Militärische Raumfahrt - Diskussion

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Offline Schillrich

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Militärische Raumfahrt - Diskussion
« am: 06. Juni 2021, 21:17:50 »
Gerade in "heiße Zonen" wird man mit so einem ballistischen System aus meiner Sicht nicht "springen" können. Gefechtsgebiete sind gut überwacht und mit Luftabwehr verteidigt. So ein ballistischer Anflug erscheint früh über dem Horizont und steigt hoch auf ... man kann den anfliegenden Transporter gut verfolgen, die Bahn ist klar berechenbar und man hat viel Zeit ihn abzufangen. Dazu kommt noch die langsame Landung (StarShip macht u.a. den Bellyflop, fällt langsam durch die Atmosphäre und bremst am Ende noch aktiv ab). Das ist ein so großes, langsames, nicht ausweichfähiges Ziel ... keine Chance damit durch irgendeine Luftabwehr eines gleichwertigen Gegners durchzukommen. Selbst einzelne ICBMs, bzw. nur deren Gefechtsköpfe, kann man heute schon abfangen, und die kommen schnell rein, machen ggf. aerodynamische Ausweichmanöver und sind nur ziemlich kleine Ziele. Und wenn man weiß, dass der Gegner so ein ballistisches System hätte, würde man die Luftabwehr dahingehend anpassen. Wie gesagt, ich sehe keine Chance, dass so ein Ding in einer "heißen Zone" durchkommt.

Um direkt in Kampfzonen mit Bodeneinheiten reinzugehen, braucht man entweder Luftüberlegenheit oder im Sinne eines Kommandounternehmens braucht man Tarnung und Überraschung. (Lokale) Luftüberlegenheit haben USAF und USN normalerweise vorher errungen. Das ist Teil der amerikanischen Kampfdoktrin. Überraschung und Tarnung für Kommandounternehmen schafft man durch kleine Systeme (Helikopter, taktische Lufttransporter, ...), die nahe am Boden fliegen und eindringen. Die sieht der Gegner (zu) spät ... das ist ihre Chance.
So ein ballistisches System ist nur eine Phantasie, kein effektives System in einem realistischen Szenario.
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Offline Xerron

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Re: Militärische Raumfahrt - Diskussion
« Antwort #1 am: 07. Juni 2021, 08:55:38 »
Vielleicht habe ich mich falsch ausgedrückt. Ich sprach nicht von heißen Zonen. Die Depots liegen ja auch nicht dort, sondern mehrere 100 km im Rückwärtigen Bereich. Zumindest Personal kann ich beschleunigt über den Atlantik zu den Depots bringen und so wertvolle Zeit gewinnen.
Im kalten Krieg war ja auch immer eine der Schlüsselmomente, wie schnell die USA Truppen und Nachschub über den Atlantik bringen konnten. So kann ich zumindest eine Sperrspitze entsenden. Alles andere halte ich auch für kaum durchführbar.

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Offline Schillrich

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Re: Militärische Raumfahrt - Diskussion
« Antwort #2 am: 07. Juni 2021, 11:08:50 »
Ok, verstanden. Die Speerspitze der amerikansichen Streitkräfte ist beim Bündnispartner normalweise ja "schon da", nicht mit der Funktion tatsächlich zu gewinnen, sondern sie sollen von frühen Kampfhandlungen direkt betroffen sein, sodass die USA gezwungen sind zu reagieren und Verstärkung zum Bündnispartner zu schicken. Man könnte das flappsig als "Opferanode" bezeichnen ...
Wie schnell müsste dann Nachschub kommen? Material kann man ausreichend vor Ort vorhalten. Um neues Personal "rüberzubekommen", ist die Flugzeit das kleinste Problem. Man muss daheim erstmal die Truppen mobilisieren und die Logistik aktivieren. Das dauert/ist die Herausforderung, nicht der abschließende Flug, ob der jetzt 40 Minuten oder 8 Stunden dauert.
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Offline alepu

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Re: Militärische Raumfahrt - Diskussion
« Antwort #3 am: 07. Juni 2021, 19:46:20 »
Verstehe ich das Richtig? 48 Mio. nur für eine Studie?

Das hab ich mir auch sofort gedacht!
Aber das ist eben der Unterschied zwischen NASA und Militär!
Für Waffen wurden schon immer horrende Summen ausgegeben!

Es ist auch nicht primär die Frage wie sinnvoll etwas ist, sondern wie man am besten die Politiker und den Feind beeindrucken kann.
(Wie viele Atombomben gibt es im Augenblick und wie oft könnte man damit die Erde in Stücke reißen?)

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Offline alepu

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Re: Militärische Raumfahrt - Diskussion
« Antwort #4 am: 12. Juni 2021, 00:09:50 »
Laut spiegel.de soll in kürze das NATO-Bündnis auch für Angriffe im Weltraum gelten.
Dient natürlich nur zur Abschreckung  ???

