Anti-Satellitenwaffen

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Offline paygar

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Anti-Satellitenwaffen
« am: 18. Januar 2007, 18:38:23 »
Die Chinesen sollen vom Xinjang Satellite Launch Center aus eine Anti-Satellitenwaffe getestet haben und ihren in die Jahre gekommenen Satelliten Feng Yun 1C (FY-1C) zerstört haben. Das leutet ein neues Zeitalter im All ein, auch wenn in negativer Weise, da jetzt neben den USA und vermutlich Russland auch China die möglichkeit besitzt Satelliten im All zu zerstören und wenn man sich das mal ausmalt könnte in Zeiten von schwierigen politischen Beziehungen vielleicht auch die ISS Ziel so einer ASAT-Waffe werden.
Aber gab es da nicht mal einen UN-Vertrag der Waffensysteme im All verbietet?

Quelle: http://www.aviationweek.com/avnow/news/channel_awst_story.jsp?id=news/CHI01177.xml

paygar
« Letzte Änderung: 16. Februar 2008, 19:34:41 von Martin »
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Offline Mary

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Re: Anti-Satellitenwaffen
« Antwort #1 am: 18. Januar 2007, 18:48:58 »
Zitat
Aber gab es da nicht mal einen UN-Vertrag der Waffensysteme im All verbietet?

Ich glaube schon. In Lost Moon: Apollo 13 war von so irgendetwas die Rede.

Schau mal hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Weltraumvertrag

tobi453

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Re: Anti-Satellitenwaffen
« Antwort #2 am: 18. Januar 2007, 18:57:26 »
Ich glaube es sind nur Waffensysteme verboten, die im Weltall stationiert sind. Diese Anti-Satelliten-Waffen sind aber auf dem Boden stationiert. Insofern keine direkte Verletzung des Vetrages, oder?

Hier ein Bild mit möglichen militärischen Gefahren aus dem Weltraum:

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Offline Mary

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Re: Anti-Satellitenwaffen
« Antwort #3 am: 18. Januar 2007, 19:39:19 »
Um ehrlich zu sein find ich sowas echt Sch... (ihr wisst was ich meine, aber wenn ich das ausschreibe. hat Jerry wieder mehr Arbeit), wenn man vermeintlich feindliche Satelliten zerstören will, oder es androht... kann es nicht einen Ort in Erdnähe geben, auf dem Frieden herrscht?

Re: Anti-Satellitenwaffen
« Antwort #4 am: 18. Januar 2007, 19:59:22 »
Zitat
kann es nicht einen Ort in Erdnähe geben, auf dem Frieden herrscht?

Nein, wir sind doch Menschen!

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Offline Mary

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Re: Anti-Satellitenwaffen
« Antwort #5 am: 18. Januar 2007, 20:07:09 »
Zitat
Zitat
kann es nicht einen Ort in Erdnähe geben, auf dem Frieden herrscht?

Nein, wir sind doch Menschen!


Hast recht, das vergisst man manchmal ;) :( :( :-[ :-/

Martin

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Re: Anti-Satellitenwaffen
« Antwort #6 am: 18. Januar 2007, 22:17:00 »
Der "Outer Space Treaty" verbietet die Okkupierung von Himmelskörpern durch einzelne Staaten und die Stationierung von Kernwaffen im All. Am Boden stationierte Waffen sind wohl erlaubt, so zum Beispiel das sowjetische FOBS System (orbitale Bombardierung). Diese musste aber am Boden getrennt von der Rakete gelagert werden (R-36O). Anti-Satellitenwaffen sind wohl erlaubt.

http://de.wikipedia.org/wiki/Weltraumvertrag

H.J.Kemm

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Re: Anti-Satellitenwaffen
« Antwort #7 am: 19. Januar 2007, 04:03:19 »
Moin Mary,

Du hättest in diesem Fall das Wort ruhig ausschreiben dürfen. Hier ist es nämlich berechtigt. Aber ich bin überzeugt, daß auch die Amerikaner und die Russen über solch ein System verfügen, es nur nicht an die große Glocke hängen.

