Entfernungen im All

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rolli

  • Gast
Entfernungen im All
« am: 10. Februar 2007, 09:25:20 »
Wie genau kann man die Entfernungen im All messen? Wie schnell expandiert das Universum?

Zitat

 SUPERNOVAE

Kosmische Entfernungsmesser

Kosmologen sind zur Erstellung ihrer Modelle des Universums auf möglichst exakte Entfernungsmessungen angewiesen. Nur so konnten sie beispielsweise feststellen, dass sich die Expansion unseres Weltalls beschleunigt. Als Entfernungsindikator diente den Forschern ein ganz bestimmter Supernova-Typ. Doch ist dieser auch wirklich für diese Aufgabe geeignet? Offenbar schon, wie europäische Astronomen jetzt feststellten.


Der Pfeil zeigt auf die Supernova 2002bo, die Explosion eines weißen Zwergsterns in der Galaxie NGC 3190 im Sternbild Löwe - 60 Millionen Lichtjahre von der Erde entfernt. Bild: MPG / Benetti et al., MNRAS 384, 261-278 (2004)

Am Ende eines Sternenlebens, wenn der Stern schwer genug geworden ist, steht eine gewaltige Explosion - die Supernova. Für einige Wochen erscheint eine Supernova fast so hell wie eine ganze Galaxie mit Milliarden von Sternen. Die hellsten dieser Supernovae bezeichnen Astrophysiker als Typ Ia. Ihre gemessene scheinbare Helligkeit auf der Erde ist ein Maß für ihren Abstand zu uns - doch dabei gibt es mehrere Unsicherheitsfaktoren. "Die Frage ist immer noch: Wie gut sind Supernovae eigentlich als Entfernungsmaß geeignet, da zum Beispiel die Erkenntnis, dass das Universum beschleunigt expandiert, zu einem großen Teil auf Beobachtungen von Supernovae beruht", erklärt Prof. Wolfgang Hillebrandt. Denn die Supernovae vom Typ Ia sind in ihrer Leuchtkraft untereinander sehr ähnlich, aber doch nicht gleich.

Den Wissenschaftlern vom Max-Planck-Institut für Astrophysik und dem Nationalen Astronomischen Institut Italiens ist nun ein Durchbruch gelungen. Sie kamen zu dem Schluss, dass die Explosionsenergie der Typ-Ia-Supernovae nahezu gleich ist - sie entspricht der Fusionsenergie, die ein weißer Zwergstern von etwa dem anderthalbfachen der Masse der Sonne erbrüten kann. Die Mengen an radioaktivem Nickel und mittelschweren chemischen Elementen wie Silizium schwanken dagegen von Supernova zu Supernova und erklären ihre Helligkeitsunterschiede. Eine Supernova leuchtet nämlich umso heller, je mehr Nickel sie enthält.

Bei der Explosion entstehen durch nukleare Fusion von Kohlenstoff und Sauerstoff große Mengen radioaktiver Atomkerne, bei einigen Supernovae vor allem das radioaktive Isotop 56 des Elements Nickel. Die Energie aus seinem radioaktiven Zerfall wird in der Supernova in Licht verwandelt. Die Fusion liefert also sowohl die Energie für die Explosion als auch für das Licht. Die Kernfusion kann allerdings auch bereits bei leichteren Atomkernen wie etwa Silizium enden. Dabei entsteht zwar die gleiche Menge Energie, die Supernova leuchtet aber nicht so hell. Diesen Fall erkennen die Forscher, wenn sie im Lichtspektrum der Supernovae auch das Silizium sehen.

In ihrer Studie hatten die Wissenschaftler im Rahmen einer europäischen Kooperation unter Führung des Max-Planck-Instituts für Astrophysik in den letzten vier Jahren 20 Ia-Supernova-Explosionen jeweils über mehrere Wochen untersucht. Anhand spektroskopischer und photometrischer Daten sowie aufwändiger numerischer Simulationen kamen sie zu den Ergebnissen, die es nun ermöglichen die bisherigen Eichmethoden zu verfeinern.

