In dem heutigen Interview hat Shotwell bekräftigt, dass sich SpaceX mit dem Raptor um einen RD-180 Ersatz bewerben möchte. Ich hatte bereits - nachdem Shelton gesagt hat, dass der amerikanische RD-180 Ersatz Methan benutzen sollte - spekuliert, dass SpaceX sich hier bewerben wird. Wenn die Entwicklungskosten von Raptor von der Airforce getragen werden, dürfte das die Sache deutlich beschleunigen. SpaceX hat außerdem einen Vorteil gegenüber der einzigen Konkurrenz AerojetRocketdyne: man macht bereits Preburner-Tests in NASA Stennis, hat also mindestens ein Jahr Vorsprung. Bis es zur Ausschreibung kommt, werden es zwei Jahre sein.
Da ergeben sich aber mehrere Probleme. Zum einen hat man dann zwar ein Triebwerk, aber keine Rakete dafür. Die bisherigen EELVs müsste man aufwendig umkonstruieren, damit sie für Methan verwendbar sind. Das wird am Ende auf eine teure Neuentwicklung hinauslaufen. Daneben dürfte auch die Entwicklung des Triebwerks nicht ohne sein. Mit Methan als Treibstoff für eine Unterstufe hat man keine Erfahrung. Alle Tests bisher haben umgerüstete Oberstufen-Triebwerke verwendet, die weit weniger Schub brachten. Auch mit der Hauptstromtechnik hat man nicht viel Erfahrung. Sicher, ein adäquater Ersatz des RD-180 müsste auf jeden Fall die teure Hauptstromtechnik verwenden, wenn man kostenintensive Neuentwicklungen an der Startstufe vermeiden will. Aber muss man da unbedingt noch das Risiko mit einem neuen Treibstoff eingehen? Zuletzt stellt sich natürlich noch die Frage, warum man überhaupt Methan in der Startstufe verwenden soll? Einen Vorteil gibt es dadurch nicht, nur eine ganze Reihe von Nachteilen.
Das sich SpaceX mitbewirbt, ist logisch. Allein dürften sie kaum die finanziellen Mittel für die Entwicklung eines derartigen Triebwerks haben, immerhin dürften die Kosten über 1 Mrd. Dollar betragen. Bringt man die USAF dazu. in Methan zu investieren und die Entwicklung zu bezahlen, so hat man gleich ein passendes Triebwerk für MCT, das man ansonsten zumindest aktuell kaum finanzieren könnte. Einen Vorsprung besitz SpaceX nicht. Ein Methan-Triebwerk schüttelt man nicht aus dem Arm, da ist eine riesige Menge an Grundlagenforschung nötig. Auf die kann ein Mitbewerber, der klassisch auf Kerosin setzt, verzichten.
Letztlich halte ich es für sehr unwahrscheinlich, das hier SpaceX den Zuschlag bekommt. Angesichts der aktuellen politischen Lage ist ein Ersatz des RD-180 möglichst schnell nötig, da wird man jetzt nicht das Risiko eingehen, einen komplett neuen Treibstoff zu verwenden. Auch die Konkurrenz hat brauchbare Designs in der Schublade, die einen fließenden Übergang zwischen dem RD-180 und einem neuen US-Triebwerk ermöglichen, ohne das man dafür die komplette erste Stufe umbauen muss.