Initiative Pro-Raumfahrt ? Kritisches...

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DaSam

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Initiative Pro-Raumfahrt ? Kritisches...
« am: 23. August 2003, 14:31:51 »
Hi,

ich muss leider mal was kritisches anmerken... (nich böse sein ;))
Vorweg sei noch gesagt, ich bin selber Raumfahrt-Fan, interessiere mich auch für Astronomie, gucke gerne Star Trek :p
...aber:
Ich war doch ziemlich erstaunt als ich das voting
"Initiative Pro-Raumfahrt" entdeckte, dass sich ja dafür ausspricht mehr (oder zumindest nicht weniger) Budget für die Raumfahrt in Deutschland zur Verfügung zu stellen... Nun, dazu habe ich erstmal die Frage: Woher soll das Geld denn kommen, wenn der Staat an allen Ecken pleite ist? ..und dann bleibt da noch ein sehr wichtiges Argument, dass kein kritisch denkender Mensch unter den Tisch kehren sollte: Wie können wir verantworten Milliarden für Forschungsprojekte im Weltall auszugeben, wenn es gleichzeitig auf der Erde an allen Enden an Geld fehlt? Wäre es nicht z.B. wichtiger das unsere Schulen , also die Bildungsgrundlage unserer Gesellschaft mehr Geld kriegen - statt Bücher von vor 10 Jahren und veraltete Rechner zu nutzen, oder um noch härter zu sein, diese Milliarden könnten sehr viele Menschen ernähren die hungern...
Dass es wissenschaftlich interessante und z.T. auch nützliche Projekte sind, ist klar, fraglich ist aber, ob sie angesichts der gesellschaftlichen Lage auch legitim sind.
Eine andere Überlegung, die ich dazu noch hatte könnte natürlich auch sein, dass wir einfach davon ausgehen, dass die Erde "sowieso verloren ist". Damit beziehe ich mich auf die politischen, wirtschaftlichen, sozialen, ökologischen und kulturellen Probleme unseres Planeten, von denen viele, meiner Meinung nach in einer kapitalistischen Welt, die sich noch auf dem ethischen Niveau der Steinzeit befindet (der stärkere / reichere gewinnt) praktisch nicht lösbar sind. In diesem Sinne könnte man die bemannte Raumfahrt mit Besiedelung anderer Planeten als 2. Chance ansehen, leider bleibt da nur ein Problem: Realistisch gesehen würden natrülich nur sehr wenige Menschen "wegsiedeln" können und das wären genau die falschen, denn es wären leider wieder genau jene reichen und mächtigen, die schon für die aktuellen Probleme auf der Erde (mit-)verantwortlich sind. Wenn es natürlich gelänge eine Gruppe von ethisch höherentwickelten Menschen eine solche Kolonie gründen zu lassen, deren Wertvorstellungen vom "Sein" und nicht vom "Haben" geprägt sind, könnte auf diese Weise eine ganz neue Gesellschaft entstehen, die gewissermassen eine höhere Stufe der menschlichen Entwicklung repräsentieren würden.
Ich würde mich freuen zu hören wie Eure Ansichten dazu sind...
Bye.

P.S. Und bitte keine flamewars - ich wollte keinen vor den Kopf stossen, urteilt weise ;)

Felix_Korsch

  • Gast
Re: Initiative Pro-Raumfahrt ? Kritisches...
« Antwort #1 am: 23. August 2003, 15:10:34 »
Hallo DaSam! Keine Angst, wir sind um sachliche Diskussionen bemüht. Von daher danke auch für deine Kritik, auf die ich gleich mal etwas eingehen möchte.

- Die - leider nicht sehr erfolgreiche - Initiative "Pro Raumfahrt" richtet sich meines Wissens gegen die geplanten, einschneidenden Kürzungen im Bundeshaushalt, welche den Sektor Raumfahrt auf nationaler Ebene (v.a. DLR) und im Rahmen internationaler Verpflichtungen (ESA, ISS) weiter schwächen würden und werden.

- Das Argument, der Staat sei Pleite, ist ein Totschlagargument und noch dazu ein falsches. Scheinbar ist für militärische Zwecke immer Geld vorhanden - um mal ein Beispiel zu nennen. In die Raumfahrt investiert jeder Bundesbürger jährlich nicht viel mehr als einen anderthalben Euro. Wir reden hier also nicht von Milliardenbeträgen.