Astronomen kalibrieren Helligkeitsunterschiede bei den Supernovae nämlich mit Hilfe ihrer Lichtkurven, also dem zeitlichen Verlauf, den die Helligkeit bei neu entdeckten Supernovae nimmt. Die Lichtkurven der helleren Supernovae fallen langsamer ab als die der lichtschwächeren. Das schwächste Glied in dieser Eichmethode waren bisher aber die beschränkten Kenntnisse über die Supernovaexplosionen selbst: Woher kommen die Unterschiede in ihrer Helligkeit, und sind die gemachten Korrekturen gerechtfertigt? Die Supernovae, die zur Entfernungsmessung in der Kosmologie ein Rolle spielen, explodierten, als unser Sonnensystem gerade entstand oder noch früher. Es gibt deshalb keine Garantie, dass es die gleichen Explosionen sind wie die, für die die Lichtkurven geeicht wurden.

Um mögliche systematische Unterschiede ausschließen zu können, müssen Wissenschaftler deshalb die Explosionen sehr gut verstehen - dazu haben die Wissenschaftler vom Max-Planck-Institut für Astrophysik und dem Nationalen Astronomischen Institut Italiens jetzt einen großen Beitrag geliefert. "Unsere überraschenden Ergebnisse liefern nun erstmals eine solide Grundlage dafür, dass wir Supernovae als kosmische Entfernungsmesser nutzen können", sagt Wolfgang Hillebrandt. "Wir verstehen jetzt die Unterschiede in der Helligkeit von Supernovae besser und können deshalb in Zukunft dieses kosmische Metermaß genau eichen." Davon profitieren auch Kosmologen, die aus der Helligkeit der Supernovae auf dunkle Energie schließen können, die für die beschleunigte Expansion des Universums verantwortlich ist, wie die Wissenschaftler glauben.
 

Quelle:

http://www.astronews.com/news/artikel/2007/02/0702-007p.html

 :o

SchwarzeMaterie

  • Gast
Re: Entfernungen im All
« Antwort #1 am: 11. Februar 2007, 06:15:01 »
Hallo,

war der thread eigentlich ironisch gemeint? :o

Das sind ja Aussagen, richtig schlauer sind wir doch aber jetzt auch wieder nicht geworden, zumindest wenn man sich den letzten Satz genauer betrachtet?!

     Zitat: "...wie die Wissenschaftler glauben."


Kann da nicht einfach mal stehen, wie die Wissenschaftler wissen?
Müssen wir wohl noch weitere Messungen abwarten....?? :-/


Fragende Grüße
Thomas

rolli

  • Gast
Re: Entfernungen im All
« Antwort #2 am: 11. Februar 2007, 09:50:06 »
Zitat
Hallo,

war der thread eigentlich ironisch gemeint? :o

Das sind ja Aussagen, richtig schlauer sind wir doch aber jetzt auch wieder nicht geworden, zumindest wenn man sich den letzten Satz genauer betrachtet?!

     Zitat: "...wie die Wissenschaftler glauben."


Kann da nicht einfach mal stehen, wie die Wissenschaftler wissen?
Müssen wir wohl noch weitere Messungen abwarten....?? :-/


Fragende Grüße
Thomas

Hi Thomas, nee, das ist durchaus ernst. Das "Wissen" ist eben so ne Sache....
Wenn etwas nicht felsenfest verifiziert ist, weiss man es nicht 100 %, daher das vorsichtige"Glauben"; obwohl "Glauben" ja eigentlich nicht ins wissenschaftliche Vokabular gehören sollte... ;D

Ja ?

