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  • 07:56 MEZ - Intelsat 27 auf Zenit-3SL: 01. Februar 2013

Zenit-3SL (Sea Launch) mit Intelsat 27

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Offline KSC

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Re: Zenit-3SL (Sea Launch) mit Intelsat 27
« Antwort #50 am: 01. Februar 2013, 22:51:45 »
Das Steuerungssystem besteht aus der Software, den angeschlossenen mechanischen Systemen zur Änderung der Fluglage und der Sensorik zur Ermittlung des Zustandsvektors.  Das eine ist ohne die andren ist nichts Wert, weil alle drei Komponeten notwendig sind. Alles zusammen bildet eine Einheit, das Steuerungssystem. Es macht keinen Sinn zu sagen,das „Steuerung“ hätte normal funktioniert.
Sehr wohl Sinn macht, zu ermitteln, welche der drei Komponenten des Steuerungssystems versagt hat und ich behaupte mal, dass man das zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen kann. 

Gruß,
KSC

Paul

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Re: Zenit-3SL (Sea Launch) mit Intelsat 27
« Antwort #51 am: 01. Februar 2013, 23:10:50 »
Ich fasse mal zusammen. ;)
Keiner weiss genau woran es lag, aber alle wissen bescheid ;D

Überlassen wir doch mal so etwas der Presse..früher oder später kommt es doch heraus.

" Der Erfolg hat viele Väter, allein der Misserfolg ist ein Waisenkind"


von wem dieses Zitat stammt..keine Ahnung..ich finde es gut ::)

Offline Majo2096

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Re: Zenit-3SL (Sea Launch) mit Intelsat 27
« Antwort #52 am: 01. Februar 2013, 23:14:08 »
Wie ist es eigentlich punkto versicherung wenn die Software feehlerhaft wäre ? (fahrlässig ?)

Paul

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Re: Zenit-3SL (Sea Launch) mit Intelsat 27
« Antwort #53 am: 01. Februar 2013, 23:50:34 »
Gute Frage..inwiefern das Risiko zwischen den Aktionären verteilt ist.
Das wird aber sicher vom Ergebniss der Untersuchung des Absturzes abhängig sein.
Doch ich nehme mal an das dies in der Gesamtheit  auf Kosten der Sealaunch AG gehen wird. Und natürlich der" Versicherndern Unternehmem."
Die Konsequenzen innerhalb innerhalb von Sealaunch sind aber sososo..warten wie es ab.
Es ist immerhin ein internationales Projekt...

Gruss

Re: Zenit-3SL (Sea Launch) mit Intelsat 27
« Antwort #54 am: 02. Februar 2013, 02:42:18 »
Mahlzeit!

Ein meiner Meinung nach seltener Anblick, den ich nach erfolgreichen Starts noch nie sah:

Bildquelle: Sea Launch
Und das über Stunden.
Da bin ja mal gespannt, was sich nach den Untersuchungen als Fehlerquelle(n) herausstellen wird. Hoffentlich geht diese interessante Unternehmung nicht den Bach runter.

Gruß
Peter

tonthomas

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Re: Zenit-3SL (Sea Launch) mit Intelsat 27
« Antwort #55 am: 02. Februar 2013, 09:19:50 »
Dort http://www.ukrinform.ua/eng/news/zenit_3sl_carrying_intelsat_27_satellite_crashes_into_pacific_shortly_after_launch_297751 vom 1. Februar 2013 heißt es, weder die Startplattform noch das schwimmenden Kontrollzentrum seien beschädigt worden. Immerhin etwas Gutes.

Gruß   Pirx

tonthomas

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Re: Zenit-3SL (Sea Launch) mit Intelsat 27
« Antwort #56 am: 02. Februar 2013, 10:10:41 »
Zum Triebwerk RD-171M der ersten Stufe:
- ein Triebwerk mit vier Brennkammern und Düsen
- die vier Düsen können unabhängig voneinander geschwenkt werden, Schwenkbereich rund 6,3 Grad
- werden versorgt von einer einzigen Turbopumpe, die sauerstoffreiches Gas von zwei Gasgeneratoren bekommt
- Schub kann im Flug gedrosselt werden

Start des Pitchover rund 8 Sekunden lt. Unterlagen von Sea Launch nach dem Start. Das Rollmanöver zum richtigen Azimuth findet lt. Sea Launch üblicherweise im Bereich zwischen 10 und 20 Sekunden nach dem Start statt.

