ISS Versorger ATV

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GIbio

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ISS Versorger ATV
« am: 25. März 2002, 15:44:37 »
Der europäische Raumtransporter »ATV«
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Zur Zeit gehen die Planungen der ESA davon aus, dass acht solcher Raumtransporter zur ISS fliegen werden, allerdings kann sich diese Zahl je nach tatsächlicher Nutzungsdauer der Internationalen Raumstation ändern. Die europäischen ISS-Partnerstaaten sind verpflichtet, sich an den laufenden Kosten der Raumstation in einem vertraglich festgelegten Verhältnis zu beteiligten. Die Bereitstellung des ATV stellt eine solche Beteiligung am laufenden Unterhaltungsaufwand dar und hat gegenüber der Leistung von Zahlungen an die NASA den Vorteil, dass die Europäische Raumfahrtindustrie davon unmittelbar profitiert. An Konstruktion und Bau des ATV sind viele Firmen in den ESA-Mitgliedsstaaten beteiligt, Hauptauftragnehmer ist jedoch EADS, ein Konsortium bestehend aus Aerospatiale (Le Mureaux, Frankreich) und DaimlerChrysler Aerospace (Bremen).
 
Das Automated Transfer Vehicle ist ein vollwertiges Raumfahrzeug in der Form eines Zylinders mit einer Länge von 10,1 m und einem Durchmesser von 4,5 m. Es besteht im Inneren aus zwei Teilen, dem eigentlichen Raumfahrzeug mit Antriebs-, Energieversorgungs- und Steuerungssystemen sowie dem Frachtmodul. Das Frachtmodul basiert auf den erstmals bei der Shuttle-Mission STS-102 im März 2001 eingesetzten italienischen Mehrzweck-Logistikmodulen (MPLM), die in der Ladebucht der Raumfähren transportiert und für die Dauer des Shuttle-Aufenthalts bei der ISS an die Raumstation angedockt werden. Insgesamt kann das ATV bis zu 7,5 t Fracht zur Internationalen Raumstation transportieren und 5,5 t Abfälle aus der Raumstation mitnehmen, wenn es nach dem Abdocken beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre verglüht.
 
Das Frachtmodul des ATV beinhaltet eine unter Druck stehende und klimatisierte Zone, die mit eigenen Lebenserhaltungssystemen ausgestattet ist (die hierfür notwendige Energie wird von den vier Solarpaneelen des Transporters produziert). Dadurch ist dieser Frachtraum für die ISS-Besatzung ohne Raumanzug zugänglich, was die Ent- und Beladung natürlich sehr erleichtert. In diesem Frachtraum können maximal acht Schränke für die Unterbringung von standardisierten ISS-Frachttransporttaschen untergebracht werden. Weiterhin beherbergt das Frachtmodul mehrere Titaniumtanks, die bis zu 840 kg Wasser, 860 kg Treibstoff und 100 kg Sauerstoff für die ISS aufnehmen können. Die Spitze des Frachtmoduls ist mit der Andockvorrichtung für die Verbindung zum Swesda-Modul sowie verschiedenen Sensoren und Kommunikationsantennen ausgestattet.
 
Das Antriebssystem des ATV besteht aus vier Haupttriebwerken mit jeweils 490 Newton Leistung und 28 Steuerdüsen mit je 220 Newton Leistung, für die maximal 4.700 kg Treibstoff zur Verfügung stehen. Dieser vergleichsweise große Treibstoffvorrat wird natürlich nicht alleine für den Flug zur ISS benötigt, für diesen Zweck würde man mit deutlich weniger Treibstoff auskommen - den Großteil der hierfür benötigten Schubleistung bekommt das ATV ja von der Ariane 5-Rakete mit auf den Weg. Einen Sinn erhält dieser großzügige Treibstoffvorrat erst durch die zweite Funktion, die das Antriebssystem des Transportschiffs zu erfüllen hat: Während der etwa sechsmonatigen Phase, in der das ATV an die Raumstation angedockt bleibt, dient es der ISS als Antriebsmodul. Es wird dann notwendige Ausweichmanöver fliegen, um gefährliche Annäherungen von Weltraumschrott an die Raumstation zu vermeiden, sowie in regelmäßigen Abständen die Bahnhöhe des ISS-Orbits anheben, da die Internationale Raumstation durch den Luftwiderstand der Erdatmosphäre langsam, aber stetig absinkt - selbst in 400 km Höhe sind immer noch (extrem dünne) Atmosphärenschichten vorhanden.
 