 ;)

Necrom

  • Gast
Re: Entfernungen im All
« Antwort #3 am: 11. Februar 2007, 17:23:42 »
Hallo,
also Glauben ist ein Wort das jeder in der Wissenschaft verwendet, er sagt aber meistens: Ich nehme an.
Annahmen sind irgendwie ein Grundstein jeder entwickelten Theorie, weil die Idee das etwas so sein könnte ist ja essentiell wichtig. (Ausser man stößt durch Zufall auf eine "Entdeckung")

Aber ob wir jetzt Glauben oder Annehmen, es bedeutet das selbe, es ist noch nicht ausreichend verifiziert ;)

*wink*

Heribert

  • Gast
Re: Entfernungen im All
« Antwort #4 am: 20. Februar 2007, 11:13:49 »
Hallo,

ich meine, die Zahlen ( die sowieso nur gerundet sind ), die die Entfernungen der Galaxien angeben, können z. Zt. nicht bis zur einer Stelle vor dem Komma angegeben werden, ausgenommen die in der Lokalen Gruppe. Aber wir dürfen davon ausgehen, daß die Größenordnungen stimmen, und allein dies ist wichtig.

Vor dem Astrometriesatelliten Hyparcos waren die Entfernungen der Sterne außer der unmittelbaren Sonnenumgebung ebenso nur in Größenordnungen bekannt. Hyparcos hat diese glänzend bestätigt.  Irgendwann werden die Entfernungen der Galaxien genauso bestätigt werden.

Heribert

rolli

  • Gast
Re: Entfernungen im All
« Antwort #5 am: 20. Februar 2007, 11:39:21 »
Hoi Heribert

Genau.

Dann muss man noch berücksichtigen, dass sich in, um und um die Milchstrasse herum alles bewegt. Der ganze Kosmos ist in ständiger Bewegung.
Also sind *Entfernungen* so ne Sache: Momentsache, beziehungsweise "Vergangenheit": So war es dann und dann.

Eine exakte Entferungsangabe wird nie möglich sein, nur eine Annäherung

 ::)
« Letzte Änderung: 20. Februar 2007, 11:40:47 von rolli »

SchwarzeMaterie

  • Gast
Re: Entfernungen im All
« Antwort #6 am: 21. Februar 2007, 05:20:22 »
Zitat
Dann muss man noch berücksichtigen, dass sich in, um und um die Milchstrasse herum alles bewegt. Der ganze Kosmos ist in ständiger Bewegung.

Hallo Rolli,

ist schon ein recht interessantes "Thema", wenn man mal etwas genauer darüber nachdenkt!
Wie war das noch gleich, einen "eindeutigen Ruhepunkt" gibt es nicht, jedenfalls nicht wenn man den "Newtonschen Gesetzen" folgt?
Mich wundert's, wie es da möglich wäre, unter diesen Bedingungen "Messungen" anzustellen.

Was ist eigentlich wenn alle Galaxien gerade jetzt oder irgendwann an "Masse" verlieren/zunehmen, wir müssten uns doch dann nicht nur viel schneller/langsamer von anderen Galaxien weg bewegen - oder gar auf einer anderen zu - sondern auch unvorhersehbar in die unterschiedlichsten Richtungen driften?
Nach den "Newtonschen Gesetzen" würden die "Gravitationskräfte" abschwächen um so kleiner die Masse wird, oder verstärkt wirken je mehr "Masse" ein Gebilde hat.
Die Galaxien dürfen ja "Masse" verlieren aber auch zunehmen, zunehmen etwa dadurch das sich zwei Galaxien verbinden.

Wenn das "Universum" als eine "kosmologische Konstante" der "Vakuumenergiedichte" gilt, dann müssten doch alle Galaxien ständig oder erst noch irgendwann ihre Richtungen ändern - ähnlich wie bei Schiffen im Zig<->Zack - im "Universum" aber verursacht durch die "Gravitation", die sich ständig abschwächt oder verstärkt, dadurch das Galaxien auch unterschiedlich "viel Masse" verlieren/aufnehmen und somit auch unterschiedliche "Gravitationskräfte" auf ihre "Nachbarn" ausüben.

Ist doch eigentlich ein ständiges Katz- und Maus Spiel, die die "Gravitation" auf die """Bewegungsrichtung sämtlicher Masse im Universum""" hat.

Kann man unter diesen Umständen eigentlich tatsächlich verwertbare "Messungen" anstellen?


