Schönes Zeitraffervideo (1 Minute für 16 h Aufnahmen) von Solar Dynamics Observer-Beobachtungen der Magnetohydrodynamik über der Sonnenoberfläche (es gibt auch eine 45-Minutenversion (in 4K) auf YT) :
https://twitter.com/coreyspowell/status/1285624113692913664
Danke für den Hinweis. Ich habe mir aus dem langen Video bei Youtube relativ viel angesehen. Wunderschön und sehr interessant.
Von früheren Beschreibungen und Bildern hatte ich von der Sonne am ehesten die Vorstellung einer blubbernden, wallenden Flüssigkeitsoberfläche, so ähnlich wie kochendes Wasser in einem Topf auf dem Herd.
So dynamisch ist es dann ja doch nicht, zumindest nicht in diesem Video. Natürlich ist alles im ständigen Wandel, überall tut sich was, gerade am Horizont gibt es ein ständiges Gezappel und Gewimmel.
Und dennoch kann man sich nicht des Eindrucks einer
Landschaft mit vielen hellen "Löchern" erwehren, aus denen ständig Material in Schleifenbahnen hervorbricht und sich wieder zurückzieht, manchmal auch weit fortgeschleudert wird, als ob da eine Spannung oder ein Druck zu groß wird, und somit etwas platzt oder bricht und die sonst so geordneten Bahnen verlässt. Ich bin auch mal schnell über das ganze Video gegangen in der Hoffnung, vielleicht mal die Entstehung eines neuen "Loches" oder wenigstens eine richtig große Protuberanz zu erwischen, vergeblich.
Praktisch ist natürlich, dass sich die Sonne langsam unter der "Kamera" wegdreht und man somit Erscheinungen, die man eben noch von oben betrachtet hat, sich bald auch dem Horizont nähern und man sie nun von der Seite zu sehen bekommt.
Die größte Überraschung waren dabei lange, dünne, sehr dunkle Strukturen, in denen ich beim Blick von oben erst sowas wie
Flüsse oder
Risse sehen wollte. Als sie sich dann aber dem Horizont näherten, sah ich, dass es sich vielmehr um
vertikale, hoch aufragende, relativ ortsfeste, filamentartige "Wolken" handelte. Viele andere Erscheinungen, Sonnenflecken, Protuberanzen usw. kenne ich ja schon und finde ich auch in dem Video wieder, aber diese vertikalen Strukturen sind für mich noch komplett neu.
Keine Ahnung, um was es sich dabei handelt. In einer "Solar Orbiter"-Veröffentlichung war ja von "camp fires" die Rede - witzigerweise ähneln diese vertikalen Wolken schon ein wenig dem Rauch von Lagerfeuern. Eine weitere optische Ähnlichkeit haben sie mit Windhosen.
Meist sind diese Strukturen relativ unveränderlich, wabern nur ein bisschen hin und her. Manchmal sieht man, wie eine schnell aus der Oberfläche hervorsticht, sich dann aber sofort wieder zurückzieht wie eine herausgestreckte Zunge. In einer Szene blieben sie auch ganz und gar nicht ortsfest, sondern wirbelten plötzlich umher und umeinander wie ein Feentanz.
Hier noch eine literarische Assoziation: Gerade heute stolpere ich zufällig über eine Rezension des Romans "Solaris" von Stanislaw Lem - viele hier werden den ja noch kennen. Der Roman spielt in einer Raumstation um einen Planeten mit einem "lebendigen", sich ständig wandelnden Ozean. So ähnlich wie in diesem Video von der Sonne könnte ich mir auch gut den Ozean von Solaris vorstellen.