Der Ablauf über die Zeit gesehen ist folgende:
1) Satellit und Rakete sind perfekt aufeinander abgestimmt. Man fliegt in den GTO
2) Die Rakete wird stärker. Die Satelliten bleiben unverändert. Man fliegt in den Super-GTO. Der Super-GTO hilft, die Inklination schneller abzubauen. Aber Super-GTO ist in der Summe schlechter.
3) Die Satelliten bekommen mehr Treibstoff (und mehr Ausrüstung). Man fliegt wieder in den GTO und ist wieder bei (1) angekommen.
Und genau der 3. Schritt scheint hier jetzt erreicht zu sein. Nachdem die Falcon lange überdimensioniert war für die Satelliten und man somit den Super-GTO fliegen konnte, stimmt mit Telsat19V das Verhältnis wieder perfekt. Natürlich ist es gefühlt ein Rückschritt, da man nur noch GTO statt Super-GTO schafft. Aber wenn dafür die Lebenszeit vom Satelliten länger ist, weil er mehr Treibstoffreserven hat, oder weil er einen Sender oder einen Akku mehr als Reserve hat, ist es kein Rückschritt, sondern ein Gewinn.
Es ist ein Gewinn in der Summe auf Grund des früheren Masseabwurfes. Je früher man Masse abwirft, desto weniger Masse muss man beschleunigen. Und hier hat der Satellit die Falcon9 früher abgeworfen. Früher = Besser. Damit ist die Falcon9 nicht schlechter, nur weil der Orbit kleiner ist.
Der Satellit wurde gestern aber nicht in einen GTO ausgesetzt sondern in eine sub-GTO, da das Apogeum nur 17836 km Höhe hatte statt 35786 km, dazu hatte der GTO 27° Inklination, die auch abgebaut werden müssen.
Es ergeben sich für den Flug von diesem sub-GTO in den GEO mehrere Strategien. Ich habe mal versucht diese durchzurechnen (mit entsprechender Variation der weiter oben diskutierten Rechenwege):
1. Erstes Bahnmaneuver: Anheben im GTO-Apogeum des GTO-Perigeums zum GEO, kein Inklinationsabbau;
Zweites Bahnmaneuver: Anheben im GTO-GEO-Transfer-Apogeums des GTO-GEO-Transfer-Perigeums zum GEO (Zirkularisierung) und Inklinationsabbau
Das ergibt ein gesamt Delta-v von 3315 m/s (1914 m/s + 1401 m/s)
2. Erstes Bahnmaneuver: Anheben im GTO-Apogeum des GTO-Perigeums zum GEO, mit Inklinationsabbau;
Zweites Bahnmaneuver: Anheben im GTO-GEO-Transfer-Apogeums des GTO-GEO-Transfer-Perigeums zum GEO (Zirkularisierung)
Das ergibt ein gesamt Delta-v von 2960 m/s (2512 m/s + 448 m/s)
3. Erstes Bahnmaneuver: Anheben im GTO-Perigeum des GTO-Apogeums zum GEO, kein Inklinationsabbau;
Zweites Bahnmaneuver: Anheben im GTO-GEO-Transfer-Apogeums des GTO-GEO-Transfer-Perigeums zum GEO (Zirkularisierung) und Inklinationsabbau
Das ergibt ein gesamt Delta-v von 2278 m/s (476 m/s + 1801 m/s)
4. Erstes Bahnmaneuver: Anheben im GTO-Perigeum des GTO-Apogeums zum GEO, mit Inklinationsabbau;
Zweites Bahnmaneuver: Anheben im GTO-GEO-Transfer-Apogeums des GTO-GEO-Transfer-Perigeums zum GEO (Zirkularisierung)
Das ergibt ein gesamt Delta-v von 6151 m/s (4677 m/s + 1474 m/s)
Das günstigste ist Variante 3. Das entspricht auch so in etwa den üblichen Darstellungen der Flugbahnen bei der Proton, wo erst zum Schluss die Inklination abgebaut wird (im erdferntesten Bahnpunk, daher ist ja auch super-GTO attraktiv für die Satelliten, wenn es die Rakete schafft.)