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  • Schiaparelli-Landung, ab 16:30 MESZ: 19. Oktober 2016

Schiaparelli-Landung

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Re: Schiaparelli-Landung
« Antwort #525 am: 23. Oktober 2016, 21:18:08 »
Mal ne blöde Frage, warum lässt man nicht einfach die Amis Exomars landen?

Falscher Stolz?

Micha

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Online Nitro

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Re: Schiaparelli-Landung
« Antwort #526 am: 23. Oktober 2016, 21:22:24 »
Mal ne blöde Frage, warum lässt man nicht einfach die Amis Exomars landen?

Man wollte mit der NASA ganz zu Anfang zusammen arbeiten, aber die ist aus finanziellen Gründen damals abgesprungen. Als Alternative hat man dann die Russen ins Boot geholt.
Bevor man einen Beitrag letztendlich abschickt sollte man ihn sich noch ein letztes Mal durchlesen und sich dabei überlegen ob man ihn genau in diesem Wortlaut auch Abends seinem Partner und/oder Kindern ohne Bedenken vorlesen würde.

tozi

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Re: Schiaparelli-Landung
« Antwort #527 am: 23. Oktober 2016, 21:24:01 »
Mal ne blöde Frage, warum lässt man nicht einfach die Amis Exomars landen?

Falscher Stolz?

Micha
Man möchte zeigen, dass man es kann. Es kann doch nicht sein dass die Amerikaner oder die Chinesen etwas können was wir nicht können.

Offline wulf 21

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Re: Schiaparelli-Landung
« Antwort #528 am: 23. Oktober 2016, 21:25:21 »
Darf ich bitte mal was fragen... und das mache ich mit aller zu Gebote stehenden Naivität was Bahnen und Berechnungen angeht, denn ich habe eine tiefe Mathe-Abneigung, die mich fast das Abi gekostet hätte... :D

Curiosity brauchte "Seven minutes of terror"... Schiaparelli nur sechs. Hat das mit dem unterschiedlichen Gewicht zu tun, anderen Unterschieden der beiden Missionen oder was machen wir anders?

Auf Anhieb fallen mir da 2 Dinge ein:

1. Curiosity hat, um die Landeelipse präziser zu machen, tatsächlich so eine Art "Segelflug" beim Abstieg hingelegt, bevor der Fallschirm geöffnet wurde. Das sind die 3 Bögen links-rechts-links in den Landeanimationen nach dem Eintritt aber vor dem Öffnen des Fallschirms. D.h. in SEHR begrenztem Umfang wurde aerodynamischer Auftrieb genutzt (Zitat: "In etwa die Flugeigenschaften eines Ziegelsteins") und dadurch die horizontale Flugrichtung und die zurückgelegte Strecke über Boden in der Atmosphäre beeinflusst. Meines Wissens war dies bei Schiaparelli nicht der Fall.

2. Das Skycrane-Manöver bedingt einige Sekunden Schwebeflug beim herablassen. Eventuell hat man die Zeit, bis man sich sicher war, dass der Skycrane nicht auf Curiosity gefallen ist, auch mit zu den 7 minutes of terror gezählt. Könnte also auch eine Frage der Definition des Anfangs und Endzeitpunktes des EDL-Manövers sein.

tozi

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Re: Schiaparelli-Landung
« Antwort #529 am: 23. Oktober 2016, 21:25:36 »
Mal ne blöde Frage, warum lässt man nicht einfach die Amis Exomars landen?

Man wollte mit der NASA ganz zu Anfang zusammen arbeiten, aber die ist aus finanziellen Gründen damals abgesprungen. Als Alternative hat man dann die Russen ins Boot geholt.
Formal richtig. Aber wer Politik kennt dem ist klar, dass das eine Ausrede war. . Geld ist genug da. Die Frage ist nur wofür man es ausgibt.
Würde es nur um Forschung gehen, dann würde man eine Planetrare Weltraumargentur gründen und nicht das Rad 2 mal erfinden.
Ändern würde sich das Nur wenn der Planet z.B. von eimem Asteroiden bedroht wäre und mit einer Kathastrophe biblischen Aussmasses zu rechnen wäre .

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Re: Schiaparelli-Landung
« Antwort #530 am: 23. Oktober 2016, 21:37:18 »
Wo waren die Amis 1976 den im Vorteil gegen uns heute? Eventuell durch die vorher autonom gelaufenen Lunar Lander?