Zur Zeit durchläuft ein erstes Testmodell des ATV beim European Space Research und Technology Center (ESTEC) der ESA in Noordwijk (Niederlande) akustische, thermale und Vibrationstests. Die Konstruktion des ersten für den Flug zur ISS bestimmten ATV wird Mitte 2002 beginnen, und der erste Flug zur Internationalen Raumstation ist für das Jahr 2004 vorgesehen.

Jetzt meine Frage,wenn jedesmal Solarzellen, Titan, Elektronik u.s.w in der Atmosphäre verglühen ist das ja wahnsinnig teuer. Wäre es nicht sinnvoll ein Wiederverwendbares Fahrzeug zubauen, was erstmal sehr viel teurer ist, von dem man aber nur 3 Stk benötigen würde.
Außerdem werden da wieder Ressourcen ohne Ende verballert!!

GIbio
« Letzte Änderung: 15. Februar 2008, 19:19:08 von Martin »

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Offline pikarl

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Re: ISS Versorger ATV
« Antwort #1 am: 25. März 2002, 21:53:20 »
Hallo,

es gab schon viele wiederwendbare Systeme, die aus Kostengründen eingestellt werden mussten (Buran, Rotary Rocket). Das Space Shuttle läuft zwar ohne die "Verschwendung" der Orbiter-Elektronik, allerdings liegen die Startkosten ein Hundertfaches über dem, was man Anfang der 80er Jahre veranschlagen wollte.
Auch wenn dies alles bemannte Beispiele sind, sieht man, denke ich, dass wiederverwendbare Systeme heutzutage wohl noch zu teuer sind, um die "Wegwerf"-Praktiken bei Raumfahrzeugen (Sojus, Progress, ATV) zu beenden. :(

Grüße
Karl
« Letzte Änderung: 25. März 2002, 21:53:43 von PiKarl »

GIbio

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Re: ISS Versorger ATV
« Antwort #2 am: 26. März 2002, 17:44:32 »
Was ist daran zu teuer?
Das Fahrzeug brauchte eigentlich nur einen Hitzeschild alles andere ist doch bereits dabei, die Solarzellen sind klappbar bedingt durch das starten mit der Ariane 5. Dann fehlt nur noch ein Fallschirm und dadurch das es so genau steuern kann dürfte auch das Problem mit dem Landegebiet eigentlich keins sein, und wenn es ins Meer fällt ist doch auch egal. Sehe ich da irgendwas falsch??

GIbio ;) ;)

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Offline pikarl

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Re: ISS Versorger ATV
« Antwort #3 am: 26. März 2002, 18:17:09 »
Hi,

dieses dachten sich die Konstrukteure von Space Shuttle, Buran und Co anfänglich auch. Allerdings stellte sich schnell heraus, dass besonders die Wartungsarbeiten nach der intensiven Hitzenentwicklung bei der Landung extrem teuer wurden. Natürlich ist das, wie gesagt, bis jetzt ein Problem der bemannten Systeme, nicht der unbemannten (wo es aber keine Wiederverwendbaren gibt) - allerdings denke ich, dass man auch hier alles ordentlich warten müsste, damit es zu keinen Fehlern z.B. an der ISS kommt. Im Erdorbit würden schon Hotels fligen, wenn man so billige wiederverwendbare Startsysteme konstruieren könnte. Aber leider übertreffen die Kosten der wiederverwertbaren Systeme die bis heute entwickelt wurden, bis auf das hochkomplexen STS-System des Space Shuttles, die Wegwerfsysteme.

