**ISS** <Konzept De-Orbit / Ende-Szenarien>

  • 73 Antworten
  • 18083 Aufrufe
**ISS** <Konzept De-Orbit / Ende-Szenarien>
« am: 07. August 2013, 08:12:52 »
Die Ideen für einen De-Orbit bei einer schweren Havarie der ISS wurden offenbar aktualisiert:
http://www.nasaspaceflight.com/2013/08/bringing-down-iss-plans-stations-demise-updated/

Sollte die ISS in einem Notfall einmal evakuiert werden müssen, hätte man ein 14-Tage-Fenster zu entscheiden, ob man die ISS "runterbringen" müsste. Ursprünglich hätte man versucht die ISS in die Höhe zu schieben, um Zeit für eine Rettung/Reparatur zu kaufen. Falls die ISS aber eine schwere Havarie hat ("sterbende ISS"), bevorzugt man einen gezielten Absturz. Dazu sollten zwei Progress die ISS innerhalb von 180 anfliegen, offenbar den Orbit mit dem ersten deutlich absenken und mit dem zweiten den Absturz dann möglichst gezielt einleiten.

Inwieweit das abgestimmte/eingeführte Pläne sind, ist mir nicht ganz klar. Ich denke das sind v.a. Ideen, die jetzt in Pläne formuliert werden müssen. Was sagen eigentlich die Russen dazu?
« Letzte Änderung: 07. August 2013, 09:13:18 von Schillrich »
\\   //    Grüße
 \\ ///    Daniel

"We are following you ... but not on twitter." (Futurama)

*

Offline KSC

  • Moderator
  • *****
  • 7826
Re: **ISS** <Konzept De-Orbit / Ende-Szenarien>
« Antwort #1 am: 07. August 2013, 08:51:28 »
Ich lese das etwas anders.
Dieser Plan soll nicht die Bahnanhebung ersetzen, sondern ist eine Alternative dazu.
Es gibt Havarie-Szenarien, die das unweigerliche Ende (den „Tod“) der ISS bedeuten. Das könnte z.B. eine starke irreparable Beschädigung sein.
In so einem Fall wäre es sicherlich besser einen Plan für einen zeitnahen, einigermaßen kontrollierten deorbit in der Schublade zu haben. Im Moment hat man nur die Anhebung der Bahn zur Verfügung, die hat das Risiko, dass man im höheren Orbit die Kontrolle verlieren könnte und ein gezieltes ein Deorbit Manöver nicht mehr möglich wäre.

Gruß,
KSC


Re: **ISS** <Konzept De-Orbit / Ende-Szenarien>
« Antwort #2 am: 07. August 2013, 09:04:53 »
Guten morgen.
Welche folgen hat ein unkontrollierter wiedereintritt?

Re: **ISS** <Konzept De-Orbit / Ende-Szenarien>
« Antwort #3 am: 07. August 2013, 09:11:01 »
Dutzende Tonnen Material würden die Erdoberfläche irgendwo erreichen. Bei der Größe und Masse der Station verglüht bei weitem nicht alles. Bestes Beispiel ist die sowjetische MIR, die im Pazifik versenkt wurde. Sogar kleine Satelliten können bis nach unten durchkommen, je nach Material und Konstruktion.
Macht man das kontrolliert, kann man die ISS im Meer einschlagen lassen.
\\   //    Grüße
 \\ ///    Daniel

"We are following you ... but not on twitter." (Futurama)

Re: **ISS** <Konzept De-Orbit / Ende-Szenarien>
« Antwort #4 am: 07. August 2013, 09:21:17 »
Also verhindert man damit das die ISS vor unseren füssen landen könnte.
Danke. :)

Re: **ISS** <Konzept De-Orbit / Ende-Szenarien>
« Antwort #5 am: 07. August 2013, 09:36:40 »
Ein unkontrollierte ISS wäre noch ein anderes Problem für die Raumfahrt: Weltraummüll. Bei ihrer Größe würde sie früher oder später von etwas größerem getroffen werden. Sie könnte nicht mehr ausweichen. Damit wäre sie ein Herd für mehr und mehr Trümmer auf dem Orbit.
\\   //    Grüße
 \\ ///    Daniel

"We are following you ... but not on twitter." (Futurama)

