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  • Schiaparelli-Landung, ab 16:30 MESZ: 19. Oktober 2016

Schiaparelli-Landung

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Trillian

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Re: Schiaparelli-Landung
« Antwort #600 am: 28. Oktober 2016, 16:55:59 »
Um die Höhenangabe von -2500 Meter beurteilen zu können, muss man wissen auf welche Höhe über oder unter des Nullniveau der Landeplatz gelegt hat.
Auf der Erde ist das Nullniveau = Oberfläche Ozeane und Meere. Da der Mars über kein Wasser auf seiner Oberfläche hat, wird sein Nullniveau durch den Druck bestimmt.

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Offline Terminus

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Re: Schiaparelli-Landung
« Antwort #601 am: 28. Oktober 2016, 18:33:34 »
Ich hoffe auch das man aus den 600MB an Daten von Schiaparelli so viel lernen kann um 2020 den Rover sanft und heil absetzen.
...

woher kommt eigentlich diese Zahl? irgendewelche Quellen?

Sollte diese Datenmenge stimmen, ist es überhaupt möglich die live während des Abstiegs zu übertragen?  :o

Über diese Zahl habe ich mich auch gewundert, da an anderer Stelle, in einer der PKs glaube ich, von 20 MB die Rede war...  ???

Offline R2-D2

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Re: Schiaparelli-Landung
« Antwort #602 am: 28. Oktober 2016, 21:41:30 »
Um die Höhenangabe von -2500 Meter beurteilen zu können, muss man wissen auf welche Höhe über oder unter des Nullniveau der Landeplatz gelegt hat.
Auf der Erde ist das Nullniveau = Oberfläche Ozeane und Meere. Da der Mars über kein Wasser auf seiner Oberfläche hat, wird sein Nullniveau durch den Druck bestimmt.
Das Radar interessiert sich doch nicht für die Definition von Normal-Null, sondern misst "einfach" die Entfernung zur Oberfläche...
Im verlinkten Artikel steht es übrigens auch etwas klarer formuliert, nämlich dass z.B. eine "Höhe" bis 2500m unter der Marsoberfläche übermittelt wurde, was dann zum Fehler in der Navigationssoftware geführt haben kann.

Offline wulf 21

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Re: Schiaparelli-Landung
« Antwort #603 am: 28. Oktober 2016, 23:31:58 »
Korrektur: Du meinstes sicher Ersteres...

nein, ich meinte letzteres (bezogen auf "würde ein so großer schwarzer Fleck auch entstehen wenn es "nur" einen Aufschlag gab (ohne Explosion)"). Man sieht auf den Bildern z.B. auch beim eingeschlagenen Hitzeschild einen schwarzen Felck drumherum. Ein Einschlag reicht auch aus, um hellen Staub wegzubewegen, das war der Kern der Aussage, dass eine Explosion den Fleck größer macht, eine Einschränkung.

Offline R2-D2

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Re: Schiaparelli-Landung
« Antwort #604 am: 29. Oktober 2016, 11:23:47 »
Korrektur: Du meinstes sicher Ersteres...

nein, ich meinte letzteres (bezogen auf "würde ein so großer schwarzer Fleck auch entstehen wenn es "nur" einen Aufschlag gab (ohne Explosion)"). Man sieht auf den Bildern z.B. auch beim eingeschlagenen Hitzeschild einen schwarzen Felck drumherum. Ein Einschlag reicht auch aus, um hellen Staub wegzubewegen, das war der Kern der Aussage, dass eine Explosion den Fleck größer macht, eine Einschränkung.
Dann Sorry für meinen Einwand. Ich hatte das Ergebnis Deiner eigenen Argumentation, warum ein gößerer oder kleinerer Fleck entstehen soll, anders interpretiert. Nach nochmaligem Lesen liegt das hauptsächlich am letzten Satz - hier kommt nämlich noch eine 3. Variante ins Spiel. Letztlich meintest Du also wohl "ganz kleiner Fleck" ohne Treibstoff, "mittlerer Fleck" bei Crash mit Treibstoff, der beim Aufschlag als Medium verteilt wird, aber ohne Explosion, und noch "großer Fleck" bei Explosion am Boden. Deiner Meinung nach ist es dann die mittlere Variante...