Grüße
Karl

nick999999

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Re: ISS Versorger ATV
« Antwort #4 am: 26. März 2002, 18:25:13 »
Hallo

Also das ATV auf ein Wiederverwendbares Konzept zu Bringen ist nicht so einfach wie es sich anhört. Ok die Slarpaneele sind Klappbar aber auch diese müsten dan hinter einem Hitzeschild versteckt werden,  das sie nicht wegbrennen. Dies würde schon einiges an Baulichen Änderungen bringen. Dan bräuchte man aber noch den Fallschirm und eine Entsprechende Software die ihn Auslöst. Wen eine Bestimmte Höhe Ereicht wird, das bedingt schon einen Höhenmesser. Das ist jetzt noch das einfachste daran. Ich möchte aber auch zu bedenken geben das dan Trotzdem ein sehr wichtiges Teil Verlorenginge und Zwar der Antrieb, oder wie stelst du dir das vor ihn zu retten. Deshalb bringt es nichts darüber Nachzudenken das ATV wiederverwendbar zu machen. Sowas müste dan schon von Anfang an auf Wiederverwendvarkeit Konstruiert werden.

Cu Nick

Peter

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Re: ISS Versorger ATV
« Antwort #5 am: 27. März 2002, 15:10:25 »
Soweit ich weiß ist nebenbei eine Aufgabe des ATV auch die Vernichtung des Mülls der Raumstation beim Verglühen in der Atmosphäre. Von daher würde eine Wiederverwendung das Konzept ja konterkarieren.

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Offline pikarl

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Re: ISS Versorger ATV
« Antwort #6 am: 27. März 2002, 21:16:54 »
Och, ich denke den Müll könnte man nach dem Wiedereintritt sehr gut als Merchandising-Produkte verhökern. "Wow - hier hat mal ein ISS-Astronaut reingemacht!"   ;D

Grüße
Karl

PS: Vielleicht kann man damit auch den Umbau zum Wiedereintritts-Raumschiff finanzieren..

gagarina

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Re: ISS Versorger ATV
« Antwort #7 am: 27. März 2002, 22:08:49 »
<LOL>

Auf E-bay oder was, Karl ?

;D ;D ;D ;D ;D ;D ;D

Letzte Woche war hier in den NL bei ESTEC in Noordwijk eine Presseveranstaltung über das ATV. Hab' die Ankündigung davon bekommen, hab' aber noch keinen Bericht darüber gelesen ... .

Kirsten

(aus Delft, NL)

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Offline pikarl

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Re: ISS Versorger ATV
« Antwort #8 am: 27. März 2002, 22:14:12 »
Ebay, gar nicht so schlecht. Vielleicht kann die NASA da auch die Module versteigern, die sie aus Kostengründen nicht zur ISS bringen können...

http://www.esa.int/export/esaCP/ESAD3IT7YYC_index_0.html
Das ist die Pressemitteilung der ESA zur ATV-Veranstaltung in ESRIN. Danach findet sie erst am 9. April statt. ;)

Grüße
Karl

gagarina

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Re: ISS Versorger ATV
« Antwort #9 am: 28. März 2002, 01:14:58 »
Stimmt halb, Karl. Danke für den Link.

9. April stimmt, aber die ATV-Veranstaltung findet, wie dort angegeben, bei ESTEC Noordwijk hier in den Niederlanden statt und nicht bei ESRIN in Italien.

:)

Ich habe die Einladung für Medienvertreter per e-mail bekommen, falls Interesse besteht, forwarde ich sie gerne an Euch !

Best wishes,  

Kirsten

gagarina

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Re: ISS Versorger ATV
« Antwort #10 am: 28. März 2002, 02:59:06 »
BTW: Habt Ihr noch irgendwo 15.000 $ in der Hosentasche liegen ? (ich nicht)

Wenn ja, koennt Ihr Euch auf e-bay einen Shuttle-Simulator ersteigern ... .

