Strahlenschutz

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Offline vostei

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Re: Strahlenschutz
« Antwort #25 am: 20. November 2009, 12:27:24 »
Also die Physikalisch-Technische Bundesanstalt (PTB) befasst bzw befasste sich zumindest 01 bis 08 mit dem Thema Strahlung @ ISS: http://www.ptb.de/de/org/6/nachrichten6/2007/63407_de.htm
Lieber fünf vor Zwölf, als keins nach Eins

Ashira

  • Gast
Re: Strahlenschutz
« Antwort #26 am: 21. November 2009, 02:10:07 »
Super Klasse, Danke. Jetzt weiß ich auch, dass das die Dosimeter sind. Hatte mir eben mal HR-Nasa Bildchen angeschaut. Dachte mir das schon...

Zumindest wird es gemessen, sehr beruhigend.

GG

  • Gast
Re: Strahlenschutz
« Antwort #27 am: 21. November 2009, 20:49:01 »
Es gibt jede Menge Experimente, die sich mit Strahlungsmessungen und der Untersuchung der Auswirkungen hauptsächlich auf biologische Substanzen bzw. Lebewesen beschäftigen. Außerdem gibt es ein ständig aktives Messsystem und die Raumfahrer tragen bei Ausstiegen spezielle Dosimeter.

TePe

  • Gast
Re: Strahlenschutz
« Antwort #28 am: 22. November 2009, 04:49:35 »
Kann man die Daten aus MIR,ISS,Tschernobyl oder auch den Ganzkörperbestrahlungen bei bestimmten Krebserkrankungen den nicht auf eine Mission hoch rechnen ?

TP

GG

  • Gast
Re: Strahlenschutz
« Antwort #29 am: 22. November 2009, 12:52:19 »
Kann man, hat man auch schon gemacht, hab ich auch schon gelesen. Nur finden ...

Gefunden habe ich folgendes:
  • Strahlungsdosis im Strahlungsgürtel bei Mondflügen: max. 200 mSv/h (bei 2 Stunden Durchflugszeit also 400 mSv)
  • Strahlungsdosis von 800.000 Menschen in der Umgebung von Tschernobyl: 10-500 mSv (davon 30.000 Menschen mit dem Höchstwert), 134 vom Kraftwarkspersonal hatten eine effektive Strahlungsdosis von 700 bis 13.000 mSv. (tödlliche Dosis 7.000 mSv, vorübergehende Strahlenkrankheit bis 1.000 mSv)
  • Grenzwerte für Luftfahrtpersonal in Deutschland: 20 mSv/a bzw. 400 mSv/Leben
  • maximale natürliche Strahlenbelastung (Brasilien): 200 mSv/a
  • Strahlungsdosis bei Sonnenausbrüchen: 400 mSv/h
  • Äquivalentdosis durch aktiviertes Mondgestein: 1-1,5 mSv/d
  • Strahlungsdosis auf der Erde: 0,001-0,002 mSv/d
  • mittlere (effektive) Strahlendosis in Deutschland: 2,1 mSv/a
  • Erfassungsgrenze für Strahlenschäden beim Menschen: 250 mSv (2003)
  • Strahlungsdosis durch kosmische Strahlung in 3.000 m Höhe: 1,1 mSv/a
  • Strahlungsdosis bei Röntgenuntersuchungen: 0,01 mSv (Zahnröntgen) - 20 mSv (Dickdarm bzw. Schlagaderdarstellung)
  • Strahlungsdosis bei Computertompgraphie: 2,5 mSv (Kopf) - 30 mSv (Bauchraum)
Für normale Raumflüge habe ich leider keine Werte gefunden. Die Quellen halte ich für verlässlich.
« Letzte Änderung: 22. November 2009, 13:50:38 von GG »

runner02

  • Gast
Re: Strahlenschutz
« Antwort #30 am: 22. November 2009, 15:41:14 »
Zitat
# Strahlungsdosis bei Sonnenausbrüchen: 400 mSv/h

Durch die schützende Atmosphäre oder im Weltraum?