*

Offline Riker

  • *****
  • 600
Re: **ISS** <Konzept De-Orbit / Ende-Szenarien>
« Antwort #6 am: 07. August 2013, 11:42:13 »
Ein unkontrollierte ISS wäre noch ein anderes Problem für die Raumfahrt: Weltraummüll. Bei ihrer Größe würde sie früher oder später von etwas größerem getroffen werden. Sie könnte nicht mehr ausweichen. Damit wäre sie ein Herd für mehr und mehr Trümmer auf dem Orbit.
...und wenn so ein Zustand in einem eventuell gerade erst angeflogenem höheren "Rettungsorbit" passieren würde - wären all die möglicherweise entstehenden Trümmerteile umso länger auf ihren Bahnen eine große Gefahr.
Da wäre es für die kommenden Generationen wohl schon besser, sich mit einer beherzten Aktion von der grossartigen ISS zu verabschieden.
"Machen Sie's so!"

*

Offline -eumel-

  • Raumcon Moderator
  • *****
  • 15216
Re: **ISS** <Konzept De-Orbit / Ende-Szenarien>
« Antwort #7 am: 07. August 2013, 12:07:47 »
"Kommende Generationen"?
Nein, so lange bleibt nichts im LEO.
Wir haben schon Chancen, dass uns was davon auf den Kopf fällt. ;)

Re: **ISS** <Konzept De-Orbit / Ende-Szenarien>
« Antwort #8 am: 07. August 2013, 12:52:54 »
Jeder
Wir haben schon Chancen, dass uns was davon auf den Kopf fällt. ;)

Jeder der zwichen 51.6°N und 51.6°S ist.  Bei dir könte es da schon schwirig werden.

Re: **ISS** <Konzept De-Orbit / Ende-Szenarien>
« Antwort #9 am: 07. August 2013, 12:54:03 »
Wo hier gerade so viel über das Ende der ISS diskutiert wird noch ein Infoschnipsel aus dem Artikel, der ein wenig untergegangen ist.

Die ISS Partner prüfen derzeit die Verlängerung der Mission ISS bis 2025 oder 2028. Das ist doch mal was positives.  8)
„Die Erde ist die Wiege der Menschheit, aber der Mensch kann nicht ewig in der Wiege bleiben. Das Sonnensystem wird unser Kindergarten.“ K. E. Ziolkowski

-

Stolzer Träger einer Raumconverwarnung wegen Schreibens unbequemer Wahrheiten.

Re: **ISS** <Konzept De-Orbit / Ende-Szenarien>
« Antwort #10 am: 07. August 2013, 13:05:08 »
2028 als möglicher Horizont war aber schon länger bekannt.
\\   //    Grüße
 \\ ///    Daniel

"We are following you ... but not on twitter." (Futurama)

*

Offline Nitro

  • Moderator
  • *****
  • 6709
Re: **ISS** <Konzept De-Orbit / Ende-Szenarien>
« Antwort #11 am: 07. August 2013, 13:07:43 »
Die ISS Partner prüfen derzeit die Verlängerung der Mission ISS bis 2025 oder 2028. Das ist doch mal was positives.  8)

Jein, der Artikel erwaehnt nur noch einmal, dass der Betrieb bis 2028 theoretisch moeglich waere (wie auch schon in der Vergangenheit oft betont). Das haengt in erster Linie von den politischen und finanziellen Lagen der einzelnen Partnerorganisationen ab. Die NASA plant das ISS Programm etwa 5 Jahre im voraus (finanziell) man muesste sich also ab 2015/26 anfangen Gedanken ueber die Zeit nach 2020 zu machen. Derzeit laeuft da noch nix.
Bevor man einen Beitrag letztendlich abschickt sollte man ihn sich noch ein letztes Mal durchlesen und sich dabei überlegen ob man ihn genau in diesem Wortlaut auch Abends seinem Partner und/oder Kindern ohne Bedenken vorlesen würde.

*

Offline Riker

  • *****
  • 600
Re: **ISS** <Konzept De-Orbit / Ende-Szenarien>
« Antwort #12 am: 07. August 2013, 13:19:56 »
Mir ist bei dem Artikel zum geplanten "de-orbiting" im Zusammenhang mit der Verlängerung aufgefallen, dass man sich offenbar wohl hauptsächlich um die mechanische Integrität Sorgen macht.
Das ist ja auch klar, die muss zuallererst gewährleistet sein. Und wie die dünnen Blechbüchsen da mit ihren fetten Kopplungsaggregaten verbunden sind und sicher mehr oder weniger fein vor sich hin schwingen, muss sicher irgendwie bestimmt werden, wann es mal zu einem Ermüdungsbruch kommt...