Offline TWiX

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Re: Militärische Raumfahrt - Diskussion
« Antwort #5 am: 12. Juni 2021, 00:53:41 »
Beziehst du dich auf diesen (https://www.spiegel.de/ausland/nato-will-buendnisfall-bei-angriff-im-weltraum-ausloesen-koennen-schutz-von-satelliten-a-e112c085-d05c-49bf-9e51-d88c8599641a) Artikel?
Wenn ja, schätze ich, dir ist nicht geläufig, wie es mit dem Bündnisfall der NATO funktioniert. Dieser kann nur erklärt werden, wenn einer der Bündnispartner angegriffen wird, greift ein NATO-Mitglied zuerst an, gilt er nicht automatisch.
Genau dieser Mechanismus soll nun auch für Angriffe im Weltraum zum Einsatz kommen.
Angesichts der sich verbreitenden ASAT-Kapazitäten (und der Bedeutung der Infrastruktur im All) weltweit meiner Meinung nach ein wichtiger und richtiger Schritt des Nordatlantikpakts...
Aktuelle Meldungen aus Raumfahrt und Astronomie: www.raumfahrer.net

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Offline alepu

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Re: Militärische Raumfahrt - Diskussion
« Antwort #6 am: 12. Juni 2021, 13:49:42 »
Ist mir klar, hätte besser schreiben sollen "Angriffe auf Bündnispartner im Weltraum"
Hatte es als allgemein bekannt vorausgesetzt.

Offline pehy

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Re: Militärische Raumfahrt - Diskussion
« Antwort #7 am: 13. Juni 2021, 16:38:31 »
...
Wenn ja, schätze ich, dir ist nicht geläufig, wie es mit dem Bündnisfall der NATO funktioniert. Dieser kann nur erklärt werden, wenn einer der Bündnispartner angegriffen wird, greift ein NATO-Mitglied zuerst an, gilt er nicht automatisch.
Genau dieser Mechanismus soll nun auch für Angriffe im Weltraum zum Einsatz kommen.
Angesichts der sich verbreitenden ASAT-Kapazitäten (und der Bedeutung der Infrastruktur im All) weltweit meiner Meinung nach ein wichtiger und richtiger Schritt des Nordatlantikpakts...
Das ist ein ähnlich "wichtiger und richtiger" Schritt, wie die z.B. die Umbenennung der Kriegsministerien in Verteidigungsministerien.

Wer angreifen will, hat sich in der Vergangenheit schon immer einen passenden Anlass hergenommen oder selber fabriziert. Letzteres wirksam vor der unmittelbar danach einsetzenden "Verteidigung" zu demaskieren, ist de facto unmöglich und hinterher nur dann von Bedeutung, wenn der vorgebliche Verteidiger aus eigener Dämlichkeit eine katastrophale Niederlage kassiert hat. Im Falle von Weltraumaktivitäten wird es keine neutralen Beobachter geben, so dass jeder "Verteidiger" nach belieben einen Angriff behaupten und dann munter zur Vorwärtsverteidigung antreten kann. Ich fürchte, dass man sich vor diesem Szenario, wenn überhaupt, nur durch ein Gleichgewicht des Schreckens schützen kann - welches aber dann wieder ganz andere Gefahren birgt.

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Offline Sensei

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Re: Militärische Raumfahrt - Diskussion
« Antwort #8 am: 13. Juni 2021, 16:49:25 »
Du unterminiert deine eigene Diskussionsgrundlage.

Wenn du davon ausgehst, dass die NATO ihr Bündnisfälle eh fabriziert und ihre Kriegsgründe erfindet, dann kann dir diese etwas weiter gefasste Definition von Bündnisfall auch egal sein.


Moderationshinweis:
Bleibt bitte Thematisch eng beim Thema Raumfahrt.
Sonst verlieren wir uns hier in Politikdiskussionen.

Offline pehy

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Re: Militärische Raumfahrt - Diskussion
« Antwort #9 am: 13. Juni 2021, 18:04:28 »
Du unterminiert deine eigene Diskussionsgrundlage.
Du missverstehst mich grundlegend. Ich stehe auf gar keiner Seite! Ich halte die gesamte derzeit weltweit gelebte Militärdoktrin für nicht hilfreich.
Zitat
Wenn du davon ausgehst, dass die NATO ihr Bündnisfälle eh fabriziert und ihre Kriegsgründe erfindet, dann kann dir diese etwas weiter gefasste Definition von Bündnisfall auch egal sein.
Genau das meine ich nicht! Die NATO verhält sich nicht wesentlich anders, als ihre (alleine schon die Definition des Begriffs ist schwierig) Gegner. Die ganze Weltgeschichte ist voll von echten und fabrizierten Vorfällen, die Kriege ausgelöst haben. Die allerwenigsten davon hätten nur durch militärische Aktionen gelöst werden können. Ich halte Militärbündnisse mit offensiver Komponente generell für einen Konstruktionsfehler, aber das ist wieder eine ganz andere Geschichte.

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Offline alepu

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Re: Militärische Raumfahrt - Diskussion
« Antwort #10 am: 13. Juni 2021, 20:49:45 »
Du hast nur allzu recht, aber für ein grundsätzlich anderes Verhalten müßtest du wohl die Menschheit neu erschaffen!
Es liegt in der Natur des Menschen und das ist wiederum ein Erbe unserer Vorfahren (und ich meine da die Vorfahren der *Uraffen*!). Wir wären nie soweit gekommen wenn das anders wäre.
Natürlich bleibt die Frage, ob so eine Denk- und Verhaltensweise heute noch angebracht ist.