Russisches Militär verlässt Baikonur

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Speedator

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Russisches Militär verlässt Baikonur
« am: 18. Januar 2006, 16:41:07 »
Der Oberbefehlshaber der russischen Weltraumtruppen, Wladimir Popowkin, erklärte, dass man sich komplett aus Baikonur zurückziehen werde. Dies geschieht 2007 und 2008. Dies geschehe, weil Plessek in der Zukunft von der Regierung erheblich ausgebaut werde. Auch finanziell könne sich das Militär die aktuelle, mehrgleisige Strategie nicht mehr leisten. Aus selbigem Grund wird auch Kosmodrom Swobodny(Amur) nur "konserviert" und erstmal nicht wieter genutzt.

H.J.Kemm

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Re: Russisches Militär verlässt Baikonur
« Antwort #1 am: 18. Januar 2006, 16:50:11 »
Moin Julian,

aber von Svobodny wird doch weiterhin gestartet. Zumindest ist ja für Januar noch ein Start geplant.

Siehe Raumfahrtkalender >>>>>


Jerry
« Letzte Änderung: 18. Januar 2006, 16:53:32 von H.J.Kemm »

Speedator

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Re: Russisches Militär verlässt Baikonur
« Antwort #2 am: 18. Januar 2006, 17:06:37 »
Ja, der Rückzug ist ja auch erst für 2007/08 geplant. Infolgedessen wird das dort wohl auch langsam einschlafen, vermute ich mal.

Bin mal gespannt wie sich das mit der zivilen Raumfahrt entwickelt. Wurde ja schon viel vermutet, weil Plessek immer mehr in den Fokus rückt.

Martin

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Re: Russisches Militär verlässt Baikonur
« Antwort #3 am: 18. Januar 2006, 20:03:44 »
Soviel ich weiß sollen die shon gebuchten Starts von Svobodny noch durchgeführt werden und dann Licht aus. Sind ja eigentlich nur die Start und Start-1 von Uniteted Start, die von dort abheben, oder?

H.J.Kemm

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Re: Russisches Militär verlässt Baikonur
« Antwort #4 am: 18. Januar 2006, 23:19:18 »
Moin,

@ Martin: ja das ist richtig, über andere Starts bin ich nicht informiert.

Popowkin sagte aber auch, dass die Weltraumqualität erheblich gesteigert werden müßte. Er bezog sich auf den misslungenen Start der MOLNIJA in 2005, wo ein Schweissfehler Schuld am Desaster war. So soll das 2006 zum *Qualitätsjahr* für die russische Weltraum-Technik ernannt werden.


Jerry

Martin

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Re: Russisches Militär verlässt Baikonur
« Antwort #5 am: 19. Januar 2006, 00:01:20 »
Geht eigentlich von Kasputin Yar noch Fracht in den Weltraum, oder ist das nur noch ein reines Testgelände? Sowohl Cosmos als auch Start - Träger könnten doch von dort aus abheben.

Martin

Offline chris

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Re: Russisches Militär verlässt Baikonur
« Antwort #6 am: 23. Januar 2006, 12:27:12 »
Also wenn alle Aktivitäten von Baikonur nach Plessek verlegt würden, hätte das wohl auch Nachteile. Denke da insbesondere an den ungünstigeren Breitengrad des Startplatzes.
(Könnte die Sojus von Plessek zur ISS?)

Übrigens: Wenn nächstes Jahr die Sojus-Startrampe auf Kourou fertig ist, kann man doch (rein theoretisch!) von dort sehr günstig mit Sojusschiffen zur ISS fliegen.  
Etwas schwieriger ist vielleicht die Landung:
Man kann im südamerikanischen Dschungel von Französisch-Guyana niedergehen, oder einfach eine schöne "Wasserung" vor der Küste machen. Wie ist die Idee?  