Viel Erfolg !!!!!!  ;)

Kirsten

Moscht

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Re: ISS Versorger ATV
« Antwort #11 am: 11. April 2002, 15:54:12 »
Endlich zeigt die ESA mal auch auf anderen Gebieten,dass sie was drauf hat!ich finde,das ATV ist ein Schritt in die richtige Richtung! Was die Wiederverwertbarkeit angeht:hat man je daran gedacht,oder versucht, aufblasbare Hitzeschilder zu entwickeln? Die wären leichter und könnten auch die Antriebseinheit beim ATV schützen!Ist nur mal so ne überlegung! ;)
Eigentlich schade um das Projekt "Hermes",die Idee war wirklich gut,aber dann wars halt wieder mal zu teuer.....
Weiß einer ob die ESA an einem bemannten Raumfahrzeug arbeitet?Ich hab mal was über ein CRV(crue return vehicle) gelesen.Ist das noch aktuell? ???

Myrdin

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Re: ISS Versorger ATV
« Antwort #12 am: 11. Mai 2002, 20:25:42 »
 :) Hi, ich hab kürzlich in der Zeitung gelesen, dass die ESA an einem Wiederverwendbaren Raumtransporter arbeit!
Phönix soll das gut Stück heißen! :)
Ein kleiner wermutstropfen ist vielleicht, dass er als unbemannte version geplant ist, und zuerst "nur" Sateliten transportiert! :( Die Steuerung soll ein Computer mit eigens dafür entwickelter Software übernehmen.
Also wenn ihnen das gelingt, dann hätten sie das aaleinige Monopol für Satelitentransport auf dem Markt! ;D
Denn billiger wär dann sicher niemand mehr ;)

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Offline pikarl

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Re: ISS Versorger ATV
« Antwort #13 am: 11. Mai 2002, 23:20:43 »
Hallo,

ich habe mir auf der ILA 2002 ein Modell des Phoenix angesehen und mich etwas mit einem ESA-Mitarbeiter darüber unterhalten. Ich denke, dass dieses Projekt nur die Verzweiflung der ESA über den Verlauf des ISS-Projekts wiedergibt. Die Amerikaner brechen alle Verträge (CRV-Entwicklung usw.) und die ESA verliert dadruch Perspektiven, die längst als gegeben vorausgesetzt waren (z.B. Forschungszeiten an Bord der ISS). Das Know-how das unter anderem bei der ESA für den CRV entwickelt wurde, soll jetzt irgendwo eingesetzt werden.
Meiner Meinung nach ist Phoenix aber nicht allzu sinnvoll: Warum sollte man einen Satelliten mit einem Raumfahrzeug (das eine Trägerrakete benötigt) starten, wenn es auch mit einer  Rakete alleine ginge? Zumal Phoenix Satelliten nur in eine höhe von unter 200 km bringen kann: Das ist nichts..

Irgendwie verliere ich das Interesse an der bemannten Raumfahrt..
Naja, jedenfalls fast  ;)

Grüße
Karl

Myrdin

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Re: ISS Versorger ATV
« Antwort #14 am: 12. Mai 2002, 18:49:59 »
Ja, manchmal ist es schon fast zum Verzweifeln! Am meisten hat mich damals geärgert, dass die ESA das HERMES Projekt gestoppt hat! Denn wenn ich mich recht erinnere, ist die Ariane genau dafür entwickelt worden!
Aber nein, statt einen eigenen Zugang zum All zu schaffen, wurde wieder mal gespart! Und jetzt wollen sie mit Phönix ein ähnliches system entwickeln, aber eben nur für Sateliten?
Was sind das nur fü Schildbürger? >:(
Wenn das so weitergeht, sind noch die Chinesen vor Europa im All! :(

sdf

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Re: ISS Versorger ATV
« Antwort #15 am: 01. August 2003, 09:31:20 »
Zitat

Wenn das so weitergeht, sind noch die Chinesen vor Europa im All! :(


Das ist schon so gut wie sicher.

