung des Kerns: auf den Bildern von den Wandungen der "Schlote" oder "Brunnen" oder sonstigen steilen Abbrüchen (zB hier: https://forum.raumfahrer.net/index.php?topic=12230.msg318012#msg318012) erkennt man eine Granularität mit einer typischen Größe von ca 3 m - aber keine Schichtungen.

   Gruss HHg
« Letzte Änderung: 22. Februar 2015, 20:09:47 von SpaceMech »

Offline rok

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Re: Strukturen auf der Oberfläche von 67P/Tschurjumow-Gerasimenko
« Antwort #23 am: 22. Februar 2015, 18:19:21 »
Moin spacemech,

"harvey" hat in seinen Beiträgen im esa-Blog keineswegs die Aussage getroffen, dass es "sich mit Sicherheit NICHT um die Ergebnisse vergleichbarer ("geo"logischer) Prozesse" handele, sondern nur eindringlich davor gewarnt, aufgrund von Fotos die Entstehung von Strukturen mit denen auf der Erde gleichzusetzen.

Falls "harvey" ein Wissenschaftler ist, der evtl. mit der Auswertung der Rosetta-Daten befasst ist (vermutlich kennst du ihn?) muss er diese Position vertreten, um objektiv und ohne unseriöse Vermutungen Modelle zur Entstehung der Strukturen zu erarbeiten. Insbesondere, da dort auch einige etwas wildere Vorstellungen zur Entstehung des Kometen gepostet wurden.

Ich dagegen kann es mir erlauben auch mal Vermutungen anzustellen um mich damit hinterher (aber erst dann wenn echte Belege auf dem Tisch liegen) nur persönlich zu blamieren.  ;)

Robert

SpaceMech

  • Gast
Re: Strukturen auf der Oberfläche von 67P/Tschurjumow-Gerasimenko
« Antwort #24 am: 22. Februar 2015, 19:06:07 »
Hallo Robert ,

den einleitenden Satz ("sich mit Sicherheit NICHT um die Ergebnisse vergleichbarer ("geo"logischer) Prozesse handelt") habe ich keinesfalls harvey unterstellt, sondern damit habe ich mich nur selbst aus dem Fenster gelehnt ....
Es geht ja auch nicht um blamieren oder nicht; ich finde/fand nur, dass die Verwendung bestimmter Begrifflichkeiten aus anderen (fremden) Zusammenhängen wie zB der irdischen Geologie (zB: sieht aus wie eine Schneewächte/wie eine Wanderdüne/wie ein Sedimentgestein) einen möglicherweise stärker in dem einschränkt, was man sich vorstellen kann/was man in Betracht ziehen wird, als man vielleicht glaubt ("Sedimentgestein ? Kenn' ich - weiß ich - hab ich verstanden - nächstes Problem !"). Die Bilder von 67P sind ja auch so verführerisch - man "sieht" immer gleich alpine Gletscherlandschaften usw - und vergisst  über diesen Analogien dabei schnell, dass es sich eher um rabenschwarzen zartesten Puderzucker handelt - an dem Philae nichtdestotrotz abgeprallt ist ! Das alles muss man im Kopf erst mal zusammen denken können - und dabei hindern einen möglicherweise so vertraute irdische Begriffe eher.
Keep an open mind !

       Gruss   HHg
« Letzte Änderung: 22. Februar 2015, 20:07:27 von SpaceMech »