Fragende Grüße
Thomas
 :)
« Letzte Änderung: 21. Februar 2007, 06:54:57 von SchwarzeMaterie »

rolli

  • Gast
Re: Entfernungen im All
« Antwort #7 am: 21. Februar 2007, 09:06:28 »
Hi Thomas

Zitat
Kann man unter diesen Umständen eigentlich tatsächlich verwertbare "Messungen" anstellen?

Na klar, aber eben: Es sind Messungen aus der "Vergangenheit".
Wenn wir die Entfernung zu einer Galaxie mit 100 Millionen Lichtjahren messen, war diese Galaxie vor 100 Millionen Jahren an dem gemessenen Punkt.
Wir müssen also so ungefähr Geschwindigkeit, Richtung und Einflüsse von Galaxienhaufen berechnen, um den gegenwärtigen Standpunkt festzulegen.
Wie genau das ist wissen die Götter.... :o

Und die sagen es nicht

 ;)
« Letzte Änderung: 21. Februar 2007, 09:07:14 von rolli »

Heribert

  • Gast
Re: Entfernungen im All
« Antwort #8 am: 21. Februar 2007, 09:29:53 »
Hallo Thomas,

auch wenn die Galaxien / Massen in Bewegung sind, aber um merkliche Ortsveränderungen zu sehen braucht es Millionen von Jahren. Da mögen zwar für uns hohe Geschwindigkeiten im Spiele sein, doch bezogen auf die unvorstellbaren Entfernungen sind sie nur winzig klein. Der Andromedanebel wird noch Milliarden Jahre benötigen, um mit unserer Galaxis zu kollidieren.
Ob Galaxien Massen verlieren oder zunehmen, wissen wir nicht genau und wenn, sind es zur Gesamtmasse einer Galaxie nur winzige Beträge.
Deshalb sind Entfernungsmessungen sehr wohl möglich.
Auf Millionen von Jahren gesehen scheint das Universum turbulent zu sein, aber uns Menschen sind solche Zeiträume unzugänglich. Die Messungen durch den Doppler-Effekt geben uns nur Hinweise auf die Bewegungen der Galaxien.
Bei der Betrachtung des Universums werden die Entfernungen und ihre Auswirkungen weit unterschätzt, wir können uns keine Vorstellung davon machen, was Lichtjahre, - Tausend / Millionen usw. Lichtjahre sind.
Selbst die Sonnenentfernung von 150 Millionen Kilometer sind für uns Menschen
berechenbar, aber nicht vorstellbar.

Heribert

H.J.Kemm

  • Gast
Re: Entfernungen im All
« Antwort #9 am: 09. Juli 2007, 20:37:13 »
Moin,



Ein internationales Astronomenteam behauptet, die bisher am weitesten entfernte Galaxie entdeckt zu haben. Ihr Licht machte sich vor mehr als 13 Milliarden Jahren auf den Weg zu uns.
 
Eine Gruppe des California Institute of Technology (Caltech) nutzte die Gravitationswirkung eines massereichen Galaxienhaufens, um eine dahinter stehende weit entfernte Galaxie nachzuweisen. Das Schwerefeld des Galaxienhaufens bündelt das Licht des fernen Objekts, wodurch dieses heller erscheint als ohne die Linsenwirkung. Dieser so genannte Gravitationslinseneffekt erlaubte es den Forschern, einen möglichen neuen Entfernungsrekordhalter nachzuweisen.


Das steht in diesem Artikel von SuW vom 9.07.2007 >>>

Leider steht da nicht, welcher Galaxiehaufen es ist bzw. wo diese scheinbar noch namenlose Galaxie sich befindet.

Aber vielleicht erfährt man am 11. Juli mehr.

Jerry

rweede

  • Gast
Re: Entfernungen im All
« Antwort #10 am: 10. Juli 2007, 02:19:56 »
Hallo Rolli,

Zitat
Na klar, aber eben: Es sind Messungen aus der "Vergangenheit".
Wenn wir die Entfernung zu einer Galaxie mit 100 Millionen Lichtjahren messen, war diese Galaxie vor 100 Millionen Jahren an dem gemessenen Punkt.