Vermutlich werden sie in 10 Jahren auch die 2. sein die schon
auf dem Mond waren.



Wie wärs mit einem Wettlauf zwischen China und Europa zum Mond?
Die ESA könnte so etwas sicher auch mal vertragen.


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Offline pikarl

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Re: ISS Versorger ATV
« Antwort #16 am: 07. August 2003, 21:19:51 »
Zitat
[...] Wie wärs mit einem Wettlauf zwischen China und Europa zum Mond?
Die ESA könnte so etwas sicher auch mal vertragen.

Das ist in der Tat ein interessantes Gedankenexperiment.  :)Interessant daran finde ich auch, dass ja die chinesische Raumfahrtechnik für bemannte Zweck auf russischer Technologie basiert. Und auch in Europa gibt es solche Ansätze - denn man möchte in einigen Jahren eine Sojus-Startplattform in Kourou aufbauen (siehe http://www.raumfahrer.net/news/raumfahrt/18062003165829.shtml).

Es ist doch durchaus denkbar, dass auch ein europäisches bemanntes Raumfahrprogramm mithilfe von russischer Technologie durchgeführt wird. Bzw. könnte es in Europa genau andersherum als in China laufen: Dort bedient man sich einer Sojus TMA-ähnlichen Kapsel, nutzt aber einen eigenen Träger (Langer Marsch). In Europa besteht das Know How einer Kapsel bereits teilweise (siehe ARD-Projekt) aber hat keinen eigenen Träger für diese Zwecke (die Ariane 5 ist momentan zu schubstark).

Trotzdem - irgendwie kann ich mir diesen Wettlauf nicht wirklich vorstellen...  ::)

Felix_Korsch

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Re: ISS Versorger ATV
« Antwort #17 am: 08. August 2003, 10:01:54 »
Was die ESA vor einem Wettlauf zum Mond vertragen könnte wäre eine kräftige Finanzspritze. Aber die wird in absehbarer Zukunft ebenso ausbleiben wie auch ein erfolgreicher Anlauf hin zu einem eigenständigen, bemannten Raumfahrtprogramm. Man kann sich ja die Budgetzahlen ansehen: ISS und bemannte Raumfahrt sind, man möchte es nicht glauben, parallel nicht möglich. Eigentlich schade sowas.

Die Verbindung europäischer Ansätze mit bestehender russischer Architektur gibt es schon, im Rahmen des Manned Spaceflight Programme (1997?) wurde ein Entwurf einer eigenen Kapsel (CRV) präsentiert, welche um eine Orbitalsektion russischer Sojus-Bauart ergänzt wurde. Wenn ich wieder zu Hause bin werde ich mal versuchen, das entsprechende Bild zu finden und hier zu posten.

Karl, es ist  k e i n  Argument, dass die Ariane 5 zu schubstark ist. Die ESA sollte sich freuen, endlich so etwas bei der Hand zu haben. Je höher die Kapazität, desto großzügiger kann ich ein solches Projekt auch anlegen. Das muss kein Hermes sein, das kann eben eine weit fortgeschrittene Kapsel vom Typ des geplanten NASA-OSP (Orbital Space Plane) sein. Ebenso könnte man das ATV modifizieren, ein Lebenserhaltungssystem integrieren - das wiegt nicht die Welt - und eine rückführbare Kapsel (Stichwort ARD) draufpappen (war ja einst auch so als CTV geplant). Klingt jetzt sehr lässig, aber in der Realität besitzt man ja auch alle hierfür nötigen Technologien bereits.

