Castor...

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Sebastian_K.

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Castor...
« am: 05. November 2010, 16:00:58 »
Hallo,

hab da mal eine Frage: Zur Zeit wird in den Medien sehr viel über die Castor-Transporte berichtet. Wie sieht denn das aus, mit dem technologischen Stand aus, diese Teile(ohne Castor, nur die Brennelemente, mit entsprechendem Schutz bis zum Start) in die Sonne zu verfrachten, da würde sich doch fast das Atv anbieten oder? Nur die Masse wird wohl das Problem sein, neben der Finanzierung.

Grüße
Sebastian

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Offline noidea

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Re: Castor...
« Antwort #1 am: 05. November 2010, 16:20:57 »
Hi Sebastian

Hallo,

...da würde sich doch fast das Atv anbieten oder?

Nein, das ATV ist nur für den erdnahen Orbit ausgelegt. Damit das zur Sonne kommt, muss man entweder das auf einen Schwerlastträger bringen, es ein Haufen Manöver im Weltraum machen lassen und dann in die sonne schicken. Außerdem hat as ATV nicht genügend Kapazität, um den gesamten Castor-Müll samt Schutzbehälter (den braucht man so oder so, um die Strahlung und den 400° heißen Müll vor der Umwelt zu schützen) mitzunehmen, dann noch die Gefahr eines Fehlstarts, wobei die Folgen sicherlich die von Tschernobyl um Längen übertreffen. Und für den Fall, dass man das macht, kostet es bestimmt mehrere Billionen Euro, und man kann z.Z. dieses Geld nicht auftreiben.
Bleiben wir mal auf den Boden der Tatsachen: Lieber nach Gorleben als solch ein riskantes und eigendlich unsinniges Verfahren. Die technik ist noch nicht so weit. Darüber kann man vllt. in ein paar hundert Jahren sprechen, aber doch nicht jetzt.
MfG
sf4ever

Kommt doch auch mal in den Chat

websquid

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Re: Castor...
« Antwort #2 am: 05. November 2010, 16:29:43 »
Die USA wollten ihren Atommüll mal zur Venus schicken. Die Pläne kamen auf, als die NASA verzweifelt nach Möglichkeiten gesucht hat, das Shuttle 50-60 Flüge pro Jahr machen zu lassen (wir wären ja schon mit 6 Starts zufrieden ;))

Crest

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Re: Castor...
« Antwort #3 am: 05. November 2010, 16:36:52 »
Außerdem hat as ATV nicht genügend Kapazität, um den gesamten Castor-Müll samt Schutzbehälter (den braucht man so oder so, um die Strahlung und den 400° heißen Müll vor der Umwelt zu schützen) mitzunehmen, ...
Ich hab immer gedacht, es wäre umgekehrt, dass die Umwelt vor der Strahlung und dem Müll geschützt werden müsste...
 :D :D :D

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Offline Schillrich

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Re: Castor...
« Antwort #4 am: 05. November 2010, 17:56:14 »
Hallo,

das ist immer wieder so eine "populäre" Idee: In die Sonne und weg da mit ...

Die Sonne ist nicht leicht zu erreichen. Ins Innere des Sonnensystems zu gelangen ist energetisch genau so aufwändig wie nach außen zu gelangen, nur dass man halt bremsen muss. Bestes Beispiel ist die Merkursonde Messenger mit sage und schreibe 6 Flybys (1x Erde, 2x Venus, 3x Merkur).
\\   //    Grüße
 \\ ///    Daniel

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Offline Schillrich

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Re: Castor...
« Antwort #5 am: 05. November 2010, 18:05:00 »
Ich packe den Thread später zu "Radioaktive Raumfahrt".
\\   //    Grüße
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Re: Castor...
« Antwort #6 am: 05. November 2010, 19:24:18 »
Wenn man sich ein paar Zahlen anschaut ist es traurig wie die Atomgegner so anrichten. Jährlich werden von von den Kohlekraftwerken 35000 Tonnen radioaktives Material in die Atmosphäre geschleudert über die sich niemand aufregt aber wenn Atomkraftwerkbetreiber versuchen 12000 Tonnen radioaktiven Abfall sicher zu lagern ist die Hölle los. Man muss sich auch mal vor Augen führen das wenn ein Kohlekraftwerk die Bestimmungen eines Kernkraftwerk in Hinblick auf die zusätzliche Strahlenbelastung in der Umgebung einhalten müssten keines mehr zugelassen werden würde. Die Chinesen zB stellen aus der Kohlekraftwerkasche Brennstoff für ihre Kernkraftwerke da sie mehr Uran enthalten als so manche Uranmine. Da das ein Raumfahrtforum ist sollte man auch noch bedenken das ein Raumfahrer auf der ISS mehr Strahlung ertragen muss, bei ruhiger Sonne, als wenn man 10m neben eine Castor steht. Deshalb sollte man den Kernkraftwerkabfall lieber dort lassen wo er ist und ihn nicht irgendwohin schießen den bei jedem Transport kann etwas passieren.