Stimmt das wirklich? Das habe ich mich schon öfter gefragt. Wenn also jetzt (s.o.) eine Galaxie in 13 Mrd. Lichtjahren Entfernung entdeckt wird, müsste das ja heißen, dass das Universum schon vor 13 Mrd. Jahren mindestens 13 Mrd. Lichtjahre Durchmesser hatte. Das ist aber nicht die allgemeine Ansicht, glaube ich. Oder liege ich da falsch?

Roland

rolli

  • Gast
Re: Entfernungen im All
« Antwort #11 am: 10. Juli 2007, 09:31:02 »
Hi Roland

wenn wir von dem Modell des aufgeblasenen Ballons ausgehen, auf dessen Oberfläche die Galaxien sich befinden, sind die 13 Milliarden Lichtjahre durchaus möglich. Das All hat sich ja anscheinend nach neuesten Angaben in seinen Anfängen nach dem Urknall mit überlichtgeschwindigkeit... ausgedehnt. Wie das gehen soll mit Einstein, weiss ich kleiner Laie allerdings nicht.

Hier noch ein älterer Link

http://www.netzeitung.de/servlets/page?section=784&item=273587


 8-)
« Letzte Änderung: 10. Juli 2007, 14:17:32 von rolli »

*

Offline Mary

  • *****
  • 1323
Re: Entfernungen im All
« Antwort #12 am: 10. Juli 2007, 10:53:57 »
Hallo,
ich glaube, ich habe unlängst in einem Buch folgende Aussage gelesen: Der Raum kann sich schneller als Lichtgeschwindigkeit ausdehnen, Materie oder Strahlung jedoch nicht.
Ich begreife den Sinn des Satzes nur nicht ganz, weil wenn sich der Raum mit Überlichtgeschwindigkeit ausdehnt, bewegen sich die Galaxien ja auch mit Überlichtgeschwindigkeit auseinander, oder? :question ::) ::)

Mary

Re: Entfernungen im All
« Antwort #13 am: 10. Juli 2007, 11:22:57 »
Mahlzeit!


Stellt sich nur die Frage: Dehnt sich der Raum aus oder wird es immer mehr Raum?
Wenn er sich nur ausdehnt wird der Abstand zwischen den Galaxien nur für einen externen Beobachter größer. Für uns bleibt er konstant. Wird es immer mehr Raum so bemerken wir und der externe Beobachter es.
Ist aber nur meine ganz persönliche Meinung.

Hier gibt es auch noch etwas dazu, was die ganze Sache auch nicht einfacher macht:
http://www.wissenschaft.de/wissenschaft/news/257893.html


Gruß
Peter
« Letzte Änderung: 10. Juli 2007, 11:23:07 von alswieich »

rolli

  • Gast
Re: Entfernungen im All
« Antwort #14 am: 10. Juli 2007, 14:20:02 »
Hi Peter

Wunderbar:

Zitat
Wer seinen wachsenden Bauchumfang auf die Expansion des Universums schieben will, hat leider Pech: Auch wenn das Weltall sich immer schneller ausdehnt, werden dadurch weder Atome noch Menschen noch Berge größer

Damit ist ja wohl einiges geklärt...., oder nicht?

 ;D ;D

SchwarzeMaterie

  • Gast
Re: Entfernungen im All
« Antwort #15 am: 10. Juli 2007, 16:52:02 »
Zitat
Der Raum kann sich schneller als Lichtgeschwindigkeit ausdehnen, Materie oder Strahlung jedoch nicht.
Ich begreife den Sinn des Satzes nur nicht ganz, weil wenn sich der Raum mit Überlichtgeschwindigkeit ausdehnt, bewegen sich die Galaxien ja auch mit Überlichtgeschwindigkeit auseinander, oder? :question ::) ::)

Hi Mary,

Vielleicht besteht ja der Sinn darin, dass sich der Raum scheller ausbreiten kann als Materie, weil es nicht wiederlegt ist? :-)

Spaß beiseite!