- Probleme auf der Erde gibt es nicht erst seit der Raumfahrt. Wollte man alle sozialen Spannungen lösen, hätte man dies schon längst tun können. Ich weiß umgekehrt nicht, wohin die freiwerdenden Milliarden fließen sollten, wenn es keine Raumfahrt mehr gäbe. Das wäre ein Tropfen auf den heißen Stein.

- Bildung ist ein wichtiger Punkt, ohne Frage! In meinen Augen ist das Bildungsniveau von der Qualität des Schulsystems abhängig, aber nicht nur von der Quantität der eingesetzten Lehrmaterialien. Die Raumfahrt kann das Bildungssystem sogar fördern; heute betreiben ESA wie NASA aktive Bildungskampagnen. Die Raumfahrt selbst trägt zu einem technologischen Fortschritt bei - das fordert und ermöglicht eine bessere Bildung.

- Deine Ansicht der Welt bzw. der Gesellschaft teile ich vollkommen. Auch die besten Technologien nützen nichts, wenn die Gesellschaft irgendwann an einen Punkt gelangt, an der innerhalb der veralteten Strukturen keine Weiterentwicklung mehr möglich ist. Hier kann man nur hoffen, dass irgendwann viele Menschen zu der gleichen Einsicht geraten. Umgekehrt kann aber auch die Raumfahrt helfen, Frieden zu sichern (und damit meine ich keine militärischen Projekte). Aber woher wollen wir wissen, wie es in dutzenden von Jahren aussehen wird? Bis wir soweit sind, das Weltall zu besiedeln, wird die Marktwirtschaft kollabiert sein, jede Wette.

- "ethisch höherentwickelten Menschen" - ist das jetzt nicht auch eine Form der Selektion? Ich weiß, worauf du hinaus willst, und du hast natürlich recht. Raumfahrt nützt nur etwas, wenn die dadurch erwrobenen Möglichkeiten auch zum Nutzen aller Menschen eingesetzt werden. Von dieser direkten Nutzung und politischen Folgen gibt es erst Ansätze. Zweifellos können wir aber schon heute die Grundlagen für weitere Schritte in diese Richtung sichern.

Du siehst also, dass ich dir selbst als absoluter Befürworter der Raumfahrt in vielen Punkten Recht geben muss. Die Kernfrage der Veränderung der Gesellschaft kann nicht durch die Raumfahrt gelöst werden. Sie zu unterlassen ist aber ebenso kurzsichtig.

hesaenger

  • Gast
Re: Initiative Pro-Raumfahrt ? Kritisches...
« Antwort #2 am: 23. August 2003, 21:25:51 »
Zitat


Ich war doch ziemlich erstaunt als ich das voting
"Initiative Pro-Raumfahrt" entdeckte, dass sich ja dafür ausspricht mehr (oder zumindest nicht weniger) Budget für die Raumfahrt in Deutschland zur Verfügung zu stellen... Nun, dazu habe ich erstmal die Frage: Woher soll das Geld denn kommen, wenn der Staat an allen Ecken pleite ist? ..


Hallo,

dazu zwei Anmerkungen. Bei der Initiative pro Raumfahrt ging es um die eher ungeschickte Entscheidung unserer Regierung. Ausgerechnet aus dem nationalen Budget wurden etwa 20 Mio. p.A. gekürzt. Ausgerechnet, weil diese Summe voll auf die deutsche Forschung zur Anwendung kam, während die eigentlichen Beiträge für europäische und internationale Projekte in etwa Milliardenhöhe unberührt blieben. Dies sollte auch kein besonderer nationaler Protest werden, sondern einfach darauf hinweisen, daß Deutschland seine eigenen Technologieressourcen immer mehr vernachlässigt und damit seine eigentlichen Stärken und damit auch wirtschaftlichen Grundlagen aufgibt.

Zitat

Realistisch gesehen würden natrülich nur sehr wenige Menschen "wegsiedeln" können und das wären genau die falschen, denn es wären leider wieder genau jene reichen und mächtigen, die schon für die aktuellen Probleme auf der Erde (mit-)verantwortlich sind.


