Ich denke mal, das Problem ist zum Großteil die Finanzierung. Bekommt Boeing das nötige Geld (zumindest einen Teil), halte ich das System für das bisher aussichtsreichste kommerzielle System. Ist nur die Frage, wie stark sich die NASA einmischt. Die EELV Träger sind seit Jahren im Einsatz und bieten eine gute Zuverlässigkeit. Leicht modifiziert sollten sie ohne Probleme in der Lage sein, die Kapsel zuverlässig und zu vertretbaren Kosten zu befördern. Ein Rettungssystem der Kapsel sorgt für die nötige Sicherheit der Besatzung auch bei einem Fehlstart des Trägers. Die entscheidende Frage ist nur, ob die NASA die gebotene Sicherheit akzeptiert. Ein LOC von 1:2000 (wie von Orion / Ares 1 gefordert) ist utopisch. Da aber bei dieser Kapsellösung das Abtrennen einer zusätzlichen Orbitalstation wie bei Sojos unnötig ist, sollte die Sicherheit trotz des weniger erpropten Trägers etwas über Sojus Niveau liegen (vielleicht 1:500 - 1:800). Das sollte in jedem Fall ausreichend sein (besser als alles, was bisher von US Seite eingesetzt wurde). Damit hätte man ab 2015 einen zuverlässsigen Zugang zum LO.
Eine alternative Überlegung für Boeing wäre es, die Kapsel selbst ohne Eigenmittel zu entwickeln und dann der NASA und allen Interessenten anzubieten. Das Interesse von Space Adventers zeigt, das sogar genügend Interesse von Turis vorhanden ist, um vielleicht 2 - 3 Flüge im Jahr durchzuführen (die Sojus fallen ja wegen Auslastung erst mal weg). Von NASA und ESA und JAXA mal gar nicht zu reden. Schließt man sich mit Lockheed zusammen (ULA), hätte man auch einen zuverlässigen Träger (Atlas 5). Ein paar Atlas zusätzlich jedes Jahr könnten die Atlas so weit verbilligen, das die Nachrüstung für den bemannten Flug praktisch kostenneutral ist. Der Vorteil einer selbst finanzierten Entwicklung ist, das man von der NASA unabhänig ist und sich nicht reinreden lassen muss. Bei der NASA dagegen weiß noch keiner so richtig, was mit Orion und co wird, besonders wenn der nächste Präsident mal wieder alles umwirft. Die NASA hätte dann eh keine Option, sie müsste mangels Alternativen buchen (die Öffentlichkeit würde sie in der Luft zerfetzen, wenn sie trotz US Alternative weiterhin mit der Sojus fliegen würden). Von daher könnte die Entwicklung für Boeing durchaus auch mit eigenem Geld lohnend sein. Vor allem könnte dann Boeing mal allen zeigen, zu was man in der Lage ist, wenn die NASA nicht mit Vorgaben dahinter steht (bei den Flugzeugen klappt es ja ganz gut). Könnte sein, das es dann für alle anderen "privaten" Raumfahrtfirmen ziemlich eng wird.