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Wann startet die Falcon Heavy zum ersten Mal?

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Falcon Heavy

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Re: Falcon Heavy
« Antwort #350 am: 05. August 2015, 06:30:36 »
...falls die Probleme nicht gelöst werden können.

Ich frag mal kritisch nach: Welche Probleme denn?

Aktuell wissen wir gesichert nur, das Musk die Priorität der FH zugunsten des F9 ReturnToFlights nach unten priorisiert hat. Das heißt im Klartext er hat Mitarbeiter aus dem FH-Team abgezogen die bei der F9 Heliumtank-Problemlösung (und alles was dazugehört) mitarbeiten sollen um die geplanten F9 Starts so schnell wie möglich abarbeiten zu können.

Von krischen Problemen der FH (also echte Showstopper) wissen wir bis heute nichts, oder?

Mane

Aber nur für den Fall das der Heliumtank wirklich mit 100% Sicherheit der Auslöser war.
Wenn es einen anderen Grund für das Versagen der Tankstruktur gibt, dann ist das Problem bei der Heavy aufgrund der höheren Beschleunigung auch größer.
Schließt man die Wahrscheinlichkeit nicht aus wird man die Strukturen der Heavy verstärken oder sogar neu designen.

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Offline m.hecht

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Re: Falcon Heavy
« Antwort #351 am: 05. August 2015, 10:27:49 »
Aber nur für den Fall das der Heliumtank wirklich mit 100% Sicherheit der Auslöser war.
Wenn es einen anderen Grund für das Versagen der Tankstruktur gibt, dann ist das Problem bei der Heavy aufgrund der höheren Beschleunigung auch größer.
Schließt man die Wahrscheinlichkeit nicht aus wird man die Strukturen der Heavy verstärken oder sogar neu designen.

Die Cores der FH und der F9 sind weitestgehend identisch. Es ist also aus dieser Sicht egal ob der He-Tank das Problem ist oder nicht. Die Cores (egal ob FH oder F9) müssen die Belastungen eines FH Starts aushalten. Da die He-Tank-Streben auch in der FH baugleich sind, müssen sie auch dort funktionieren.

Es könnte natürlich auch noch weitere Probleme mit der FH geben (in so einem Projekt gibt es immer Probleme die gelöst werden müssen), nur davon wissen wir aber nichts. Sprich: Spekulation.

Mane

Re: Falcon Heavy
« Antwort #352 am: 05. August 2015, 10:50:42 »
Beim Fehlstart hat die Struktur des Oberstufentanks nachgegeben. sehr wahrscheinlich wegen der Streben des Heliumtanks.

Wenn es aber etwas anderes war, dann ist das ein schwerwiegendes Problem für die Heavy, denn wenn die Oberstufe und deren Struktur die gleiche ist, ist die Belastung auf die Struktur der Heavyoberstufe wesentlich höher als bei der normalen F9. Daher meine Vermutung, dass es bei der F9 reicht etwas zu versärken, bei der Heavy aber eine wesentlich stärkere neue Struktur designet werden muss.

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Offline m.hecht

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Re: Falcon Heavy
« Antwort #353 am: 05. August 2015, 10:55:48 »
Wie gesagt: Reine Spekulation

Führerschein

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Re: Falcon Heavy
« Antwort #354 am: 05. August 2015, 10:59:36 »
Im Augenblick geht man mit sehr guten Gründen davon aus, daß Überdruck durch Helium aus dem losgerissenen Tank die Fehlerursache war. Deshalb arbeitet man auf dieser Grundlage daran, die Flüge wieder aufzunehmen. Aus formalen Gründen wird das als vorläufig bezeichnet, bis alle Untersuchungen abgeschlossen sind. Aber daß am Ende etwas anderes herauskommt, ist sehr unwahrscheinlich. Die Indizien sind überwältigend. Sensordaten zeigen es. Tests auf der Erde haben dazu nachgewiesen, daß die verdächtige Komponente tatsächlich unter den aufgetretenen Belastungen versagen kann. Noch viel besser nachgewiesen geht es nicht.

In den meisten Fällen sollte die Belastung von Komponenten in der Falcon Heavy nicht größer sein als in der Falcon 9. Schubbelastungen müssen schon wegen der Nutzlast auf ähnliche Werte begrenzt sein. Einen 6-8t Satelliten auf GTO bringen wird deshalb den Träger nicht stärker belasten als einen Dragon zur ISS zu senden.