Zitat
# Erfassungsgrenze für Strahlenschäden beim Menschen: 250 mSv (2003)

Unter diesem Wert sind keine Schäden aufgetreten? sehe ich das richtig?

GG

  • Gast
Re: Strahlenschutz
« Antwort #31 am: 22. November 2009, 16:44:07 »
Zitat von: GG
# Strahlungsdosis bei Sonnenausbrüchen: 400 mSv/h

Durch die schützende Atmosphäre oder im Weltraum?

Im Weltraum in Erdnähe, aber außerhalb der Strahlungsgürtel der Erde (z. B. bei Mondflug).

Zitat von: runner02
Zitat von: GG
# Erfassungsgrenze für Strahlenschäden beim Menschen: 250 mSv (2003)

Unter diesem Wert sind keine Schäden aufgetreten? sehe ich das richtig?

Unter diesem Wert sind mit bisherigen Untersuchungsmethoden keine direkten Schäden nachweisbar.

Trotzdem sind einzelne Zellen zerstört, einzelne DNA-Stränge beschädigt. Die Reparaturmechanismen können das richten. Trotzdem können daraus Spätfolgen erwachsen. Man kann sie aber nicht auf diesen Vorfall zurückverfolgen.

Re: Strahlenschutz
« Antwort #32 am: 22. November 2009, 19:10:18 »
Mahlzeit!


Zitat von: GG
# Strahlungsdosis bei Sonnenausbrüchen: 400 mSv/h

Durch die schützende Atmosphäre oder im Weltraum?

Im Weltraum in Erdnähe, aber außerhalb der Strahlungsgürtel der Erde (z. B. bei Mondflug). ...
Kleiner ergänzender Hinweis von mir:
Ich habe hier ein Strahlungsmeßgerät mit Aufzeichnungsmöglichkeit und es zeigt mir hier im allgemeinen Werte zwischen 0,1 und 0,3 µSv/h an. 400 mSv/h sind also ungefähr 1.000.000 mal so viel wie die natürliche Strahlung auf der Erdoberfläche. Die Alarmschwelle habe ich auf 3 µSv/h gestellt und sie wurde schon mehrmals überschritten. Allerdings nur wenn ich auf Arbeit war und habe es immer erst nachträglich als Anzeige im Display bemerkt. Da ich den ganzen Tag kreuz und quer durch die Stadt fahre könnte es sich um strahlende Ladung von vorbeifahrenden Fahrzeugen oder ähnlichem handeln (reine Vermutung meinerseits). Anmerken möchte ich noch, daß ich in einer Gegend mit (ehemaligem) Uranerzbergbau wohne. Deshalb hatte ich vor dem Kauf des Gerätes mit einer höheren Strahlungsbelastung gerechnet und war also positiv überrascht.

Im Gegensatz dazu Tschernobyl:

(schlechte Bildqualität, aber dafür werden die Strahlungswerte in µSv/h angezeigt)


Gruß
Peter

elite

  • Gast
Re: Strahlenschutz
« Antwort #33 am: 17. Dezember 2009, 03:06:58 »
...funktoniert sicherlich, wäre aber besser mit starkem Magnetfeld erzeugt aus Supraleitern, was im All ja weniger Probleme bereitet und nicht aus netzähnlichem magnetischem Gitter, das die Plasmablase kontrolliert...

Grüße

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Offline Schillrich

  • Moderator
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  • 19601
Re: Strahlenschutz
« Antwort #34 am: 17. Dezember 2009, 06:32:55 »
Threatitel bitte nicht umbenennen, auch wenn es die Software erlaubt.