Jerry

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Offline MSSpace

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Re: Anti-Satellitenwaffen
« Antwort #8 am: 19. Januar 2007, 12:08:13 »
Genau! Die Amis setzten sich nämlich nur für Verbote von Waffen ein, die sie selbst nicht nutzen. Als einer der wenigen zivilisierten Staaten befürworten die Amis z.B. auch Personenminen...  :-/
Der Preis der Freiheit ist ewige Wachsamkeit!

SSRMS, EVA und SARJ???  Hier hilft das Abkürzungsverzeichnis!

Martin

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Re: Anti-Satellitenwaffen
« Antwort #9 am: 19. Januar 2007, 14:51:28 »
Es wird gemunkelt, daß das DARPA-Satellitenduo MITEX, welches letztes Jahr auf einer Delta II gestartet wurde, eine Antisatellitenwaffe ist, aber das sind zweifelhafte Gerüchte.

Martin

rolli

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Re: Anti-Satellitenwaffen
« Antwort #10 am: 19. Januar 2007, 17:12:48 »
Ja, Scheisse ist natürlich, was die Chinesen da oben für einen "Dreck" hinterlassen:

>Die Reste des chinesischen Satelliten stellen eine immense Gefahr für andere Satelliten dar. Rüstungsexperte David Wright vom US-Forscherverband Union of Concerned Scientists sprach von 800 Fragmenten ab einer Größe von zehn Zentimetern. Hinzu kämen fast 40.000 Trümmer zwischen einem und zehn Zentimetern und rund zwei Millionen Teile von bis zu einem Millimeter.

Selbst derart kleine Objekte können im Orbit eine ungeheure Zerstörungskraft entfalten. Erfahrungen mit Satelliten und Space Shuttles sowie Experimente am Boden haben das eindrucksvoll gezeigt. Welche Gefahr den Satelliten nun droht, die sich derzeit in der Umlaufbahn befinden, ist noch nicht genau klar. Sie ist nach Ansicht von Experten aber beachtlich. "Die Umlaufbahn zwischen 800 und 850 Kilometern Höhe ist sehr wichtig für die Erdbeobachtung", sagte Michael Khan von der europäischen Raumfahrtagentur Esa. In diesem Bereich befinden sich etwa die Esa-Satelliten "Envisat", "Metop" und der neue Planetenfinder "Corot". Dass genau in dieser Höhe nun eine große Trümmerwolke umherrast, hält Khan für "verheerend".<

Ja, wirklich nett die Chinesen  
 >:(

Auszug aus:

http://www.spiegel.de/wissenschaft/weltall/0,1518,druck-460829,00.html

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Offline MSSpace

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Re: Anti-Satellitenwaffen
« Antwort #11 am: 19. Januar 2007, 17:51:02 »
Man versteht das echt schon mal nicht: Nach Jahrzehntelanger "Ruhe" im All wird jetzt wieder die militärische Nutzung angeregt. Die spinnen echt, zumal diese Machtdemonstration niemanden nutzt. Haben die mit ihren Shendzhou nicht genug zu tun? Kann man sich nicht mal auf der ISS sicher fühlen?  :'(
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Offline paygar

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Re: Anti-Satellitenwaffen
« Antwort #12 am: 19. Januar 2007, 19:06:46 »
So, jetzt hab ich endlich auch wieder Strom...aber wenigstens konnte man die Sterne mal sehen.

Danke für den Link zum Weltraumvertrag, aber ist dieser nicht im Grunde sinnlos wenn man die Satelliten vom Boden abschießen kann. Meiner Meinung nach sollte man bei solchen Verträgen etwas mehr nachdenken. Schade das die militärische Nutzung, jetzt neben den Spionagesatelliten noch mehr in den Mittelpunkt rückt.