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Offline Sensei

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Re: Schiaparelli-Landung
« Antwort #605 am: 29. Oktober 2016, 13:25:31 »
Es gibt offenbar Hinweise, dass unerwartet heftige Bewegungen des Fallschirms die "unsanfte" Landung Schiaparellis eingeleitet haben. Laut Rolf Densing sei das bei tausenden Versuchen zuvor nur einige Male aufgetreten. In der Folge hätte der Radarhöhenmesser falsche Werte, wie z.B. 2500 Meter unter der Oberfläche gemeldet...
http://abenteuer-astronomie.de/schwankte-schiaparelli-zu-heftig-seinem-fallschirm/

Wie schafft man es tausende! Versuche zu absolvieren? Einfache Simulationen der Schirmentfaltung am Rechner?

Wie schafft es ein Radar negative Werte zu produzieren? Braucht man dazu nicht negative Signallaufzeiten?

UND: Wenn es auch nur bei einigen versuchen so katastrophal fehl schlug versteh ich nicht warum man nichts dagegen unternommen hatte. Oder gab es Gegenmaßnahmen und sie waren nur nicht ausreichend?


Die Aufklärung dieses ganzen Falles könnte echt noch "interessant" werden..

Offline wulf 21

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Re: Schiaparelli-Landung
« Antwort #606 am: 29. Oktober 2016, 13:49:21 »
Wie schafft es ein Radar negative Werte zu produzieren? Braucht man dazu nicht negative Signallaufzeiten?

[Spekulation]
Ich kann es mir nur so vorstellen: Das Radargerät hat einen Sender, der Radarpulse aussendet, einen Empfänger, der das Echo empfängt und eine Software, die abgesendete Impulse und empfangene Echos einander zuordnet und dann die laufzeit ermittelt. Diese Zuordnung könnte über den Frequenzverlauf eines Impulses funktionieren. Wenn dieser Verlauf z.B. durch den Dopplereffekt, ausgelöst durch die unerwartet starken Schwankungen, gestört wird, könnte irrtümlich ein vorher empfanges Echo einem gerade erst gesendeten Impuls zugeodnet worden sein --> negative Signallaufzeit
[/Spekulation]

Aber um diese Frage wirklich zu beantworten, bräuchte man einen tieferen Einblick in die Funktion des Radarsystems.

Re: Schiaparelli-Landung
« Antwort #607 am: 29. Oktober 2016, 14:34:50 »
Ich denke, man sollte sich überlegen, von Fallschirmlndungen auf dem Mars wegzukommen. Sie sparen nicht allzu viel dV und erhöhen die Komplexität des Maneuvers dramatisch. Und nicht zuletzt sind die auch immer ein Risiko. Während der MER Entwicklung sind mehrere Fallschirme gerissen, ebenso während der Entwicklung von Curi. Der Fallschrim muss in so einem großen Geschwindigkeitsbereich funktionieren dass er sehr komplex zu entwickeln ist. Und die Endgeschwindingkeit ohne Fallschirm auf dem Mars dürfte so bei etwa 300-400 m/s liegen, die dann noch mit Triebwerken abgebremst werden muss. Man hat inzwischen auch nicht mehr so niedrige Massekapazitäten zum Mars, da kann man genug Treibstoff für ne Landung einpacken...
"Dragon 2 is designed to be able to land anywhere in the solar system. Red Dragon Mars mission is the first test flight." - Elon Musk

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Offline Sensei

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Re: Schiaparelli-Landung
« Antwort #608 am: 29. Oktober 2016, 14:52:54 »
Was sind denn bisher so die Massekapazitäten bis zum Mars(orbit) bei Atlas/Ariane?