Wenn allerdings tatsächlich 45-53t in den LEO befördert werden, ist die Belastung höher. Solche Nutzlasten sind nicht in Sicht, aber sie werden sicher dafür planen.

Re: Falcon Heavy
« Antwort #355 am: 05. August 2015, 11:00:58 »
spekulation Ja, aber wenn nicht zu 100,0 % feststhet dass es der Holm war wird man über verstärken der Oberstufe nachdenken müssen.

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Offline m.hecht

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Re: Falcon Heavy
« Antwort #356 am: 05. August 2015, 11:10:42 »
100% wird es nie geben.

Man wird aber sicherlich nicht einfach so die Struktur verändern, wenn man keine stichhaltigen Beweise für ein Versagen derer hat.

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Online Klakow

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Re: Falcon Heavy
« Antwort #357 am: 05. August 2015, 11:26:24 »
Wegen den Heliumtanks mache ich mir keinen Kopf, das wird kein Problem mehr sein, aber was die Krafteinleitung betrifft schon.
Ich hab mal ein Jahr Statik gelernt und seitdem sehe ich quasi schon bei anschauen wo die Kräfte langlaufen.
Es ist nun mal so das der Schub von den Boostern kurz vor Brennschluss fast nur noch dazu dient die Hauptstufe und die Oberstufe samt Nutzlast zu beschleunigen.
Man stelle sich einfach einen Kraftpfeil nach oben in der Mitte beider Booster vor, diese Kraft abzüglich der Kraft durch die Beschleunigung der momentanen Restmasse des Boosters (<5%) kann nur über schräge Einleitung zur Hauptstufe übertragen werden.
Da so eine Hauptstufe ca. 45,7m lang und 3,7m Breit ist, ist die Querkraftverhältniss (3,7/2)/45,7=0,0405 vom momentanen Schub. Bei ca. 7MN zu der Zeit sind das immerhin 283kN, das ist nicht gerade zu vernachlässigen. Mit Sicherheitsfaktor von 1,5 sind das 42,5t !

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Offline m.hecht

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Re: Falcon Heavy
« Antwort #358 am: 05. August 2015, 11:37:34 »
Das Argument "Krafteinleitung" versteh ich nicht.

Spekulierst du darauf, dass SpaceX mit der Krafteinleitung Probleme hat und das die Verzögerung auslöst?

Mane

Führerschein

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Re: Falcon Heavy
« Antwort #359 am: 05. August 2015, 11:51:10 »
Da so eine Hauptstufe ca. 45,7m lang und 3,7m Breit ist, ist die Querkraftverhältniss (3,7/2)/45,7=0,0405 vom momentanen Schub. Bei ca. 7MN zu der Zeit sind das immerhin 283kN, das ist nicht gerade zu vernachlässigen. Mit Sicherheitsfaktor von 1,5 sind das 42,5t !

Wenn ich es richtig verstehe, dann setzt das voraus, daß die Kräfte oben und unten übertragen werden. Das könnte z.B. bei Feststoff-Boostern so sein mit ihren recht massiven Hüllen. Bei einer Heavy mit ultraleichten Flüssigtanks auch in den Boostern muß die gesamte Kraft unten übertragen werden, dann sind oben nur noch leichte Klammern nötig, die alles parallel halten und es werden keine nennenswerten Kräfte im Tank übertragen.

Dafür sind allerdings recht massive Bauteile unten nötig. Die sind aber in Form der Schubstruktur für die 9 Triebwerke schon vorhanden. Die Lastpfade für die Heavy wurden sicher schon bei der Konstruktion der Schubstruktur für Falcon 9 berücksichtigt. Vielleicht ist eine Verstärkung nötig. Gwynne Shotwell hat zwar gesagt, die Seitenbooster der Heavy sind mit der Erststufe der Falcon 9 identisch. Aber jemand auf reddit, der behauptet, in Hawthorne an der Schubstruktur zu arbeiten, sagt, die Schubstruktur ist in der Heavy anders.

Das wäre ein erhebliches zu lösendes Problem, wenn man beim SLS von Festststoffboostern auf Flüssig-Booster umsteigt. Man müßte die Tanks der Booster wohl recht stabil auslegen, weil die Kraftübertragungspfade die gleichen bleiben müßten. Vielleicht kommt das, was du in Erinnerung hast, da her?