Worauf beziehst du dich mit deiner Aussage? "Wer oder was" soll funktionieren?
\\   //    Grüße
 \\ ///    Daniel

"We are following you ... but not on twitter." (Futurama)

elite

  • Gast
Re: Strahlenschutz
« Antwort #35 am: 17. Dezember 2009, 16:46:37 »
Hallo, Sorry hab den Betreff einfach übernommen, damit man weiß, dass es um die Plasmablase geht.
Das Konzept funktioniert, nachgewiesenermaßen...
Meine Idee ist aber, das Konzept Plasmablase und Magnetfeld durch Supraleiter zusammenzufassen, dann hat man 2 Fliegen mit einer Klappe geschlagen:

1. http://www.wissenschaft.de/wissenschaft/news/267551
2. http://www.spiegel.de/wissenschaft/weltall/0,1518,588368,00.html

Ob beide Möglichkeiten kombinierbar/zusammenfassbar sind, weiß ich nicht...

runner02

  • Gast
Re: Strahlenschutz
« Antwort #36 am: 23. Dezember 2009, 14:10:08 »
http://www.orf.at/?href=http%3A%2F%2Fwww.orf.at%2Fticker%2F352315.html

"Russen wollen Affen zum Mars schicken"

Spärrlicher Artikel, aber könnte ein Funke Wahrheit mit dem Hauch einer Chance auf Realisierung dabei sein??

Wäre sicherlich äusserst informationsbringend... Dann könnte man sehen, ob sich die Affen zurück auf der Erde wieder erholen...
Oder, nach dem ersten Flug einen weiteren mit künstlicher Schwerkraft zu versuchen...

Welches Vehikel könnte man nehmen? Soyus mit erweitertem Sauerstoffvorrat? Aber wie will man den Affen genug Wasser zur Verfügung stellen? Die werden sicher nicht freiwillig in eine Toilette Wasser lassen, die das dann wieder recycelt? Oder kann man sie drauf dressieren?

Re: Strahlenschutz
« Antwort #37 am: 23. Dezember 2009, 15:13:13 »
... da steht doch noch mehr:

Mehr dazu in Probleme mit Zeit und Strahlung

auch das mit dem hinterher sauber machen  :)

runner02

  • Gast
Re: Strahlenschutz
« Antwort #38 am: 23. Dezember 2009, 16:28:15 »
Ach ja...

naja, in einer Röhre festgebunden sollte er nicht gerade sein, obwohl es dann einfacher wäre, seine Ausscheidungen aufzufangen um sie zu recyceln...

Könnte man nicht 2 Affen hinschicken? Das würde dann halt den 2 fachen Sauerstoff und Nahrung brauchen...

Sonst sollte man ihn auch so beschäftigt halten... Gegen Langeweile...

Ich halte das für eine großartige Idee, wie schon mal geschrieben...
Zwar sollte man Leben niemals leichtfertig opfern, aber hier kan es wirklich neue Erkenntnisse bringen! Was anderes ist das unsinnige Opfern von Tierleben und -Gesundheiten für die (ziemlich unnütze) Kosmetikindustrie.

Auch der Maßstab: 10 Raummissionen: 10-20 Affen .
Kosmetikindustrie abertausende Versuchstiere...

Bei der Kosmetik werden sie bewusst mit potenziell gefährlichen SUbstanzen mutwillig in  Kontakt gebracht, bei Raummissionen wird alles getan, um den Affen gesund, bei Laune und am Leben zu halten...

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Offline KSC

  • Raumcon Moderator
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Re: Strahlenschutz
« Antwort #39 am: 25. März 2011, 13:25:07 »
Die NASA sucht nach Partnern für die Entwicklung neuer Strahlungsschutzschilde für Langzeitflüge.
Heutige Materialien für den Strahlungsschutz weisen hinsichtlich Langzeitflügen einige Probleme auf, die es zu analysieren und zu lösen gilt.
Es gibt auch zu wenig Daten und Studien, die die Langzeit Auswirkungen von Strahlenexposition unter Verwendung heutiger Strahlenschutzmassnahmen untersuchen.

