Ich würde die technologischen Erkenntnise und Erfahrungsgewinn aus der Shuttle-Technologie nicht als Flop bezeichnen. Das Konzept "Ein Shuttle für alle Fälle!" hat für diese gesorgt, aber auch gezeigt, daß dieses Konzept mit der derzeitigen Technologie bislang weniger wirtschaftlich ist.
Man sollte bedenken, daß das erste Shuttle zu einer Zeit, als Computer in der Bevölkerung als allwissende, unfehlbare Elektronengehirne wahrgenommen wurden, massiv eine digitalisierte Technologie einführte. Seit damals hat sich aber die Technologie gleich mehrfach gewendet! Vergleich die Betriebskosten eines Rechenzentrums in den 80'er Jahren mit den Betriebskosten eines entsprechend leistungsfähigen "Rechenzentrum" mit heutiger Technologie! Vieleicht wäre das Rechenzentrum ein heutiges Quad-Core/Quad-Sockel-System für unter 20.000 Euro? Dafür hätte man damals gerade einmal eine Festplatte erhalten! Kaum eine Technologie entwickelt sich derzeit schneller als die IT. Da die Shuttle-Technologie zu einen sehr frühen Zeitpunkt exzessive auf die damalige IT zurückgegriffen hat, war aus IT-Sicht schon 10 Jahre später das Shuttle ein fliegendes Museum.
Vielleicht sollte man einmal zur Abschätzung den gesammten Arbeitsspeicher, die Rechenleistung und die Speicherkapazität des Shuttles als Bezugsgröße nehmen, und auf IT-Technologie der damaligen Zeit mit der heutigen vergleichen und schauen, wie sich der Platz-Bedarf, die Energie-Effizienz, das Hardware-Gewicht, die Hardware-Kosten und die Betriebs- und Wartungskosten bis heute entwickelt haben und vermuten, daß sich diese für einen Teil der Kosten der Shuttles ebenso entwickelt hätten, wäre man ständig auf der IT-Welle mitgeschwommen und hätte immer modernisiert. Dies wäre aber auch nicht wirtschaftlich gewesen, weil die Entwicklungskosten jegliche Kostenerspranis schnell überkompensiert hätten. Diese Abschätzung ist sicherlich eine sehr grobe, aber sie wäre relativ leicht zu bewerkstelligen und würde eine brauchbare Aussage ermöglichen, in welchem Maße die Betriebskosten, welche beim Shuttle einen großen Teil ausmachen, zu senken möglich wären und damit die Kosten eines modernen Shuttles abzuschätzen.
Sicherlich besteht der größte Teil der Elektronischen Ausstattung aus vielen Kupferleitungen anstatt aus ein leichtes und störunanfälliges Glasfaser-Netzwerk. Die elektronischen Komponenten verwenden garantiert noch kein Bus-System, wie es die modernen Satelliten seit einigen Jahren eingeführt haben, etc. So wären sicherlich viele 100kg an Gewicht zu sparen und gleichzeit wäre der Energie-Bedarf zu senken und die Handhabung durch moderne Systeme zu vereinfachen.
Wenn es dadurch gelinge, viele der Wartungsarbeiten z.B. durch einen schnellen Blick auf den Monitor in den Log-Dateien zu vereinfachen und zu reduzieren, indem nur die Log-Dateien mit kritischen oder irregulären Werten zu einer ausgewählten reduzierten Inspektion der betreffenden Komponenten führt, und ein Großteil der Analysen mit integrierten Sonden und mit "minimal-invasiven" Methoden wie Endoskope etc. zu erreichen wäre, dann könnte man sich einen Großteil der Schrauberei sparen und es würden wirklich große Einsparungen in den Betriebskosten möglich sowie die Start-Rate würde erheblich gesteigert werden könnten: Wenn ein Shuttle 3xhäufiger starten kann und so zwei weitere Shuttles ersetzen könnte (Redundanz?), dann wären die Betriebskosten auf wenigstens 1/3 reduziert.