Wäre das so? Die Geschichte zumindest führt den Inhalt vieler Science Fiction Filme ad absurdum. Die Auswanderer waren meißt die Wagemutigen und die Verzweifelten, während die Etablierten keine Veranlassung hatten ihren Status zu riskieren. Aus unserer heutigen Kenntnis ist unsere Erde auch um so viel schöner als alles was uns da draußen erwartet. Also bleibt unsere hervorragende Aufgabe erst einmal, unser Raumschiff Erde zu erhalten. Auch dabei spielt die Raumfahrt eine Schlüsselrolle.

Mit besten Grüßen
« Letzte Änderung: 23. August 2003, 21:27:40 von hesaenger »

Myrdin

  • Gast
Re: Initiative Pro-Raumfahrt ? Kritisches...
« Antwort #3 am: 24. August 2003, 11:33:58 »
Zitat
Wenn es natürlich gelänge eine Gruppe von ethisch höherentwickelten Menschen eine solche Kolonie gründen zu lassen, deren Wertvorstellungen vom "Sein" und nicht vom "Haben" geprägt sind, könnte auf diese Weise eine ganz neue Gesellschaft entstehen, die gewissermassen eine höhere Stufe der menschlichen Entwicklung repräsentieren würden.


naja, ganz ohne haben wirds wohl nicht gehen. Denn genau das haben war es und ist es noch immer, das die Menschen dazu anspornte sich etwas aufzubauen und es auch instandzuhalten. Ich glaube kaum, dass jemand etwas arbeiten würde, wenn er nicht etwas dafür erhält.

Mal eine Frage: Was wären denn für dich ethisch höher entwickelte Menschen?

Ach ja und was den Hunger auf dieser Welt betrifft: Man sollte das Geld lieber dafür verwenden, den betroffenen zu zeigen, wie sie sich selber helfen(erhalten) können. Denn wenn sie alles gratis bekommen sehen sie sicher keinen anlass dazu etwas in der Richtung zu unternehmen...

Re: Initiative Pro-Raumfahrt ? Kritisches...
« Antwort #4 am: 25. August 2003, 22:03:12 »
Nochmal ein anderes Argument: Raumfahrt ist ja nicht nur das Bilden von Kolonien auf dem Mars, dem Mond oder sonstwo. GPS benötigt Raumfahrt, Satellitenfernsehen benötigt Raumfahrt. Es gibt viele Dinge auf die wir einfach nicht verzichten wollen - hier geht es nicht um utopische Visionen. Und auch die Raumfahrtindustrie ist mit den Zulieferbetrieben ein großer Arbeitgeber. Und dann wären da noch die Wissenschaftler. Oft wird betont, dass Deutschland nur geistige Ressourcen besitzt. Was man nicht bedenkt ist, dass diese "Ressourcen", seien es nun Atomforscher oder Raumfahrtexperten, auch abwandern können. Das gilt es zu vermeiden.

DaSam

  • Gast
Re: Initiative Pro-Raumfahrt ? Kritisches...
« Antwort #5 am: 26. August 2003, 16:09:24 »
Hallo,

ich beginne hier mal damit meine Argumente zu belegen ,möchte aber im Voraus noch 2 Dinge anmerken:
1. Es ist ein sehr komplexes Thema und daher sind meine meine recht knappen Aussagen nicht 100%ig präzise (dazu wären ganze Bücher nötig), aber für den weiter interessierten, gebe ich aber ein paar Literaturhinweise in den nächsten threads ;-)
2. Es ist auch ein sehr heikles Thema und leider ist ein Grossteil der Menschen i.d. westlichen Gesellschaft noch nicht bereit für diese Gedanken, daher möchte ich dazu auffordern eine offene Geisteshaltung einzunehmen und nicht neues/anderes von vorneherein abzulehnen.
3. Ich will kein "Besserwisser" sein, sondern nur auf etwas hinweisen was zu viele Menschen zu lange ignoriert haben.