Insbesondere aber möchte man einen aktiven elektrostatischen Strahlenschutz entwickeln. Das muss man sich so vorstellen, dass elektromagnetische Felder die hochenergetische Teilchenstrahlung (Protonen, Elektronen und ionisierte Atome) aus dem Weltraum und von der Sonne gleichsam abfangen und daran hindern, ein Raumschiff zu treffen.
Dafür sucht man in einer Ausschreibung jetzt potentielle Partner, die so einen Schutz entwickeln, testen:

http://www.spaceref.com/news/viewsr.html?pid=36479&utm_content=api&utm_medium=srs.gs-twitter&utm_source=twitter.com

Gruß,
KSC

Re: Strahlenschutz
« Antwort #40 am: 22. Februar 2014, 21:29:29 »
Hallo an alle,
da zum Thema Strahlenschutz im Weltraum in vielen Threads - von ISS über Inspiration Mars bis zu den Missionsthreads - häppchenweise Informationen stecken (was ich sehr schade finde), aber außer diesem Relikt kein eigener zentraler Thread zu so einem wichtigen und mehr als interessanten Thema zu existieren scheint, möchte ich diesen hier gerne wieder zum Leben erwecken.

Mich hat beispielsweise heute an anderer Stelle ein Beitrag ins Grübeln gebracht...
Dass Bigelow Aerospace behauptet, seine Module wären hinsichtlich Strahlungs- und Mikrometeoritenschutz besser als herkömmliche starrwandige Aluminiummodule, ist ja prinzipiell nichts Neues. Nur wieso? Bei Mikrometeoriten bin ich noch geneigt, Bigelow zu glauben, da die x Schichten aus Vectran und anderen Materialien zusammen extrem reissfest sein sollten.
Bei der Strahlung bin ich irgendwie zwiegespalten, da mich hier eine Sache stört:
Bei einem herkömmlichen Modul befinden sich im Normalfall in fast allen Richtungen um den Astronauten kiloweise Forschungsracks mit Metall. Bei einem BA330 befindet sich zwischen den Astronauten und dem All aber nur die Außenhaut aus verschiedensten Kunststoffen. Wie kann diese da strahlungssicherer sein?

Ein Strahlenschutzpatent hat Bigelow ja bereits, wobei es ziemlich allgemein ist: http://www.google.co.in/patents/US7780118
Ein relativ neues Patent von Bigelow (ca. 4 Monate) dürfte aber sicherlich viele interessieren:
https://www.google.com/patents/US8550406?dq=Spacecraft+magnetic+shield&hl=de&sa=X&ei=AgQJU83tMeOw7Qbwo4HQDQ&ved=0CDgQ6AEwAA.....arbeiten die da an was?? Wo es doch erst vor kurzer Zeit auf NSF hieß, das Bigelow für sein BA330-DS Wasserkacheln als Strahelnschutz verwenden möchte.

Ich fände es jedenfalls sehr schön, wenn hier zukünftig etwas über Strahlenschutzmechanismen diskutiert werden würde, schon weil ich davon recht wenig verstehe und man aus der Diskussion oft am meisten lernt.

Mich beschäftigen Themen wie:
Warum ist Polyethylen (scheinbar wegen des vielen Wasserstoffs) als Kunststoff denn so effektiv im Strahlenschutz? Warum hilft Wasserstoff als kleinstes Atom überhaupt so sehr?
Hab mal irgendwo gehört, dass Wasser nur bedingt (bei gewissen Energien) als Strahlenschutz für Missionen helfen soll.
Kennt jemand das wenig bekannte Material Demron? Wäre das nicht was für die Raumfahrt?
Douglas Adams: "In an infinite universe, the one thing sentient life cannot afford to have is a sense of proportion."