Aber all die anderen Dingen, wie Sicherheit der Elektrik oder gar Ausmaß der biologischen Kontamination wurde leider nicht angesprochen (der Artikel war ja auch nicht speziell auf die Ursachen sonder eher auf die Folgen einer Unbewohnbarkeit ausgerichtet...)

Wann würde man denn die Grenze ziehen und sagen, nein, die ISS ist schon so stark von "Untermietern" bewohnt, da schicken wir lieber keine Menschen mehr hin...?
"Machen Sie's so!"

Berliner

  • Gast
Re: **ISS** <Konzept De-Orbit / Ende-Szenarien>
« Antwort #13 am: 07. August 2013, 17:05:45 »
Ich setze hier einfach auf die Macht des Faktischen. Solange die ISS in einem funktionsfähigen und sicheren Zustand ist, wird keine US-Regierung es sich erlauben können, diese einfach ohne Not zu versenken.

All zu viele Alternativen gibt es in der bemannten Raumfahrt auch nicht. Und die Asteroidenmission nehme ich ohnehin nicht ernst, die wird spätestens von Obamas Nachfolger gestrichen werden.

Wenn die ISS also noch 2020 in Schuss seien sollte, wird sie sicher auch weiter betrieben werden.

McFire

  • Gast
Re: **ISS** <Konzept De-Orbit / Ende-Szenarien>
« Antwort #14 am: 07. August 2013, 18:03:49 »
Nun twitterte mir aber
---------------------------------------- 
@Evan_Hadfield 
@[.....] The ISS was never meant to last to 2020. It has already been in use longer than it was planned to initially. 
----------------------------------------
Also er und Papa Chris sollten doch aber dicht genug dran sein am Geschehen um die ISS...wie ists denn nu...?




Wilga35

  • Gast
Re: **ISS** <Konzept De-Orbit / Ende-Szenarien>
« Antwort #15 am: 07. August 2013, 18:06:14 »
Sollte die ISS in einem Notfall einmal evakuiert werden müssen, hätte man ein 14-Tage-Fenster zu entscheiden, ob man die ISS "runterbringen" müsste. Ursprünglich hätte man versucht die ISS in die Höhe zu schieben, um Zeit für eine Rettung/Reparatur zu kaufen. Falls die ISS aber eine schwere Havarie hat ("sterbende ISS"), bevorzugt man einen gezielten Absturz. Dazu sollten zwei Progress die ISS innerhalb von 180 anfliegen, ...

180 was ?

Re: **ISS** <Konzept De-Orbit / Ende-Szenarien>
« Antwort #16 am: 07. August 2013, 18:11:28 »
Äpfel??? ... Parsec  ??? ... Tage! Tage warn's :)
\\   //    Grüße
 \\ ///    Daniel

"We are following you ... but not on twitter." (Futurama)

*

Offline tomtom

  • Raumcon Moderator
  • *****
  • 7979
Re: **ISS** <Konzept De-Orbit / Ende-Szenarien>
« Antwort #17 am: 07. August 2013, 19:32:20 »
Der NSF Artikel basiert weitgehend auf einem Meeting des NASA Aerospace Safety Advisory Panel, das hier protokolliert wurde:
http://oiir.hq.nasa.gov/asap/documents/ASAP_Public_Meeting_Minutes_3rd-Qtr-2013.pdf

Es war über eine längere Zeit die Forderung der ASAP, dass man eine Planung in der Schublade hat für den Zeitpunkt, wenn die ISS zu entsorgen wäre (End-of-Life). Nach 2-3 Jahren ist die NASA dem nun nachgekommen.

Die ISS anzuheben wird dort als allgemeine Vorstellung formuliert (nicht als Plan). Genau genommen müßte es wohl heißen, dass wenn die ISS evakuiert werden muß, muß geprüft werden, ob die ISS unbemannt weitergeflogen werden kann. Wenn nicht, kommt es innerhalb von 14 Tagen zur Entscheidung, ob man die ISS runterholen muß oder nicht. Dass würde dann in den folgenden 180 Tagen mit 2 Progress-Transportern durchgeführt.