Wenn Du Dir mal z.B. 2 Autos vorstellst, die sich mit je 120KMh voneinander wegbewegen, dann ist für jeden Beobachter der in dem Auto sitzt die Geschwindigkeit mit der sich beide Autos voneinander wegbewegen 240KMh. Für ein Beobachter, der die beiden dabei zusieht, entfernt sich jeder mit 120KMh voneinander. Aber auch wenn eines der beiden Autos still steht, gilt für beide Beobachter im Auto 120KMh.

Galaxien bewegen sich selbst nicht mit Überlichtgeschwindigkeit auseinander, sondern höchstens voneinander weg. Das selbe Prinzip besteht auch dann, wenn sich zwei Systeme aufeinander zu bewegen.

Wenn sich eine Galaxie die sich z.B. von einer anderen mit 200.000KM/s weg bewegt und die andere sich auch von dieser mit 200.000KM/s weg bewegt, dann gilt für beide Beobachter innerhalb der Galaxien 400.000KM/s (also relative Überlichtgeschwindigkeit).

Es hängt immer vom Standpunkt des Beobachters ab und natürlich von den Geschwindigkeiten, mit der sich zwei Beobachter bewegen.



Dazu ein schöner Link mit Animation:
http://relativ.einstein.zdf.de
http://www.zdf.de/ZDFde/inhalt/30/0,1872,5254686_idDispatch:5291597,00.html


Gruß
« Letzte Änderung: 10. Juli 2007, 17:06:18 von SchwarzeMaterie »

*

Offline Schillrich

  • Raumcon Berater
  • *****
  • 19584
Re: Entfernungen im All
« Antwort #16 am: 10. Juli 2007, 17:48:05 »
Bei der Entfernungszunahme zwischen den Galaxien muss man 2 Effekte trennen (in der heutigen Kosmologie):
  • Expansion durch Bewegungen aller Galaxien im Raum

Jede Galaxie hat also eine gewisse Anfangsgeschwindigkeit. Diese Geschwindigkeit ist durch v<c beschränkt.
  • Expansion des Raums an sich

Hierdurch nehmen auch ohne den ersten Effekt die Abstände zwischen allen Galaxien zu. Diese Expansion ist nicht durch v<c beschränkt. Ursache hierfür könnte die ominöse postulierte dunkle Energie sein.
[/list]
\\   //    Grüße
 \\ ///    Daniel

"We are following you ... but not on twitter." (Futurama)

ILBUS

  • Gast
Re: Entfernungen im All
« Antwort #17 am: 10. Juli 2007, 19:51:52 »
So wie ich die Sache verstanden habe: wenn ich ein Galaxie beobachte, umd der Raum dazwischen sich ausdehnt, ist im Unterschied zu einer tatsächlichen bewegung keine  Rotverschiebung des Lichts zu verzeichnen

*

Offline Schillrich

  • Raumcon Berater
  • *****
  • 19584
Re: Entfernungen im All
« Antwort #18 am: 10. Juli 2007, 20:04:51 »
Hallo ILBUS,

so weit ich weiß, kommt es durch die Ausdehnung selbst auch zu einer Rotverschiebung. Durch die Dehnung des Raums werden auch die Wellen gedehnt. Je weiter eine Galaxie entfernt ist, desto länger dauert es bis das Licht hier ankommt und umso länger können die Wellen auch gedehnt werden. Damit ist die Rotverschiebung durch die Expansion nicht auf den klassischen Dopplereffekt zurückzuführen, sondern ist ein Anzeichen für die Zeit und damit die Entfernung, die eine Welle zurückgelegt hat.
\\   //    Grüße
 \\ ///    Daniel

"We are following you ... but not on twitter." (Futurama)