Informationen zum ASAT-Test
http://de.wikipedia.org/wiki/Weltraumwaffe#Erfolgreicher_Antisatelliten-Raketentest_vom_Januar_2007

paygar
« Letzte Änderung: 19. Januar 2007, 19:11:55 von paygar »
"To invent an airplane is nothing. To build one is something. But to fly is everything." --Otto Lilienthal

Martin

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Re: Anti-Satellitenwaffen
« Antwort #13 am: 19. Januar 2007, 20:08:38 »
Leider ist der chinesische Test jetzt nur die Spitze des Eisberges. Schaut man sich die weltweite Entwicklung an, so sieht es nicht rosig aus. Der Start-II (Bergenzung strategischer Waffen) Vertrag läuft 2009 aus, und niemand scheint an Ersatz interessiert zu sein. Die Amerikaner haben ja den BMD Vertrag (Raketenabwehr) gekündigt, und Rußland steht sogar das Kippen des INF Vertrages (Verbot von Mittelstreckenraketen) im Raum. In rund einem Dutzend Staaten arbeitet man an ballistischen Raketen mit grooßer Reicheweite.
In Großbritanien macht man sich daran, eine neue Generation von strategischen Atom U-Booten auf den Weg zu bringen, und nicht einmal die Regierung kann einleuchtend erklären warum. Rußland will seine neuen Topol-M mit MIRVs ausstatten, und keiner weiß wieso (MIRVs machen nur bei einem Erstschlag Sinn). Amerika will sein derzeitiges nukleares Potential festzementieren und  bastelt weiter kräftig an seiner Raketenabwehr. Indien hat ja auch im letzten Jahr Anti-ballistische Raketen getestet, nur der Test einer eigenen ICBM (Agni-III) lief schief.
Und die Abwehr von anfliegenden Sprengköpfen ist sicherlich schwere als die von Satelliten, da man mehr Zeit hat und die Bahn genau bekannt ist. Eine Interkontinentalrakete hat einen Gipfelpunkt in Ihrer Bahn zwischen 1000 und 1500km, also sollte man auch Satelliten bis in diese Höhe mit BMD-Waffen bekämpfen können.
Man muß China zu Gute halten, das sie sich nie ausgiebig am Wettrüsten beteiligt haben, auch nicht während des Klaten Krieges. Die nuklearen Streitkräfte haben wahrscheinlich weniger als 200 Sprengköpfe, und nur 20 von denen können die USA erreichen. Vergleicht man das mit dem nuklearen Rüstungswahnsinn des USA, Sowjetunion oder selbst Frankreichs und GB, nimmt sich das ziemlich klein aus.
Ich vermute mal, der chinesische Test war eine Rekation auf Bush´s Weltraumdoktrin, um zu zeigen, das China auch diese Fahigkeiten besitzt.
Die Weltuntergangsuhr wurde übrigens wieder auf 5 Minuten vor 12 vorgestellt.
http://www.thebulletin.org/minutes-to-midnight/timeline.html

knt

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Re: Anti-Satellitenwaffen
« Antwort #14 am: 19. Januar 2007, 22:56:28 »
Zitat
Ich vermute mal, der chinesische Test war eine Rekation auf Bush´s Weltraumdoktrin, um zu zeigen, das China auch diese Fahigkeiten besitzt.
Ich denke auch das es mehr eine Demonstration als ein Test war, auch wenn man die Schwierigkeit einen Satelliten abzuschießen nicht unterschätzen sollte - immer hin muss die Rakete dazu sehr genau gezielt werden. Meiner Meinung nach eine berechtigte Reaktion auf die idiotische und ausgesprochen aggressive USA Weltraumdoktrin.

Ich hoffe die Amis bekommen ihre Elite wieder einiger maßen in den Griff, wenn der nächste US-Präsident da weiter macht wo der xxxx aufhört schwant mir schreckliches...