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Online Duncan Idaho

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Re: Schiaparelli-Landung
« Antwort #609 am: 29. Oktober 2016, 15:22:35 »
Ich hoffe auch das man aus den 600MB an Daten von Schiaparelli so viel lernen kann um 2020 den Rover sanft und heil absetzen.
...

woher kommt eigentlich diese Zahl? irgendewelche Quellen?

Sollte diese Datenmenge stimmen, ist es überhaupt möglich die live während des Abstiegs zu übertragen?  :o

Über diese Zahl habe ich mich auch gewundert, da an anderer Stelle, in einer der PKs glaube ich, von 20 MB die Rede war...  ???

Die Daten wurden ja von Schiaparelli an die indische Bodenstation und den TGO ungerichtet übertragen.
Der TGO hat dann später laut PK 600MB an die ESA übermittelt welche momentan noch ausgewertet werden.
600MB sind schon eine menge Holz. Mich hat´s auch erstaunt, kann auch sein das da Daten dabei sind, die nur den TGO betreffen.
Es würde mich wundern wenn die indische Bodenstation alle Telemetriedaten auswerten konnte.
Ich denke nicht das man solche Datenmengen "live" über solch große Entfernungen übertragen kann.

Quelle: http://ythd.pk/watch/gYKbYMWvaGQ/live-press-conference-on-exomars-mission-status-update.html
Minute: 26:00

Gruß
Marcus
#I NEVER WANT TO HOLD/SCRUB AGAIN. \\//_

Dentec

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Re: Schiaparelli-Landung
« Antwort #610 am: 29. Oktober 2016, 15:26:06 »

Es würde mich wundern wenn die indische Bodenstation alle Telemetriedaten auswerten konnte.
Ich denke nicht das man solche Datenmengen "live" übertragen kann.



So weit ich es verstanden habe, hat man mit der Bodenstation keine Telemetrie empfangen, sondern nur das Trägersignal. Mittels Dopplerverschiebung konnte man aber immerhin Geschwindigkeitsänderungen beim Eintritt usw. messen.

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Online Duncan Idaho

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Re: Schiaparelli-Landung
« Antwort #611 am: 29. Oktober 2016, 15:29:22 »

Es würde mich wundern wenn die indische Bodenstation alle Telemetriedaten auswerten konnte.
Ich denke nicht das man solche Datenmengen "live" übertragen kann.



So weit ich es verstanden habe, hat man mit der Bodenstation keine Telemetrie empfangen, sondern nur das Trägersignal. Mittels Dopplerverschiebung konnte man aber immerhin Geschwindigkeitsänderungen beim Eintritt usw. messen.

Das ist auch meine Einschätzung.
#I NEVER WANT TO HOLD/SCRUB AGAIN. \\//_

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Offline MR

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Re: Schiaparelli-Landung
« Antwort #612 am: 29. Oktober 2016, 16:37:55 »
Ich denke, man sollte sich überlegen, von Fallschirmlndungen auf dem Mars wegzukommen. Sie sparen nicht allzu viel dV und erhöhen die Komplexität des Maneuvers dramatisch. Und nicht zuletzt sind die auch immer ein Risiko. Während der MER Entwicklung sind mehrere Fallschirme gerissen, ebenso während der Entwicklung von Curi. Der Fallschrim muss in so einem großen Geschwindigkeitsbereich funktionieren dass er sehr komplex zu entwickeln ist. Und die Endgeschwindingkeit ohne Fallschirm auf dem Mars dürfte so bei etwa 300-400 m/s liegen, die dann noch mit Triebwerken abgebremst werden muss. Man hat inzwischen auch nicht mehr so niedrige Massekapazitäten zum Mars, da kann man genug Treibstoff für ne Landung einpacken...

