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Raumfahrt-Politik in Deutschland

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Offline Schillrich

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Re: Raumfahrt-Politik in Deutschland
« Antwort #1000 am: 19. November 2025, 20:57:21 »
Hier wird‘s spannend, S. 40. … und wir lernen mindestens eine neue Vokabel …

  • Deutschland behält sich das Recht vor, auf unfreundliches Verhalten durch Retorsionen zu reagieren.
  • Deutschland behält sich das Recht vor, auf Völkerrechtsbrüche durch Gegenmaßnahmen zu reagieren
  • Deutschland behält sich das Recht vor, im Falle eines bewaffneten Angriffs das Recht zur individuellen  oder kollektiven Selbstverteidigung auch im Weltraum auszuüben.

Diese Art der Reaktion wird wohl nicht auf die „Dimension Weltraum“ beschränkt bleiben. Wir entwickeln uns hier sicherheitspolitisch deutlich weiter. Weg vom trägen Papiertiger …

Ich hatte die Fußnoten zu den beiden ersten Punkten vergessen. Damit wird die Dimension klarer.

Zitat

7 Retorsion bezeichnet im Völkerrecht einen unfreundlichen, aber völkerrechtskonformen Akt, der als Reaktion auf einen Völkerrechts-
bruch oder einen unfreundlichen Akt ohne besondere Voraussetzungen jederzeit zulässig ist.

8 Gegenmaßnahme, früher auch Repressalie genannt, bezeichnet im Völkerrecht einen an sich völkerrechtswidrigen, gewaltfreien Akt,
der unter gewohnheitsrechtlich anerkannten Voraussetzungen ausnahmsweise gestattet ist.
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Offline tomtom

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Re: Raumfahrt-Politik in Deutschland
« Antwort #1001 am: 20. November 2025, 00:20:27 »
Das mit dem Budget scheint noch nicht so klar zu sein (oder wer mehr weiß kann es gerne posten). Die Aussage, 35 Mrd € allein vom BMVg, hieße, dass aus dem Bundeswehr-Kernhaushalt bzw. den Sonderschulden diese Mittel für Beschaffungen bereitgestellt werden müßten. (2025 hat die BW für diverse Beschaffungen ca. 32 Mrd. zur Verfügung, 2026 sollen es ca. 50 Mrd werden).

Die Strategie adressiert sowohl Programme der EU (zb. IRIS2, Copernicus) als auch der ESA (z.B. Launcher), dessen Beschaffung dann über die ESA ausgeschrieben werden müßte. Stellt sich also die Frage, ob Herr Pistorius der Frau Bär Gelder zur Verfügung stellt, damit diese auf der ESA-Tagung entsprechende Programme zeichnen kann. (Aber vll. ist das auch schon im Vorfeld ausgekungelt worden.)

Speziell bei der Launcher Challenge hieß es zuletzt, dass die ausgewählten Firmen frei sind bei der Wahl von Subunternehmen. Andererseits mußten sich die Haupftauftragnehmerfirmen bereits bewerben, damit die betroffenen Länder diese finanzieren oder auch nicht.

Meine Sätze aus der Strategie wären:
Zitat
Mittelfristig sollte die ESA die Entwicklung hochratenfähiger, europäischer Trägersysteme in allen Nutzlastklassen anstreben, um allen Nutzern einen flexiblen Zugang zum All für hochagile Missionsprofile zu eröglichen. Langfristig sollte Europa mit Hilfe der ESA in der Lage sein, alle relevanten Zielorbits - einschließlich derjenigen um den Mond - zu erreichen. Hierzu setzen wir uns in Europa dafür ein, die European Launcher Challenge weiterzuentwickeln, sodass mittel- bis landfristig mehrere wettewerbsfähige europäische Schwerlastraketen den autonomen Zugang Europas auch zum cislunaren Raum sicherstellen.
Und am Ende heißt es:
Zitat
... ergeben sich konkrete Handlungslinien und Aufgaben, die dem Aufbau einer gesamtstaatlichen Weltraumsicherheitsarchitektur dienen. Die Ressorts setzen die Handlungslinien der Strategie in eigener Verantwortung und Prioritätensetzung im Rahmen ihrer Zuständigkeiten und verfügbaren Mittel in den jeweiligen Einzelplänen und des jeweils geltenden Finanzplans sowie im ressortgemeinsamen Austausch und Handeln um.
also doch Geld aus unterschiedlichen Töpfen mit unterschiedlichen Akteuren?
Im Zweifel hilft die Such-Funktion:
https://forum.raumfahrer.net/index.php?action=search

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Offline Schillrich

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Re: Raumfahrt-Politik in Deutschland
« Antwort #1002 am: 20. November 2025, 09:06:24 »
Hier noch der Link zur Strategie:
https://www.bmvg.de/resource/blob/6042578/eb7df89c9b7038d0788fad436bb72e89/weltraumsicherheitsstrategie-2025-de-data.pdf


Aus den Handlungslinien am Ende noch ein paar interessante Aspekte, welche Themen und Fähigkeiten entwickelt werden soll:

Zitat
  • Umsetzung eines weltraumlage-Sensornetzwerks mit globaler Abdeckung, insbesondere mit dem Fokus auf
    Erhöhung der Beobachtungsrate
  • Entwicklung und Beschaffung Weltraumgestützter Frühwarnung, Aufklärung, Überwachung, Verfolgung in allen Ge-
    schwindigkeits- und Höhenbändern
  • Schutz von Rohstoff- und Lieferketten der Raumfahrtindustrie
  • Ausbau der Beteiligung an der US-geführten Weltraumoperation OLYMPIC DEFENDER zwecks Realisierung der
    Abschreckungs- und Verteidigungsfähigkeit der Weltraumsicherheitsarchitektur sowie Befähigung zu streitkräftege-
    meinsamen und multinationalen Weltraumoperationen
  • Schaffung der Befähigung zu Weltraumoperationen zur Sicherstellung einer glaubwürdigen Abschreckung und
    Verteidigungsfähigkei
    t in der Dimension Weltraum
  • Festlegung der militärischen Führungsorganisation für die Wahrnehmung der streitkräftegemeinsamen Dauereinsatz-
    aufgabe militärische Weltraumnutzung unter Federführung der Luftwaffe: (German Air and Space Force
  • Entwicklung technischer und operativer Fähigkeiten zur Einschränkung/Verhinderung der gegnerisch-militärischen
    Weltraumnutzung national und/oder gemeinsam mit Partnern einschließlich Deep Precision Strike und hypersoni-
    schen Fähigkeiten
  • Entwicklung und Nutzung von hochagilen, signalarmen Wächtersatelliten sowie Raumgleitern/Raumflugzeugen zur
    Inspektion von und Wirkung gegen gegnerische Systeme
  • Ausbau der Wertschöpfungskette im Segment der Kleinsatelliten, Entwicklung rollierender Satellitenflotten im
    Rahmen von Technologieentwicklungen
    und zur regelmäßigen kostengünstigen Teilregeneration von Satellitenkons-
    tellationen (national & bi-/multinationa
  • Entwicklung und Anwendung von Technologien, um die Erde vor der Kollision mit erdnahen Objekten zu schützen
  • Entwicklung leistungsstarker nicht-chemischer Raumantriebe


Die Luftwaffe wird im Englischen hier schon als Air and Space Force betitelt.

Systeme sollen schnell iteriert werden, um technologisch aktuell zu sein. Wohl eine Lehre aus der Drohnentechnologie und -taktik in der Ukraine.

Welche leistungsstarken, nicht-chemischen Antriebe können gemeint sein? Elektrische? Nuklear? Letzteres wohl eher nicht. Wir haben dazu ja keine Infrastruktur im Land.


Wenn das alles so kommt, entwickeln die Bundeswehr hier eine Menge neuer Fähigkeiten.
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Offline Gecko.

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Re: Raumfahrt-Politik in Deutschland
« Antwort #1003 am: 20. November 2025, 09:27:51 »
Wenn das alles so kommt, entwickeln die Bundeswehr hier eine Menge neuer Fähigkeiten.
Ausgerechnet die Bundeswehr...
Selbst mit dem Füllhorn an Geld, das plötzlich da ist, wo es vorher jahrzehntelang überall gefehlt hat:
Eine Strategie ist erstmal nur ein Plan, einen Plan zu machen.

Knowhow und technische Möglichkeiten fehlen, und das noch auf absehbare Zeit und besonders bei der BW, die nicht einmal Funkgeräte in Panzer eingebaut bekommt :)

Schöne Wunschliste, und es ist ja auch bald Weihnachten, aber für mich sieht da so aus wie ein Kind im Süßigkeitenladen: Will haben, will haben, ...

Und: Die ganze Konzentration auf nur noch militärische Anwendungen kotzt mich an. So eine Raumfahrt habe ich mir nicht gewünscht.
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Offline Schillrich

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Re: Raumfahrt-Politik in Deutschland
« Antwort #1004 am: 20. November 2025, 09:34:33 »
...
Und: Die ganze Konzentration auf nur noch militärische Anwendungen kotzt mich an. So eine Raumfahrt habe ich mir nicht gewünscht.

Das ist ja nicht die Raumfahrtstrategie des Bundes ... das ist die Sicherheitsstrategie Weltraum, unter Führung des BMVgs. Natürlich konzentriert sich diese auf militärische Fähigkeiten und Sicherheitspolitik, und nicht auf die Erforschung des Jupiters.

*Hervorhebung ergänzt*
« Letzte Änderung: 21. November 2025, 11:26:53 von Schillrich »
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Re: Raumfahrt-Politik in Deutschland
« Antwort #1005 am: 20. November 2025, 12:25:55 »
Wo kommt der Jupiter jetzt her?
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Offline Schillrich

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Re: Raumfahrt-Politik in Deutschland
« Antwort #1006 am: 20. November 2025, 12:47:20 »
Ich habe doch deine Aussage zitiert, samt Hervorhebung "nur noch". Wenn du andere Themen wünschst, dann findest du sie ja nicht in dieser Strategie. Daraus ergibt sich aber auch kein Ausschluss dieser Themen.
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Re: Raumfahrt-Politik in Deutschland
« Antwort #1007 am: 20. November 2025, 15:18:15 »
Also wirklich. Erst mein Zitat aus dem Zusammenhang reißen, dann den eigenen Beitrag nachträglich ändern...