>>Gehört eigentlich in das Thema: "Sojus und die ESA" <<
« Letzte Änderung: 23. Januar 2006, 16:00:45 von chris »

Waldi(Guest)

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Re: Russisches Militär verlässt Baikonur
« Antwort #7 am: 23. Januar 2006, 13:12:39 »
Die Idee ist nicht gut.
1. Start- und Landeplätze sind von einandern unabhängig. Also die Sojuz kann in Kuru starten und in Kasachstan landen.
2. Als Standartlandeverfahren für die Sojuz-Kapsel ist eine Landung vorgesehen, dies hat sich auch Jahrzehnte lang bewehrt (sehe auch CEV-Landung). Eine Wasserung ist zwar auch möglich (und ist auch einmal passiert), ist aber als reine Notprozedur vorgesehen und wird auch so von den Kosmonauten und Weltraumbehörde betrachtet bzw. geübt. Außerdem glaube ich nicht, daß die EU ein paar Flugzeugträger dafür übrig hat.

Offline chris

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Re: Russisches Militär verlässt Baikonur
« Antwort #8 am: 23. Januar 2006, 13:40:15 »
Zitat

1. Start- und Landeplätze sind von einandern unabhängig. Also die Sojuz kann in Kuru starten und in Kasachstan landen.
Ich gebe dir voll recht!
Zitat

2. Als Standartlandeverfahren für die Sojuz-Kapsel ist eine Landung vorgesehen, dies hat sich auch Jahrzehnte lang bewehrt (sehe auch CEV-Landung). Eine Wasserung ist zwar auch möglich (und ist auch einmal passiert), ist aber als reine Notprozedur vorgesehen und wird auch so von den Kosmonauten und Weltraumbehörde betrachtet bzw. geübt. Außerdem glaube ich nicht, daß die EU ein paar Flugzeugträger dafür übrig hat.
[/quote]
Flugzeugträger? Redest du von den Amis? Nein, es reichen "kleinere Einheiten" mit einem Hubschrauberlandeplatz an Bord. Oder ein einfacher Frachter, der die Kapsel mit seinem Ladegeschirr an Bord nimmt. (Zond 5 im indischen Ozean; 1968). Irgend sowas wird ja wohl im Hafen von Kourou zu finden sein.
 
« Letzte Änderung: 23. Januar 2006, 14:12:06 von chris »

Waldi(Guest)

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Re: Russisches Militär verlässt Baikonur
« Antwort #9 am: 23. Januar 2006, 17:47:48 »
Nein, ich habe eher an die britische und französische Träger gedacht. Es würde aber zu viel Geld kosten. Ausserdem könnte ja irgendwo in der Welt ein dringender Bedarf an gewaltsamen Demokratiesierungsaktionen entstehen, wo die Träger dringend gebraucht werden, ganz unpassend zu Landungszeiten.
Vergiss die Träger, andere o.g. Argemente gegen eine Wasserung reichen.

Speedator

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Re: Russisches Militär verlässt Baikonur
« Antwort #10 am: 23. Januar 2006, 18:48:30 »
chris, nur damit du es nicht falsch verstehst: Es geht um den Abzug der rein militärischen Raumfahrt.

Ansonsten sehe ich auch keinen Grund, warum man über eine Wasserladung nachdenken sollte..

Offline chris

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Re: Russisches Militär verlässt Baikonur
« Antwort #11 am: 23. Januar 2006, 19:13:16 »
Ok., das ist richtig. Gehört eigentlich auch nicht in dieses Thema.
(wenn nur der militärische Bereich abgezogen wird, hat sich das ohnehin erledigt!) Danke.

H.J.Kemm

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Startverbot in Baikonour !
« Antwort #12 am: 28. Januar 2006, 11:08:18 »
Moin,

am 11. Januar 2005 hatte die kasachische Regierung alle weiteren Starts von russischen Trägern vom Kosmodrom Baikonour untersagt.

Man schob vor, dass die PROTON - M von der kasachischen Umweltschutzbehörde die für sie notwendige Zertifizierung nicht erhalten habe, und diese kann erst erteilt werden, wenn die Behörde entsprechende Prüfungen und Tests an dem Träger selbst durchgeführt hat.

