Aus welchem Grund wird Kepler vor dem Abtrennen in eine Rotation um seine Längsachse gebracht?
Raumflugkörper neigen zum trudeln, weil doch noch einige Kräfte auf sie einwirken.
Die verschiedenen Bauteile haben unterschiedliche Massen und sind an verschiedenen Stellen angeordnet. Das genügt der Gravitation, sie leicht aus der Lage zu bringen, wenn sie lange genug einwirken kann.
Auch die Sonnenstrahlung kann die Lage beeinflussen, wenn sie lange genug einwirkt, denn die Flächen der Bauteile sind unterschiedlich groß und reflektieren/absorbieren die Strahlung unterschiedlich. Das führt letztlich zu einer unkontrollierten Drehbewegung.
Deshalb müssen Raumflugkörper in ihrer Lage stabilisiert werden.
In der Regel geschieht das durch Drallräder (Gyroskope) oder kleine Lageregelungsdüsen (Thruster).
Der 3.Stufe der Delta II steht beides nicht zur Verfügung. Das Star 48B "Triebwerk" ist nur eine ungelekte Feststoff-Stufe.
Während der Beschleunigung muß natürlich die Ausrichtung der Rakete genau stimmen, damit auch in die richtige Richtung beschleunigt werden kann.
Diese Ausrichtung übernimmt die 2.Stufe nach ihrem 2.Burn, denn sie ist mit Thrustern ausgerüstet.
Wenn die Ausrichtung stimmt, wird die Rakete in Drehung um die Längsachse versetzt, um dadurch die Lage zu stabilisieren.
Die Ganze Rakete wirkt dadurch wie ein Drehkreisel oder ein drehendes Rad.
Dann wird die 2.Stufe abgetrennt und das durch Drehung stabilisierte Teleskop kann von der 3.Stufe weiter beschleunigt werden. Wenn die Feststoff-Stufe ausgebrannt ist, wird die Drehung wieder gestoppt.
Nach dem Abtrennen der 3.Stufe kann das Teleskop in Betrieb genommen werden und seine Lage mit den eingebauten Drallrädern geregelt werden.