Auf der einen Seite hast du Recht, auf der anderen aber nicht. Klar ist ein Fallschirm für den Mars sehr komplex zu entwickeln, nicht zuletzt weil man ihn auf der Erde nicht vernünftig testen kann. Aber bei allen westlichen Landungen haben die Fallschirme fehlerfrei funktioniert. Egal ob Mars Polar Lander, Beagle 2 oder jetzt Schiaparelli, alle Fallschirme arbeiteten wie geplant.

Auf der anderen Seite wäre es tatsächlich sinnvoll, von Fallschirmlandungen auf dem Mars wegzukommen. Will man einen Fallschirm einsetzen, muss das Landegebiet tief liegen. Damit fallen viele wissenschaftlich interessante Gebiete weg.

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Offline Sensei

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Re: Schiaparelli-Landung
« Antwort #613 am: 29. Oktober 2016, 16:51:49 »
Und noch zwei punkte die gegen Fallschirme sprechen: Sie vergrößern wesentlich die Landeelipse und sind ungeeignet für wesentlich schwere Nutzlasten (in hinblick auf human landing)

Re: Schiaparelli-Landung
« Antwort #614 am: 29. Oktober 2016, 18:48:31 »
Was sind denn bisher so die Massekapazitäten bis zum Mars(orbit) bei Atlas/Ariane?

Das MSL waren 3400kg Nutzlast auf Fluchtbahn gebracht auf einer Atlas V 541. (Es geht also noch ein Booster mehr). Zumindest in den GTO schafft die A5 mehr, also würde ich so 4000kg - 4500kg schätzen. TGO war beim Start 4300kg schwer, was so ziemlich dem Maximum einer Proton-M/Briz-M Kombination entsprechen dürfte, war allerdings auch nicht ganz auf einer Mars-Transfahrbahn.

Dann geht dann nochmal ein gewisser Teil für die Cruise-Stage ab, aber so ca3000kg Eintrittsmasse sollten inzwischen möglich sein.

MR: Das EDM würde ich aus der Liste erstmal noch raus nehmen bis die Ursache komplett geklärt ist. Wie war das denn bei den russischen Missionen? War da jemals der Fallschirm ein Problem? Ich kenn mich da leider nicht so gut aus.
Aber selbst wenn der Fallschirm nicht das direkte Problem ist, so verkompliziert er doch den gesamten Aufbau und kann in der Folge durchaus zum Problem werden. Außerdem entstehen dadurch viel abruptere Bewegungen die den Sensorik von den Signalen der abrupten Landung unterscheiden können muss.
 Eine Triebwerkslandung ist prinzipiell erstmal simpel, solange man den Treibstoff Verbrauch nicht komplett durchoptimiert oder eine extreme Genauigkeit benötigt (also die beiden Eigenschaften, die die Stufen-Landungen von SpX so kompliziert machen)
"Dragon 2 is designed to be able to land anywhere in the solar system. Red Dragon Mars mission is the first test flight." - Elon Musk

Trillian

  • Gast
Re: Schiaparelli-Landung
« Antwort #615 am: 29. Oktober 2016, 19:48:14 »
Das Problem bei Einsätzen von Fallschirmen ist der Wind. Der Mars Pathfinder könnte durch Winde während der Fallschirmphase nach unten gedrückt worden sein. --> https://www.bernd-leitenberger.de/mpf.shtml

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Offline Terminus

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Re: Schiaparelli-Landung
« Antwort #616 am: 29. Oktober 2016, 21:11:39 »
Das Problem bei Einsätzen von Fallschirmen ist der Wind. Der Mars Pathfinder könnte durch Winde während der Fallschirmphase nach unten gedrückt worden sein. --> https://www.bernd-leitenberger.de/mpf.shtml

Die Stelle habe ich jetzt auch noch mal nachgelesen:

Zitat
Es zeigte sich, dass der Pathfinder sehr viel schneller fiel als geplant. Eine Geschwindigkeit von nur 50 m/s war geplant. Schuld daran waren starke horizontale Winde, die den Pathfinder beschleunigten.