Möglicherweise ist Kasachstan aber auch verärgert, weil ROSKOSMOS den Start des kasachischen Satelliten KazSat ständig nach *hinten* verschoben habe.

Zwischenzeitig steht fest, das KazSat bis 20. Juni 2006 gestartet wird.

ROSKOSMOS darf deshalb jetzt 2 PROTON - M starten, ab dann muß jedoch das Umweltzertifikat vorliegen, sonst bleibt es beim Startverbot vom Kosmodrom Baikonour.

Jerry

Offline chris

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Re: Russisches Militär verlässt Baikonur
« Antwort #13 am: 29. Januar 2006, 00:31:06 »
Das ist ja das reinste "Kasperle-Theater".  Was ist eigentlich so schlimm an den russischen Raketen (speziell PROTON)?
Mir fällt dazu nichts ein.
Kleine Anmerkung:
Die riesigen Feststoffbooster des Space-Shuttle sind wahre Dreckschleudern. Da müßten doch in einer sog. Demokratie alle Umweltschützer auf die Barrikaden gehen. Komisch nur, dass man davon noch nichts gehört hat, oder...?
« Letzte Änderung: 29. Januar 2006, 00:33:05 von chris »

*

Offline -eumel-

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Re: Russisches Militär verlässt Baikonur
« Antwort #14 am: 29. Januar 2006, 03:21:57 »
Ich glaube nicht, daß es der kasachischen Regierung um den Dreck geht - die werden wohl was anderes im Schilde führen...

H.J.Kemm

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Re: Russisches Militär verlässt Baikonur
« Antwort #15 am: 29. Januar 2006, 09:28:07 »
Moin,

@ Chris:
Was ist eigentlich so schlimm an den russischen Raketen (speziell PROTON)?


nix!


@ eumel
Ich glaube nicht, daß es der kasachischen Regierung um den Dreck geht - die werden wohl was anderes im Schilde führen...

genau!



Jerry

jps(Guest)

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Re: Russisches Militär verlässt Baikonur
« Antwort #16 am: 07. Februar 2006, 15:43:52 »
der Kazsat-Saellit wird jetzt in russland getestet damit er nach vertrag vom 18. januar am 20. juni starten kann. hoffendtlich ist dann die streiterei vorbei und die russen dürfen von baikunur wieder fliegen.

Martin

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Re: Russisches Militär verlässt Baikonur
« Antwort #17 am: 13. Februar 2006, 15:04:29 »
Aber dann muß doch in Baikonur auch eine neue Rampe her. Oder will ILS kommerzielle GEO Satellitenvom Polarkreis aus starten? Kann ich mir schlecht vorstellen.

Offline chris

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Re: Russisches Militär verlässt Baikonur
« Antwort #18 am: 13. Februar 2006, 15:20:03 »
Ja, der Gedanke ist mir auch schon gekommen. Schließlich bietet  Plessezk doch vergleichsweise ungünstige Bedingungen, ist also kein vollständiger Ersatz für Baikonur. Oder man muß  evtl.
höhere Verluste bei der Nutzlast hinnehmen.

Martin

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Re: Russisches Militär verlässt Baikonur
« Antwort #19 am: 13. Februar 2006, 17:04:30 »
Also ich bin doch ziemlich überzeugt davon, das so lange es kein Angara-Rampe in südlichen Breiten gibt, die Proton weiterfliegen wird. Sonst hätte ILS wie gesagt bei GEO Satelliten nur noch die Atlas V vom KSC aus zur Verfügung, und die ist erheblich teurer.
Ich habe gerade nochmal auf der ILS Seite geschaut, da steht aber nichts zum Startplatz der Angara.
Am intelligenteste wäre es, wenn man gleich noch weiter südlich umzieht, vielleicht so wie es früher mal für die Proton im Raum stand, von Australien zu starten. Woomera liegt z.B. bei -30°, im Juni schaue ich da vielleicht mal vorbei und gucke ob Platz ist.