SpaceMech

  • Gast
Re: Strahlenschutz
« Antwort #41 am: 23. Februar 2014, 10:18:15 »
Hallo Doc Hoschi ,

der Begriff "Strahlen" in Strahlenschutz ist sehr allgemein und umfasst viele verschiedene Arten von Strahlung:
hochenergetische geladene Elementarteilchen (Elektronen, Protonen),schnelle elektrisch neutrale Teilchen (Neutronen), hochenergetische Gamma-Quanten, schwere Ionen usw. Jede Sorte hat einen anderen Mechanismus, mit dem bei Wechselwirkung mit Materie Energie abgegeben wird - deshalb gibt es auch keine Universalmaterialien, die als Abschirmung gegen alles helfen ... Bei elektromagnetischer Wechselwirkung (geladene Teilchen, elektromagnetische Strahlung) helfen generell Materialien mit hoher Kernladungszahl ("high-Z materials"), am Ende des Periodensystems, also zB Blei, Wolfram, Tantal usw.
Bei ungeladenen Teilchen wie Neutronen hilft das nix; sie geben ihre Energie über mechanische Stöße ab. Beim Stoßprozess ist es so, dass der Energieübertrag dann am größten ist, wenn die Stoßpartner die gleiche Masse haben: also bei Neutronen Wasserstoffatome, wie zB reichlich in flüssigem Wasser (deshalb Siedewasser- bzw Druckwasser-Kernreaktoren) oder in Paraffinen oder hochmolekularen organischen Kunststoffen ("Kohlenwasserstoffen").
Das ganze wird noch dadurch kompliziert, dass die Strahlung beim Durchgang durch/Wechselwirkung mit Materie ihren Charakter ändern kann: ein schnelles Proton (dagegen wäre high-Z gut !) trifft auf einen Atomkern und schlägt aus diesem einige Neutronen heraus, die mit erheblicher Energie weiterfliegen (dagegen braucht man jetzt wasserstoffreiches Material !)
 Das Bild wird dann sehr schnell kompliziert..

Gruss     SpaceMech

Führerschein

  • Gast
Re: Strahlenschutz
« Antwort #42 am: 23. Februar 2014, 11:11:02 »
Ich halte das menschliche Immunsystem für den effektivsten Strahlenschutz. Jedenfalls für niedrige Strahlungsdosen. Die allgemeine kosmische Hintergrundstrahlung ist niedrig in dem Sinne. Die Van Allen Strahlungsgürtel und Partikelströme von der Sonne sind was anderes.

Aus diesem Grund bin ich gegen Tiefschlaftransfer, weil da auch das Immunsystem stark gedämpft ist. Das erhöht das Strahlenrisiko.

Das ist noch nicht in den Strahlenschutzrichtlinien angekommen, mit denen Risiken kalkuliert werden. Aber Forschung in Chernobyl deutet sehr eindeutig in diese Richtung.

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Offline Schillrich

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  • 19601
Re: Strahlenschutz
« Antwort #43 am: 23. Februar 2014, 11:18:29 »
Umgekehrt spricht aber für Tiefschlaf: reduzierte Zellteilung, reduzierter Stoffwechsel. Gerade wenn Zellen sich teilen und die Chromosomen aufgedröselt werden, sind sie anfällig für Schäden, denn dann ist die DNA "wenig stabil".

Übrigens hat das Immunsystem nix mit Schäden im Zellkern zu tun, kann also gegen diese Strahlenschäden nicht schützen. Das Immunsystem kann nur kranke Zellen abtöten.
\\   //    Grüße
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Führerschein

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Re: Strahlenschutz
« Antwort #44 am: 23. Februar 2014, 11:51:48 »
Umgekehrt spricht aber für Tiefschlaf: reduzierte Zellteilung, reduzierter Stoffwechsel. Gerade wenn Zellen sich teilen und die Chromosomen aufgedröselt werden, sind sie anfällig für Schäden, denn dann ist die DNA "wenig stabil".

Übrigens hat das Immunsystem nix mit Schäden im Zellkern zu tun, kann also gegen diese Strahlenschäden nicht schützen. Das Immunsystem kann nur kranke Zellen abtöten.