Eine der derzeitigen Spekulation ist, dass eine in der Ukranie gebaute Einheit namens БИМ, die der Bereitstellung der Energie zum Triebwerkschwenken dient, versagt hat.

In der Skizze



ist das БИМ die Nr. 6, wenn ich das richtig sehe.

Gruß   Pirx

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Offline HausD

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Re: Zenit-3SL (Sea Launch) mit Intelsat 27
« Antwort #57 am: 02. Februar 2013, 11:29:53 »
БИМ und гелий

10 Sekunden vor dem Starten der Turbopumpe wird dem System "Triebwerk" Helium (гелий) zugeführt, diese Phase vor der Zündung wird "Spülen" genannt und dient einer sauberen Zündung.
In der Zeichnung rechts, oben der Vorratsbehälter des Heliums (гелий).
Das   БИМ dient der Steuerung dieser Vorstart-Abfolgen und scheint  anstelle von Helium Kerosin dem Triebwerk wie im "Motor-Modus" zugeführt zu haben.
      Quelle NovKos http://novosti-kosmonavtiki.ru/forum/messages/forum12/topic13320/message1027634/#message1027634

Gruß, HausD

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Offline max-q

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Re: Zenit-3SL (Sea Launch) mit Intelsat 27
« Antwort #58 am: 02. Februar 2013, 12:12:29 »
Zitat
Das   БИМ dient der Steuerung dieser Vorstart-Abfolgen und scheint  anstelle von Helium Kerosin dem Triebwerk wie im "Motor-Modus" zugeführt zu haben.
Welche Konsequenzen (außer den offensichtlichen) muss man sich im Ergebnis dieser Fehlfunktion vorstellen? Das Haupttriebwerk lief ja offenbar. Eine unsaubere Verbrennung, ein harter Start, Schäden an den Steuertriebwerken...?
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tonthomas

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Re: Zenit-3SL (Sea Launch) mit Intelsat 27
« Antwort #59 am: 02. Februar 2013, 12:41:24 »
Wenn ich das richtig verstanden habe, hat dat Dingens, was den Hydraulikdruck fürs Schwenken der Triebwerke bereitstellt, nicht richtig funktioniert. Mit Helium aus Druckgasflaschen vor dem Start, dann könnt´man damit das Schwenken vor dem Zünden testen, und dann mit Brennstoff(reichem Gas?), wenn die Rakete fliegt. Weil das Kontrollsystem merkte, dass das Hydrauliksystem nicht richtig arbeitet, hat es unmittelbar die sichere Entsorgung der Rakete nach dem Abheben eingeleitet, was zu dem beobachteten Flugprofil führte.

Achtung: Reine Spekulation beruhend auf Spekulationen ....

Gruß   Pirx

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Offline HausD

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Re: Zenit-3SL (Sea Launch) mit Intelsat 27
« Antwort #60 am: 02. Februar 2013, 13:32:35 »
Meine Sicht zum Versagen:
Mit dem Helium (Druckbehälter) wird das Triebwerk gespült, das beinhaltet die Leitungen für Treibstoff und Oxydator  sowie die Turbopumpe(n , s. Skizze). Das Triebwerk ist ALLES, die Düsen mit den Brennkammern gehören dazu!
Das Anlassen der Turbopumpe erfolgt i.A. mit H2O2, das diese soweit hochfährt, dass die Förderleistung aufgebaut ist. Vor dem Zünden wird nochmals gespült, da H2O2 Reste aus dem System weg sein müssen - Explosionsgefahr - erst danach wird gezündet. Ein Teil der Treibgase werden nun in den Antriebsweg der Turbopumpe ge"steuert" und treiben diese bis zur Höchstleistung an. (Bei der Sojus färbt sich dann die Flamme, die aus den Düsen austritt, von rötlich auf weiss um und die Reise kann losgehen.)
Da ich beim o.a. Schema keine wesentlich anderen Komponenten sehe, bin ich in der Analogie der Meinung, dass eine Brennkammer nicht mit dem "vorgeschrieben" Ablauf gezündet worden ist, was 10 sec nach dem Auftreten des Fehlers zur Notabschaltung führte. Verantwortlich dafür wäre die БИМ BIM, die die eine Düse nicht mit Helium gepült hat, sondern den Treibstoff und den Oxydator eingespritzt hat. Da das aber der Vorgabe widerspricht, hat die Sicherheits-Software das Triebwerk ins Not-Aus gefahren und das sind rund 10 s.