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Offline Schillrich

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Re: Castor...
« Antwort #7 am: 05. November 2010, 19:33:05 »
Bitte keine Diskussionen über Energiepolitik beginnen.
\\   //    Grüße
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runner02

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Re: Castor...
« Antwort #8 am: 05. November 2010, 20:02:13 »
Zitat
Die USA wollten ihren Atommüll mal zur Venus schicken. Die Pläne kamen auf, als die NASA verzweifelt nach Möglichkeiten gesucht hat, das Shuttle 50-60 Flüge pro Jahr machen zu lassen (wir wären ja schon mit 6 Starts zufrieden ;) )

Cool, davon hatte ich auch noch nichts gehört :)

Aber wäre es nicht klüger gewesen, das Zeug auf den Mars zu schicken??
Als Wärmequelle für stationäre Lander wie Phönix, dann hätte man sich die Heizelemente gleich miterspart...


Wenn man das Zeug in die Sonne schickt, geht dabei vielleicht ein wichtiger Rohstoff der Zukunft verloren...

websquid

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Re: Castor...
« Antwort #9 am: 05. November 2010, 20:23:53 »
Aber wäre es nicht klüger gewesen, das Zeug auf den Mars zu schicken??
Als Wärmequelle für stationäre Lander wie Phönix, dann hätte man sich die Heizelemente gleich miterspart...
Das Zeug ist Abfall. Endziel der NASA könnte sein das Terraforming des Mars. Irgendwie ein bisschen blöd, den Planeten den man besiedeln will komplett mit radioaktiven Material zu verseuchen (beim Aufprall bleibt das ja nicht im Castor) ::)

War halt so eine dämliche Idee ohne wirkliche praktische Relevanz - in diesen Plänen stand auch der Bau einer nicht geplanten Raumstation drin. Damals war die NASA wirklich dreist, um irgendwie ihren (utopischen) Flugplan vollzukriegen. ;D ;D ;D

mfg websquid

mfg websquid

Re: Castor...
« Antwort #10 am: 05. November 2010, 20:50:19 »
Will keine Diskussionen über Energiepolitik beginnen sonder eher die Frage stellen ob es wirklich Sinn macht 12000 Tonnen gut verpacktes und einigermaßen sicher gelagerten atomaren Abfalle ins Weltall zu entsorgen wenn man nebenbei 35000 Tonnen radioaktives Material in die Atmosphäre schleudert. Bringt das überhaupt etwas für die Sicherheit der Umwelt bzw. Menschheit? Ist es diesen Aufwand und das Risiko eines Fehlstarts überhaupt wert?

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Offline Schillrich

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Re: Castor...
« Antwort #11 am: 05. November 2010, 23:13:31 »
Radioaktivität ist nicht gleich Radioaktivität. In ausgebrannten Brennelementen haben wir ein Sammelsurium von instabilen Spaltprodukten mit ihrer biologischen Wirksamkeit. Deren Gefährlichkeit ist eine ganz andere als diejenige, die von natürlichen Quellen ausgeht, u.a. auch von Uran, welche durch allerhand Prozesse aus dem Boden freigesetzt werden.
\\   //    Grüße
 \\ ///    Daniel

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Re: Castor...
« Antwort #12 am: 06. November 2010, 16:35:04 »
Während die Brennelemente in Castoren verpackt und die Strahlung durch hunderte Meter Erde von uns abgehalten wird werden andererseits Tonnen von leicht strahlende Material direkt in die lauft geschleudert das wir einatmen und das sich direkt auf die Pflanzen legt die wir essen. Darum Frag ich mich ob es überhaupt eine Auswirkung auf die Umwelt hätte wenn man die Brennelemente in den Weltall oder in die Sonne schickt.