Jedenfalls gibt es offenbar Mechanismen, die in der Lage sind, Strahlenschäden zu reparieren. Und die sind weniger aktiv, wenn das Immunsystem oder der Körper allgemein geschwächt ist.

Ergebnisse aus Chernobyl, Populationen so unterschiedlich wie Mäuse und Pferde zeigen keine Reaktionen auf die Strahlung. Migrierende Vögel, die erschöpft in der Gegend ankommen, sind dagegen stark betroffen. Sie haben geschädigten Nachwuchs.

Bei Pflanzen sind evolutionär alte stärker betroffen. Moderne Pflanzen zeigen praktisch keine Schäden, selbst wenn sie in hohem Maß radioaktive Stoffe aufgenommen haben. Evolutionär ältere wie Koniferen sind empfindlicher.

Sehr aussagekräftig war ein Experiment mit Labormäusen von außerhalb. Eine Testgruppe wurde mehrere Wochen lang der Chernoby-Strahlungsumgebung ausgesetzt, eine Kontrollgruppe nicht. Danach wurden beide Gruppen einer hohen, direkt schädlichen Strahlung ausgesetzt. Wenn die derzeit gültigen Theorien über kumulative Wirkung von Strahlung stimmen würden, hätte die Chernobyl Gruppe stärker betroffen sein müssen, denn sie war vorbelastet. Tatsächlich ist das Gegenteil eingetreten. Die Chernobyl-Mäuse hatten sich an Strahlung gewöhnt und waren deutlich weniger betroffen als die Kontrollgruppe.

Re: Strahlenschutz
« Antwort #45 am: 23. Februar 2014, 12:45:49 »
Bei ungeladenen Teilchen wie Neutronen hilft das nix; sie geben ihre Energie über mechanische Stöße ab. Beim Stoßprozess ist es so, dass der Energieübertrag dann am größten ist, wenn die Stoßpartner die gleiche Masse haben: also bei Neutronen Wasserstoffatome, wie zB reichlich in flüssigem Wasser (deshalb Siedewasser- bzw Druckwasser-Kernreaktoren) oder in Paraffinen oder hochmolekularen organischen Kunststoffen ("Kohlenwasserstoffen").
Danke für die Erklärung, wann und weshalb Wasser helfen kann. Elektrisch neutrale Partikel kommen jedoch in den verschiedenen Strahlungsquellen im Weltraúm (Van Allen Gürtel, kosmische Strahlung und Sonnenwind) eher weniger vor. Der Sonnenwind z.B. besteht ja überwiegend aus geladenen Protonen (bzw. hauptsächlich ionisierter Wasserstoff). Hier scheint vor allen Dingen der Energiebereich (keV bis MeV) z.B. bei Eruptionen den Unterschied bei den geladenen Teilchen auszumachen.

Jedenfalls gibt es offenbar Mechanismen, die in der Lage sind, Strahlenschäden zu reparieren. Und die sind weniger aktiv, wenn das Immunsystem oder der Körper allgemein geschwächt ist.
Ich habe einmal gelesen, dass eine "normale" Strahlungsumgebung die Zellreparaturmechanismen triggert, weshalb eine komplett strahlungsfreie Umgebung (was auch schon an Personen getestet wurde) der Gesundheit gegenüber tatsächlich abträglich ist. In der Medizin wird dieses Phänomen wohl Hormesis genannt, also (laut Wiki), dass geringe Dosen schädlicher oder giftiger Substanzen eine positive Wirkung auf den Organismus haben können. Genau hierzu scheinen bisher sehr wenig Forschungsergebnisse zu existieren, weswegen die Strahlungsfolgen auch je nach Person sehr unterschiedlich ausfallen können.
Niemand kann aber sagen, welche konstante Strahlungsmenge vom Körper zeitlich problemlos abgefangen werden kann, schon wegen der zeitlichen Dimension des Problems (Krebsrisiko innerhalb der nächsten 20-30 Jahre) und dann könnte man immer noch nicht mt Sicherheit sagen, ob es nun genau an der Strahlenbelastung hing oder von etwas anderem kommt.
Ich möchte hier nur einmal ein Beispiel geben. Bei Waleri Nikolajewitsch Kubassow hieß es aktuell, er wäre nach kurzer, schwerer Krankheit gestorben. Deutet auf eine Krebserkrankung hin, muss aber nicht sein. Doch selbst wenn es Krebs gewesen sein sollte....er war 79 Jahre alt. Da bekommen schon viel jüngere Menschen Krebs, die nie im All gewesen sind. War es dann genetische Vorbelastung? Das Alter? Umweltbedingungen und Ernährung? Das ganze Forschungsthema von wegen Folgeschäden des Allaufenthaltes scheint überhaupt nicht wirklich greifbar zu sein.
Vorkehrungsmaßnahmen sind aber prinzipiell natürlich immer extrem wichtig.
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Offline Schillrich