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Offline Schillrich

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Re: Falcon Heavy
« Antwort #360 am: 05. August 2015, 12:00:04 »
...
Ich hab mal ein Jahr Statik gelernt und seitdem sehe ich quasi schon bei anschauen wo die Kräfte langlaufen.
...
... diese Kraft abzüglich der Kraft durch die Beschleunigung der momentanen Restmasse des Boosters (<5%) kann nur über schräge Einleitung zur Hauptstufe übertragen werden.
Da so eine Hauptstufe ca. 45,7m lang und 3,7m Breit ist, ist die Querkraftverhältniss (3,7/2)/45,7=0,0405 vom momentanen Schub. Bei ca. 7MN zu der Zeit sind das immerhin 283kN, das ist nicht gerade zu vernachlässigen. Mit Sicherheitsfaktor von 1,5 sind das 42,5t !

Sorry, aber das stimmt so nicht. Die Kräfte werden nicht "schräg" eingeleitet.

In der Mechanik lernt man "Freischneiden" der Verbindungen zwischen den Elementen, um dann zu sehen, welche Kräfte dort wie wirken. An dieser Grenze wirken nur Reaktionskräfte, "als Reaktion" auf die ursächlichen Kräfte: Schub, Gewicht, Widerstand. Die wirken alle vertikal entlang der Raketenachse. Wenn man hier jetzt die Verbindung zwischen Boostern und Hauptstufe "freischneidet", alle Kräfte einzeichnet und das Kräftegleichgewicht bildet, sieht man: keine horizontalen Kräfte, nur vertikale Kräfte.


Ich mache mal eine Skizze ...
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Offline Sensei

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Re: Falcon Heavy
« Antwort #361 am: 05. August 2015, 12:07:09 »
Außerdem sind solche Berechnungen die Basis eines solchen Entwurfs. Das ganze Konzept basiert darauf dass die Kräfte von den Boostern in die Hauptstufe überführt werden können! Und wenn sowas zweitsemestern auffällt, dann kannst du dir sicher sein, dass das auch gestandene Raketenbauer bemerken.

2. Das ist nicht neu und nichts spezielles an der F9H! Diese Herrausforderung hat auch eine Delta4H und sogar noch stärker Raketen mit nicht drosselbaren und noch stärker schiebenden Feststoffboostern!

Also: Was lässt dich vermuten dass das hier auf ein mal zu einem so großen Problem werden sollte? Hast du für deine Vermutung irgend welche Anhaltspunkte?

Führerschein

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Re: Falcon Heavy
« Antwort #362 am: 05. August 2015, 12:11:44 »
Ich vermute, daß Klakow sich an eine Diskussion der Probleme erinnert, die auftreten, wenn man bei SLS von Feststoffboostern auf Flüssigbooster umsteigt.

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Offline Schillrich

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Re: Falcon Heavy
« Antwort #363 am: 05. August 2015, 12:47:59 »
Gleichgewicht der Kräfte an der Rakete:




Oben links ist die "komplette Konfiguration". An den beiden Boostern wirken jeweils vertikal die Schübe S1 und S2. Vertikal entgegen wirken der aerodynamische Widerstand W und die lokale Gewichtskraft G.

Wenn man jetzt die beiden "Anlenkpunkte" der Booster freischneidet, muss man dort die möglichen Reaktionskräfte vollständig eintragen, also horizontal und vertikal. Die Richtungen sind erstmal beliebig, müssen aber untereinander konsistent sein.

Damit kann man jetzt das Kräftegleichgewicht für jedes Element und die Schnittstellen bilden, z.B. für den rechten Booster:

S1-V1 = 0 ---> V1 = S1
H1 = 0


Für den linken Booster ergibt sich symmetrisch:
S2+V2 = 0 ---> V2 = -S2
H2 = 0


Für die  zentrale Stufe ergibt sich:
-W-G-V2+V1 = 0
H1-H2=0


Mit den Werten für V1, V2 und H1,H2 ist das:
-W-G+S2+S1 = 0 --> W+G = S2+S1 für die Vertikale
0=0 für die Horizontale


Es gibt eine vertikale Kraftkomponente. Die beiden Schübe der Booster arbeiten gegen Gewicht und Widerstand. Diese Kräfte werden an den Anlenkpunkten durchgeleitet.
Horizontal wirken keine Kräfte, da eben alle ursächlichen Kräfte nur vertikal sind. Reaktionkräfte können dann keine "Phantomkräfte" entwickeln. Daher gibt es in der Summe aus horizontalen und vertikalen Kräften keine "schrägen" Kraftvektoren.
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Online Klakow

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Re: Falcon Heavy
« Antwort #364 am: 05. August 2015, 14:51:30 »
In statischen Systemen ist die Summer ALLER Kraftvektoren an jeder Stelle NULL, andernfalls fliegt das Ding auseinander oder zerquetscht sich wie eine Getränkedose.
 