Dabei habe ich weniger spekuliert, sondern aus den Meldungen im Vergleich mit dem "regulären" Ablauf der Startprozeduren meine Schlussfolgerungen gezogen.
Nach denen ist nicht die Hydraulik des Schwenkmechanismus der 4 Düsen bzw. einer die Ursache gewesen, denn darin ist eine gewisse Toleranz enthalten, 3 statt 4 funktioniert auch.

Gruß, HausD  - der auch auf das offizielle Statement wartet ...

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Offline HausD

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Re: Zenit-3SL (Sea Launch) mit Intelsat 27
« Antwort #61 am: 02. Februar 2013, 14:42:37 »
BIM im Bild


Triebwerk RD 171M auf dem Prüfstand

Die Männchen sind im Maßstab 1:1 abgebildet  :)

Das BIM im Bild liegt etwa in der Mitte neben dem Fuß des "Bergsteigers"



Das BIM wiederum in der Mitte des Kastens

Gruß, HausD

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Offline max-q

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Re: Zenit-3SL (Sea Launch) mit Intelsat 27
« Antwort #62 am: 02. Februar 2013, 16:45:46 »
Danke an HausD!
Also zusammenfassend kann man davon ausgehen, daß - wenn die Berichte stimmen - irgendetwas beim unsauberen starten des Triebwerks "zu Bruch gegangen" ist, woraufhin die Notabschaltung erfolgte. Wenn alle Parameter TROTZ des unsauberen Starts danach innerhalb der zulässigen Werte gelegen hätten, wäre die Notabschaltung ja reichlich kontraproduktiv gewesen. Und wir meinen ja auch alle einen merkwürdigen Aufstieg gesehen zu haben.
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Offline HausD

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Re: Zenit-3SL (Sea Launch) mit Intelsat 27
« Antwort #63 am: 02. Februar 2013, 17:11:13 »
Hallo max-q,
... wenn die Software, die die nicht unbedingt elektrisch/elektronische Signale erzeugen muss, hier wohl eher pneumatisch/hydraulische, einen "Treffer" gekriegt oder "Fehlinfos" gesendet hat - wann auch immer, aber aus meiner Sicht noch vor dem Start T=0 - dann ist ein solches Verhalten der Rakete schon möglich. Dann greift natürlich der Notfallplan: Wegführen von der Plattform und dann schnell das Feuern beenden.
Triebwerk war in Ordnung (sagen auch die Werte) - Steuereinheit nicht (überspringt Stufen oder speist Fehler ein).

Gruß, HausD

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Offline KSC

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Re: Zenit-3SL (Sea Launch) mit Intelsat 27
« Antwort #64 am: 02. Februar 2013, 17:23:17 »
Wenn das Problem noch vor T-0 aufgetreten ist,  stellt sich dann natürlich die Frage, warum die Rakete überhaupt abgehoben ist. Interessant wäre, wie lange die Thrust buildup Phase bei dem Triebwerk dauert und welche Sensorik es gibt es um einen solche Fehlfunktion  zu erkennen.

Gruß,
KSC

klausd

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Re: Zenit-3SL (Sea Launch) mit Intelsat 27
« Antwort #65 am: 02. Februar 2013, 18:23:32 »
Gibt es möglicherweise auch noch Auswirkungen auf die Atlas V? Deren Haupttriebwerk ist ja ein Derivat des hier verwendeten RD-171.

Gruß, Klaus

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Offline HausD

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Re: Zenit-3SL (Sea Launch) mit Intelsat 27
« Antwort #66 am: 02. Februar 2013, 18:36:03 »
Hallo KSC,
wie ich schrieb, es ist meine Meinung, dass der Fehler unmittelbar vor dem Start T=0, also Triebwerk in der Hochfahrphase auf Volllast passiert sein müsste. Eine Spülung einer Düse und deren Versorgungsleitungen hat nicht so funktioniert, wie es das Protokoll vorsieht, überdeckt von den anderen 3 und damit sind die "guten" Düsen auf Schub gegangen, die eine ist zwar angesprungen, hat aber ihre Leistung nicht erreicht. Dann muss die Rakete weg vom Tisch!

... und genau das ist die Krux! 
Es gibt zwar Thermo- und Drucksensoren sowie Fluxmeter, doch alles ist mit recht ordentlichen Zeitkonstanten behaftet, es dauert also auch wieder das eine oder andere Sekündchen, bis eine Reaktion erfolgen kann.
Einen Abbruch kann man bei Sojus wohl noch bei reichlich -2 Sekunden machen (keine Gewähr, ist Erinnerung an Hörensagen). Bei weniger sind die Messen dann auch gelesen.
Bei unbemannten Missionen geht man i.A. auch nicht so scharf ran!
Bei den Nachbarn, FCS, gibt es auch nur Gegrummel und den Verweis auf ein Vorkommnis 1997 !
 
