So ähnlich sehe ich das auch. Jetzt wo man die Kinderkrankheiten / Probleme gelöst hat beerdigt man den Träger und bringt einen neuen, neue Kinderkrankheiten wahrscheinlich inklusive.
Gerade die neuen Triebwerke sind ein großes Fragezeichen.
Und was den Crew-Transport angeht wird die NASA einen Tod sterben müssen. Entweder man besteht wie bisher auf den sehr hohen Sicherheitsanforderungen und ist bereit den Preis dafür zu zahlen oder man bucht ein günstigeres Angebot mit Abstrichen bei diesen Anforderungen.
Das ist neben dem Preis auch eine Frage der PR. Kann man der amerikanischen Öffentlichkeit vermitteln das Astronauten sterben weil man dadurch x $ sparen kann?
Oder wäre das dann auf Jahre das Ende der bemannten Raumfahrt?
Was den bemannten Einsatz betrifft, sollte man einige Dinge immer im Hintergrund haben: Als man entschied, die Shuttles auszumustern, ging die Suche nach einem Nachfolgesystem los. Man hatte mit der Atlas 5 und der Delta 4 zuverlässige Träger mit der passenden Nutzlast. Und obwohl die Atlas 5 schon damals bewährt war und zuverlässig flog, kam sie nicht in Frage. Nein, es musste die laut Papier doppelt so sichere Ares 1 entwickelt werden, denn Sicherheit geht vor, egal was es kostet. Heute dagegen denkt man auf einmal darüber nach, sogar auf der sehr billig entwickelten und gefertigten Falcon 9 zu fliegen, obwohl unabhängige Kreise weder der Falcon 9 noch der Dragon ausreichende Sicherheit für einen bemannten Einsatz bescheinigen.
Wenn man für bemannte Missionen maximale Sicherheit will, muss man auch bereit sein, dafür zu zahlen. In der klassischen Raketenfertigung ist jedes Teil umfangreich getestet und zertifiziert, man kann die genaue Herstellungs- und Testgeschichte jedes Bauteils genau nachvollziehen. Bei jeder Schraube wird vermerkt, mit wie viel Kraft sie angezogen wurde. Überspitzt formuliert wird zu jeder Tonne Startgewicht noch eine Tonne Papier produziert. Papier, das nach einer gelungenen Mission kaum noch jemand braucht. Geht aber etwas schief, ist man froh, das Zeug zu haben. Bei einer der letzten Shuttlemissionen gab es ein Problem am Tank (Risse in Streben), das man ohne die genaue Herstellungs-Dokumentation wohl nicht so schnell gelöst hätte. Auch nach Fehlstarts hat die genaue Dokumentation aller Arbeitsschritte schon oft geholfen, den Fehler zu finden.
Will man sparen, so kann man zu allererst bei der Dokumentation, den Tests und der Qualitätssicherung sparen. Die reinen Herstellungskosten eines klassischen Trägers wie der Saturn 5 sind recht gering, denn fast 2/3 fallen für die Qualitätssicherung an. Spart man an dieser Stelle, so kann man gerade bei unbemannten Trägern viel sparen, auch wenn man mit einem höheren Fehlstart-Risiko leben muss. Bei einem bemannten Träger ist das aber quasi russisches Roulette. Man riskiert nicht nur das Leben der Besatzung, sondern auch das komplette Programm. Verliert man eine Crew, so steht das Programm für Jahre. Selbst ein Fehlstart ohne den Verlust der Crew würde jahrelange Verzögerungen mit sich ziehen. Ist die NASA wirklich bereit, diese Probleme zu riskieren, um ein paar hundert Millionen zu sparen? Man braucht sich nur mal die bisherigen 5 Starts der Falcon 9 ansehen. Beim ersten Flug wäre die Oberstufe fast außer Kontrolle geraten (was für eine bemannte Mission schon kritisch gewesen wäre), beim vierten Flug aber ist dann sogar ein Triebwerk explodiert. Was hätte ein MDS bei SpaceX in diesem Fall bei einem bemannten Flug getan? Sofort das Rettungssystem auszulösen um die Crew zu retten oder lieber gewartet, ob es bei einem Triebwerk bleibt oder ob noch weitere Triebwerke durch die Explosionsschäden explodieren und einen Verlust der Mannschaft riskiert?
Dieser Triebwerksausfall muss eh noch einmal kritisch hinterfragt werden: Laut Aussage von SpaceX war der Grund für den Ausfall, das man das Triebwerk zu intensiv getestet hat. Da fragt man sich, wie baut und testet SpaceX eigentlich Triebwerke? Das F1 (als Einweg-Triebwerk geplant) konnte problemlos die 10-fache Brenndauer, die beim Einsatz anstand, absolvieren. Schon vor dem Start absolvierten die Triebwerke mehrere Tests mit einer weit größeren Brenndauer als letztlich im Einsatz. Bei den heute noch eingesetzten Vulcan 2 und RS-68 ist es nicht anders. Eine 10fache Lebensdauer ist durchweg üblich. Bei SpaceX dagegen fällt ein Triebwerk aus, weil man es zu intensiv getestet hat. Das deutet darauf hin, dass die Merlin eine deutlich geringere Lebensdauer haben (offenbar spart man da massiv). Richtig kritisch wird es jetzt aber beim Merlin 1D, das immerhin einen weitaus höheren Schub bei nochmals niedrigerem Gewicht hat. Höherer Schub bedeutet höherer Brennkammerdruck und insgesamt höhere Belastungen, denen ein niedrigerer Materialeinsatz gegenübersteht. Keine Ahnung wie SpaceX das macht, aber ich hab massive Zweifel, ob dieses Triebwerk für einen bemannten Einsatz geeignet ist, immerhin ist durch die höhere Belastung das Risiko eines Ausfalls noch deutlich höher als beim alten Merlin 1C.