Das Space-Shuttle war also nicht der falsche Weg sondern ein halber des richtigen Weges. Die überladene Aufgabenstellung der Shuttles dagegen war kein Kind der NASA sondern Ursache, daß die Shuttles alles können - nur nichts richtig gut.
Ich würde unabhängig von Constellation versuchen, ein Shuttle hinsichtlich der Betriebskosten und einfachen Wartung aufs äußerste zu optimieren, um die gewonnenen Erfahrungen mit wiederverwendbaren Raumfahrzeugen nicht zu verlieren, sondern diese so weit zu entwickeln, daß diese wesentlich konkurrenzfähiger wird - irgendwann werden TrägerSysteme ebend nicht mehr geschrotet sondern wiederverwendet werden. Das Shuttle hat im Prinzip nur gezeigt daß es geht und wie es zu teuer ist
Das Problem werden aber Leute sein, die nicht verstehen, daß ein Shuttle, selbst wenn es nur alle 2-3 Jahre einmal fliegt, um die neuen Systeme zu testen und Erfahrungen zu sammeln und sonst am Boden steht, sinnvoll ist auch wenn es viel Geld kostet.
Darum ist es wichtig die Wirtschaftlichkeit der Technologien zu erhöhen, um Kapital freizumachen für die Erforschung der grenzerweiternden Technologien voranzutreiben. Es ist richtig Ares und Orion für einen wirtschaftlicheren Zugang zum All zu ermöglichen aber es wäre falsch die gewonnenen Erfahrungen mit den Shuttles als wertlos zu erachten und diese nicht wenigstens auf kleiner Flamme weiterköcheln zu lassen, bis diese in Sachen Wirtschaftlichkeit große Vorsprünge erzielt haben. Im Sinne der Flexibelität können Ares und Orion nicht ein Shuttle ersetzen und ebenso umgekehrt.
Ich würd also wenigstens ein Shuttle am Boden zurücklassen als Technologie-Probe-Träger, die gesammte Elektronik rausrupfen, und die Board-Elektronik komplett neu konzipieren und implementieren.
Nach 5 Jahren will man dann vll. mal testen, wie sich das Shuttle in der Prasix macht und auch die neuen Betriebskosten ermitteln. So kann das Shuttle am Boden reifen während solange günstiger nicht-wiederverwendbare Systeme verwendet werden. Das frühe "Versagen" (Ineffizienz) der Solarzell-Technologie hat auch nicht dafür gesorgt, daß wieder verstärkt Kohle-Zink-Batterien verwendet werden, sondern daß die Solarzell-Technologie ebend länger Förderung bedurfte.
Künftige Crew-Return-Vehicle, die wie Klipper konzepiert, werden in der Zukunft sich durchsetzen, weil diese wesentlich flexibler in der Handhabung sind. Man wird die Kosten einer Bergung der leichten Landekapsel gegen die höheren Startkosten einer Punktlandefähigen Landefähre vergleichen müssen. Flexibelität lässt sich schwer als Kostenersparnisfaktor erfassen, ebenso wie Inflexibelität schwer als zusätzliche Kosten zu erfassen sind. Das beste sind konkurrierende System und mit zunehmender Erfahrung je nach Mission das geeignetere System zu wählen. Letzteres besitzt jedoch noch immer politische und wirtschaftliche Hürden. Kein anderer Bereich wie Weltraumfahrt verspricht größere Kostenersparnis durch Wahl einer geeigneten Technologie.
Vielleicht sollten "Space-Bucks" als virtuelle Währung eingeführt werden, um den gemeinsamen Gebrauch verfügbarer Technologien zu fördern? Z.B. ein Shuttle-Mission für 10.000 Space-Bucks und eine ATV-Versorgungs-Mission für 7.000 Space-Bucks. So eine Währung könnte wesentlich den Handel mit Leistungen, Gütern der Weltraumfahrt vereinfachen und fördern. Kanada könnte z.B. seine Stärken in der Robotik nutzen, um mit den damit verdienten Space-Bucks Launch-Kapazitäten von einer dritten Stelle zu erwerben. Das mag in der Praxis sich als problematisch sein - grau ist alle Theorie - hört sich aber zumindest erst einmal gut an!