Re: Entfernungen im All
« Antwort #19 am: 10. Juli 2007, 20:19:04 »
Zitat
... Wenn sich eine Galaxie die sich z.B. von einer anderen mit 200.000KM/s weg bewegt und die andere sich auch von dieser mit 200.000KM/s weg bewegt, dann gilt für beide Beobachter innerhalb der Galaxien 400.000KM/s (also relative Überlichtgeschwindigkeit)...
Das stimmt nicht. Ich habe auch mal so gedacht. Man muß dabei bedenken, daß der Vergleich mit den Autos hinkt, denn es geht bei den Autos um sehr geringe Geschwindigkeiten. Bei den von dir angesprochenen 200.000 km/s ist das jedoch anders. Bei solchen Geschwindigkeiten wirkt sich die Relativität der Zeit aus. Die Zeit ist dann also keine Konstante mehr. Je schneller sich etwas auf dich zu oder von dir weg bewegt desto langsamer erscheint dir die Zeit, die auf diesem von dir beobachteten Objekt vergeht. Also eine Sekunde ist nicht immer eine Sekunde. Deshalb sind dann 200.00 km/s von wo aus gesehen wie schnell? Gute Frage. Stimmt's?

Ein extremes theoretisches Beispiel:
Zwei Raumschiffe fliegen mit jeweils Lichtgeschwindigkeit aneinander vorbei. Beide Raumschiffkommandanten hatten vorher verabredet sich zuzuwinken. Der eine Raumschiffkommandant sieht das andere Raumschiff mit Lichtgeschwindigkeit vorbeisausen und sein Kommandant steht nicht winkend sondern bewegungslos am Fenster weil die Zeit dort stillsteht. Der andere Raumschiffkommandant sieht aus seiner Sicht das gleiche. Mehr als Lichtgeschwindigkeit geht eben nunmal nicht. Oder anders gesagt: Mehr als Lichtgeschwindigkeit ginge nur wenn die Zeit eine Konstante wäre.

Sehr zu empfehlen: http://www.einstein-online.info/de/einsteiger/spezRT/index.html
(ist auch für Laien wie mich sehr verständlich erläutert)


Gruß
Peter
« Letzte Änderung: 10. Juli 2007, 20:33:53 von alswieich »

*

Offline Mary

  • *****
  • 1323
Re: Entfernungen im All
« Antwort #20 am: 10. Juli 2007, 20:52:51 »
Hallo,

@ILBUS: Wenn das so wäre, hätte Hubble doch nicht die Expansion des Universums nachweisen können!

@Thomas:
Zitat
Es hängt immer vom Standpunkt des Beobachters ab und natürlich von den Geschwindigkeiten, mit der sich zwei Beobachter bewegen.
Es gibt aber ein physikalisches Gesetz, das besagt, dass die Lichtgeschwindigkeit von allen Bezugssystemem aus gesehen gleich ist!

Mary
« Letzte Änderung: 10. Juli 2007, 20:53:14 von Mary »

SchwarzeMaterie

  • Gast
Re: Entfernungen im All
« Antwort #21 am: 10. Juli 2007, 21:09:45 »
Hi,

also das mit der Zeit ist schon ein Phänomen.
Muss sich doch aber auch irgendwie erklären lassen.

Ich dachte immer:
Eine Sekunde ist überall eine Sekunde. Nur das ein Beobachter die Zeit von einem sich entfernen Objekt anders ablaufen sieht. Die Zeit im vorbeifliegenden Objekt, vergeht für einen Beobachter langsamer. Oder ist das falsch?

Nur warum ist das denn so, kann man das überhaupt erklären?
Hat das was mit der optischen Wahrnehmung zu tun, sieht das für einen Beobachter nur deswegen langsamer aus, weil die Lichtwellen sich mit der Entfernung ausbreiten und dadurch einen längeren Weg zurück gelegt werden muss, um beim Beobachter gesehen zu werden? Oder geht prinzipiell die Zeit in einem bewegten Objekt langsamer und die Zeit bzw. die Bewegung ab einer gewissen Geschwindigkeit hätte auch einen physikalischen Einfluss auf den Körper?