Das wird ganz klar wenn man versucht sich in der Mitte einer Tür oder noch besser eines Fensters einen Klimmzug zu machen, vermutlich reist das Scharnier oben aus der Halterung (Zug) oder drückt sich unten nach rechts und bricht. (Druck)


Wie soll den das sonst auch sein, der Booster über außerhalb der Mitte der Hauptstufe eine senkrechte Kraft aus, würde man nur mit einem Booster fliegen, müsste das durch leichte Schräglage, oder Veränderung vom Schubvektor kompensiert werden.

Das es zwei Booster hat, ändert an den Kräften erstmal für den Booster nichts.
Der Impuls der Triebwerksgase erzeugt einen Kraftvektor dem ein Kraftvektor entgegensteht vom selben Betrag und Richtung.
FBooster(t)=MBooster(t)*aRakete(t)+FHauptstufe(t)
Das sind natürlich allen Kraftvektoren!
Betrachtet man die FH als System bei denen beide Booster mit dem gleichen Schub arbeiten, ergibt das an der unteren Aufnahme eine Zugbelastung nach außen und oben einen Druck.
da die Beträge beider Booster oben und unten gleich sind, bleibt für die Hauptstufe nur eine senkrechte Kraft übrig und die Booster selber können natürlich auch nicht weg, aber trotzdem müssen beide Kräfte intern von außen nach innen umgeleitet werden.

Das spielt bei Feststoffraketen eher keine Rolle, da muss das Außenmaterial eh hohe Druckbelastungen aushalten, da spielen dann auch 100t Querkräfte keine Rolle, die sind sehr viel kleiner aus die Druckbelastungen in den Boostern.

Ich hab dieses Problem hab ich erst seit ein paar Tagen analysiert. Dabei wurden mir ein paar Dinge klarer, z.B. warum man beim Space Shuttle keine Füssigtreibstoffbooster eingesetzt hat, es war einfach um Längen einfacher. Weiterhin ist wohl das mit ein Grund warum die Delta Heavy saumässig teuer ist. Ich vermute mal sie haben das Problem durch asymmetrische Träger der Triebwerksaufhängungen gelöst. Über den Tank sicher nicht.

Möglicherweise könnten die Schubvektoren der Booster das Problem etwas kleiner machen, aber reichen tut das sicher nicht.

Farben:
- rot:          Kraft durch momentanen Triebwerksimpuls
- blau:        Resultierende Kraft innerhalb des Boosters
- schwarz: Schubkraft im Tankmaterial und statische Kräfte in den Aufhängungen
- grün:       Eingeleitete Kraft ohne Berücksichtigung das diese ebenfalls verteilt werden muss
Das ganze ist immer noch eine Vereinfachung, weil der Druck von den neun Triebwerken ja üben die Tanks und der Außenwand durch einen Zylinder übertragen wird.
Für den Schub nach oben ist das eher kein Problem, aber die Ableitung welche durch die blauen Vektoren dargestellt wird, ist in Wirklichkeit ein Bündel von Kräften das von oben nach unten zur Hauptstufe um den Tank herum geleitet zusammen läuft.
Theoretisch könnte man einen Teil der Kraft auch nach oben zur Hauptstufe Leiten, aber das macht die Sache vermutlich noch schlechter, weil man dann Druckkräfte hat.

Das ganze kann man eigentlich nur dann richtig lösen wenn man das Simuliert und schaut wo welche Kräfte auftreten.
« Letzte Änderung: 05. August 2015, 16:11:59 von Klakow »

Offline proton01

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Re: Falcon Heavy
« Antwort #365 am: 05. August 2015, 15:53:28 »
Es ist wohl so daß die Schubkraft der Booster am oberen Kraftübertragungspunkt ein zusätzliches Drehmoment der Größe "Schub * halber Durchmesser" erzeugt (der Hebelarm ist der halbe Boosterdurchmesser). Dieses Drehmoment muss abgefangen werden das passiert an der unteren Verbindung des Boosters zur Stufe, dort werden quasi nur horizontale Seitenkräfte übertragen. In der ganzen Rakete gleichen sich die beiden Drehmomente des linken und rechten Boosters aus, aber lokal am oberen Kraftübertragungspunkt für einen Booster nicht.

