Es ist schon länger bekannt, dass sich vom Sonnenwind eingetragener Wasserstoff in der Oberfläche von Regolithkörnern einlagert:
https://app.xinhuanet.com/news/article.html?articleId=bcb5de6ecae837f5c2d370861c0f6812Wissenschaftler vom
Institut für Materialtechnik der Chinesischen Akademie der Wissenschaften in
Ningbo haben 2021 versucht, eine Baggerprobe von Chang'e 5 auf 1000 °C zu erhitzen, um zu sehen, wieviel Wasserstoff sie dabei herausholen könnten. Es kam jedoch gar kein Wasserstoff. Mit einem
Transmissionselektronenmikroskop konnten sie dann sehen, dass sich in
Ilmenit-Krümeln Wasserdampf-Blasen (水) an reinen Eisenkörnern (铁) gebildet hatten:
Bild:
CCTVDer Wasserstoff hatte das Eisenoxid reduziert:
Bild:
NIMTEIm Ilmenit (钛铁矿) lagert sich von den fünf Hauptkomponenten des Regolith an der Landestelle von Chang'e 5 am meisten Sonnenwind-gelieferter Wasserstoff ein (die Einheit im Bild ist nicht "%", sondern "a.u." bzw. "
arbitrary unit"; siehe das englische Video im NIMTE-Artikel). Die Wissenschaftler um
Wang Junqiang kommen nach dreijährigen Versuchen zu dem Schluss, dass sie bei Erhitzung mit einem Parabolspiegel oder einer
Fresnel-Linse auf 1500 °C aus einer Tonne Oberflächenmaterial etwa 51-76 kg Wasser erzeugen können, also etwa 5 Gewichtsprozent, Das entspricht dem geschätzten Eisgehalt etwa 1,5 m unter der Oberfläche der ständig beschatteten Krater des Südpols:
Bild:
CASTDie NIMTE-Methode hat den Vorteil, dass man keine kilometerlangen Serpentinenstraßen in die Tiefen des Kraters anlegen muss (der Höhenunterschied vom Rand des
Shackleton-Kraters bis zum Boden beträgt 4,2 km) und nicht zu bohren braucht, sondern einfach die oberste Regolithschicht mit einer Art Straßenkehrmaschine abträgt (wenige Zentimeter unter der Oberfläche gibt es sowieso keinen Wasserstoff mehr).
50 kg Wasser aus einer Tonne Material ist nicht viel. Nach elektrolytischer Spaltung reicht das nicht für Raketentreibstoff, aber man kann zumindest den Sauerstoff für Außeneinsätze vor Ort erzeugen. Zur Erinnerung: Da mit den in der Raumfahrt sinnvollerweise verwendbaren Pumpen kein absolutes Vakuum erzeugt werden kann, gehen bei jedem Öffnen einer Schleuse rund 25 % des Luftvolumens an das Weltall verloren:
http://shht.ijournal.cn/ch/reader/view_abstract.aspx?file_no=20230501