Habe da eine kleine Entschärfung vorgenommen; Jerry
« Letzte Änderung: 20. Januar 2007, 01:47:49 von H.J.Kemm »

Martin

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Re: Anti-Satellitenwaffen
« Antwort #15 am: 20. Januar 2007, 14:43:42 »
Anläßlich des chinsischens Tests noch eine Beitrag bei russianforces.org:

http://russianforces.org/blog/2007/01/is_china_repeating_the_old_sov.shtml

Im Gegensatz zu den sowjetischen System war das chinsische wohl ein direktes System, während das sowjetsche erst in einem Orbit gebracht werden musste und dort erst nach ein oder zwei Erdorbits (mit R-36O) seinen Auftrag ausführen konnte. Wie die USA entwickelten die UdSSR auch ein Flugzeuggestütztes System, welches aber nicht in Dienst gestellt wurde und eine direktes System basierend auf der UR-100NUTTH, wurden aber nicht stationiert. Das R-36O System wurde 1993 außer Dienst gestellt.
Unterm Strich sind diese Systeme aber militärisch sinnlos und wurden wohl vor allem auf Drängen der Militärindustrie entwickelt, weniger aus strategischen Überlegungen.

Martin

knt

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Re: Anti-Satellitenwaffen
« Antwort #16 am: 23. Januar 2007, 19:38:48 »
Auch RussianSpaceWeb berichtet über den Zwischenfall und erzählt einige (recht schwammige) Details über das Naryad-Projekt.

Ich bin mir nicht sicher ob solche Systeme strategisch sinnlos sind. Satelliten sind sehr wichtig für die Militärs. Zwar liegen die hoch wichtigen GPS Satelliten auf einer höheren, geostationären bahn (glaub so ~1km?) aber auf dem LEO tummeln sich nicht minder wichtige Aufklärungs- und vorallem Kommunikations-Satelliten.
« Letzte Änderung: 23. Januar 2007, 19:42:08 von knt »

Corsar

  • Gast
Re: Anti-Satellitenwaffen
« Antwort #17 am: 23. Januar 2007, 20:24:11 »
Bonjour,

knt meint, die GPS-Satelliten bewegen sich in einer Höhe von 1 km? Ist das ein Schreibfehler?

Hier ein Auszug aus Wiki:

>> Damit ein GPS-Empfänger immer zu mindestens vier Satelliten Kontakt hat, werden insgesamt mindestens 24 Satelliten eingesetzt, die die Erde jeden Sternentag zweimal in einer Höhe von 20.183 km umkreisen. <<

J.C.

knt

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Re: Anti-Satellitenwaffen
« Antwort #18 am: 24. Januar 2007, 17:13:19 »
ohha, da hab ich mich ja mal wieder total verschätzt :/ wuste nimmer genau wie hoch die sind drum ja auch das fragezeichen :o

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Offline Schillrich

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Re: Anti-Satellitenwaffen
« Antwort #19 am: 30. Januar 2007, 14:14:12 »
[size=9](ohne diesen Vorfall runterspielen zu wollen)[/size]

Die langfristigen technischen Auswirkungen der entstandenen Trümmerwolke könnten geringer sein, als befürchtet. Die Chinesen werden ja wissen, welche Probleme sich aus einer Trümmerwolke ergeben.
Der Satellit war ein "altes Auslaufmodell". Wenn er schon auf einer niedrigen Umlaufbahn mit baldigem Absturztermin war (reine Spekulation meinerseits), wird sich auch die Wolke auf dieser Bahn fortbewegen und demnach sich zum Großteil selbst entsorgen. Eventuell hat man seine Bahn vor dem Test auch so angepasst, dass er und seine Überreste verglühen werden.
\\   //    Grüße
 \\ ///    Daniel

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rolli

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Re: Anti-Satellitenwaffen
« Antwort #20 am: 30. Januar 2007, 14:34:00 »
Hi Schillrich

auch an Dich: Willkommen im Forum !

Dummerweise ist die *Trümmerwolke* über 800 Km über der Erde, da geht es 10 x länger als in tieferen Umlaufbahnen, bis Teile verglühen.

Deutsche Wissenschaftler befürchten Schlimmeres:

Zitat
Satelliten-Abschuss steigert Crash-Gefahr im All

Die Befürchtung, dass Chinas jüngster Waffentest im Orbit andere Satelliten gefährdet, bestätigt sich. Deutsche Forscher haben jetzt die Zahl der Trümmer berechnet, die seit dem Abschuss des alten Wettersatelliten mit rasendem Tempo die Erde umkreisen.