Das ist etwas missverständlich ausgedrückt. Die Frage ist, ob man mit dem Wort "fallen" die reine Fallgeschwindigkeit vertikal zum Boden meint oder die Gesamtgeschwindigkeit relativ zur Luft ;) . Gemeint ist wohl, dass zur vertikalen Fallgeschwindigkeit noch eine horizontale Geschwindigkeitskomponente dazu kam, da der Rover durch Querwinde seitlich "beschleunigt", d.h. abgetrieben wurde. Er ist also zwar nicht "schneller nach unten gedrückt worden", aber wohl zur Seite, so dass die resultierende Gesamtgeschwindigkeit 65 ms/ statt der geplanten 50 ms/s betruf. Und diese resultierende Geschwindigkeit ist ja letztlich für den Fallschirm entscheidend, die muss er aushalten.

Zitat
Um diese horizontale Bewegung auszugleichen bekamen die nächsten Sonden, die ohne Triebwerke landeten ein zusätzliches Raketentriebwerk, welches die horizontale Bewegung reduzieren sollte.

Echt?

tonthomas

  • Gast
Re: Schiaparelli-Landung
« Antwort #617 am: 29. Oktober 2016, 21:30:42 »
...
Zitat
Um diese horizontale Bewegung auszugleichen bekamen die nächsten Sonden, die ohne Triebwerke landeten ein zusätzliches Raketentriebwerk, welches die horizontale Bewegung reduzieren sollte.
Echt?
Pathfinder:
- Spacecraft rapidly decelerates in the atmosphere using the heatshield
- Parachute deploys
- Heat shield separates
- Lander releases from backshell, descends on bridle
- Radar altimeter returns information on altitude
- Airbags inflate
- Rocket-assisted deceleration (RAD) engines fire
- Bridle cable is cut
Quelle: http://www.jpl.nasa.gov/news/press_kits/mpfland.pdf

Zum RAD siehe auch http://mars.nasa.gov/MPF/mpf/rad.html . Insbesondere: "... atmosphere of Mars is quite thin ... the parachute which is used before firing the rockets cannot slow down ... enough.... Without the rockets, Pathfinder would land at about 62 m/s, which is about as fast as an Indy 500 race car. Also without ... the rockets, the airbags ... would not protect Pathfinder sufficiently, and the spacecraft would crash...".

Die Airbags übrigens als Schutz auch vor Oberflächen- / Seitenwinden bzw. Beschleunigung durch diese.

;-) So eine Art Feststoff-Skycrane, der seine Nutzlast einfach fallen und los lässt, weshalb man letztere in Airbags einpackt.

MER:
"The backshell carries a deceleration meter used to determine the right moment for deploying the parachute. Solid-fuel rockets mounted on the underside of the shell reduce vertical velocity and any excessive horizontal velocity just before landing. " heisst es in http://www.jpl.nasa.gov/news/press_kits/merlandings.pdf .

Naja, da gabs halt Feststoff-Bremsraketen, die man kurz vor einem Bodenkontakt gezündet hat. Glaube kaum, dass die besondere, nicht im Flugprogramm berücksichtigte Beschleunigungen zusätzlich hätten ausgleichen können.

Für die Lander mit den Hydrazin-Brems-und-Landetriebwerken (z.B. Phoenix) sieht das anders aus, denke ich - wenn man Zeit/Höhe und Treibstoff hat. Auch so ein System wird nicht mit beliebigen Fall- und Seitenwinden klarkommen.

Den Satz "Um diese horizontale Bewegung auszugleichen bekamen die nächsten Sonden, die ohne Triebwerke landeten ein zusätzliches Raketentriebwerk, welches die horizontale Bewegung reduzieren sollte." bei Leitenberger finde ich seltsam. Welchen US-Lander ohne Triebwerk gab es denn? Und Lander ohne Triebwerke, die ein Triebwerk (wohl eher mehrere) bekamen, sind Lander mit Triebwerken ... . Es wird ein Schuh draus, wenn man die Bremsraketen, die bei bestimmten Konstruktionen an der Backshell waren, nicht dem Lander zuschreibt ... . Aber macht das Sinn? Man könnte Fähigkeiten, Leistungen und Reserven der kompletten Landesysteme vergleichen ...