Re: Castor...
« Antwort #13 am: 06. November 2010, 19:26:18 »
Auch die Wikipedia gibt zum Thema Entsorgung radioaktiver Abfälle im Weltall Interessantes von sich (http://de.wikipedia.org/wiki/Radioaktiver_Abfall#Entsorgung_im_Weltraum):

"Entsorgung im Weltraum
Weiter gibt es Vorschläge, die atomaren Abfälle im Weltraum zu entsorgen. Neben der Lagerung in Asteroiden und auf anderen Planeten gibt es auch Überlegungen, den Müll direkt in die Sonne zu schießen. Gelänge dies, wäre der Atommüll tatsächlich wirksam von der Biosphäre isoliert.

Dem stehen allerdings die beim gegenwärtigen Stand der Technik immensen Kosten der Raumfahrt entgegen, die schon allein für das Erreichen der Erdumlaufbahn anfallen würden. Weiterhin bestünde ein enormes Risiko, da viele Starts jährlich erfolgen müssten und bei einem Fehlstart, der bei allen existierenden Trägersystemen mit einer Wahrscheinlichkeit > 1 % auftritt, mit einer Freisetzung der radioaktiven Fracht auf der Erde oder durch Verglühen in der Atmosphäre zu rechnen wäre. Folge wäre eine großflächige Kontamination. Eine notwendige sichere Verpackung der Fracht – wie sie z. B. bei den für Raumsonden verwendeten Radionuklidbatterien verwendet wird – wäre zwar in der Lage, einen Fehlstart mit hoher Wahrscheinlichkeit ohne Leckage zu überstehen, würde allerdings die zu befördernde Masse vervielfachen und die Entsorgungskosten vollends utopisch machen.

Obwohl an Verbesserungen der Antriebstechnologien gearbeitet wird („Advanced Propulsion Concepts“, erarbeitet vom JPL), welche die Transportkosten merklich verringern sollen, sind bis auf weiteres keine Entwicklungen in Sicht, die eine solche Lösung auch nur annähernd wirtschaftlich erscheinen lassen.

Weiterhin steht der Abschnitt A, Artikel IX des Weltraumvertrags (Zitat Abs. A, Art. IX, Satz 2: „States Parties to the Treaty shall pursue studies of outer space, including the Moon and other celestial bodies, and conduct exploration of them so as to avoid their harmful contamination (…)“) einer Entsorgung gefährlicher Stoffe im Weltraum entgegen. Zudem lässt sich aus den „Principles Relevant to the Use of Nuclear Power Sources in Outer Space“ ebenfalls ableiten, dass eine Verbringung radioaktiver Materialien in den Weltraum unerwünscht ist.
"

Grüsse

Wilhelm
"We choose to go to the moon in the decade and do the other things: not because they are easy, but because they are hard."

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Online fl67

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Re: Castor...
« Antwort #14 am: 06. November 2010, 19:42:09 »
Aber wäre es nicht klüger gewesen, das Zeug auf den Mars zu schicken??

Bloß nicht auf den Mars, denn Mars bringt verbrauchte Energie zurück !  ;D

f.

Re: Castor...
« Antwort #15 am: 07. November 2010, 11:47:36 »
Da bei diesen Thema meist die Emotionen hochkochen, sollten wir hier sehr sachlich bleiben.

Also Stichwort Sonne: Wie Schillrich schon erwähnt hat, ist es energetisch absoluter Wahnsinn, das Zeug dort hin zu bekommen. Ohne Zweifel wäre das der sicherste Ort, aber eben nicht zu erreichen.

Stichwort Gorleben: Ein Endlager sollte ein sicherer Platz für dieses Zeug sein. Dieser Müll wird aber auch in 100.000 Jahren noch gefährlich sein.

Das ist eine schöne Zahl, aber um mal die Dimensionen zu verdeutlichen : Die alten Römer haben vor 2000 Jahren die Blütezeit ihres Reich's erlebt. Vor 3000 Jahren gab es die Bronzezeit. Damals gab es die Worte wie Atom oder Radionuklide noch gar nicht.

