Trotzdem: Man kann, bis zu einem gewissen Grad, einschätzen, wie die jeweiligen Parteien zur Raumfahrt stehen, selbst wenn sie dazu explizit nichts schreiben.
Zum Beispiel sind die meisten Aktiven bei den "Piraten" hochgradig technikaffin (das Klischee vom "Technikfreak" oder "Nerd" ist nicht ganz falsch). Also ist zu erwarten, dass diese Partei eher "raumfahrtfreundlich" sein wird. Wenn sie denn in den Bundestag kommt, was eher unwahrscheinlich ist (es sei denn, es fliegt in den nächsten vier Wochen ein saftiger Datenschutzskandal auf
).
Bei Parteien. die schon länger im Geschäft sind und auch an Regierungen beteiligt sind, ließe sich m. E. die Haltung zur "Raumfahrt" aus ihrer allgemeinen Haltung zur Technologiepolitik und Forschungspolitik ableiten - jedenfalls besser als aus Parteiprogrammen oder gar Lippenbekenntnissen vor Wahlen. Ein Beispiel: der Ansatz mehrerer Bundesregierungen, vorzugsweise solche Technologien zu fördern, die innerhalb weniger Jahre kommerziell anwendbar sind (die also zu "vorzeigbaren Ergebnissen" führen, am besten noch innerhalb der Legislaturperiode) und dafür Mittel aus langfristigen Forschungs- und Entwicklungsprojekte und Grundlagenforschung "umzuschichten", wirkte sich faktisch negativ für die Raumfahrt aus. Ungeachtet dessen, was die verantwortlichen Politiker über die Bedeutung der Raumfahrt sagten.
Allgemein lässt sich sagen, dass sich Raumfahrtpolitik nie aus der (ökonomisch motivierten) Forschungs- und Technologiepolitik herauslösen lässt - selbst das als Prestigeprojekt wahrgenommene Apollo-Projekt war auch ein geschickt lanciertes Hochtechnologie-Förderungsprojekt - und zwar in einem Land, in dem staatliche Förderung (außer, es geht um's Militär) traditionell auf starken Widerstand stößt.
Immerhin gibt es keine deutsche Partei von einiger Relevanz, die aus ideologischen Gründen die Raumfahrt als solche ablehnen würde. Das war einmal anders, in den 1980er Jahren gab es z. B. bei den "Grünen" noch einen ganzen Parteiflügel - die "Ökolinken" - deren Sprecher gerne die "Raumfahrt" in einem Atemzug mit "Atomenergie" und "Gentechnik" als dritte "Nein danke!"-Technologie nannten. (Ich erinnere mich noch gut an heftige Debatten zu diesem Thema.) Allerdings sind die "Ökolinken" genau so weg von Fenster wie die grundsätzlichen Technikfeinde (von denen es m. E. ohnehin nie so viele bei den "Grünen" gab, wie die Anhänger anderer Parteien es dem Wahlvolk weiß machen wollten).
Ideologische Ablehnung sehe ich allenfalls noch bei der bemannten Raumfahrt. Da es aber durchaus auch sachliche Gründe gibt, auf bemannte Raumfahrt zu verzichten, würde ich nicht automatisch jeden, der meint, Deutschland solle sich nicht an bemannten Raumfahrtprojekten beteiligen, "Raumfahrtgegner" nennen.