auf
http://www.astro.uni-bonn.de/~dfischer/news/820.htmlsteht:
Beagle schweigt bei erster Express-Passage - während Spirit erste scharfe Farbbilder liefert
Es hat nicht geklappt: Beim ersten niedrigen Überflug des Mars Express über die Landestelle von Beagle 2 am 7. Januar hat der Orbiter keinerlei Funksignale empfangen können - um 16:00 MEZ wurde die traurige Nachricht bekanntgegeben. Noch bis zum 12. Januar - oder sogar Anfang Februar - sollen die Versuche fortgesetzt werden, denn es gibt noch weitere theoretische Funkfenster, und der Zustand des Landers, so er überhaupt noch existiert, ist natürlich unklar: Vielleicht hat er bei dem kurzen Überflug gerade nicht gesendet? Weder die ESA noch die Beagle-Forscher haben jedenfalls schon ganz aufgegeben, auch wenn es bereits heißt, man müsse den Blick allmählich nach vorne richten.
Derweil ist der erste Mars Exploration Rover »Spirit« im Krater Gusev weiter in - fast - perfektem Zustand und fleißig dabei, ein 360°-Panorama in Farbe, Stereo und einer Schärfe aufzunehmen, die etwa der des menschlichen Auges entspricht. Das komplette Panorama der wissenschaftlichen Kamera PanCam wird aus insgesamt 75 Einzelbildern von je 16° x 16° bestehen, 25 Bilder breit und 3 Bilder hoch. Am Abend (MEZ) des 6.1. gab es die erste Kostprobe zu sehen, erstellt aus 12 Bildern mit 3 (von 8 zur Verfügung stehenden) Filtern, die überdies für die schnellere Übertragung noch deutlich komprimiert waren. Bis das komplette Panorama auf der Erde ist, werden noch mehrere Tage vergehen.
Es wird also demnächst noch schärfere Bilder geben, aber schon der Sprung von den Panoramen der kleinen NavCam zu der PanCam-Probe, die an den beiden Tagen zuvor begeisterten, ist gewaltig: Zum ersten Mal überhaupt setzte die NASA bei der Präsentation einen HDTV-Videobeamer ein, um genüßlich im Mosaik herumzoomen zu können. Die flache Wüste mit ihren überwiegend kleinen Steinen im Sand (solch eine Größenverteilung gab es noch an keiner Marslandestelle) gibt nun mehr faszinierende Details preis, und am Horizont lockt gar ein - leider in rund 25 km Distanz unerreichbarer - Tafelberg. Viele der Steine haben erstaunlich glatte Oberflächen und sehen fast wie poliert aus.
Und genau das könnte tatsächlich passiert sein, spekulieren die Spirit-Forscher: Im Gusev-Krater ist es sehr windig (was der Lander während des Abstiegs spürte und durch thermische Effekte auch jetzt auf dem Boden erfährt), und es dürfte mithin ein regelrechtes Sandstrahlgebläse über die freiliegenden Steine fegen. Und das hat den Effekt, daß Oberflächen geglättet werden, egal ob sie rund oder flach sind. Über die geologische Beschaffenheit von Steinen wie Boden der Landestelle zu spekulieren, weigern sich die Forscher allerdings noch: Das sollten in Kürze die ersten IR-Bilder des Instruments Mini-TES ganz direkt verkünden.
Besonderes Aufsehen auf dem PanCam-Bild erregte der Marsboden direkt neben dem Lander, wo er durch die sich zurückziehenden Airbags angekratzt wurde: Das »Erdreich« haftet stark zusammen und erinnert unwillkürlich an feuchten Schlamm - was in dieser äquatornahen Region natürlich nicht sein kann. Für die Spirit-Forscher ist der Anblick einfach nur »bizarr« - und er freut sich schon, gezielt mit Spirits Rädern kleine Löcher in den Marsboden zu graben und sie systematisch zu untersuchen. Aber dazu muß der Rover erst einmal in die Gänge kommen (heute soll er »aufstehen«), und es ist noch nicht einmal klar, wohin die Reise gehen soll: Die Planer stehen derzeit »ergriffen« vor dem wachsenden Farbpanorama und wollen erst alles sehen.
Ein paar technische Anomalien sind bisher aufgetreten, aber keine bedrohlich. So erwärmt sich der Rover schneller als erwartet, v.a. der UHF-Sender für den Datendownload an die Orbiter: Man hat bereits auf einen Odyssey-Kontakt verzichtet und wird Spirit künftig ausgedehntere Mittagspausen gönnen. Auch leistete der Stellmotor der High-Gain- Antenne bei ihrem ersten Einsatz an einer Stelle erhöhten Widerstand, was nun durch konkrete Tests näher erforscht wird. Und der untere der Airbags liegt etwas im Weg für die einfachste Rover-Route vom Lander hinab, nämlich einfach vorwärts: Noch in der Nacht sollte er ein weiteres Mal zurückgezogen werden, um den Weg freizumachen.