Siehe Challenger:  als die untere Befestigung des Boosters durchgebrannt war lenkte die Spitze des Boosters durch das nun nicht mehr ausgeglichene Drehmoment nach innen und beschädigte den zentralen Außentank.

Offline Gerry

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Re: Falcon Heavy
« Antwort #366 am: 05. August 2015, 18:06:31 »
Man beachte hier bei der Titan-Raketenfamilie die Düsen der großen Feststoffbooster - hier ist der Schubvektor der Booster nicht parallel zur Hauptstufe sondern zielt irgendwo ins obere Drittel der Rakete. Damit will man wohl dieses von euch diskutierte Problem umgehen/abschwächen. Allerdings ist das Problem bei der Titan auch schwerwiegender da die Außenbooster als erste Stufe fungieren und entsprechend viel Schub produzieren, die Zentralstufe ist die zweite Stufe und wird erst bei Brennschluss der Booster gezündet.



Quelle: Wikipedia Commons
Raumcon-Realist

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Online Klakow

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Re: Falcon Heavy
« Antwort #367 am: 05. August 2015, 19:24:13 »
Ich denke es hatte schon seinen Grund warum die Saturn V so gebaut wurde, ich denke nach der FH werden keine solchen Boosterlösungen mehr von SpaceX kommen.

Offline R2-D2

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Re: Falcon Heavy
« Antwort #368 am: 05. August 2015, 19:45:59 »
Gleichgewicht der Kräfte an der Rakete:

Oben links ist die "komplette Konfiguration". An den beiden Boostern wirken jeweils vertikal die Schübe S1 und S2. Vertikal entgegen wirken der aerodynamische Widerstand W und die lokale Gewichtskraft G.

Wenn man jetzt die beiden "Anlenkpunkte" der Booster freischneidet, muss man dort die möglichen Reaktionskräfte vollständig eintragen, also horizontal und vertikal. Die Richtungen sind erstmal beliebig, müssen aber untereinander konsistent sein.

Damit kann man jetzt das Kräftegleichgewicht für jedes Element und die Schnittstellen bilden, z.B. für den rechten Booster:

[..]

Es gibt eine vertikale Kraftkomponente. Die beiden Schübe der Booster arbeiten gegen Gewicht und Widerstand. Diese Kräfte werden an den Anlenkpunkten durchgeleitet.
Horizontal wirken keine Kräfte, da eben alle ursächlichen Kräfte nur vertikal sind. Reaktionkräfte können dann keine "Phantomkräfte" entwickeln. Daher gibt es in der Summe aus horizontalen und vertikalen Kräften keine "schrägen" Kraftvektoren.
Wenn Du schon freischneidest, musst Du auch das Schnittmoment eintragen und bilanzieren.
Und dann kommst Du drauf, dass oben aufgrund des Hebelarms (seitlicher Versatz der Booster) ein Moment entsteht. Das muss man dort entweder aufnehmen (reagieren), oder das ganze System ist nicht statisch bestimmt und muss zusätzlich unten in horizontaler Richtung gehalten werden - wie proton01 schon geschrieben hat.

Auch wenn man oben kein Moment übertragen wollte (gelenkige Lagerung, z.B. mit Streben), so wird in der Realität trotzdem noch ein Teil des Momentes ankommen, v.a. durch Reibung. Und das Moment ist schon eine starke Belastung für die Struktur(en).
Seitliche Kräfte können zusätzlich aber auch noch auftreten, z.B. aufgrund aerodynamischer Effekte, und natürlich durch die Schubvektorsteuerung der Triebwerke.
Mit schräg gestellten Düsen der Booster kann man die horizontalen Kräfte bzw. das Moment verringern, aber in Praxi nicht ganz eleminieren.

@Klakow: Deine Skizze verstehe ich leider gar nicht. Im theoretischen Fall gibt es keine horizontalen Kräfte - keine Ahnung was Du da konstruiert hast.

