Na dann rekapitulieren wir doch einfach mal, was über Wiederverwendung in der Praxis bekannt ist, was man sich als möglich denkt, und was sich als wahrscheinlich, oder sogar schon definitiv unmöglich herausgestellt hat.
Praxis: Mir sind nur die Shuttle-SSMEs (und even auch OMS/RCS) bekannt, welche man 'in trockenen Tüchern' heimbrachte, und eben die SRBs, die man naxh Fallschirmlandung aus dem Wasser gefischt hat. Wieviel man von letzteren wiederVERWENDET hat, und wieviel da einer teils massiven WiederVERARBEITUNG unterlag, ist mir nicht mal im Detail bekannt. Man hat Ariane-5 Booster geborgen, aber keine Anstalten gemacht, sie oder auch nur Teile wiederverwenden/verarbeiten zu wollen. Dann ist mir bekannt, dass bei den Russen zumindest Sojus-'Booster'-Blocks von den Schrotthändlern geborgen und recyclet werden. Ansonsten kenne ich zur Zeit keine Praxisbeispiele, obwohl es sicher noch ein paar mehr gibt.
Dann gibt es hunderte von Wiederverwendungskonzepten, von dokumentierten frühen Shuttle-Studien, die für Energia mal geplante Fallschirmbergung der Liquid-Booster, über Flyback-Booster, zu einigen wenigen Konzepten, welche sich auch den Oberstufen annehmen - als in der Praxis experimentell gecheckt und dokumentiert hört man -ausser bei SpaceX- nicht viel, oder man erfährt nichts davon.
Was man wohl aus der Praxis weiss, und offensichtlich auch bei SpaceX gelernt hat ist, dass eine Wasserbergung von fallschirmgelandeten Flüssig-Boostern zwar sicher gut zur Schrottbergung (und somit Müllvermeidung) wäre, aber bei Liquid-Boostern eben keine wirklich WiederVERWENDUNGsfähigen Produkte ergibt. Somit hat man bei denen nun, nachdem man offensichtlich Konzepte von geflügelten (also aerodynamisch gelandeten) Boostern bei SpaceX wohl wegen der hohen Masse-Penalty (durch die völlig anderen Belastungen als beim Start) zumindest derzeit verworfen hat, eben auf das Pferd der angetrieben senkrecht landenden 'ballistischen' Flyback-Booster gesetzt, welches zumindest konzeptionell bei der Landung quasi die gleichen Lasten hat wie ein Start.
Und je mehr ich mich mit dem Konzept der angetriebenen Landung auseinandersetze, desto logischer erscheint mir dieses. Ich hoffe, dass sie alle Puzzleteile zusammenbekommen, und das Puzzle irgendwann auch erfolgreich zusammensetzen - und allen die 'unmöglich' schreien, eine Nase drehen. Ob das auch klappt, steht noch in den Sternen, aber immerhin probiert mans, und ist erfahrungsmäßig jetzt schon meilenweit über das hinaus, was jeder aktuelle Mitbewerber oder Vorgänger je als praktisch versucht berichtet hat. Ich habe da sicher Wissenslücken, und würde mich deshalb auch über Ergänzungen freuen. Da zählen auch gerade die dokumentierten Misserfolge von Versuchen dazu. Ich denke, dass sich dieser Erfahrungsschatz mittel- bis langfristig noch als sehr wertvoll erweisen wird.
-ZiLi-