Kannst mir ja gerne erklären, inwiefern gerade in der Raumfahrtbranche, wo man vielleicht 10-20 Starts pro Jahr hat, der Sinn darin liegt alle 10 Jahre ein neues Triebwerk zu entwickeln. Das würde dann vielleicht 200 mal produziert werden, und dann kommt schon das nächste. R&D-Anteil kann so kaum amortisiert werden.
Technische Entwicklungen können auch zur Reduzierung der Kosten führen, wie man zur Zeit gut beobachten kann.
Ich vermute aber stark, daß das bei den Firmen, die sich auf Staatsaufträge spezialisieren, so etwas überhaupt nicht erwünscht ist. Der Anfang ist immer schwer und teuer, klar. Und so teuer soll es dann auch später bleiben, wenn alles schon fast von selbst läuft. R&D Kosten sind längst amortisiert, die Entwickler zum Großteil gekündigt, gegangen oder in Rente. Die Preise aus den schwierigen Anfangstagen sind aber mehr oder weniger festgeschrieben. Kann man sich als kaufmännisch veranlagter Mensch etwas schöneres vorstellen?
Was sie tun sollen: sie sollen die technische Entwicklung nicht blockieren. Die 10-20 Starts im Jahr sind auch kein Naturgesetz. Und ja, es ist teuer und riskant, was den Aktionären nicht gefallen dürfte. Es ist schwierig, aber für einfache Aufgaben braucht man keine hochbezahlten Manager.
Das kommt natürlich auf den Einzelfall an, aber eine Reduzierung der Gesamtkosten wird nicht immer erreicht, selbst wenn eine Reduzierung der Herstellkosten erreicht wurde. Als hypothetisches Beispiel, sagen wir mal SpaceX gibt 10 Millionen pro Jahr für R&D aus, um die Triebwerke kostengünstiger zu produzieren. Nehmen wir an, sie schaffen damit das Triebwerk jedes Jahr 100.000$ günstiger herzustellen, als im Vorjahr. Dann müssten sie jedes Jahr mindestens 100 Triebwerke produzieren, damit die Kostenersparnis in der Produktion die Kostensteigerung in der R&D deckt. Das tut SpaceX aber nicht, auch bei 20 Starts pro Jahr nicht, da manche Booster zwei mal fliegen. Und schnelles googeln verrät mir auch, dass die Produktionskapazitäten bei ca. 50 Merlins/Jahr liegen. D.h. die 100 Triebwerke werden nicht erreicht. Also hat die Reduktion der Kosten in Wahrheit zu einer Erhöhung der Gesamtkosten geführt. Natürlich sind die Zahlen meine eigene Fantasie, aber unbedingt unrealistisch sind sie nicht. Das Beispiel soll zeigen, dass selbst kleine Forschungen mindestens ein paar Jahre laufen müssen, um sich selbst zu decken.
Einen Manager hat SpaceX übrigens (Gwynne Shotwell), allerdings glaube ich auch, dass Elon Musk dort noch das letzte Wort hat, schon alleine weil er wohl noch mehr als 50% der Anteile hält. Elon Musk gilt aber in der Tat nicht als einer, der nicht unbedingt gut darin ist Geschäfte zu führen, deswegen wurde er auch bei Paypal von seinen Gründerkollegen rausgeschmissen, und auch Tesla ist in der Bredouille. Ein "konservativer" Manager mit dem selben Ziel hätte wohl eher versucht, wie man aus den Merlins und der Falcon Heavy eine Architektur für Landungen auf dem Mars hinkriegen kann (das geht nämlich durchaus).