Ich gönne es den Chinesen auf alle Fälle, vor Europa das All auch durch Menschen zu erobern. Das chinesische Programm wird recht ehrgeizig vorangetrieben und besitzt eine gewisse politische Bedeutung und damit auch Priorität. Das vermisse ich hier in Europa aber zusehends. Einen regelrechten Wettlauf zum Mond könnte die ESA nie und nimmer gewinnen. Sie besitzt im Gegensatz zu China kein fertiges bemanntes System, das sich einfach erweitern ließe, sondern müsste praktisch von Null beginnen. Wer den Wirbel um Spacelab, Columbia, Ariane 5 und nun das ATV verfolgt hat weiß ja, das so etwas in Europa locker mal mehr als zwei Jahrzehnte vom Reißbrett bis zum Erststart dauern kann.
(Beim Eurofighter gar 25 Jahre vom Entwicklungsbeginn bis zum ersten Truppeneinsatz. Dieses Flugzeug soll jetzt 40 Jahre das Rückgrat unserer Luftverteidigung bilden. Das ist, als würde man heute Wehrmachts-Doppeldecker aus Vorkriegszeiten verwenden. Der Eurofighter wird uns 2040 nicht mehr vor einem heimtückischen Überfall der Franzosen bewahren können *schlotter*)

Wenn man diese Geschwindigkeit beibehält, ist man dann vielleicht 2050 auf dem Mond (und in den USA hat man vielleicht gerade den Shuttle-Nachfolger gekührt), während Russen und Chinesen gemeinsam und einträchtig auf dem Mond rumhopsen. Da lobe ich mir doch den Kommunismus!

Myrdin

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Re: ISS Versorger ATV
« Antwort #18 am: 08. August 2003, 14:07:22 »
Zitat
Wenn man diese Geschwindigkeit beibehält, ist man dann vielleicht 2050 auf dem Mond (und in den USA hat man vielleicht gerade den Shuttle-Nachfolger gekührt), während Russen und Chinesen gemeinsam und einträchtig auf dem Mond rumhopsen.


Rumhopsen klingt gut... ;D

aber jetzt mal rein spekulativ: Könnte es sein, dass die ESA desshalb einen Sojusträger nach Kouru holen will, damit sie eine geeignete Trägerrakete für ihr CRV hat? Wenn schon Ariane 5 zu schubstark ist, dann eben mit einer Alternative....
Wäre also der umgekehrte Weg zu den Chinesen. Die hatten den Träger, aber keine Kapsel: Folglich übernahmen sie die russische.

Die ESA hat die Kapsel, aber keinen Träger. Was liegt da näher, als einen zu adaptieren.....

Oder klingt das zu weit hergeholt?

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Offline pikarl

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Re: ISS Versorger ATV
« Antwort #19 am: 08. August 2003, 15:15:55 »
Das CRV ist ein wiederverwendbares Raumfahrzeug, das dauerhaft an der ISS gekoppelt sein sollte. Es sollte in erster Linie von der NASA entwickelt werden (aus dem nun eingestellten X-38 Projekt). Am CRV hat sich Europa nur teilweise beteiligt (z.B. beim Hitzeschutz), was aber aus heutiger Sicht falsch war, da die NASA das Projekt ja einstellte.

Aber ich denke auch - warum sollte nicht von Kourou aus eine europäische Raumkapsel an der Spitze einer Sojus starten. Know-How existiert in dieser Richtung schon einiges bzw. kann in Kooperation mit Russland besorgt werden....   8)

Felix_Korsch

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Re: ISS Versorger ATV
« Antwort #20 am: 08. August 2003, 17:30:31 »
Das Thema CRV/X-38 ist in meinen Augen aus der Welt. Mit der Projekteinstellung (offiziell heißt es ja nur, es sei auf Eis gelegt worden) sind viele Millionen Euro verloren gegangen. Damit gehen zwar nicht die europäischen Entwicklungen (Hitzeschild, Projekt TETRA) verloren, aber die ESA wird diese Form der Zusammenarbeit mit den USA im Rahmen dieses Projekt garantiert nicht wieder aufleben lassen. In dieser Hinsicht hat sich die NASA vielleicht als kompetent, nicht aber als zuverlässig erwiesen.

