Man steckt da natürlich in einem Dilemma. Man kann natürlich sagen, dass die Gelder gestrichen werden sollen und sich daraus ein gewisser Effektivitätsdruck ergibt. Der wird unbestreitbar aufgebaut, allerdings sind die Folgen schlecht berechenbar. Alles deutet dann darauf hin, dass der Bereich komplett abgestoßen bzw. einstampft wird. Martin wies ja schon auf die US-amerikanische Konkurrenz hin, die ja auch dann nur Trägersysteme entwickelt, wenn man einen Regierungsauftrag hat. Auch für den weniger Marktwirtschafts-Interessierten wird es ja aufgefallen sein, dass mehr und mehr nicht profitable bzw. renditeschwache Unternehmensteile abgestoßen werden und das nicht nur in der BRD. Und der Bereich Trägersysteme ist nun auch keine besonders großes Standbein der EADS, sodass man davor zurückschrecken würde. Im übrigen muss ich in letzter Zeit immer mehr mit Staunen feststellen, wie Hauptgeschäftzweige outsourced werden, auch wieder aus gründen der geringen Rentabilität.
Die NASA bestreitet dabei grundsätzlich den gleichen Weg wie die ESA, indem man sich auf das CEV und die 'New Frontiers' konzentriert. Die positiven Effekte, die ihr dabei zugesprochen werden, welche den Wettbewerbsausruf im privaten Bereich betreffen, sind doch eher Abfallprodukt. Sie sind aus der Not entstanden keine Geld mehr zu haben, um andere Verpflichtungen zu erfüllen.
Und würde die ESA auch solch einen Weg beschreiten wollen, so gäbe es hier in Europa auch keine Basis an privatwirtschaftlichen Unternehmen, die darauf reagieren könnten. Man darf ja nicht vergessen, dass auch die US-amerikanischen Unternehmen, die sich jetzt in dem Gebiet engagieren, initial durch idealistische oder besser gesagt abenteuerlustige Ambitionen zumindestens Anfangs getrieben wurden. Für die Umsetzung solcher Ziele, eine Trägersystem für orbitale Flüge zu bauen etc., ist eine Menge Kapital notwendig. Hinzu kommt, dass das ganze Unternehmen mit hohem Risiko behaftet und auch die Entwicklungszeit extrem lang ist.
Als seriöser(und ich meine damit nicht nur konservative) Kaptialgeber wird man von solch einem Projekt abstand nehmen. Dafür braucht es dann ein paar vermögende Privatiers, die sich damit vielleicht einen Jugendtraum erfüllen und auch nicht in Armut stürzen, wenn das ganze daneben geht. Nach dem Motto 'Manch einer kauft sich einen Fußballklub, ein anderer Raumfahrtunternehmen dieser Art'. Da wird es sicherlich auch die eine oder andere Ausnahme geben. Aber wenn man sich das so anschaut, sieht man da schon solche Tendenzen. Und in den USA gibt es (auch wenn das vielleicht etwas klischeebehaftet klingt) eine größere Risikobereitschaft und was auch nicht zu unterschätzen ist, ein größeres nationales Bewusstsein, dass einen vorantreibt.
Also gäbe es wohl mittelfristig nur 2 Möglichkeiten: Man subventioniert und bleibt so am Ball oder man stellt es ein und es gibt keine europäisches Trägersystem mehr.
Was ja bei dieser Forderung ebenfalls mit gesagt und hier leider noch nicht angesprochen wurde:
Auch die Vega wird langfristig bezuschusst werden müssen! Die EADS präveriert ja die Rockot, an der sie ja auch beteiligt sind, und Sojus wurde mit ins Boot geholt. Das zeigt ja weiterhin wie sich das ganze verschieben würde, wenn die Subventionen garnicht mehr liefen.
Unter dem Gesichtspunkt möchte ich persönlich keine Entscheidung Pro oder Contra Subvention fällen, wenn ich ehrlich bin. Schlussendlich hat man sich ja jetzt auf die Weiterführung des bisherigen Modell eingeschworen.