Ob das Projekt-Risiko einer Weiterentwicklung geringer einzuschätzen ist als eine Neuentwicklung möchte ich mal bezweifeln. Hier und da muss man jedes Teil zweimal umdrehen.
Früher dachte man auch mal, dass ein Wiederverwendbares Raumfahrzeug billiger sein wird. Und das war damals absolut logisch und nachvollziehbar.
Von daher: Nicht alles was auf der Hand logisch erscheint ist auch die bessere Wahl. Die Jungs von der NASA haben sicherlich nicht vor Ihr eigenes Weltraumprogramm zu verzögern.
Bei der NASA bin ich mir manchmal nicht so sicher, die legen sich gerne auch mal selber Steine in den Weg...
Das der Shuttle teurer ist als eine Wegwerfrakete, liegt an verschiedenen Gründen. Er ist bemannt, er hat extrem hohe Fixkosten und konnte nie die Flugrate erreichen, die eigentlich angedacht war (50 Flüge im Jahr). Dazu hat man bei der Entwicklung einige drastische Fehler gemacht. All das sorgt am Ende dafür, das der Shuttle teurer ist als eine Wegwerfrakete, aber das muss nicht grundsätzlich für alle wiederverwendbaren Träger zutreffen. Der Shuttle ist hier noch ein Prototyp, bei einem Nachfolger könnte das ganz anders aussehen. Aber ich schweife ab...
Ich hab seit Jahren das Gefühl, das es vor allem der Lobbyarbeit von ATK zuzuschreiben ist, das man sich für die Entwicklung der Ares 1 entschieden hat. Man hatte mit der Atlas 5 und mit der Delta 5 zwei bewärte und zuverlässige Träger im Einsatz, die beide noch keinen gravierenden Fehlstart hatten und sowohl Lockheed als auch Boeing hatten vernünftige Konzepte für eine Weiterentwicklung vorgelegt.
Das die Entscheidung letztlich für die Ares und gegen die beiden eingeführten Träger fiel, ist rationell nicht nachzuvollziehen. Das Entwicklungsrisiko bei den EELVs war überschaubar, zudem war besonders bei der Delta 4 genügend Wachstumspotential vorhanden. Mit Aluminium - Lithium Leichtbauweise, neuen RS-800 Triebwerken und einer neuen Oberstufe hätte die Delta 4 ohne Probleme bis auf 40 Tonnen Nutzlast weiterentwickelt werden können (was für Orion gar nicht notwendig gewesen wäre), ohne das teure Änderungen an der Startrampe nötig gewesen wären.
Bei der Ares 1 dagegen weiß immer noch keiner, ob sie überhaupt fliegt. Man werkelt seit Jahren daran herum, aber außer immer neuen Problemen hat man kaum etwas vorzuweisen. Dabei läuft die Zeit der Shuttles unerbittlich ab.
Es wäre sinnvoller, das Geld, was für die Ares 1 Entwicklung geplant ist, für einige weitere Shuttleflüge und die Anpassung der Delta 4 für Orion einzusetzen. So könnte man eine jahrelange Pause in der bemannten Raumfahrt vermeiden.