Im Thread-Titel kommt zu Recht das Wort "Kosten" vor, aber jetzt hat glaube ich (gefühlt) jeder
hier im Forum darauf hingewiesen, wie überteuert die SLS-Entwicklung und auch die späteren Starts sind und sein werden.
Allerdings sollte man die Kirche auch im Dorf lassen.
Was soll ein "Schweinedeal"sein?
Richtig ist, dass Constellation gecancelt wurde, weil die Kosten völlig aus dem Ruder gelaufen sind und auch die technischen Herausforderungen nicht absehbar zu lösen waren (meine Erinnerung, vielleicht weiß das noch jemand genauer).
Danach wollten Kongress/Senat trotzdem eine Rakete und eine Kapsel, auch als Backup falls sich die "commercials" verzögern sollten (haben sie ja auch, allerdings haben sich auch SLS/Orion verspätet).
Dann hat man gedacht (da es zu der Zeit keine brauchbare Alternative gab) man spart Entwicklungszeit und Geld, wenn man auf bewährte Shuttle-Technik zurückgreift.
Deshalb ist man auf Boeing und Rockedyne (und andere) zugegangen und hat gesagt, wir wollen eure Technik, baut uns eine Rakete bzw. modernisiert die SSME für uns.
Dann haben die beteiligten Firmen ihren Preis genannt und letztlich wurde ein (damals) ganz üblicher Vertrag geschlossen.
Der sagt letztlich die NASA muss den Preis zahlen den es kostet (und was es kostet "entscheiden" die Auftragnehmer. OK etwas überspitzt)
Klar gibt es da auch gewisse Kontrollen aber für die beteiligten Firmen war und ist das natürlich die bestmögliche Ausgangssituation.
Welcher auch nur halbwegs im Sinne seines Arbeitgebers handelnde Mensch würde da nicht zuschlagen?
Für die Firmen ist es also kein "Schweinedeal" sondern ein "Superdeal"!
Und wie schon geschrieben, zum Zeitpunkt der Vertragsabschlüsse hatte die NASA praktisch gar keine Alternative.
Heute könnte man natürlich die Entwicklung stoppen, das Geld wäre aber trotzdem weg und man hätte aber keine Rakete und die fertige Orion könnte nicht starten.
Ich denke dass SLS und Orion werden fliegen.
Das SLS wird eine Rolle beim Aufbau des lunaren Gateways haben.
Allerdings werden die horrenden Kosten dazu führen, dass Cargo und Sonden die von einem günstigeren (und ausreichend erprobten) Träger gestartet werden können, nicht mit SLS fliegen.
Beim LOP-G hat man das Power and Propulsion Element (PPE) bereits auf einen billigeren (noch nicht benannten) Träger "umgebucht" (noch ist gar nichts gebucht, aber SLS ist dafür zumindest raus).
Bezüglich Orion steht momentan keine geeignete Träger-Alternative zur Verfügung, die DeltaIV ist zu teuer und nicht man-rated, die FH braucht noch einige Erprobungen und wird wohl nicht mehr "ge-man-rated" werden.
Sollten in absehbarer Zeit Trägeralternativen (New Glenn, BFR) tatsächlich auf den Markt kommen und für den Transport von Menschen zertifiziert werden, dann wird die Luft für SLS tatsächlich sehr dünn.
Aber das sehe ich erst Mitte des nächsten Jahrzehnts.
Insoweit müssen sich NASA und die beteiligten Firmen ranhalten, um bis dahin SLS/Orion wenigstens "in den Markt" zu bringen.
Trotz der hohen Kosten, müssten die anderen dann erst mal beweisen, dass sie sicher sind und das dann auch tatsächlich günstiger.
Viele Grüße
Rücksturz