Micha

Re: Schiaparelli-Landung
« Antwort #531 am: 23. Oktober 2016, 22:10:45 »
Mal ne blöde Frage, warum lässt man nicht einfach die Amis Exomars landen?

Man wollte mit der NASA ganz zu Anfang zusammen arbeiten, aber die ist aus finanziellen Gründen damals abgesprungen. Als Alternative hat man dann die Russen ins Boot geholt.
Formal richtig. Aber wer Politik kennt dem ist klar, dass das eine Ausrede war. . Geld ist genug da. Die Frage ist nur wofür man es ausgibt.
Würde es nur um Forschung gehen, dann würde man eine Planetrare Weltraumargentur gründen und nicht das Rad 2 mal erfinden.
Ändern würde sich das Nur wenn der Planet z.B. von eimem Asteroiden bedroht wäre und mit einer Kathastrophe biblischen Aussmasses zu rechnen wäre .
Toll wie gut du dich auskennst.
Ist leider trotzdem falsch, es war geplant, dass die NASA den SkyCrane bereitstellt und somit das selbe Landemaneuver durchgeführt wie bei Curiosity. Dann wurde der NASA das Budget gestrichen und JWST immer teurer und ExoMars war raus.

Und natürlich werden die Amis nicht die Baupläne vom SkyCrane rausrücken, aus offensichtlichen Gründen werden zwischen den Agenturen zwar wissenschaftliche Daten aber keine Baupläne etc. ausgetauscht


@Avatar: Man darf nicht unterschätzen, wie hilfreich die Erfahrungen der frühen Raumfahrt für die Amis sind.
Als Beispiel (das auch auf deine Frage bzgl. der 7 Min. Abstiegsphase einbezieht):
Bei der Landung von Curi waren Center of Lift und Center of Mass nicht auf der Rotationsachse, weshalb die Kapsel einen gewissen Auftrieb hatte. Das ermöglicht einerseits, länger durch die Atmosphäre zu fliegen, dadurch mehr Geschwindigkeit abzubauen und im Endeffekt höher Landen zu können. Curi konnt auf einer Höhe von +3.5 km landen, de früheren Lander bei ca -1km. Und der zweite Vorteil dieser Technik ist, dass man durch Rotation der Kapsel die Flugrichtung steuern kann, was eine deutlich präzisere Landung ermöglicht. Dadurch gibt es viel mehr mögliche (und interessante) Landeplätze, man braucht nämlich keine 100km lange flache Einöde als Ladeplatz.
Jetzt kommt aber der Punkt: Diese Steuertechnik ist direkt abgeleitet von den Apollo Kapseln. Und das zeigt, wie viel die ESA aufzuholen hat!
"Dragon 2 is designed to be able to land anywhere in the solar system. Red Dragon Mars mission is the first test flight." - Elon Musk

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Offline tomtom

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Re: Schiaparelli-Landung
« Antwort #532 am: 23. Oktober 2016, 22:16:26 »
Ich würde sagen, man hatte damals über 5 Jahre Entwicklungszeit 4-5000 Entwickler beschäftigt und 1 Mrd $ (Stand Anfang 70er) zur Verfügung.
Im Zweifel hilft die Such-Funktion:
https://forum.raumfahrer.net/index.php?action=search

tozi

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Re: Schiaparelli-Landung
« Antwort #533 am: 23. Oktober 2016, 22:20:27 »
Ist leider trotzdem falsch, es war geplant, dass die NASA den SkyCrane bereitstellt und somit das selbe Landemaneuver durchgeführt wie bei Curiosity. Dann wurde der NASA das Budget gestrichen und JWST immer teurer und ExoMars war raus.

Richtig es wurde das Geld gestrichen . Von der Politik. Dies ist das einfachste Mittel etwas zu verhindern . Passiert in der Politik öfters. Man kann doch schlecht sagen , NASA du darftst das nicht mit der ESA zusammen machen .. Wenn aber leider kein Geld da ist was will man da machen ?
Für Apollo war ja auch Geld da. Und nicht wenig. Es war kalter Krieg. Und es war nicht etwa so dass die Amerikaner im Geld geschwommen sind. Und für die nat. Verteidigung war Apollo sicher nicht nötig .
Das Streichen des Geldes bedeutet nur dass die amerik. Politik es nicht wollte warum auch immer. Man müsse mal genau auf das Datum schauen und dann schauen ob Europa etwas gemacht hat, was denen nicht gepasst hat.