Ausgerechnet dort, wo der orbitale Verkehr am dichtesten ist, hat der eigensinnige Satelliten- Abschuss der Chinesen die Müllmenge im erdnahen Weltraum am stärksten vergrößert. Nach der Zerstörung des ausgedienten Wettersatelliten "Fengyun-1C" vor gut zwei Wochen schwirren nun in 850 Kilometern Höhe acht Prozent mehr Zentimeter-große Schrotteile um die Erde als vorher. Damit ist das Kollisionsrisiko im Höhenbereich zwischen 700 und 900 Kilometern erheblich gestiegen - dort sind etliche Erdbeobachtungssatelliten unterwegs, so auch die europäischen Späher "Ensivat" und "ERS-2".

Die neuen Zahlen legen Spezialisten der Technischen Universität Braunschweig (TUB) jetzt vor. Ihr Szenario entwarfen die Forscher mit Hilfe des offiziellen Weltraummüll-Simulationsmodells "Master" der europäischen Weltraumagentur Esa, das in Braunschweig mitentwickelt wurde. Die TU-Forscher gehen davon aus, dass der Exitus des chinesischen Satelliten rund 100 Trümmerteile hervorgebracht hat, die mindestens die Ausmaße einer Apfelsine haben. Hinzu kommen 3700 kirsch- bis pfirsichgroße Brocken und etwa 150.000 Splitter im Millimeterbereich.
Bei dem Tempo, mit dem sie unterwegs sind, besitzen selbst solche Staubkrümel noch eine enorme Zerstörungskraft, wie Experimente eindrucksvoll bewiesen haben. "In den Erdumlaufbahnen können Kollisionsgeschwindigkeiten von über 15 Kilometer pro Sekunde auftreten", sagt Detlef Alwes, Experte für Weltraumschrott beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt.

Angst vor Kettenreaktion im Orbit

Die Braunschweiger Zahlen sind wesentlich kleiner als jene, die gleich nach Bekanntwerden des Raketenabschusses kursierten. Da war zum Teil von tausend Trümmerteilen ab zehn Zentimetern Durchmesser die Rede. Doch diesmal steht die Quelle fest, und sie darf als verlässlich gelten. Der Simulation einer Kollision im All lägen zwar viele Annahmen zugrunde, und man könne sich "gewaltig irren", sagt Carsten Wiedemann, Leiter der Weltraumschrott-Arbeitsgruppe an der TUB. "Aber unser Modell hat in der Vergangenheit wiederholt korrekte Ergebnisse geliefert."

Grund zur Beunruhigung sind jedoch auch die Braunschweiger Zahlen. Laut Wiedemann und seinen Kollegen ist die Trümmerdichte in den populären Umlaufbahnen inzwischen so hoch, dass kritische "Kettenreaktionen" im Orbit drohen: Es könne vermehrt zu Kollisionen der vagabundierenden Schrotteile untereinander kommen, wodurch ständig neue unerwünschte Flugobjekte entstünden - ihre Anzahl würde auch ohne menschliches Zutun ständig steigen.

US-Studien zufolge könnten diese Zusammenstöße in 50 Jahren die Hauptquelle für neuen Weltraum-Müll in den Haupt-Satellitenkorridoren sein. Heute sind es noch unbeabsichtigte Explosionen, etwa von abgesprengten Raketenstufen. Luft- und Raumfahrtingenieur Wiedemann kann sich vorstellen, dass in Zukunft sogar "ein Satellitenbetrieb in bestimmten Bahnhöhen nicht mehr möglich sein wird". Es müsse deshalb "unbedingt vermieden werden", weitere Trümmerteile freizusetzen.

Die mutwillig im Orbit freigesetzten Trümmer können zudem je nach Größe Jahrzehnte, mitunter gar Jahrhunderte um die Erde kreisen. 1985 schoss ein US-Kampfjet bei einem Waffentest einen Satelliten mit einer Rakete ab. Der "Solwind"-Satellit befand sich allerdings in nur 600 Kilometern Höhe. "In 800 Kilometern bleiben Trümmerteile etwa zehnmal länger im Orbit", sagte Michael Khan von der europäischen Raumfahrtagentur Esa. Die Trümmer von "Solwind" - ihre Zahl wurde auf 250 bis 300 geschätzt - schwirrten volle 15 Jahre um die Erde, ehe das letzte von ihnen verglüht war.