Martin

Waldi(Guest)

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Re: Russisches Militär verlässt Baikonur
« Antwort #20 am: 13. Februar 2006, 19:05:36 »
Ende 2004 wurde zw. Rußland und Kazachstan ein Vertrag unterschrieben, ein Jahr später wurde er von Kazachstan ratifiziert. Es geht um Bau auf dem Baikonur einen Startkomplexes für die Angara. Also kein Problem - die Angara wird in der Lage sein, kommeriell die GSO-Satellieten zu befördern. So ein fettes Kuchenstück vom Satellietenmarkt lässt man doch sehr ungern der Konkurenz über - den Europearn und Amerikanern.

H.J.Kemm

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Re: Russisches Militär verlässt Baikonur
« Antwort #21 am: 14. Februar 2006, 01:27:56 »
Moin,

die beiden mögen sich aber im Augenblick nicht so besonders und ausserdem: Unter Gentleman macht man keinen Vertrag und unter Gangstern nutzt er nicht.

Was hat ROSKOSMOS von einer neuen Startrampe in Baikonour, wenn von dort nicht gestartet werden darf, so wie es im Augenblick wohl aussieht.


Jerry

jps(Guest)

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Re: Russisches Militär verlässt Baikonur
« Antwort #22 am: 14. Februar 2006, 19:42:59 »
und genau da sieht man die kleingeistigkeit im system.
da haben die russen bald einen superträger und die kasachen sagen aber nicht von uns aus starten. wenn angara jetzt von plessek aus startet, kann sie nur 1/3 mitnehmen wie von baikonur.
warum arbeiten dann die esa und die russen nicht zusammen und starten von kouru die neue sojus 2 für unbemannt und die angara mit clipper für bemannt? die esa kann weiter die ariane ( varianten ) weiterhin starten, falls überhaupt noch nachfrage besteht. aber hier will jeder der großpotz sein und letztlich wird nichts erreicht oder alles verschleppt sich um jahre nach hinten.

Martin

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Re: Russisches Militär verlässt Baikonur
« Antwort #23 am: 14. Februar 2006, 19:50:54 »
Naja, man darf nich vergessen, nicht Europa startet die Ariane, sonder das Unternehmen Arianespace. Und nicht Rußland wird die Angara (zumindest kommerziell) starten, sondern das amerikanisch - russische Unternehmen ILS (mit Beteiligung von Lockheed-Martin, ähnlich dem Sea-Launch Konsortium mit Boeing).
Mir ist schon klar, das die auch staatlich finanziert werden, aber hier geht es um viel mehr, Geld, Technologie, unabhängigen Weltraumzugang (militärische Satelliten), Prestige, Arbeitsplätze.

Martin

H.J.Kemm

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Re: Russisches Militär verlässt Baikonur
« Antwort #24 am: 18. Mai 2006, 04:04:00 »
Moin,

das scheint sich wohl zu bewahrheiten, hier der Auszug aus einem Bericht von RIA Novosti vom 16. Mai 2006:

Zitat
MOSKAU, 16. Mai (RIA Novosti). Auf dem Kosmodrom Plessezk wird ein Weltraumraketenkomplex errichtet, der den Namen "Angara" trägt. Das teilte der Pressesprecher der Weltraumstreitkräfte, Alexej Kusnezow, am Dienstag in einem RIA-Novosti-Interview mit.

[...]

"Die ,Angara'-Trägerraketen werden mit keinem aggressiven und toxischen Treibstoff auf Heptyl-Basis betrieben, was die Umweltsicherheit des Komplexes wesentlich erhöhen soll", sagte der Sprecher der Weltraumstreitkräfte.

http://de.rian.ru/science/20060516/48222357.html


Jerry
« Letzte Änderung: 22. April 2009, 23:01:47 von Speedator »