Edit tomtom: es ist ausreichend, den Teil zu zitieren, auf den man sich bezieht.
« Letzte Änderung: 23. Oktober 2016, 22:32:31 von tomtom »

tozi

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Re: Schiaparelli-Landung
« Antwort #534 am: 23. Oktober 2016, 22:31:51 »
Ich würde sagen, man hatte damals über 5 Jahre Entwicklungszeit 4-5000 Entwickler beschäftigt und 1 Mrd $ (Stand Anfang 70er) zur Verfügung.

Und es war kalter Krieg.  Und es durfte kein 2 . "Sputnik " geben . Da spielte Geld keine Rolle.

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Offline Terminus

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Re: Schiaparelli-Landung
« Antwort #535 am: 23. Oktober 2016, 22:59:01 »
Curiosity brauchte "Seven minutes of terror"... Schiaparelli nur sechs. Hat das mit dem unterschiedlichen Gewicht zu tun, anderen Unterschieden der beiden Missionen oder was machen wir anders?

Hab mich auch ein bisschen gewundert, kann aber auch nur vermuten: Vielleicht kommt Schiaparelli wegen seiner kleineren Grundfläche schneller durch die Atmosphäre? Oder die Atmosphäre ist zu dieser Jahreszeit niedriger als bei Curis Ankunft?  :-\

Trillian

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Re: Schiaparelli-Landung
« Antwort #536 am: 24. Oktober 2016, 12:10:00 »
Der grosse Unterschied zwischen EDM und Curiosity ist die Sky-Crane-Phase, dazu sollte Curiosity nach 355 Sekunden nach dem Atmosphäreneintritt eine Höhe von 21 Höhe Meter über der Oberfläche mit einer Sinkgeschwindigkeit von nur noch 0,75 Meter pro Sekunde erreichen.
--> https://www.raumfahrer.net/raumfahrt/curiosity/msl_edl.shtml
--> https://de.wikipedia.org/wiki/Mars_Science_Laboratory

Dann gibt es wohl noch kleinere Unterschiede; die Höhe des Atmosphäreneintritts, EDM bei 122 km, Curiosity 125-127 km (je nach Quelle). Die Horizontale Geschwindigkeit wird wohl auch Unterschiedlich gewesen sein (kurz oder lang reinkommen).

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Offline roger50

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Re: Schiaparelli-Landung
« Antwort #537 am: 24. Oktober 2016, 16:55:19 »
Moin,

hier noch ein interessanter Artikel von Michael Khan über das, was geschehen ist (in deutsch).

Khan ist Leiter des Exomars Mission Analyses Team der ESA:

http://scilogs.spektrum.de/go-for-launch/schiaparelli-landung-fehlschlag-auf-der-zielgeraden/

Gruß
roger50

tozi

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Re: Schiaparelli-Landung
« Antwort #538 am: 24. Oktober 2016, 18:35:42 »


Khan ist Leiter des Exomars Mission Analyses Team der ESA:

http://scilogs.spektrum.de/go-for-launch/schiaparelli-landung-fehlschlag-auf-der-zielgeraden/