>- Das Argument, der Staat sei Pleite, ist ein >Totschlagargument und noch dazu ein falsches.
Erstens ja, zweitens nein.
Es ist zwar richtig, dass es im gewissen Sinne ein Totschlagargument ist, sorry dafür, aber dies liegt darin begründet das es ziemlich kompliziert und ausführlich zu begründen ist und so einfach kürzer ist ^^
Ausserdem sollte ich hierzu noch anmerken - da es offenbar falsch verstanden worden ist - das diese Aussage natürlich übertrieben ist, obwohl sie doch im Kern korrekt ist. Denn natürlich ist der Staat nicht in dem Sinne völlig pleite das kein Geld mehr für nichts da ist, aber wenn man bedenkt, dass:
- Wir soviele Schulden haben (die eher noch mehr werden) das es realistisch gesagt, nicht mehr möglich sein wird, sie abzuzahlen
- Die Arbeitslosigkeit kontiniuierlich steigt
[hier sei auf den wichtigen "Grundfehler" der Rationalisierung innerhalb der Marktwirtschaft hingewiesen -> Gewinnoptimierung durch weniger Lohnkosten etc. was gleichzeitig die Kaufkraft etc. senkt und so langfristig scheitern muss, gleichzeitig aber in diesem System nicht vermeidbar ist, weil "wenn Konzern A es nicht tut, geht er pleite weil B natürlich keine "Rücksicht" auf A nimmt [Widerspruch Ethik vs. Kapitaldenken]
- Die sogenannten "Reformen" der Politiker praktisch wirkungslos scheitern und keine echten Änderungen bringen
- und sogar scheitern müssen, da die Probleme systemimmanent sind und nicht durch Detailveränderungen an der Oberfläche gelöst werden können.

>Scheinbar ist für militärische Zwecke immer Geld vorhanden - >um mal ein Beispiel zu nennen. In die Raumfahrt investiert
Ja, da stimme ich dir im Prinzip voll zu, allerdings mit dem Hinweis - in Übereinstimmung mit dem obigen Punkt - das auch im Bereich Militär die "Pleite" spürbar wird und immer weniger Mittel zur Verfügung stehen - wenn auch immer noch klar zu viel für meinen Geschmack.

>jeder Bundesbürger jährlich nicht viel mehr als einen >anderthalben Euro. Wir reden hier also nicht von >Milliardenbeträgen.
Das kann gut sein das du da Recht hast, dann nehme ich das zurück, andererseits sind "Millionen" auch nicht wenig ;-)

>- Probleme auf der Erde gibt es nicht erst seit der Raumfahrt. >Wollte man alle sozialen Spannungen lösen, hätte man dies >schon längst tun können.
Wirklich? Tatsächlich ist es doch so das dies im Laufe der Geschichte immer wieder - leider erfolglos - versucht wurde.
Du hast nämlich insofern recht, dass es leider einige Gruppen/Individuen mit sehr viel Macht gibt, die genau diese Versuche im Laufe der Geschichte immer wieder vereitelten.

>Ich weiß umgekehrt nicht, wohin die freiwerdenden Milliarden >fließen sollten, wenn es keine Raumfahrt mehr gäbe. Das >wäre ein Tropfen auf den heißen Stein.
Naja, ein Tropfen ist schon sehr untertrieben, nur um mal beim Beispiel Mittel der Schule zu bleiben... für die würde es z.B. schon mehr als ausreichen.

>Die Raumfahrt selbst trägt zu einem technologischen >Fortschritt bei - das fordert und ermöglicht eine bessere >Bildung.
100%ig richtig, die Frage ist eher ob wir uns den "Luxus" dieser Forschung erlauben können, angesichts der hungernden und verfallenden Erde.

>Aber woher wollen wir wissen, wie es in dutzenden von Jahren >aussehen wird? Bis wir soweit sind, das Weltall zu besiedeln, >wird die Marktwirtschaft kollabiert sein, jede Wette.
Wollen wir es hoffen, Star Trek ist hier wohl ein Vorbild leider ist auch in deren Vision die Zeit vor dieser Zukunft eine der schlimmsten Epochen der menschlichen Geschichte.

>Die Kernfrage der Veränderung der Gesellschaft kann nicht >durch die Raumfahrt gelöst werden. Sie zu unterlassen ist >aber ebenso kurzsichtig.
völlig richtig, ich bin auch keinesfalls dafür sie zu unterlassen, sondern stelle nur die Frage ob es nicht wichtig wäre - erst - die Probleme auf der Erde zu lösen?