Übrigens stammt das Projekt CRV nativ von der ESA, es wurde nur gemeinsam realisiert, da die Europäer weder das nötige Geld besitzen, noch über einen geeigneten Träger verfügen. Übrigens liegt das nicht an der Schubschwäche der Ariane 5, sondern daran, dass ein Start eines CRV einen Nullflug für Arianespace bedeuten würde, und das lässt sich nicht finanzieren. Ein Transport in der Nutzlastbucht des Space Shuttles dagegen war von Anfang an angedacht und würde bei einem normalen ISS-Versorgungsflug auch kaum Nutzlastkapazität stehlen.

Hier kann man ja auch mal die Parameter von Sojus und Ariane 5 vergleichen. Das ist zwar nicht sehr fachgerecht, aber immerhin sieht man, dass die Ariane 5 in Sachen Leistung nicht zwingend hinterherhinkt. Die Adaption russischer Technologie ist nichts neues, man denke an Starsem, Eurockot oder ähnliche Joint Ventures. Das stellt technisch kein Problem dar, aber wie gesagt ist das Thema CRV vom Tisch. Eine andere Sache wäre ein CTV, also das Crew Transport Vehicle als eigenständiges, bemanntes Transportsystem. Hier scheidet die Ariane 5 in meinen Augen aus mangelnder Zuverlässigkeit aus. Das Projekt ARD sollte als Technologiedemonstrator dem CTV-Projekt Zuarbeit leisten, obwohl schon damals der Anlauf gescheitert war, die bestehenden Entwürfe in eine praktische Phase zu überführen.

Zum Thema Russisch-Kourou (statt Französisch-Guayana): die Details des "Deals" zwischen ESA und RKA sind leider nicht öffentlich. Hier wird es sich sicher in irgendeiner Form für die ESA rentieren, schließlich bezahlt die russische Seite (soweit ich das weiß) keinen Rubel für den Um- und Ausbau. Man wird sich also etwas erwarten, hier können wir nur sehen, was. Eine Wiederaufnahme von CRV oder CTV halte ich auch mittelfristig für unrealistisch.

hesaenger

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Re: ISS Versorger ATV
« Antwort #21 am: 08. August 2003, 18:41:15 »
Zitat


Übrigens stammt das Projekt CRV nativ von der ESA, es wurde nur gemeinsam realisiert, da die Europäer weder das nötige Geld besitzen, noch über einen geeigneten Träger verfügen. Übrigens liegt das nicht an der Schubschwäche der Ariane 5, sondern daran, dass ein Start eines CRV einen Nullflug für Arianespace bedeuten würde, und das lässt sich nicht finanzieren. Ein Transport in der Nutzlastbucht des Space Shuttles dagegen war von Anfang an angedacht und würde bei einem normalen ISS-Versorgungsflug auch kaum Nutzlastkapazität stehlen.


Hallo,

das stimmt so doch nicht ganz. Das Crew Rescue Vehicle was originär ein US Projekt mit europäischer Beteiligung und einem Vorlauf hin bis zu X-20. Es lag ursprünglich im Interesse von Boeing dies in die Ladebucht des Shuttle zu setzten und damit weitere Shuttleflüge zu Vermarkten. Dies als Ergänzung zu einem Versorgungsflug zu planen macht keinen Sinn da die Shuttleflüge zur Raumstation immer schon ausreichend Nutzlast haben. Durch die Begrenzung der Abmessungen sind dazu die aerodynamischen Eigenschaften im Hyperschallbetrieb wie beim Reentry äußerst bescheiden.

Zitat


Zum Thema Russisch-Kourou (statt Französisch-Guayana): die Details des "Deals" zwischen ESA und RKA sind leider nicht öffentlich. Hier wird es sich sicher in irgendeiner Form für die ESA rentieren, schließlich bezahlt die russische Seite (soweit ich das weiß) keinen Rubel für den Um- und Ausbau. Man wird sich also etwas erwarten, hier können wir nur sehen, was. Eine Wiederaufnahme von CRV oder CTV halte ich auch mittelfristig für unrealistisch.