Fragen zum Verständnis dazu.
Er schreibt:"Im Kontrollraum konnte man Diagramme mit dem Zeitverlauf der Signalstärke und der Dopplerverschiebung des Signals sehen, so wie es ab 15:38 MESZ vom GMRT-Radioteleskoparray in Pune (Indien) empfangen wurde. Empfangen wurden von Pune wohlgemerkt nur das Signal, nicht die Telemetrie – also keine Daten von Schiaparelli. Die messbare Dopplerverschiebung und auch die Signalstärke stellen allerdings auch Daten dar – man kann daraus etwas berechnen und ableiten. "
Sehe ich Nachstehendes  so richtig?
Aus der Doppler Verschiebung kann man ableiten, dass der Fallschirm geöffnet hat. Es trit eine Verzögerung ein, die nur so zu erklären ist.
Gleiches  für die Absprengung des Fallschirmes. Es tritt eine Beschleunigung auf, die nur so zu erklären ist.
Daraus kann ich ableiten, wann und bei welcher Geschwindigkeit Ereignisse eingetreten sind und dies mit dem Soll vergleichen.
Weiter schreibt er :
"Eigentlich hätte Schiaparelli noch 15 Minuten nach der Landung (Signalempfangszeit ca. 16:59 MESZ) weiter senden müssen. Bereits deutlich vor der wahrscheinlichen Landezeit war jedoch plötzlich Schluss. Zwar konnte zu diesem Zeitpunkt noch niemand wissen, was vorgefallen war. Der Verlust des Signals war jedoch kein gutes Zeichen. "
Allso mussten doch schon zu dem Zeitpunkt alle Alarmglocken läuten.
Dann am Abend kam die Telemetrie.
Dort konnte man sehen:
"Auch der Abwurf des hinteren Teils des Hitzeschilds mit dem daran befestigten Fallschirm war erfolgreich. Dies geschah allerdings zu früh- nicht in 1.3 km Höhe, sondern deutlich höher, vielleicht bis zu 4 km über der Oberfläche."
und weiter
"Die Triebwerke wurden gestartet und liefen eine kurze Zeit, bis sie wieder abgeschaltet wurden. Es wurde noch eine kurze Zeit danach Telemetrie gesendet."
Damit war doch schon in der Nacht klar, dass das Teil aus zu grosser Höhe runterkam.

Dann schreibt er :"Selbst aus 2 km Höhe mit 60 m/s Anfangsgeschindigkeit komme ich auf fast 500 km/h theoretische Aufschlaggeschwindigkeit, was immer noch über der Gleichgewichtsgeschwindigkeit liegt.

Fazit: Der Aufprall erfolgte mit „terminal velocity“. "

Dies deckt sich auch mit den Berechnungen von user Hugo.
Bedeutet aber auch , dass genaue Berechnungen nicht nötig sind. Egal welcher Winkel, welche Reibung , ob nun 2000 m oder 4000 das konte der Lander nicht überleben.
Das war doch  dann schon überschlagsweise in der Nach zu Donnerstag bekannt. Einzig warum nicht .
Sehe ich das so richtig ?
Wenn ja wie ist dann die PK vom Donnerstag zu verstehen ?
Wenn ich den Artikel richtig verstehe war doch schon Mittwoch 17h klar dass es grössere Probleme gab und ein Absturz warscheinlich ist. Ein Blick auf die Telemetrie dann in der Nacht sollte die Bestätigung gebracht haben.
Oder was sehe ich falsch ?
Verstehen würde ich wenn der Länder statt aus 2 m aus 10 m gefallen wäre. Da müsste man prüfen ob er überlebt hat. Aber bei den Daten verstehe ich es nicht. Aber ich bin lernfähig .


Offline wulf 21

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Re: Schiaparelli-Landung
« Antwort #539 am: 24. Oktober 2016, 18:58:59 »
Laut ESOC-Leiter Dr. Denzing im Interview bei DLF Forschung Aktuell, handelte es sich tatsächlich um ein Software-Problem:

http://ondemand-mp3.dradio.de/file/dradio/2016/10/24/exomars_was_wurde_aus_der_sonde_schiaparelli_interview_dlf_20161024_1641_b947cedc.mp3

Zitat von: DLF Forschung Aktuell, bei etwa 0:50-1:15
Soweit wir das bisher rekonstruieren können, hat die Software auf einem Radar-Höhenmessgerät mit der allgemeinen Navigationssoftware nicht richtig gesprochen. Es hat einen Timeout gegeben, der dazu geführt hat, dass der Fallschirm etwas zu früh abgesprengt wurde, und der dazu geführt hat, dass das Gerät in dem Glauben war, es wäre bereits auf der Oberfläche, sodass es die Bremsraketen abgeschaltet hat.

