Hallo Peter,
besten Dank für Deine langen Ausführungen, aber wir reden hier NICHT über allgemeine Verfahrensprobleme (ich habe mein Ingenieurstudium in diesen Sachen abgeschlossen!) sondern über ganz bestimmte Sachverhalte.
Wo die Mücke zum Elefant gemacht werden soll, ist mir auch unklar.
Ich habe bloss eine Frage aufgeworfen - und mich dabei jegwelcher Spekulation
enthalten. Meine Festellung ist lediglich, dass mir kein Bildbearbeitungsverfahren
bekannt ist, das in der Lage wäre, solch hochaufgelösten Strukturen von sich aus
zu erzeugen.
Du stellst hingegen Behauptungen aufgrund allgemeiner Beobachtungen auf, ohne diese für den vorliegenden Fall zu beweisen.
1. Zu Deinen Vermutungen folgendes: Hier findest Du die vollständige Aufnahmebeschreibung von Herrn Prof. Dr. Neukum:
http://www.geoinf.fu-berlin.de/projekte/mars/preleases/131/131-021104-0533-6-HaleCrater.txtDaraus geht hervor, dass KEINE Textur verwendet wurde. Die farbigen Schrägansichten wurden aus dem Nadirkanal (enthält die hochaufgelösten BW-Daten -
die von mir einem S-Spline-Algorithmus wieder extrahiert wurden - und den HRSC-Farbkanälen gewonnen. Das Schrägrechnen ist weder kompliziert, noch führt es
zusätzliche Artefakte ein, sondern das Bildrauschen wird sogar mit der Wurzel aus
der Anzahl der verwendeten Einzelbilder VERMINDERT.
Die Anaglyphen (Stereobilder) werden im übrigen gleich hergestellt; bloss
wird hier die Stereoinformation nicht ausgemittelt, sondern durch zwei zusätzliche magenta/cyan Kanäle erhalten.
Fazit: Wenn irgendwetwas quantitativ diskutiert werden soll, kann man das nur mit
den Nadirdaten (ohne HRSC-Farblayer) tun. Also
http://www.adenet.ch/HaleCraterWX1.jpg und
http://www.adenet.ch/HaleCraterNWX1.jpg2. Besten Dank für das orthogonale Halecrater-TIF-Bild. Nach Extraktion der BW-Daten
haben wir also ein DRITTES Bild, in dem die gleichen Referenzobjekte wieder an der korrekten Position auftauchen. Ich werde die Nadir-Daten auch hier extrahieren und das BW-Bild auf die Linksite stellen.
3. Deine Behauptung, dass beim Tithonium Chasma-Bild auch vergleichbare Artefakte erscheinen sollen, kann ich NICHT bestätigen. Nach Extraktion der BW-Daten und
Aufkontrastierung zeigen sich lediglich regelmässige JPEG-8x8-Pixel Blöcke. Das SIND
bekannte DCT Artefakte und auch leicht als solche zu erkennen. Bei der TIFF-Version
fehlen auch diese.
4. Deine Behauptung 'JPG gibt immer Kompressionsartefakte' ist so nicht richtig.
Korrekt ist, dass solche Artefakte von zwei Faktoren abhängen: a) Anzahl DCT-
Koeffizienten 1 <= n <=64 (Bei JPEG ist das die Qualitätszahl 0...100% => Q(n)=(n/64)*(100) ) und b) der absoluten Auflösung. Die Absolute Auflösung [DPI] lässt sich im einfachsten Fall durch Auszählen; oder mathematisch durch Differenzenreihenbildung, Aufsummieren und RMS-Bestimmung (Root Mean Square) machen im Raumbereich, bzw. nach der DCT auch als höchste Ortsfrequenz (3dB-Punkt) im Frequenzbereich dargestellt werden. Wichtig ist der Zusammenhang, dass die Ortsfrequenz grenze durch die Koeffizientenzahl (noch genauer durch das Nyquist-Abtast-Theorem) begrenzt wird. Damit ist bewiesen, dass DCT gar nicht in der Lage ist, von sich aus künstliche Bildanteile, die über die 8x8 Blockgrenzen hinausgehen, zu produzieren.
Schau mal bei +Wikipedia +JPEG nach. Dort hat es ein sehr schönes Beispiel.
Im vorliegenden Fall habe ich die BW-Extrakte in 1Bit (Schwarz/Weiss) umgewandelt und KEINE Blockstrukturen festgestellt. Somit wurden die TIF-Bilder entweder gar nicht, oder mit 64 Koeffizienten Q=100%=Verlustfrei komprimiert. Bei den JPEG-
Publikumsbildern trifft diese Aussage natürlich nicht zu.
Die höchste gemessene Ortsperiode (=1/Ortsfrequenz) beträgt hier 1.3 Pixel.
Da die meisten Strukturen aber Ausdehnungen von 10...200 Pixel haben, liegen
wir hier deutlich über der Auflösungsgrenze.
Beim extremen perspektivischen Schrägrechnen einer qualitativ schlechten Stereoaufnahme können die Blöcke aber nur als Perpektivgitter - nicht aber als der
Topologie folgende Strukturen erscheinen. Ein Perspektivgitter ist aber nicht erkennbar. Ferner haben wir aber mittlerweile drei Aufnahmen, die jeweils gleiche Referenzobjekte zeigen.
Fazit: Die Behauptung, es handle sich um Kompressions-Artefakte, muss hier aus
mathematischer Sicht als widerlegt betrachtet werden.
Das stärkste Argument gegen digitale Bildverarbeitungs-Artefakte ist jedoch,
dass an Stellen, die Herr Prof. Dr. Neukum als 'Wellenwolken' bezeichnet, die
Artefakte periodisch verschwimmen
Selbstverständlich kann ich mich auch irren. Wenn Du der Meinung bist, aus dem
erwähnten Tithonium Chasma-Bild vergleichbare Strukturen extrahieren zu können, bin ich da äusserst gespannt.
Gruss
Sacha