DaSam

  • Gast
Re: Initiative Pro-Raumfahrt ? Kritisches...
« Antwort #6 am: 26. August 2003, 16:23:20 »
Hi,

>naja, ganz ohne haben wirds wohl nicht gehen. Denn genau >das haben war es und ist es noch immer, das die Menschen >dazu anspornte sich etwas aufzubauen und es auch >instandzuhalten. Ich glaube kaum, dass jemand etwas >arbeiten würde, wenn er nicht etwas dafür erhält.
tja.. zunächst mal:
Diese Meinung teilen Millionen von Menschen der westlichen Gesellschaft und ich muss es wieder sein, der widerspricht :/
Naja, das die Masse oftmals nicht Recht hat, weil sie das Thema nicht genau genug untersucht hat, darüber müssen wir im technisch/wissenschaftlichen Bereich wohl nicht reden (man denke nur an Einstein o.ä.)
Das Dir dieser Gedanke kommt ist nur natürlich denn du bist - wohl wie wir alle - in einer Haben-Gesellschaft aufgewachsen und von ihr geprägt, auch ich kann mich davon nicht ganz lösen, habe aber in mehrjähriger genauer Untersuchung des Themas zumindest ansatzweise "die Tiefen des Kaninchenbaus" erforscht.
Ich gebe dir hier mal einen link, wo ich das Vorwort aus Erich Fromms' Haben oder Sein online gestellt haben, ist ein anspruchsvoller Text, enthält aber das wichtigste der Lehre.
http://www.leetworld.net/sam/philosophie/habenodersein.htm

Noch ein kleiner Denkanstoss:
Betrachte mal versuchsweise Kulturen wie die Aborigines, die Indianer oder afrikanische Stämme... Na, was aufgefallen? Kein Habendenken, aber trotzdem arbeiten sie... (wenn auch ganz anders als wir) und ich hoffe jetzt kommt niemand mit "Rückständigkeit" denn technologische Entwicklung die nicht mehr wachsenden Verantwortung einhergeht, bezeichne ich hier als wahrhaft Rückständig:
Übertrieben gesagt, waren wir einst Steinzeitmenschen mit Keule und sind heute Steinzeitmenschen in Anzügen mit Atomwaffen...

>Mal eine Frage: Was wären denn für dich ethisch höher >entwickelte Menschen?
Siehe oben, betrachte mal exemplarisch das soziale Zusammenleben der genannten Kulturen.

>Ach ja und was den Hunger auf dieser Welt betrifft: Man sollte >das Geld lieber dafür verwenden, den betroffenen zu zeigen, >wie sie sich selber helfen(erhalten) können. Denn wenn sie >alles gratis bekommen sehen sie sicher keinen anlass dazu >etwas in der Richtung zu unternehmen...
Das ist auch etwas naiv, denn sag mir:
Was würdest du einem verhungernden Kind in Brasilien für einen Rat geben was es tuen soll??
Das Grund-Problem ist ein mathematisches:
Du hast 100% Geld auf der Welt, denn es kann nie mehr als 100% geben... (logisch, oder? ;))
So, nun verdienst du 5% woher nimmst du sie also?
Indem jemand anderes 5% verliert, ist vereinfach dargestellt, aber es ist unwiederlegbar! Gewinn ist nicht ohne Verlust für jmd. anderes zu erzielen. Natürlich merkst du hier nicht wenn du 3000 Euro Gehalt bekommt, dass auf der anderen Seite der Welt durch irgendwelche indirekten Verknüpfungen jmd. verliert, aber es ist so... und lässt sich nicht vermeiden, also trifft dich als Arbeitnehmer auch keine Schuld aber es liegt an uns dieser Ungerechtigkeit langfristig ein Ende zu setzen.

Myrdin

  • Gast
Re: Initiative Pro-Raumfahrt ? Kritisches...
« Antwort #7 am: 26. August 2003, 20:57:30 »
Es ist ja nicht so, dass ich zu knickrig wäre, um etwas zu spenden. Aber glaubst du wirklich, dass die spende auch wirklich die Ärmsten erreicht? Das meiste verschwindet in unbekannten kanälen. Viele stoßen sich mit solchen spendenaktionen gesund und mehr nicht.....