Wartend grüßt HausD

@Klausd - ist es auch dieselbe BIM - Steuereinheit und deren Produzent in der Ukraine?

klausd

  • Gast
Re: Zenit-3SL (Sea Launch) mit Intelsat 27
« Antwort #67 am: 02. Februar 2013, 18:44:20 »
@Klausd - ist es auch dieselbe BIM - Steuereinheit und deren Produzent in der Ukraine?

Quod erat demonstrandum.

Gruß, Klaus

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Offline KSC

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Re: Zenit-3SL (Sea Launch) mit Intelsat 27
« Antwort #68 am: 02. Februar 2013, 18:54:35 »
Hm, worauf ich raus will folgendes:
Letztendlich ist es ja ein mechanisches Ventil, das im Triebwerk die Helium Spülung frei gibt.
Wichtige Ventile und ich denke das ist eines der wichtigen, haben ja Sensoren, die den Zustand des Ventils anzeigen. Das Ventil muss geschlossen gewesen sein, obwohl es offen hätte sein müssen und in dem Moment hätte man das weitere Hochfahren des Triebwerks abbrechen müssen.
Es sei denn die Helium Zuleitung vor dem Ventil hätte eine Leckage gehabt und das Ventil wäre offen gewesen. Dass wiederum hätte man aber am He Druck merken müssen.
Die Startsequenz eines Flüssigtriebwerks ist eine komplizierte Angelegenheit, da muss man sicher noch einige Analysearbeit leisten, bis man ganz genau weiß was passiert ist.

Man darf sicher sein, dass die ULA sich das genau anschauen wird.
Noch gibt es von denen noch kein Statement, aber das ist sicherlich noch zu früh.

Gruß,
KSC

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Offline HausD

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Re: Zenit-3SL (Sea Launch) mit Intelsat 27
« Antwort #69 am: 02. Februar 2013, 19:44:57 »
Es interessiert auch noch andere...

Zitat
Роскосмосу дали две недели на расследование причин ЧП с "Зенит-3SL"
    Roskosmos wurde zwei Wochen gegeben, um die Ursachen der Notfall-Ausschaltung bei der "Zenit-3SL" zu untersuchen

Der russische Ministerpräsident Dmitri Medwedew beauftragte den Chef von Roskosmos, Wladimir Popowkin, bis zum 15. Februar über die Ergebnisse der Untersuchung des Notfalls zu berichten.
 Quelle: Regierungs Pressedienst.

Gruß, HausD

klausd

  • Gast
Re: Zenit-3SL (Sea Launch) mit Intelsat 27
« Antwort #70 am: 02. Februar 2013, 19:47:20 »
Man darf sicher sein, dass die ULA sich das genau anschauen wird.

Haben die überhaupt die Experten um eine Zenit technisch zu untersuchen? Ich vermute eher, dass die Lösung von russischen / ukrainischen Ingenieuren untersucht werden wird.

Gruß, Klaus

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Offline KSC

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Re: Zenit-3SL (Sea Launch) mit Intelsat 27
« Antwort #71 am: 02. Februar 2013, 19:52:08 »
Drum sag ich ja,die werden sich das anschauen, vielleicht hätte ich besser zuschauen schreiben sollen ;)

Gruß,
KSC

GerdW

  • Gast
Re: Zenit-3SL (Sea Launch) mit Intelsat 27
« Antwort #72 am: 02. Februar 2013, 22:02:43 »
Hallo,

Es gibt eine erste Erklärung bei Sea Launch:

http://www.sea-launch.com/missions-q11349-Failure_Review_Oversight_Board.aspx

mal nur der Link, da ich nicht sicher bin ob ich alles richtig verstanden habe.

Offline Majo2096

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Re: Zenit-3SL (Sea Launch) mit Intelsat 27
« Antwort #73 am: 02. Februar 2013, 22:54:48 »
Habe ich das richtig verstanden das man keinen Schrott von der Rakete gefunden hat ?

dann muß man sich fragen ob man zu spät angefangen hat danach zu suchen

websquid

  • Gast
Re: Zenit-3SL (Sea Launch) mit Intelsat 27
« Antwort #74 am: 02. Februar 2013, 23:01:52 »
Metall versinkt halt ;)