Damals ging es um die wichtigste Sache überhaupt : Die Erfindung des Rades.
http://de.wikipedia.org/wiki/Rad#Erster_Nachweis_des_Rades
http://de.wikipedia.org/wiki/Bronzezeit

Welchen Preis sollen dann unsere Nachfahren mal bezahlen, nur damit wir gut leben können ? Vor allen, welche Dimensionen wird das in ferner Zukunft mal annehmen.

Offline Ruhri

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Re: Castor...
« Antwort #16 am: 07. November 2010, 13:33:44 »
Nur zur Information: Etliche Industrie- und Schwellenländer (und über EU/Euratom auch Deutschland) sind seit einigen Jahren dabei, neue Reaktortypen zu entwickeln, die mit 238U und 232Th arbeiten könnten, dafür aber erheblich weniger Atommüll produzieren würden als heutige Typen. Der eine oder andere könnte womöglich sogar Energie aus dem heutigen Atommüll ziehen oder raumflugtauglich sein.

Wie realistisch das ist? Wer weiß? Ich jedenfalls nicht...

Offline worchel

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Re: Castor...
« Antwort #17 am: 07. November 2010, 14:44:07 »


Welchen Preis sollen dann unsere Nachfahren mal bezahlen, nur damit wir gut leben können ? Vor allen, welche Dimensionen wird das in ferner Zukunft mal annehmen.


Unsere Nachfahren werden sowieso einen ziemlich hohen Preis für unsere Verschwendungssucht zahlen müssen.
Wenn das Öl knapp wird, würde es mich nicht wundern, wenn die Menscheit in mittelalterähnliche Zustände zurückfällt...
ICH glaube jedenfalls nicht daran , dass wir rechtzeitig auf einen anderen planeten ausweichen können.
Und selbst wenn....
aber das ist alles off-topic
sorry

Re: Castor...
« Antwort #18 am: 07. November 2010, 20:34:08 »
Ich glaube allmählich, daß die Menschen die Bedeutung einer Ressource und deren Wert nicht einzuschätzen wissen.

Ein Beispiel: Im Libanon hat man vor kurzem unterirdische Wasservorräte aus der letzten Eiszeit angebohrt. Jetzt sprudelt das Wasser nur so und man verhält sich , als ob es davon unendlich viel gibt. Mit dem Benzin sieht es dort ähnlich aus. Schließlich ist es billiger als Wasser. Wenn etwas davon weg läuft ist es auch egal.

Atomstrom ist jetzt und heute billig. Die Probleme, die Radionuklide später mal machen werden sind heute erst mal egal. (Jedenfalls der breiten Masse) Heute lässt sich damit erst mal eine große Menge Geld verdienen.

Jetzt passiert es aber hin und wieder, daß ein Castor mit Atommüll durch die Lande rollt. Im Grunde ist das nur das Ende eines Problems, und der Anfang eines neuen. Die Lösung müsste sein, diese Radionuklide zu 100% unschädlich zu machen.

Selbst die Wiederaufarbeitung dieses Restmaterials stellt massive Probleme dar. So viel Raumfahrt kann man gar nicht betreiben, wie Restmüll anfällt.

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Offline Schillrich

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Re: Castor...
« Antwort #19 am: 07. November 2010, 20:39:26 »
Ich denke ... die Frage ist beantwortet. Lasst uns jetzt keine Abhandlung zu "allem Anderen" führen ...
\\   //    Grüße
 \\ ///    Daniel

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Martin

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Re: Castor...
« Antwort #20 am: 08. November 2010, 02:09:05 »

Stichwort Gorleben: Ein Endlager sollte ein sicherer Platz für dieses Zeug sein. Dieser Müll wird aber auch in 100.000 Jahren noch gefährlich sein.

Das ist eine schöne Zahl, aber um mal die Dimensionen zu verdeutlichen : Die alten Römer haben vor 2000 Jahren die Blütezeit ihres Reich's erlebt. Vor 3000 Jahren gab es die Bronzezeit. Damals gab es die Worte wie Atom oder Radionuklide noch gar nicht.


Das Salz in Gorleben wurde vor etwa 255.000.000 Jahren abgelagert. Damals gab es die Roemer noch gar nicht.

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Online -eumel-

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Re: Castor...
« Antwort #21 am: 08. November 2010, 03:51:33 »
Mangels Raumfahrt-Bezug schließe ich hier.