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Offline Schillrich

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Re: Falcon Heavy
« Antwort #369 am: 05. August 2015, 19:51:47 »
Hallo R2-D2,

zu den Momenten wollte ich morgen kommen, samt der jeweiliger Lagerungen :). Aber auch wenn man die Momente betrachtet, gibt es keine neuen horizontalen Kräfte im Kräftegleichgewicht, denn die Momente kommen ja von den ursächlichen Kräften selbst. Im Momentengleichgewicht kann man sich dann mit der Rotation der Rakete beschäftigen.
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Offline R2-D2

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Re: Falcon Heavy
« Antwort #370 am: 05. August 2015, 21:23:43 »
Stimmt ja, Du hast "nur" gezeigt, dass keine horizontalen Kräfte auftreten - wollte ich auch nicht bezweifelt  :)
(Praktisch wird der Idealfall allerdings so nicht auftreten.)

Viel kritischer ist aber eben das Moment der versetzten Booster, egal ob oben oder unten angeschlossen. Booster sind für ein Raketendesign eigentlich immer "Mist"...  ;)

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Online Klakow

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Re: Falcon Heavy
« Antwort #371 am: 06. August 2015, 00:43:54 »
Die Kraft nach oben bewirkt ein Drehmoment wie du richtig geschrieben hast. Um zu verhindern das dies zu einer Drehung der Rakete führt mus oben eine statische Kraft noch ausen wirken und unten nach innen. Das geht aber nur indem die Kräfte entgegen des Drehwinkels abgefangen werden.Sowas ähnliches begegnet uns beim Iva Regal von IKEA nur ist es da ein Metalkreuz und es entstehen Biegekräfte in den Hölzern weil das Kreuz nicht lange genug ist. Zeichnet man sowas exakt müsser die Feile nach länge und Richtung exakt sein. Die Digagonal ist in Summe die Richtung wo der Core die Krsft abkritdn muss. Wird das kein Zylinder müsste genau da ein Abspanband laufen um die Kraft aufzunehmen

Offline proton01

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Re: Falcon Heavy
« Antwort #372 am: 06. August 2015, 12:32:01 »
Die Kraft nach oben bewirkt ein Drehmoment wie du richtig geschrieben hast. Um zu verhindern das dies zu einer Drehung der Rakete führt mus oben eine statische Kraft noch ausen wirken und unten nach innen. Das geht aber nur indem die Kräfte entgegen des Drehwinkels abgefangen werden.Sowas ähnliches begegnet uns beim Iva Regal von IKEA nur ist es da ein Metalkreuz und es entstehen Biegekräfte in den Hölzern weil das Kreuz nicht lange genug ist. Zeichnet man sowas exakt müsser die Feile nach länge und Richtung exakt sein. Die Digagonal ist in Summe die Richtung wo der Core die Krsft abkritdn muss. Wird das kein Zylinder müsste genau da ein Abspanband laufen um die Kraft aufzunehmen

Gut dass IKEA fast neben meiner Arbeitsstelle liegt, vieleicht verstehe ich was Du meinst wenn ich mal dahin gehe.  ;)

Der obere Anlenkpunkt muss kein Drehoment übertragen können, auch eine gelenkige Lagerung ist ausreichend, da das Moment ja von der unteren Befestigung aufgenommen wird. Die Seitenkraft wird aber dadurch aufgenommen, daß die Booster-Befestigungspunkte oben (unten auch) auf einem stabilen Ring liegen. Für Ariane wird der bei MT-A gebaut.

Ehrlich gesagt verstehe ich die Diskussion nicht ganz. Daß es geht ist klar, es ist von verschiedenen Raketentypen demonstriert. SpaceX wird das auch hinbekommen, es ist keine Hexerei sondern angewandte Struktumechanik. Was ist jetzt die offene Frage ?

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Offline HausD

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Re: Falcon Heavy
« Antwort #373 am: 06. August 2015, 13:19:19 »
MT-A  -Mobile Transporter der ISS- bei IKEA,  fragt sich H

Re: Falcon Heavy
« Antwort #374 am: 06. August 2015, 13:30:19 »
Irgentwie geht das eh ion die Falsche Richtung.

Der ansatz war doch, dass 3 Erstufen von unten mit drei mal so viel Kraft auf eine Oberstufe wirken auf der Oben eine wesentlich schwerere Nutzlast ruht. In Summe sind die Kräfte die auf die Oberstufe wirken wesentlich höher als die Kräfte die auf eine normals F9 Oberstufe einwirken.

Eventuell denkt man nach dem Versagen der Oberstufe beim letzten Start eben doch über eine veränderung der FH Oberstufe nach. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie die strukturelle Integrität verier ist höher als bei der F9.