Wie kann man sich das erklären, ist das einfach so?
Oder steckt da irgendein Messfehler hinter.
Kann man sich irgendwie kaum vorstellen, dass man dadurch ewig jung bleiben könnte, wenn man sich nur immer mit Lichtgeschwindigkeit bewegen würde, oder?! :o
Also ich kann es mir nur schwer vorstellen!

Gruß und danke für die Korrektur
-------------------------------------------
Edit:
@Mary, davon  gehe ich eigentlich auch aus.

Mit dem Beispiel wollte ich nur sagen, wenn sich zwei Objekte von einander entfernen, und kein weiterer Bezugspunkt vorhanden ist, das niemand genau sagen kann wie schnell er sich bewegt. Nimmt jeder für sich ihn als Bezugspunkt, ergibt das doch die Geschwindigkeit mit der sich beide voneinander weg bewegen.
Jeder für sich kann nach Einstein natürlich nicht schneller sein wie Lichtgeschwindigkeit.

LG
« Letzte Änderung: 10. Juli 2007, 21:19:09 von SchwarzeMaterie »

Re: Entfernungen im All
« Antwort #22 am: 10. Juli 2007, 21:26:42 »
Zitat
... Wie kann man sich das erklären, ist das einfach so?
Es ist ein Naturgesetz. Kann man nicht erklären sondern nur entdecken.

Zitat
Kann man sich irgendwie kaum vorstellen, dass man dadurch ewig jung bleiben könnte, wenn man sich nur immer mit Lichtgeschwindigkeit bewegen würde, oder?! :o
DAS funktioniert leider nicht, denn deine Borduhr läuft ja normal weiter und nur die Beobachter, die dich wegrasen sehen, bemerken eine langsamer laufende Borduhr.

Zitat
Also ich kann es mir nur schwer vorstellen!
Keine Angst, denn da bist du nicht der Einzige! Aber Einstein-Online hilft. Dort ist alles sehr anschaulich erläutert. Hier ein kleines Beispiel:
Zitat
Wir sind es aus dem Alltag gewohnt: Einige Aussagen sind absolut, einige sind relativ. Dass die Teekanne auf meinem Frühstückstisch links von der Tasse steht, ist aus meiner Sicht richtig. Aus Sicht eines Beobachters, der mir gegenübersitzt, steht die Kanne dagegen rechts von der Tasse. Links und rechts sind relativ - ob ein Objekt links oder rechts von einem anderen steht, hängt vom Beobachter ab. Darüber, dass die Tasse bis an den Rand gefüllt ist, sind sich ich, mein Gegenüber und jeder andere Beobachter am Tisch dagegen einig. Die Aussage ist in diesem Sinne absolut, nämlich nicht vom Beobachter abhängig.
Wer das versteht hat auch gute Chancen den Rest zu verstehen.


Gruß
Peter

Re: Entfernungen im All
« Antwort #23 am: 10. Juli 2007, 21:38:08 »
Zitat
... Mit dem Beispiel wollte ich nur sagen, wenn sich zwei Objekte von einander entfernen, und kein weiterer Bezugspunkt vorhanden ist, das niemand genau sagen kann wie schnell er sich bewegt. Nimmt jeder für sich ihn als Bezugspunkt, ergibt das doch die Geschwindigkeit mit der sich beide voneinander weg bewegen...
Und genau das ist die einzige Geschwindigkeit die zählt: Die Geschwindigkeit gegenüber einem anderen Objekt. Es gibt keinen ruhenden Bezugspunkt: http://www.einstein-online.info/de/einsteiger/spezRT/RTPrinzip/index.html


Gruß
Peter

SchwarzeMaterie

  • Gast
Re: Entfernungen im All
« Antwort #24 am: 10. Juli 2007, 21:38:48 »
Danke schön für den Link!

Zitat
nur die Beobachter, die dich wegrasen sehen, bemerken eine langsamer laufende Borduhr.

Und wenn der davon rasende wieder zum Startpunkt (zum Beobachter) zurück kommt, ist der dann jünger oder älter, oder immer noch genauso alt wie vor dem Start?
« Letzte Änderung: 10. Juli 2007, 21:39:58 von SchwarzeMaterie »