Gruß   Pirx
« Letzte Änderung: 29. Oktober 2016, 22:52:35 von Pirx »

tonthomas

  • Gast
Re: Schiaparelli-Landung
« Antwort #618 am: 29. Oktober 2016, 22:41:21 »
Es gibt offenbar Hinweise, dass unerwartet heftige Bewegungen des Fallschirms die "unsanfte" Landung Schiaparellis eingeleitet haben. Laut Rolf Densing sei das bei tausenden Versuchen zuvor nur einige Male aufgetreten. In der Folge hätte der Radarhöhenmesser falsche Werte, wie z.B. 2500 Meter unter der Oberfläche gemeldet...
http://abenteuer-astronomie.de/schwankte-schiaparelli-zu-heftig-seinem-fallschirm/
Im Kontext "Schwingen am Fallschirm" interessant auf http://mars.nasa.gov/MPF/mpf/edl/edl1.html zum Pathfinder:  "The parachute is similar in design to those used for the Viking program but has a wider band around the perimeter which helps minimize swinging."

Gruß    Pirx

Re: Schiaparelli-Landung
« Antwort #619 am: 30. Oktober 2016, 00:27:56 »
Ich hoffe auch das man aus den 600MB an Daten von Schiaparelli so viel lernen kann um 2020 den Rover sanft und heil absetzen.
...

woher kommt eigentlich diese Zahl? irgendewelche Quellen?

Sollte diese Datenmenge stimmen, ist es überhaupt möglich die live während des Abstiegs zu übertragen?  :o

Über diese Zahl habe ich mich auch gewundert, da an anderer Stelle, in einer der PKs glaube ich, von 20 MB die Rede war...  ???

Die Daten wurden ja von Schiaparelli an die indische Bodenstation und den TGO ungerichtet übertragen.
Der TGO hat dann später laut PK 600MB an die ESA übermittelt welche momentan noch ausgewertet werden.
600MB sind schon eine menge Holz. Mich hat´s auch erstaunt, kann auch sein das da Daten dabei sind, die nur den TGO betreffen.
Es würde mich wundern wenn die indische Bodenstation alle Telemetriedaten auswerten konnte.
Ich denke nicht das man solche Datenmengen "live" über solch große Entfernungen übertragen kann.

wenn ich das hier
( http://blogs.esa.int/rocketscience/2016/10/18/listening-to-an-alien-landing/ ) richtig verstehe, ist lediglich die Flugbahn + Ablaufsequenzen übertragen/empfangen worden und die Sensordaten sollten am Boden übertragen werdend.
Dem nach wären ja sämtliche Sensordaten verloren gegangen  :-\
Korrigiert mich bitte wenn ich falsch liegen sollte.

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Offline MR

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Re: Schiaparelli-Landung
« Antwort #620 am: 30. Oktober 2016, 00:59:45 »
Wenn das wirklich stimmt, dann war das ganze Ding wirklich ein totaler Reinfall...

Offline Hugo

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Re: Schiaparelli-Landung
« Antwort #621 am: 30. Oktober 2016, 01:16:31 »
Zitat
Schiaparelli (...) will then transmit all the way down through the descent and for around 15 minutes after touchdown. It will then switch to sleep
Quelle: ESA

Das lese ich so, daß die Daten während des Fluges nach unten kontinuierlich gesendet werden. Gesendet wird mit UHV. UHV hat genügend Leistung für bewegte Farbbilder, damit gehen Sensordaten Problemlos. Somit fehlen "nur" die letzten 15 Minuten an Daten, da dann der Standby eingeleitet worden wäre.