Das Thema hier heißt "Raumfahrtpolitik in Deutschland", und die konzentriert sich hier und auch in den Medien derzeit nur auf militärische Zwecke - aktiv, passiv, Aufklärung, Infrastruktur, aber alles vor militärischem Hintergrund.  Das nervt.

Achtung, damit mir nicht wieder was in den Mund gelegt wird: Wenn ich schreibe "konzentriert sich nur" heißt das, dass es keine anderen Themen gibt, auf die sich konzentriert wird. Nicht, dass es keine anderen Themen gibt. Und die wünsche ich mir bei "Raumfahrtpolitik in Deutschland".
Und von Jupiter habe ich jedenfalls nichts gesagt...
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Offline Mojschele

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Re: Raumfahrt-Politik in Deutschland
« Antwort #1008 am: 21. November 2025, 10:54:30 »
Wo kommt der Jupiter jetzt her?
Na geh - Alepo hat hier kein paper geschrieben das du da jedes Wort auf die Wagschale legen musst. "Jupiter" ist einfach nur ein plakativeres (und gewichtigers  ;)) Wort für Weltraumforschung

Offline Gecko.

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Re: Raumfahrt-Politik in Deutschland
« Antwort #1009 am: 21. November 2025, 11:45:28 »
Wo kommt der Jupiter jetzt her?
Na geh - Alepo hat hier kein paper geschrieben das du da jedes Wort auf die Wagschale legen musst. "Jupiter" ist einfach nur ein plakativeres (und gewichtigers  ;)) Wort für Weltraumforschung
... wo kommt denn jetzt "Alepo" her??
Ist das nicht eine Stadt in Syrien? :)

Und das mit der Waagschale war ja wohl zuerst das Zerpflücken und Reduzieren meines Kommentars auf das "auf nur noch"...
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Offline tomtom

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Re: Raumfahrt-Politik in Deutschland
« Antwort #1010 am: 21. November 2025, 17:27:28 »
Dem Thread käme es zu gute, wenn nicht über Zerpflücken und Reduzieren gestritten wird, dass kann man auch per PN klären.
Sowohl die Meinung - es gibt zu viel militärisches in der Politik - als auch der Hinweis, dass es in dem Fall um die Strategie des BMVg und AA geht (also Politik), ist sicher berechtigt.

btw ist die Deutsche Raumfahrtpolitik (von 2023) auch mit viel "Sicherheitsthemen" besetzt, wenn auch hauptsächlich "Beobachten vom Boden aus" gemeint war und insofern geht die Weltraumsicherheitsstrategie noch einen Schritt weiter.
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Offline tomtom

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Re: Raumfahrt-Politik in Deutschland
« Antwort #1011 am: 24. November 2025, 16:03:48 »
Ex-Astronaut und Ex-ESA-Direktor Human Exploration Thomas Reiter wird Abteilungsleiter für Raumfahrt und Sicherheit im Forschungs-Ministerium.

https://www.sueddeutsche.de/politik/bundesregierung-astronaut-reiter-uebernimmt-raumfahrtabteilung-im-ministerium-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-251124-930-334853
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Offline tomtom

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Re: Raumfahrt-Politik in Deutschland
« Antwort #1012 am: 24. November 2025, 16:13:07 »
Das BMFTR kündigt an, vor allem in wettbewerbliche Projekte wie der ESA Launcher Challenge und dem LEO Cargo Return Service, aber auch in Navigation/Galileo investieren zu wollen.

https://www.bmftr.bund.de/SharedDocs/Kurzmeldungen/DE/2025/11/esa-mk-vorank%C3%BCndigung.html
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Re: Raumfahrt-Politik in Deutschland
« Antwort #1013 am: 27. November 2025, 19:57:03 »
Der Schwerpunkt Launcher ist sehr zu begrüßen. Natürlich ist es schade, daß der Schwerpunkt Exploration zugunsten der militärischen Raumfahrt zurückstecken muss.
Ich bin gespannt, LOP-G -- sollte das Geld fehlen: warum nicht eine Koproduktion?

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Offline tomtom

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Re: Raumfahrt-Politik in Deutschland
« Antwort #1014 am: Gestern um 19:43:34 »
Kanzler Merz besuchte mit Bürgermeister Kai Wegner die Firma Berlin Space Technologies (BST) in Berlin-Adlershof, die sich mit dem Bau von Kleinsatelliten beschäftigen.
Merz will 2026 auch die ILA eröffnen.

https://www.bundesregierung.de/breg-de/aktuelles/berlin-space-technologies-2397398
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