Handhabung von Treibstoffen

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Offline Ruhri

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Handhabung von Treibstoffen
« am: 21. April 2014, 12:06:44 »
... und Putzlappen und Putzmittel daneben.... 8)

Vor dem eigentlichen Betankungsvorgang des Satelliten wird der angelieferte Treibstoff (Tank sieht man im 2.Photo links) und die Betankungsanlage auf mögliche Kontamination überprüft. Dazu wird etwas Treibstoff durch die Anlage gepumpt und in die kleine "Milchkanne" gefüllt. Die geht dann ins Labor.

Falls beim Befüllen der Kanne ein Tropfen daneben geht, muß der sofort beseitigt werden, da giftig. Dafür Eimer und Putzzeug... ;)

Die Crew trägt nicht umsonst komplette Schutzanzüge mit Luftzufuhr...

Gruß
roger50

Vor einigen Monaten tauchte Monomethylhydrazin als Gift in einem Krimi auf. Eine Frau wollte da die Freundin des Sohnes mit einem Frühlingslorchelragout umbringen und ist selbst an den aufsteigenden Dämpfen gestorben. Wenn da korrekt recherchiert worden ist, muss das schon ein echtes Sauzeug sein, und die Betankungscrew arbeitet immerhin mit reinem MMH. Wenn da etwas austritt...

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Offline James

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Re: Handhabung von Treibstoffen
« Antwort #1 am: 21. April 2014, 12:31:31 »
Hallo roger
Falls beim Befüllen der Kanne ein Tropfen daneben geht, muß der sofort beseitigt werden, da giftig.
Wie ist eigentlich die weitere Vorgangsweise wenn, durch welche Fehlfunktion auch immer, auch menschliche, etwas danebengeht? Auch wenn es "weggeputzt" wird, ist es ja nicht "weg". Es baut sich anscheinend schnell ab, aber was ist schnell? Wohin mit dem Zeug im Eimer? Gibt es eine "Neutralisierungmöglichkeit"? Und es verdunstet auch. Wie kontaminiert ist die Payload Processing Facility? Wird mit der Menge zu tun haben. Oder ist die Vorbereitung auf alle Fälle zu unterbrechen?

Unangenehmes Thema, wie immer wenn mit unangenehmen Zeugs hantiert wird.
Viele Grüße, James

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Online Schillrich

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Re: Handhabung von Treibstoffen
« Antwort #2 am: 21. April 2014, 14:28:16 »
Im unbemannten haben wir gerade die Diskussion, wie man Hydrazin handhabt, v.a. beim Unfall.

Ich starte diesen Thread, um Fragen und Diskussionen zur Handhabung von Treibstoffen Raum zu geben. Das kann durchaus eine interessante Diskussion werden.
\\   //    Grüße
 \\ ///    Daniel

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Online Schillrich

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Re: Handhabung von Treibstoffen
« Antwort #3 am: 21. April 2014, 14:34:47 »
Und hier noch als Zitate die zugehörigen Beiträge aus dem Vega-Thread.

Zwischenzeitlich wurde DZZ-HR offensichtlich auch betankt:



Gruß   Pirx

Liebenswerte Kleinigkeiten : Ein Blecheimer  ;)

Ist Ok :)

... und Putzlappen und Putzmittel daneben.... 8)

Vor dem eigentlichen Betankungsvorgang des Satelliten wird der angelieferte Treibstoff (Tank sieht man im 2.Photo links) und die Betankungsanlage auf mögliche Kontamination überprüft. Dazu wird etwas Treibstoff durch die Anlage gepumpt und in die kleine "Milchkanne" gefüllt. Die geht dann ins Labor.

Falls beim Befüllen der Kanne ein Tropfen daneben geht, muß der sofort beseitigt werden, da giftig. Dafür Eimer und Putzzeug... ;)

Die Crew trägt nicht umsonst komplette Schutzanzüge mit Luftzufuhr...

Gruß
roger50
\\   //    Grüße
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Offline roger50

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Re: Handhabung von Treibstoffen
« Antwort #4 am: 21. April 2014, 16:39:17 »
Hallo James,

zur Vorgehensweise bei einer chemischen Verschmutzung kann ich weiter nichts sagen, da ich mich damit nicht auskenne.  :-[

Das müssen Fachleute beantworten.

Gruß
roger50

tobi

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Re: Handhabung von Treibstoffen
« Antwort #5 am: 21. April 2014, 18:55:00 »
Hydrazin wird in Europa z.B. bei Herakles in Toulouse hergestellt. Ich habe das Werk vor ein paar Jahren mal besichtigt. Die stellen da hauptsächlich Ammoniumperchlorat für die Arianebooster her, aber Hydrazin macht man auch in kleineren Mengen anscheinend. Die Reinheit des Hydrazins soll wohl ganz gut da sein, wenn ich micht recht erinnere. Ebenso war bei der Besichtigung die Führung und das Buffet exzellent, die Feststoffboosterindustrie weiß schon wie man Entscheidungsträger beeinflusst.

Die Sicherheit ihrere Hydrazinproduktionsanlage hat mich allerdings alles andere als überzeugt, aber ich bin ja auch kein Mann vom Fach... Vollkörperschutzanzüge gibts da jedenfalls nicht, wenn man in der laufenden Anlage rumläuft....

Offline Ruhri

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Re: Handhabung von Treibstoffen
« Antwort #6 am: 23. April 2014, 19:48:38 »
WIeso ist der Treibstoff giftig?
Woraus besteht es eigentlich?

Neben Hydrazin, das wohl entweder für katalytische Zersetzung oder als Mischung zusammen mit unsymmetrischem Dimethylhydrazin zur Anwendung gelangt, wird auch reines UDMH oder MMH (Monomethylhydrazin) verwendet. UDMH wird dabei gerne in der russischen Raumfahrt genutzt (z.B. Sojus und Progress), als Aerozin 50 wurde und wird es, zusammen mit Hydrazin, für Titan-II-Interkontinentalraketen und unter anderem die zweite Stufe der Delta-II verwendet. UH 25 (ebenfalls mit Hydrazin) wurde für die Trägeraketen Ariane 2-4 entwickelt und löste dort das reine UDMH der Ariane 1 ab. Es wird noch heute bei den indischen Raketen PSLV und GSLV verwendet. Monomethylhydrazin ist inzwischen für einige amerikanische oder europäische Anwendungen der Treibstoff der Wahl, z.B. bei Satelliten, der EPS Oberstufe der Ariane 5 oder dem ATV.

Monomethylhydrazin ist eine natürlich vorkommende Substanz, die beispielsweise der menschliche Körper von selbst aus Gyromitrin bildet beim Verzehr der Frühjahrslorchel. Laut dem obigen Beitrag von mir kann man sich, wenn man dem von mir gesehenen Krimi Glauben schenken mag, bereits an den Dämpfen von gekochten Frühjahrslorcheln eine tödliche Vergiftung zuziehen.

Hydrazine sind aber eben auch sehr gut lagerfähige Treibstoffe, die mit sehr einfach gebauten Triebwerken eingesetzt werden können. Daher nimmt man die Giftigkeit in Kauf.