Nachdem endlich mal wieder klares Wetter war konnte ich mal einen kleinen Versuch starten:
Webcam-Astronomie.
Zutaten: Ein 10cm-Linsenfernrohr, eine einfache Webcam, ein wackeliges Stativ, etwas Pappe, Gummiband und Tesafilm.
Das erste Ergebnis:
(1/3 der Orginalgröße)
Etwas genauer:
Man nehme eine Webcam und befestige sie kreativ genau an der Stelle vor dem Fernrohr, wo sich normalerweise das Auge befindet (Auch ein Fernglas eignet sich dafür gut). Meine Kugelförmige Webcam habe ich mit Tesafilm in ein Papp-U geklebt und die beiden Enden des Us mit Gummiband am Okkular befestigt (Bild folgt noch). Als Standort hatte ich einen Südbalkon mit schön vielen Straßenlaternen davor und einen Hof um den Mond, also nicht ganz Ideal, aber ausreichend für einen Versuch.
Das Anpeilen des Mondes ist dank Webcam recht einfach, man sieht ja auf dem Bildschirm, wenn man den Mond im Blickfeld hat und kann so auch gut scharf stellen (auch wenn mir es in dieser Aufnahme nicht ganz so gut gelungen ist).
Nun werden ein paar kurze Video-Aufnahmen vom Mond gemacht (30 Sekunden reichen vollkommen) und schon sind die Außenarbeiten beendet.
Falls schon mal jemand Webcamaufnahmen in einem fast dunklen Raum gesehen hat, der wird sich zu recht fragen, wie da gescheite Aufnahmen heraus kommen können.
Das größte Problem ist das Rauschen der Webcam. Zum Glück ist das recht zufällig. Nun hat man dank Video sehr viele verrauschte Bilder aufgenommen, die man nun aber dank schöner Programme alle zusammenrechnen und mitteln kann, so dass ein nahezu unverrauschtes Bild entsteht (wenn man 100 mal würfelt kommt man im Mittel auch sehr genau auf 3,5). Das zweite Problem ist, dass sich die Erde dreht, und so der Mond erstaunlich flink durchs Bild wandert. Man muss also in jedem Bild den Mond erst wieder in die Mitte schieben (lassen
) und kann dann erst alle Bilder überlagern. So benöigt man keine teure Nachführung des Teleskops und kann auch mal ein bischen dran wackeln. Ein Vorteil der langsamen Wanderung des Motives durch das Bild ist, dass Helligkeitsänderungen langsam von einem Pixel zum nächsten wandern, und man dadurch Details die kleiner als ein Pixel sind berechnen kann. Die Auflösung des Ergebnissbildes steigt dadurch nochmal um den Faktor zwei bis vier an.
Dann gibt es ja noch das Seeing (Luftunruhe). Diese lässt Langzeitbelichtungen verschwimmen. Allerdings ist bei den kurzen Videobild-Belichtungszeiten nicht jedes Bild gleich stark vom Seeing betroffen. Zwischendurch gibt es immer wieder Bilder, die schärfer sind als andere, diese können auch automatisch herausgesucht und nur diese weiter verwendet werden.
Ich habe Giotto zum bearbeiten der Videos genommen, dort stehen diese schönen Funktionen alle zur verfügung. Da an jedem einzelnen Videobild herumgerechnet wird, kommen aber leicht ein paar Stunden Rechenzeit zusammen.
Soweit erstmal ein kurzer Überblick über den Versuch. Auf jeden Fall eine sehr kostengünstige Art große Mondfotos zu machen. Ich werde mich bei günstigen Wetter auch mal an andere Motive wagen. Bei dunkleren Motiven besteht ja viel eher die Gefahr, dass sie im Rauschen der Webcam verschwinden.
Wenn Unklarheiten bestehen kann ich Teile auch gerne nochmal genauer erklären.