Desweiteren wird im Beitrag herausgestellt, was alles funktioniert hat. Sollte dies sich so bestätigen, steht aus rein technischer Sicht einer Durchführung der Exomars-Mission wie geplant eigentlich nichts im Wege. Lediglich die Software aller Komponenten und die Schnittstellen der Komponenten untereinander müssten nochmal einem gründlichen Review-Prozess unterworfen werden.

tozi

  • Gast
Re: Schiaparelli-Landung
« Antwort #540 am: 24. Oktober 2016, 19:06:56 »
"Desweiteren wird im Beitrag herausgestellt, was alles funktioniert hat. Sollte dies sich so bestätigen, steht aus rein technischer Sicht einer Durchführung der Exomars-Mission wie geplant eigentlich nichts im Wege. Lediglich die Software aller Komponenten und die Schnittstellen der Komponenten untereinander müssten nochmal einem gründlichen Review-Prozess unterworfen werden."  schreibt User Wulf21
Das sehe ich nicht so. Ganz einfach deswegen, weil auch noch ein Fehler im Rest sein kann, der nicht aufgetreten ist, wel es dazu keine Gelegenheit gab. Z.B. dass die Triebwerke unter Marsbedingungen keine 30 sec brennen und nach 20 sec explodieren.

tobi

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Re: Schiaparelli-Landung
« Antwort #541 am: 24. Oktober 2016, 19:11:17 »
Laut ESOC-Leiter Dr. Denzing im Interview bei DLF Forschung Aktuell, handelte es sich tatsächlich um ein Software-Problem:

http://ondemand-mp3.dradio.de/file/dradio/2016/10/24/exomars_was_wurde_aus_der_sonde_schiaparelli_interview_dlf_20161024_1641_b947cedc.mp3

Zitat von: DLF Forschung Aktuell, bei etwa 0:50-1:15
Soweit wir das bisher rekonstruieren können, hat die Software auf einem Radar-Höhenmessgerät mit der allgemeinen Navigationssoftware nicht richtig gesprochen. Es hat einen Timeout gegeben, der dazu geführt hat, dass der Fallschirm etwas zu früh abgesprengt wurde, und der dazu geführt hat, dass das Gerät in dem Glauben war, es wäre bereits auf der Oberfläche, sodass es die Bremsraketen abgeschaltet hat.

Desweiteren wird im Beitrag herausgestellt, was alles funktioniert hat. Sollte dies sich so bestätigen, steht aus rein technischer Sicht einer Durchführung der Exomars-Mission wie geplant eigentlich nichts im Wege. Lediglich die Software aller Komponenten und die Schnittstellen der Komponenten untereinander müssten nochmal einem gründlichen Review-Prozess unterworfen werden.
Der Softwarefehler ist schon etwas peinlich, man sollte schonmal ein paar Tests der Software mit fingierten Daten machen. Dann hätte das nämlich auffallen müssen.

tozi

  • Gast
Re: Schiaparelli-Landung
« Antwort #542 am: 24. Oktober 2016, 19:15:39 »


Der Softwarefehler ist schon etwas peinlich, man sollte schonmal ein paar Tests der Software mit fingierten Daten machen. Dann hätte das nämlich auffallen müssen.
Nein, das finde ich nicht. Du kannst nicht alles testen unter allen Bedingungen. Selbst Sensoren haben ja heute schon Microcontroler mit Software. Das potenz. sich dann soweit auf, dass Du die Rechenleistung gar nicht mehr aufbringen kannst um alle wenns zu überprüfen. Da muss ich die ESA doch mal in Schutz nehmen.

Offline Presto

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Re: Schiaparelli-Landung
« Antwort #543 am: 24. Oktober 2016, 19:31:08 »


Der Softwarefehler ist schon etwas peinlich, man sollte schonmal ein paar Tests der Software mit fingierten Daten machen. Dann hätte das nämlich auffallen müssen.
Nein, das finde ich nicht. Du kannst nicht alles testen unter allen Bedingungen. Selbst Sensoren haben ja heute schon Microcontroler mit Software. Das potenz. sich dann soweit auf, dass Du die Rechenleistung gar nicht mehr aufbringen kannst um alle wenns zu überprüfen. Da muss ich die ESA doch mal in Schutz nehmen.
Man kann es drehen und wenden, wie man will, man kann die Sache schönreden, man kann alle möglichen Ausreden anführen - es ändert alles nichts daran, dass diese zweite europäische Bruchlandung auf dem Mars (nach Beagle 2 im Dezember 2003) für die ESA eine große Blamage ist.