Ein Soyouz-Start wird wohl mit etwa 40 Mio. verrechnet werden. Hierbei hat Ariane etwa die 3-fache Transportkapazität. Die Zuverlässigkeit muß je nach Konfiguration nicht unbedingt schlecht sein. Ob sie finanziell überleben kann ist eine andere Frage. Eine Rakete wird übrigens nie zu stark sondern höchstens zu teuer sein.
Das Interesse für diesen Deal hatte in erster Linie Ariansspace, die vor der Pleite standen und nun mit der Vermarktung von Soyouz und VEGA feste Einnahmen bekommen werden. Die ISS wird auf Dauer ein Crew Rescue Vehicle benötigen. Derzeit ist die Programmplanung aber noch offen. Die USA könnten dafür das Orbital Space Plane vorsehen oder eventuell in der Zeitnot auch eine Kapsel beschließen. Das bleibt abzuwarten.

Sven_Knuth

  • Gast
Re: ISS Versorger ATV
« Antwort #22 am: 08. August 2003, 22:27:43 »
Zitat
Zum Thema Russisch-Kourou (statt Französisch-Guayana): die Details des "Deals" zwischen ESA und RKA sind leider nicht öffentlich. Hier wird es sich sicher in irgendeiner Form für die ESA rentieren, schließlich bezahlt die russische Seite (soweit ich das weiß) keinen Rubel für den Um- und Ausbau. Man wird sich also etwas erwarten, hier können wir nur sehen, was. Eine Wiederaufnahme von CRV oder CTV halte ich auch mittelfristig für unrealistisch.


Solche Verträge werden üblicherweise nicht veröffentlicht. Aber die EU hat genügend Details veröffentlicht. Die ESA ist nur indirekt involviert. Es geht um einen Vertrag zwischen Arianespace und Starsem, dem Hersteller der Sojus. Demnach liefert Starsem die Hardware während Arianespace die Launch Site bereit stellt und die Flüge vermarktet. In erster Linie verdient also die französische Firma Arianespace daran, und eben Starsem. Die Russen haben diese Kooperation übrigens auch vorgeschlagen. Bezahlt wird der Umbau in Kourou anteilig 175 Mill. die ESA sowie 100 Mill. von Russland.

Bei der ESA tagt gerade eine hochrangig besetzte Arbeitsgruppe um die nächsten Ziele im Bereich bemannter Raumflug zu definieren. Eine Kapsel steht da ganz weit oben auf der Agenda. Allerdings ist der Prozess nicht abgeschlossen und die ESA hat praktisch null Einfluss auf ihre eigenes Programm außerhalb des wissenschaftlichen Programms. Am Ende werden also wieder die Minister entscheiden.

Bei der EU jedenfalls steht der bemannte Zugang zum Weltraum auch auf der Agenda. Allerdings fördert man da auch die russisch-europäische Kooperation. Mal sehen was die ESA anbieten kann, wenn die EU zum Mars aufbricht, wie EU Kommissar Busquin ankündigte.

Sven

philosoph(Guest)

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Re: ISS Versorger ATV
« Antwort #23 am: 02. November 2005, 17:57:36 »
Hallo, wir haben wieder eine Frage.
Das Raumschiff ISS wird ja bald von einer europäischen Rakete versorgt. Dieses Versorgungsteil heißt doch ATV?
Auf dem Bild hat dieses ATV 2 große Sonnenkollektoren. Was für ein Motor treibt dann das ATV an?
Sind denn da auch Steuerdüsen oder wie lenkt dieses versorgungsteil?
Da von euch immer gute Antworten kamen, hoffen wir auch diesmal auf Aufklärung. Fritz, phil-club

Speedator

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Re: ISS Versorger ATV
« Antwort #24 am: 02. November 2005, 18:09:30 »
ATV hat 28 Triebwerksdüsen zu je 220 N, primär zu Steuerungs, aber auch zur Anhebung von ISS(wie Progress). Der Treibstoff ist Monomethylhydrazin (C2N2H6) und Distickstofftetroxid (N2O4) als Oxidator wie alle gängigen EPS Oberstufen der Ariane 5 mit Aestus-Triebwerk.