Aber, um beim Thema zu bleiben: wenn wir warten, bis wir die perfekte gesellschaft sind, dann können wir das mit der Raumfahrt gleich lassen, denn das wird nie der Fall sein. Und falls es doch einmal soweit sein sollte, dann müsste man mit der Raumfahrt von Null anfangen und soweit sollten wir es nicht kommen lassen. Unser Ziel sollte ine kontinuierliche weiterentwicklung sein. Irgendwann kommt sicher der Durchbruch.....

DaSam

  • Gast
Re: Initiative Pro-Raumfahrt ? Kritisches...
« Antwort #8 am: 27. August 2003, 11:18:46 »
>Es ist ja nicht so, dass ich zu knickrig wäre, um etwas zu >spenden. Aber glaubst du wirklich, dass die spende auch >wirklich die Ärmsten erreicht? Das meiste verschwindet in >unbekannten kanälen. Viele stoßen sich mit solchen >spendenaktionen gesund und mehr nicht.....
Du hast "leider" völlig Recht, diese Ansicht teile ich auch.
Aber es ist ein gutes Beispiel, eine Art Indikator dafür wie tief unser ethischer Standard gesunken ist wenn schon die Hilfe für Bedürftige missbraucht wird. In dieser Hinsicht muss man wohl zum einen sehr genau hinsehen wo man spendet und zum anderen zeigt es verstärkt das eine echte gesellschaftliche Veränderung her muss...
Hier stellt sich abschliessend die Frage, was der Einzelne tuen sollte? Nun, meiner Meinung sollte man in jedem Fall alle Bewegungen gegen das bestehende, starre System stärken und sich dafür einsetze, dass wir ein freiheitlicheres System erlangen. Zum wählen: Eine schwierige Entscheidung. Es wäre auf jeden Fall davon abzuraten eine unserer beiden grossen Parteien zu wählen, da sich dort sowieso nicht ändern würde und sich die sogenannten "Parteiprogramme" (als ob etwas passieren würde) ohnehin stark ähneln. Ich rate vielmehr dazu kleinere Parteien zu unterstützen, dort bewirkt eure Stimme prozentual mehr und hilft US-Verhältnisse einer kompletten 2-Parteien-Macht zu vermeiden (wir steuern darauf zu).

>Und falls es doch einmal soweit sein sollte, dann müsste man >mit der Raumfahrt von Null anfangen und soweit sollten wir es >nicht kommen lassen. Unser Ziel sollte ine kontinuierliche >weiterentwicklung sein. Irgendwann kommt sicher der >Durchbruch...
Naja, von Null sicher nicht, aber du hast schon recht: Wie ich anfangs erwähnte kann man aus der Sicht das "wir nie perfekt werden / verloren sind" o.ä. ja ableiten das wir unbedingt Raumfahrt für eine Art neue Chance auf anderen Planeten benötigen. Und ich denke es ist klar geworden, dass die Raumfahrt einen wichtigen technischen / wissenschaftlichen Stellenwert einnimmt, bleibt letztlich das Problem (der Regierung) wo man anfangen soll zu sparen...
[Beim Militär weiterzusparen wäre z.B. von mir begrüßenswert, allerdings gibt es einen Faktor, der mir da nicht schmeckt:
Die U.S.A. sind eine <viel> zu starke Militärmacht geworden, wenn man alle Faktoren betrachtet ist es sehr wahrscheinlich das in den nächsten Jahrzehnten mehrere Kriege von dort (mit-) ausgelöst werden (von den Waffenkonzernen unterstützt) - daher ist es am dringendsten erforderlich das dort abgerüstet wird, aber das Gegenteil ist der Fall! Hier frage ich: Wer soll sie eines Tages aufhalten, denn ich bezweifle das sie es sich nehmen lassen, dass z.B. nach dem Irak, der Iran kommt usw.
Insofern muss man hoffen das die Bürger endlich mal in grossem Stil gegen das Militär wählen, aber so wie es aussieht scheint das so bald nicht zu klappen, denn sie haben praktisch nur noch 2 grosse Konservative Parteien und einen ausgeprägten Nationalismus.

Sascha

  • Gast
Re: Initiative Pro-Raumfahrt ? Kritisches...
« Antwort #9 am: 27. August 2003, 13:22:53 »
Hallo zusammen

Bei diesen Diskussionen um die angeblich ach so teure Raumahrt muß ich mich jedesmal aufregen.
Ist euch eigentlich klar daß wir in Deutschland gerade mal 10% der Subventionen für die Raumfahrt ausgeben die wir Jahr für Jahr in die Steinkohle investieren?
M.E. erübrigt sich deshalb jede Diskussion über einen eventuell zu hohen Raumfahrtetat!

