Für ein Hauptstromtriebwerk mit Methan ist der spezifische Impuls vergleichsweise niedrig, was sich aber durch den niedrigen Brennkammerdruck erklärt. Hier zeigt sich der in meinen Augen einzige Vorteil von Methan im Vergleich zu Kerosin: Obwohl das BE-4 gerade mal 100 Bar Brennkammerdruck hat, erreicht es den gleichen spezifischen Impuls wie das RD-180 mit Kerosin. Das RD-180 muss dafür aber mit 300 Bar Brennkammerdruck und sauerstoffreicher Verbrennung bis an die technischen Grenzen gehen. Mehr kann man aus Kerosin nicht rausholen. Das BE-4 dagegen wird deutlich weniger Belastet, dank des niedrigen Brennkammerdrucks kann auch die komplette Fördertechnik (Gasgenerator, Turbopumpen) mit weit weniger Leistung arbeiten. Dank Methan erreicht man dennoch den gleichen hohen Impuls.
Die Vorteile sind nicht von der Hand zu weisen. Es wäre für die USA sehr schwer geworden, das RD-180 nachzubauen oder zu ersetzen. Die USA haben noch nie ein Hauptstromtriebwerk mit Kerosin entwickelt, entsprechend hoch wäre das Entwicklungsrisiko. Das BE-4 dagegen dürfte sich recht einfach entwickeln lassen. Der Brennkammerdruck ist für ein Hauptstromtriebwerk sehr niedrig (nicht viel höher als beim RS-68 oder beim Vulcan der Ariane 5) und auch die sonstigen Belastungen sind vergleichsweise niedrig. Sollte es keine unvorhergesehen Probleme geben, dürfte bei der Entwicklung des neuen Triebwerks nicht viel schief gehen. Die allgemeinen Belastungen bewegen sich im Bereich eines normalen Nebenstromtriebwerks, eine Technik, die die Amerikaner ohne Zweifel beherrschen.
Mit einem Hauptstromtriebwerk ließen sich noch ganz andere Leistungswerte erreichen, vieles spricht daher dafür, das man Brennkammerdruck und allgemeine Belastung des Triebwerks bewusst niedrig halten wollte, um Probleme bei der Entwicklung zu vermeiden. Mit mehr Erfahrung mit dieser Technik sollte es sehr gut möglich sein, die Leistung des Triebwerks noch bedeutend zu steigern.