Hallo blackman,
derzeit sechs überwachte Orbiter und zwei Monde, deren Umlaufbahnen in Zukunft permanent miteinander abgeglichen werden, mögen für diesen 'Aufwand' zunächst einmal übertrieben erscheinen. Allerdings sind sich in den vergangenen Jahren bereits mehrfach verschiedene Mars-Orbiter realtiv nahe gekommen, ohne das dies beabsichtigt war.
Z. B. :
MGS fotografiert Mars Odyssey und Mars Express :
http://www.raumfahrer.net/news/raumfahrt/19052005215809.shtml ( 2005 )
MGS fotografiert speziell Mars Express :
http://www.dlr.de/mars/DesktopDefault.aspx/tabid-4547/421_read-2410/421_page-3/ ( 2005 )
MRO sucht nach MGS :
http://www.raumfahrer.net/news/raumfahrt/15112006221741.shtml ( 2006 )
MEX sucht nach MGS :
http://www.raumfahrer.net/news/raumfahrt/28112006102641.shtml ( 2006 )
Bei all diesen Kampagnen bestand zwar aufgrund der dabei gegebenen Entfernungen keine unmittelbare Kollisionsgefahr. Trotzdem sollten diese Beispiele verdeutlichen, dass das Universum zwar unendlich, aber trotzdem irgendwie auch 'klein' ist. Und dies ganz besonders dann, wenn gleich mehrere Raumsonden in einem eng abgegrenzten Raum operieren. Und wenn es 'dumm läuft', dann haben wir plötzlich statt mehreren aktiven Orbitern zwei Raumsonden weniger - dafür aber jede Menge Weltraumschrott mehr. Und das dann auch noch in der Marsumlaufbahn, welche zwecks zukünftiger Kollisionsvermeidungen deutlich schwerer zu überwachen ist als der Erd-Orbit...
Der mit dieser Beobachtungskampagne verbundene Aufwand ist minimal und wird sozusagen 'nebenbei' über die Kommunikationsüberwachung durch das
DSN der NASA erledigt. Und dabei ergibt sich bereits jetzt die Gelegenheit, für Zeiten zu üben, in denen ( hoffentlich ) noch deutlich mehr Orbiter unseren Nachbarplaneten umkreisen werden...
"We track all the orbiters much more closely now. There's still a low probability of needing a maneuver, but it's something we need to manage", so Robert Shotwell vom JPL in der entsprechenden Pressemitteilung.
In der gleichen PR ist zu lesen, dass die automatische Kollisionsüberwachung Anfang Januar 2015 feststellte, dass sich die beiden Orbiter MRO und MAVEN zwei Wochen später bis auf eine Distanz von lediglich drei Kilometern annähern könnten. Bei diesem Wert handelte es sich um eine mit relativ großen Unsicherheiten bezüglich der jeweiligen exakten Flugbahnen der beiden Orbiter behafteten Angabe. Dementsprechend groß war die Aufregung am JPL, wo deshalb einigen Mitarbeiten das Neujahrswochenende nachhaltig 'vermasselt' wurde.
Mehr dazu in dem bereits von Gertrud verlinkten Bericht des JPL :
http://mars.jpl.nasa.gov/news/whatsnew/index.cfm?FuseAction=ShowNews&NewsID=1807 ( engl. )
Durch die zukünftige Überwachung der Flugbahnen der Marsorbiter soll der Unsicherheitsfaktor bei derartigen eventuell anstehenden Kollisionen in Zukunft vermindert werden.
Gleichzeitig ergeben sich durch derartige Analysen für die Marsforscher aber auch neue Möglichkeiten. Die verschiedenen Marsorbiter sind mit - von ihrer jeweiligen wissenschaftlichen Zielsetzung her diktierten - verschiedenen Instrumenten ausgestattet, welche sich aber im Rahmen von gemeinsamen Beobachtungskampagnen evtl. ergänzen können. Wenn zwei Marsorbiter die gleiche Region unseres Nachbarplaneten fast zeitgleich überfliegen, so können dabei evtl. mit verschiedenen Instrumenten Daten gewonnen werden, welche noch tiefer gehende Einblicke in die Geschichte unseres Nachbarplaneten ermöglichen...
Eine Frage : Das JPL berichtet von fünf derzeit aktiven und einem inaktiven Orbiter, deren Flugbahnen überwacht werden sollen. Laut diesem Bericht auf der Internetseite von @udolein befinden sich gegenwärtig jedoch auch noch die beiden Orbiter der in den 1970er Jahren aktiven Raumsonden der Viking-Mission in einer Umlaufbahn um den Mars :
http://www.marspages.eu/index.php?page=82 Hat dazu eigentlich jemand nähere Informationen? Auf welche Höhen über der Marsoberfläche wurden die beiden Viking-Orbiter damals z.B. dirigiert?
Schöne Grüße aus Hamburg - Mirko