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Re: Strahlenschutz
« Antwort #46 am: 23. Februar 2014, 12:54:28 »
Jedenfalls gibt es offenbar Mechanismen, die in der Lage sind, Strahlenschäden zu reparieren. Und die sind weniger aktiv, wenn das Immunsystem oder der Körper allgemein geschwächt ist.

Ergebnisse aus Chernobyl, Populationen so unterschiedlich wie Mäuse und Pferde zeigen keine Reaktionen auf die Strahlung. Migrierende Vögel, die erschöpft in der Gegend ankommen, sind dagegen stark betroffen. Sie haben geschädigten Nachwuchs.

Bei Pflanzen sind evolutionär alte stärker betroffen. Moderne Pflanzen zeigen praktisch keine Schäden, selbst wenn sie in hohem Maß radioaktive Stoffe aufgenommen haben. Evolutionär ältere wie Koniferen sind empfindlicher.

Sehr aussagekräftig war ein Experiment mit Labormäusen von außerhalb. Eine Testgruppe wurde mehrere Wochen lang der Chernoby-Strahlungsumgebung ausgesetzt, eine Kontrollgruppe nicht. Danach wurden beide Gruppen einer hohen, direkt schädlichen Strahlung ausgesetzt. Wenn die derzeit gültigen Theorien über kumulative Wirkung von Strahlung stimmen würden, hätte die Chernobyl Gruppe stärker betroffen sein müssen, denn sie war vorbelastet. Tatsächlich ist das Gegenteil eingetreten. Die Chernobyl-Mäuse hatten sich an Strahlung gewöhnt und waren deutlich weniger betroffen als die Kontrollgruppe.

Es ist durchaus vorstellbar, dass der Körper dann Mechanismen aktiviert oder trainiert, um unter Strahlenbelastung den Stoffwechsel möglichst gut aufrechtzuerhalten. Das heißt aber nicht, dass er nicht geschädigt ist. Vielleicht fährt er eine Art "Notprogramm". Wenn man deinen Worten folgt, könnte man sonst pauschal ableiten: Setzt euch Strahlung aus ... dann tut sie euch weniger an.
\\   //    Grüße
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Offline Ruhri

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Re: Strahlenschutz
« Antwort #47 am: 23. Februar 2014, 13:09:59 »

[...]

Ergebnisse aus Chernobyl, Populationen so unterschiedlich wie Mäuse und Pferde zeigen keine Reaktionen auf die Strahlung. Migrierende Vögel, die erschöpft in der Gegend ankommen, sind dagegen stark betroffen. Sie haben geschädigten Nachwuchs.

[...]

Die Formulierung "keine Reaktionen" halte ich für etwas leichtfertig. Wieviele Mäuse und Pferde haben es denn nicht überlebt, und wie konnten sich diese Tiere an die erhöhte Strahlung anpssen? Das Gesamtbild ist da sehr komplex, und man muss ja schon zwischen akuten und chronischen Strahlenschäden unterscheiden. Ein kleiner Hinweis zu letzterem: Krebskranke Wildtiere werden in der Regel schnell aufgefressen werden.