Deutschland hatte in der Jungsteinzeit eine blühende Faustkeilindustrie! Unsere Feuersteinwerkzeuge wurden damals in viele Gegenden Europas exportiert. Ich denke hier müssen wir massiv subventionieren um diese Industrie wiederzubeleben. Damit könnten wir viele viele Arbeitsplätze schaffen. ;)

Daß mir jetzt aber keiner mit solchen Argumenten kommt, diese Feuersteinwerkzeuge brauche kein Mensch...
Bei der Steinkohle stellen wir diese Frage ja schließlich auch nicht! ;-)

Jeder Arbeitsplatz in der Kohleindustrie wird übrigens mit 82000€ im Jahr subventioniert! Seit 1980 wurden insgesamt 100 Milliarden Euro in die Steinkohle investiert!
(Quelle: www.umweltbundesamt.de/uba-info-presse/presse-informationen/pd06003.htm)
Wieviele Apollo-Programme hätten wir damit finanzieren können...?

Bye

*

Offline pikarl

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    • AstroGeo Podcast
Re: Initiative Pro-Raumfahrt ? Kritisches...
« Antwort #10 am: 27. August 2003, 20:57:17 »
Zitat
Jeder Arbeitsplatz in der Kohleindustrie wird übrigens mit 82000€ im Jahr subventioniert! Seit 1980 wurden insgesamt 100 Milliarden Euro in die Steinkohle investiert!
[...]Wieviele Apollo-Programme hätten wir damit finanzieren können...?  


... auf jeden Fall eine halbe Internationale Raumstation...  :(

Ich denke, in der Bevölklerung gibt es einfach eine Gegenbewegung zur Raumfahrt, weil diese in vielen Bereichen ineffizient geworden ist. Dass dies insbesondere auf die USA zutrifft (von wo ja durch das Shuttleprogramm der wichtigste Teil der bemannten Raumfahrt startet) interessiert wenig.

Dein Steinkohlebeispiel ist gut. Ich wäre aber trotzdem nicht unbedingt dafür, diese Gelder direkt in die Raumfahrt zu stecken. Wenn wir uns von einem Bereich der Energieerzeugung verabschieden, sollten wir die freiwerdenden Gelder lieber in neue Technologien und Bereiche der Erzeugung stecken. So halte ich die Subventionierung der regenerativen Energien im Rahmen der ökologischen Steuerreform für äußerst sinnvoll. Und die Windparks die überall entstehen sehe ich als Signal für die Zukunft.

Wir brauchen neue Technologien - und dabei kann uns die Raumfahrt vielleicht große Dienste erweisen....  8)

Sascha

  • Gast
Re: Initiative Pro-Raumfahrt ? Kritisches...
« Antwort #11 am: 28. August 2003, 09:56:16 »
Hallo

Daß wir die gesamten Subventionen der Steinkohle in die Raumfahrt umleiten sollten, so habe ich das auch nicht gemeint.
Es ging mir lediglich darum klarzumachen daß es für mich nicht nachvollziehbar ist daß man ständig über die Kosten der Raumfahrt herzieht während in anderen Bereichen ein vielfaches in unnütze, unproduktive und nicht annähernd zukunftsweisende Branchen gesteckt wird. Das gilt natürlich nicht nur für die Steinkohle!

Ich denke, die wenigsten Bürger in Deutschland haben eine Vorstellung davon in welcher Größenordnung sich der Raumfahrtetat, verglichen mit anderen Subventionsbranchen, bewegt.

Ich kann mich erinnern daß der BDLI vor einigen Jahren eine Umfrage durchgeführt hat in der gefragt wurde wieviel pro Kopf der Bevölkerung im Jahr für die Raumfahrt aufgewendet wird. Die Schätzungen beliefen sich zwischen 100 DM und 10.000 DM (!).
Tatsächlich waren es, zur Überaschung der meisten Befragten, nur ca. 20 DM!

Inzwischen dürfte es wohl weit weniger sein... :(

Ich denke daß eine solche Umfrage heute jedoch kaum ein anderes Bild ergeben dürfte.