Re: Schiaparelli-Landung
« Antwort #622 am: 30. Oktober 2016, 12:28:51 »
Ich denke, man sollte sich überlegen, von Fallschirmlndungen auf dem Mars wegzukommen. Sie sparen nicht allzu viel dV und erhöhen die Komplexität des Maneuvers dramatisch. Und nicht zuletzt sind die auch immer ein Risiko. Während der MER Entwicklung sind mehrere Fallschirme gerissen, ebenso während der Entwicklung von Curi. Der Fallschrim muss in so einem großen Geschwindigkeitsbereich funktionieren dass er sehr komplex zu entwickeln ist. Und die Endgeschwindingkeit ohne Fallschirm auf dem Mars dürfte so bei etwa 300-400 m/s liegen, die dann noch mit Triebwerken abgebremst werden muss. Man hat inzwischen auch nicht mehr so niedrige Massekapazitäten zum Mars, da kann man genug Treibstoff für ne Landung einpacken...

aber ist ein fallschirm nicht zuverlässiger, besonders bei diesen Geschwindikeiten? kann mir vorstellen das es verdammt schwer ist mit Triebwerken da gegen zu steuern ohne das Gefährt anfängt rum zu rödeln. Kleiner Impuls auf einer Seite nicht gleich den anderen, schwupps unkontrolliert...
Zudem ist doch ein Fallschirm sicher günstiger als Düsen oder? (kenne mich mit den Finanziellen Daten nicht so aus)

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aber das gehört gerade hier nicht mehrh rein. hat ja nichts mehr mit Schiaparelli zu tun ;)

Offline Hugo

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Re: Schiaparelli-Landung
« Antwort #623 am: 30. Oktober 2016, 13:09:27 »
Schiarapelli hatte drei Möglichkeiten, seine Geschwindigkeit zu reduzieren.

1) Luftreibung. Es wird gegen die Atmosphäre gerichtet. Die Luft bremst jetzt. Die Extrem hohen Geschwindigkeiten erzeugen extrem durch die Reibung hohe Temperaturen. Daher ist ein Hitzeschild erforderlich. Irgendwann sinkt die Geschwindigkeit und man wird nicht mehr langsamer. Auf dem Mars ist das besonders negativ, die Atmosphäre ist so groß, daß man ein Hitzeschild braucht, aber so klein, daß man nur recht wenig bremsen kann.

2) Fallschirme. Es wird wieder gegen die Atmosphäre gebremst. Der Vorteil ist, man benötigt keinen Treibstoff. Man kann also mehr Bremsen, mit weniger Material/Bauteilen. Wenn Fallschirme gut gebaut sind, entfalten sie Sich mit der Zeit. Anfangs sind sie noch klein und bremsen wenig, dann entfalten sie Sich weiter, werden größer und bremsen immer mehr. Seht gut sieht man das auf Videos von Blue Origin. Fallschirme haben einen nachteil, man kann mit ihnen nicht auf Null bremsen.

3) Triebwerke. Sie sind sicher am Komplexesten, aber sie sind auf dem Mars notwendig um "auf Null" zu bremsen. Ein kleiner Impuls auf einer Seite wird von der Software mit einem kleinen Gegenlenken ausgeglichen, das überschätzt man gerne, Objekte sind hier relativ stabil.

Schiaparelli hatte alles drei. Somit muss man drei Techniken beherrschen. Leide ist die dritte schief gelaufen.

tonthomas

  • Gast
Re: Schiaparelli-Landung
« Antwort #624 am: 30. Oktober 2016, 13:19:11 »
...
Schiaparelli hatte alles drei. Somit muss man drei Techniken beherrschen. Leide ist die dritte schief gelaufen.
? Der Triebwerksblock selber war imho sicher nicht das Problem. Und 1 ODER 2 ODER 3 auch nicht. Unscharf formuliert sieht das, was passierte, für mich nach einem Logikproblem aus, das nach einem unerwarteten Verhalten des Fallschirmsystems zu Tage trat.

Gruß   Pirx