Die offiziellen Aussagen lauten gerade, dass man noch verhandeln würde. Um noch einmal zu rekapitulieren. Wie muss ein westeuropäischer Raumfahrtträger für die nächsten 20 bis 30 Jahre aussehen? Er muss zuverlässig, kostengünstig und umweltverträglich sein.
Die Zuverlässigkeit liegt in der Sorgfalt der Arbeit und den möglichst konventionellen Komponenten. Je mehr man skaliert, je mehr Neues kommt, desto länger braucht die Entwicklung, desto mehr mögliche Fehlerquellen gibt es.
Kostengünstig ist einmal davon Abhängig, dass der Träger zur Nutzlast passt. Inzwischen hat man gelernt, dass sich die Nutzlastentwicklung nicht wirklich vorhersagen lässt. Also sollte der Träger variabel, also modular zusammenstellbar sein. Der nächste Punkt ist die Stückzahl. Keinesfalls sollte, wie jetzt in den USA beschlossen, für ähnliche Aufgaben mit komplett verschiedenen Entwicklungen geplant werden. Je weniger verschiedene Elemente, umso häufiger die Elemente gebaut werden, umso günstiger. Dazu gehört auch die passende Technologie. Ein Verlustträger braucht zB keine Motoren die der Anlage nach wiederverwendbar sind.
Die Umweltkompatibilität wird durch die europäische Chemikalienverordnung bestimmt. Danach müssen alle giftigen Chemikalien, soweit machbar, durch ungiftige ersetzt werden. In unserem Falle heißt das, die hochgiftigen Feststoffmotoren durch Flüssigmotoren mit Wasserstoff-Sauerstoffspeisung oder Kohlenwasserstoff-Sauerstoffspeisung zu ersetzten, wie dies inzwischen in der zivilen Raumfahrt auch international üblich ist.
Jetzt ergibt das im einfachsten Fall einen mehrstufigen, flüssiggespeisten Verlustträger. Bei SpaceX versucht man indes Stufen und Kapseln des ballistischen Trägers wiederverwendbar zu machen. Dazu gab es aber auch schon in Russland wie auch bei der ESA Studien, die daraus keinen eindeutigen finanziellen Vorteil ableiten konnten. Die geringere Nutzlastkapazität auf Grund der zusätzlichen Einrichtungen zur Rückführung, sowie die tatsächlichen Kosten zur Wiederaufbereitung zehrten alle Vorteile wieder auf. Eine andere Möglichkeit wäre ein wiederverwendbares Airlaunchsystem, wie es derzeit mit dem Stratolaunchkonzept geplant wird. Möglicherweise können Rutan und Allen damit ein neues, wirtschaftlicheres Kapitel aufschlagen. Für weitergehende Entwicklungen mit schnellen Unterstufen fehlt es in Europa, abgesehen von REL, derzeit an Ambitionen.
Da weder Herr Gabriel noch seine Kollegen derzeit im Geld schwimmen, sollten die Entscheidungen nicht so schwierig sein.