Feines Thema hier.
Jetzt will ich auch mal dazu meinen Senf ablassen.
Es stimmt: Die Raumfahrt ist ein Kind des Krieges und zu Zeiten Sputniks und Co war auch niemandem wirklich bewusst, dass sich auch zivile Projekte damit realisieren lassen. Aber die Zeiten haben sich zum Glück geändert. Allerdings ist Technik fast immer als dual-use brauchbar, also zivil als auch militärisch. Es geht also gar nicht darum, den technischen Stand tief zu halten um nicht gleichzeitig auch das Militär zu fördern, sondern darum zu lernen mit dieser Technik umzugehen. Ohne einen verantwortungsbewussten, friedlichen Umgang ist Technik tatsächlich sehr gefährlich. So, als wenn ein Kind mit Feuerwerkskörpern, Scheren und mit Feuer spielt. Allerdings muss man sich als Kind auch erstmal ordentlich die Finger an der Herdplatte verbrennen, bevor man da nicht mehr dranfasst.
Was das "mitnehmen der menschlichen Probleme ins Weltall" angeht habe ich einen anderen Ansatz wie die meisten hier. Menschliche Probleme reflektieren immer auch die Umgebung in der sie leben. Spricht man von einer Besiedlung des Mondes oder von mir aus auch des Mars, so mag es sein, dass ähnliche soziale und wissenschaftliche Probleme wie auch auf der Erde auftauchen. Doch macht man einen Schritt weiter, hinein in die SF, und stellt sich Reisen von Menschen über viele Jahre durch den leeren Raum zu noch unbekannten Sternensystem vor, deren Planeten man zu besiedeln sucht, dann hat diese Generation der Raumfahrer nichts mehr mit der Erde zu tun. Möglicherweise ist der Flug so lang, dass erst eine spätere Erbengeneration ankommen wird, die die Erde vielleicht noch aus alten Märchen aus dem Bordcomputer kennt, aber tatsächlich mit völlig veränderten Gesellschaftsstrukturen, Umweltbedingungen und physikalischen Standarts zu kämpfen hat wie wir. Folglich werden auch die Probleme anderer Natur sein, heute kaum vorhersehbar und lediglich in phantastischen Roman beschreibbar. Eine archaische Gesellschaftsform gepaart mit hohen technischen und wissenschaftlichen Standarts vielleicht. Überhaupt völlig neue Formen des Zusammenlebens. Schließlich ist die Verantwortung gigantisch, die getragen werden muss, wenn man das Überleben auf menschenfeindlichen Planeten sichern will.
Generell weiß ja jeder einzelne was getan werden muss, für eine schöne (irdische) Utopie: Verantwortung statt Gesetze, Gerechtigkeit statt Justiz, sozialer Fortschritt statt Waffen, Poesie statt Religion. Doch liegt die Verantwortung für eine bessere Welt zu streiten nun mal bei jedem einzelnen und kann nicht in die Hände eines Systems gelegt werden, dass nicht an Lösung sondern nur an Bereicherung interessiert ist. In diesem Sinne ist eine kapitalistische Demokratie (oder demokratischer Kapitalismus) vielleicht nicht mehr dem bereits fortgeschrittenen technischen Standart gewachsen den wir nun haben und wir sollten uns möglicherweise auch hier nach etwas neuem umsehen, alte Denkansätze neu diskutieren, versuchen eine Welt zu schaffen, die sich besser und rascher an die technischen und sozialen Flexionen anzupassen bereit ist und nicht mehr den gestiegenen Standarts hinterherhinkt.