Die Kriterien für eine Evakuierung werden dort nicht genannt. Dafür haben wir auch einen anderen Thread:
Frage zur Evakuierung der ISS
Im Zweifel hilft die Such-Funktion:
https://forum.raumfahrer.net/index.php?action=search

Re: **ISS** <Konzept De-Orbit / Ende-Szenarien>
« Antwort #18 am: 07. August 2013, 20:52:17 »
2 Progress-Transporter sollen reichen? Früher war mal die Rede davon, dass man 2 ATV für diese Aufgabe benötigen würde.
"Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen."
Immanuel Kant

websquid

  • Gast
Re: **ISS** <Konzept De-Orbit / Ende-Szenarien>
« Antwort #19 am: 07. August 2013, 20:56:40 »
2 Progress-Transporter sollen reichen? Früher war mal die Rede davon, dass man 2 ATV für diese Aufgabe benötigen würde.
Ja diese Angabe ist etwas seltsam....

Wird da von Standard-Progress ausgegangen, oder von erhöhter Tankkapazität?
Von welchem Treibstoffvorrat an Bord der ISS wird ausgegangen?
Wenn da eine signifikante Menge gelagert wäre würde das natürlich ausreichen, aber ist das so? Kennt da jemand die aktuelle Situation?

McFire

  • Gast
Re: **ISS** <Konzept De-Orbit / Ende-Szenarien>
« Antwort #20 am: 07. August 2013, 22:51:02 »
Ich frage mich (bei Vorräten an TS) ob ein Zurückpumpen in Progress dann überhaupt problemlos geht.

Langsam glaube ich, ob man entspr. diesen "Endzeitbetrachtungen" nicht in ein paar Jahren ein ISS-eigenes Triebwerk hochschicken sollte. Kann so ein Gewicht auch nicht sein, auch der (stabile) Treibstoff nicht. Dessen "Verfallsdatum" natürlich immer im Blick behalten.
Und bislang war man mit dem dranklittern von Dingens an die ISS ja auch nicht zimperlich.

Gibt doch sicher irgendwas Einfaches, nicht unbedingt schuboptimiertes (freilich kein schwaches Ionentriebwerk) , was aber nach langen Pausen genutzt werden kann. Oder auch erst, wenns dringlich wird. Stelle ich mir besser vor, als wenn man im Notfall mal eben grad dann keine zwei Progress bereit hat oder die Beziehungen USA/RU im Keller sind. Letzteres kann ja schnell mal passieren...
Mal abgesehen, von den notwendigen Manövern, die wohl auch nicht alle "vorgefertigt" werden können. Man weiß ja nicht alles vorher, was für Schäden passieren können oder was man dem Gebilde ISS in ein paar Jahren zumuten kann. Dieser Unsicherheitsfaktor scheint mir genauso groß (und teuer) wie ein auf der ISS abgelegtes Triebwerk.

websquid

  • Gast
Re: **ISS** <Konzept De-Orbit / Ende-Szenarien>
« Antwort #21 am: 07. August 2013, 23:39:06 »
Die großen russischen Module haben doch alle Triebwerke und ihren eigenen Treibstoff gelagert.... und wenn man sich anguckt, wie selten ISS-Treibstoff genutzt wird und wie oft er hintransportiert wird sollte das ne ganz ordentliche Menge sein...

McFire

  • Gast
Re: **ISS** <Konzept De-Orbit / Ende-Szenarien>
« Antwort #22 am: 08. August 2013, 01:43:41 »
Sind die denn jetzt noch in einer praktikablen Schwerpunktrichtung ? k.A.  ???

Caladaris

  • Gast
Re: **ISS** <Konzept De-Orbit / Ende-Szenarien>
« Antwort #23 am: 08. August 2013, 05:21:44 »
Zumindest zum Anheben wurden die Swesda-Triebwerke vor rund einem Jahr mehrmals benutzt. Also ja.

Re: **ISS** <Konzept De-Orbit / Ende-Szenarien>
« Antwort #24 am: 08. August 2013, 15:13:51 »
ATV gibts nicht mehr sehr lange, davon muß man also weg zu einer anderen Lösung. Bleibt nur Progress, alle anderen Vehikel haben nicht genug Schub. Wenn man die Progress mit den Triebwerken an der Station selbst kombiniert wäre das noch besser, sowas hat man sicher schon eingeplant.

Ein extra Triebwerk entwickeln und hochfliegen ist aufwendig und wohl nicht viel effektiver als Progress. Welche Schublasten kann die ISS eigentlich verkraften ohne auseinanderzubrechen?
„Die Erde ist die Wiege der Menschheit, aber der Mensch kann nicht ewig in der Wiege bleiben. Das Sonnensystem wird unser Kindergarten.“ K. E. Ziolkowski

-

Stolzer Träger einer Raumconverwarnung wegen Schreibens unbequemer Wahrheiten.