Dass die Kollision von Satelliten mit Trümmern in niedrigen Umlaufbahnen kein Hirngespinst ist, hat sich in der Vergangenheit bereits gezeigt. So demolierte 1996 ein Bruchstück der explodierten Oberstufe einer Ariane-Rakete den Stabilisierungsmast des französischen Spionagesatelliten "Cerise". Der Militärspion geriet daraufhin mächtig ins Trudeln und konnte rund 700 Kilometer über der Erde wieder auf stabilen Kurs gebracht werden - genau in jenem Bereich, in dem steigende Müllmengen das Trefferrisiko für die künstlichen Trabanten in Zukunft noch erhöhen sollen.

Auszug aus:

http://www.spiegel.de/wissenschaft/weltall/0,1518,druck-462728,00.html

 :-[
« Letzte Änderung: 30. Januar 2007, 14:35:41 von rolli »

H.J.Kemm

  • Gast
Re: Anti-Satellitenwaffen
« Antwort #21 am: 30. Januar 2007, 14:52:47 »
Moin Schillrich,

Dein Wort in Gottes Ohr.

Wäre sicher trotz allem Übels schön, wenn diese unnötige Aktion so enden würde.

Ich möchte noch folgendes wissen: Bei dem Aufprall (explosionsartig??) driften doch sicher Teile unkontrolliert auf andere Bahnen. Wieso sprichst Du dann von einer Wolke? Fliegen die Schrott-Teile und -teilchen trotzdem jetzt als Verbund ihre Runden weiter?

Jerry
« Letzte Änderung: 30. Januar 2007, 14:53:59 von H.J.Kemm »

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Offline Schillrich

  • Raumcon Berater
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Re: Anti-Satellitenwaffen
« Antwort #22 am: 30. Januar 2007, 15:17:08 »
@H.J.Kemm

Die Teile behalten ja die Anfangsgeschwindigkeit des Satelliten bei. Sie haben also auf jeden Fall eine Bewegungskomponente in die ursprüngliche Richtung. Mit der zeit driften sie dann aber auseinander. Anfänglich ist aber die Ursprungsbewegung dominierend.
\\   //    Grüße
 \\ ///    Daniel

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Offline T.D.K.

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Re: Anti-Satellitenwaffen
« Antwort #23 am: 30. Januar 2007, 15:21:52 »
Ich denke mal dazu müßten wir wissen, wie hoch die Explosionsenergie war.

Halte aber das getue der Chinesen schon wegen des immer mehr ansteigendem "Weltraummülls" für total Falsch :(, anstatt da oben noch was zu zertrümmern sollte man sich lieber Gedanken machen mit welchen Technologien man den Müllberg eher klein hällt!!!
Gruß Thoralf
Ist denn der Mond auch da wenn niemand hinsieht?

H.J.Kemm

  • Gast
Re: Anti-Satellitenwaffen
« Antwort #24 am: 30. Januar 2007, 16:19:43 »
Moin,

wenn man in der einschlägigen Literatur nachschlägt stellt man fest, daß die USA und Russland solch ein Anti-Satelliten-System schon hatten. Zwischenzeitig gehen diese beiden Weltraummächte andere Wege um *unbeliebte* Satelliten ausschalten zu können. Aber was auch immer an solch einer neuen Technik entwickelt wird, alles hat seinen Preis.
Für fast alle Technik gibt es ja mittlerweile eine Gegentechnik oder eine Abwehr. Und deshalb entwickelt man bereits eine neue Strategie, nämlich die der Anti-Anti-Satelliten-Technik.
Also wieder ein Teufelskreis der Milliarden verschlingt, die bei friedlicher Nutzung der Weltraumerforschung eine große Hilfe wären.
Wann hört eigentlich dieser Wahnsinn auf?

Jerry