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Offline Schillrich

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  • 19601
Re: Strahlenschutz
« Antwort #48 am: 23. Februar 2014, 13:11:45 »
...
Sehr aussagekräftig war ein Experiment mit Labormäusen von außerhalb. Eine Testgruppe wurde mehrere Wochen lang der Chernoby-Strahlungsumgebung ausgesetzt, eine Kontrollgruppe nicht. Danach wurden beide Gruppen einer hohen, direkt schädlichen Strahlung ausgesetzt. Wenn die derzeit gültigen Theorien über kumulative Wirkung von Strahlung stimmen würden, hätte die Chernobyl Gruppe stärker betroffen sein müssen, denn sie war vorbelastet. Tatsächlich ist das Gegenteil eingetreten. Die Chernobyl-Mäuse hatten sich an Strahlung gewöhnt und waren deutlich weniger betroffen als die Kontrollgruppe.

Da habe ich noch ein paar Fragen zu diesem Experiment. Ich denke hier besteht die Gefahr das zu schnell zu verallgemeinern.

Wie wurde die "Betroffenheit" gemessen? Welche Krankheitsbilder wurden untersucht? Wurden nur relativ (zwischen den Gruppen) der "Betroffenheit" gemessen, oder auch absolut?
Ich vermute es ging um die akute Strahlenkrankheit, also wie der Körper direkt und akut auf Strahlenbelastung reagiert. Langzeiteffekte, wie ein erhöhtes Krebsrisiko im Alter, Schäden auf genetischer Ebene, lassen sich mit Mäusen wohl kaum untersuchen, da sie zu kurz leben. Da sind wir Menschen eine "andere Kategorie".
\\   //    Grüße
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Führerschein

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Re: Strahlenschutz
« Antwort #49 am: 23. Februar 2014, 13:49:15 »
Richtig, die Strahlungsdosis war hoch und es wurde auf akute Strahlungskrankheit geprüft. Und die Auswirkungen waren bei der unbelasteten Kontrollgruppe deutlich stärker.

Ob auch quantitativ geprüft wurde, weiß ich nicht. Es war ein Fernsehbericht, den ich gesehen habe. Langzeitwirkungen wurden in dieser Gruppe nicht geprüft, soweit ich weiß. Aber in lokalen Mäusepopulationen wurden keine Auswirkungen der Strahlung beobachtet. Keine erhöhten Mißbildungen oder erhöhte Krebsrate.

Ähnlich war es bei einer Gruppe Wildpferde. Die waren nach dem Unfall extra für Testzwecke in dem Gebiet ausgesetzt worden. Die Biologen hatten der Gruppe unter den Strahlenwerten nur eine geringe Überlebenschance gegeben. In Kontrolluntersuchungen stellte sich aber heraus, daß sich eine gesunde stabile Population gebildet hat.

Bei Wanderschwalben, die dort nach langem Flug genistet haben, wurden aber erhebliche Erbschäden beim Nachwuchs ermittelt. Als Grund hat man Erschöpfung und den schlechten Immunzustand nach dem Flug angesehen.

Sicher sind die Ergebnisse noch nicht endgültig. Aber es ist ziemlich offensichtlich, daß eben doch wirksame Reparaturmechanismen am Werk sind, die es ermöglichen, viel höhere Strahlungsdosen als bisher vermutet, ohne Schäden zu überstehen. Jedenfalls bei langfristiger niedriger Belastung. Die derzeitigen Modelle gehen aber von einer kumulativen Schädigung über die Lebensdauer aus, unabhängig davon, ob die Belastung durch kurze hohe Belastungen oder durch langfristige niedrige Belastung zustandekommt.

Mir genügt das, um die Auswirkungen der Strahlungsbelastung beim Raumflug oder auf dem Mars für viel geringer zu halten, als die Modelle vorhersagen.