Re: Schiaparelli-Landung
« Antwort #544 am: 24. Oktober 2016, 19:51:08 »
Der Softwarefehler ist schon etwas peinlich, man sollte schonmal ein paar Tests der Software mit fingierten Daten machen. Dann hätte das nämlich auffallen müssen.
Das was mich verwundert: Genau das hat man gemacht, denn das sind eben die Monte Carlo Simulationen.
Man ändert die äußeren Parameter zufällig und simuliert die gesamte Landung mit diesen Daten. Dazu sollte eigentlich genau die Landesoftware verwendet werden und das Sensor Interface wird eben nicht von Sensoren sondern einer anderen Software gefüttert.
Und solche Simulationen werden eigentlich im großen Stil angefertigt (mehrere Millionen Variationen)

Deswegen kann ich einfach nicht verstehen, warum korrekte Sensordaten zu einem Software-Ausfall führen können.
Wenn die Sensoren spinnen, ok. Dann kann es immer zu einem Deadlock oder sowas führen. Das ist schwer, 100% fehlerfrei zu implementieren. Oft kann man auch gar nicht das erwartete Verhalten für alle Situationen definieren.

Aber bei korrekten Daten ist so ein gravierender Bug eigentlich kaum zu entschuldigen...

[...]
Das sehe ich nicht so. Ganz einfach deswegen, weil auch noch ein Fehler im Rest sein kann, der nicht aufgetreten ist, wel es dazu keine Gelegenheit gab. Z.B. dass die Triebwerke unter Marsbedingungen keine 30 sec brennen und nach 20 sec explodieren.
Naja, wie Khan schon in seinem Blog schreibt, das kann man alles einzeln testen. In deinem Beispiel sind das Vakuum-Testkammern, die sowieso schon betrieben werden und es ermöglichen kleinere Triebwerke bei variablem Druck, Umgebungstemperatur und Atmosphärenzusammensetzung zu testen.
Der Teil, der sich wirklich gar nicht nachstellen lässt ist die heiße Eintrittsphase, und die ist voll erfolgreich verlaufen. Das ist durchaus nicht zu unterschätzen!
"Dragon 2 is designed to be able to land anywhere in the solar system. Red Dragon Mars mission is the first test flight." - Elon Musk

Re: Schiaparelli-Landung
« Antwort #545 am: 24. Oktober 2016, 19:59:30 »
Laut ESOC-Leiter Dr. Denzing im Interview bei DLF Forschung Aktuell, handelte es sich tatsächlich um ein Software-Problem:

http://ondemand-mp3.dradio.de/file/dradio/2016/10/24/exomars_was_wurde_aus_der_sonde_schiaparelli_interview_dlf_20161024_1641_b947cedc.mp3

Zitat von: DLF Forschung Aktuell, bei etwa 0:50-1:15
Soweit wir das bisher rekonstruieren können, hat die Software auf einem Radar-Höhenmessgerät mit der allgemeinen Navigationssoftware nicht richtig gesprochen. Es hat einen Timeout gegeben, der dazu geführt hat, dass der Fallschirm etwas zu früh abgesprengt wurde, und der dazu geführt hat, dass das Gerät in dem Glauben war, es wäre bereits auf der Oberfläche, sodass es die Bremsraketen abgeschaltet hat.

Desweiteren wird im Beitrag herausgestellt, was alles funktioniert hat. Sollte dies sich so bestätigen, steht aus rein technischer Sicht einer Durchführung der Exomars-Mission wie geplant eigentlich nichts im Wege. Lediglich die Software aller Komponenten und die Schnittstellen der Komponenten untereinander müssten nochmal einem gründlichen Review-Prozess unterworfen werden.
Der Softwarefehler ist schon etwas peinlich, man sollte schonmal ein paar Tests der Software mit fingierten Daten machen. Dann hätte das nämlich auffallen müssen.

Yup. Fehlerhaftes bzw. nicht vorhandeses Fehlerhandling. Erinnert wirklich an Ariane 501.

Offline vv

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Re: Schiaparelli-Landung
« Antwort #546 am: 24. Oktober 2016, 20:14:07 »
Softwarefehler in Raumfahrt:
Phobos 1,2
Mariner-1
Mars Global Surveyor
Ariane-5
Fobos-Grunt
Mars Polar Lander?

Offline wulf 21

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Re: Schiaparelli-Landung
« Antwort #547 am: 24. Oktober 2016, 20:28:49 »
Der Softwarefehler ist schon etwas peinlich, man sollte schonmal ein paar Tests der Software mit fingierten Daten machen. Dann hätte das nämlich auffallen müssen.
Das was mich verwundert: Genau das hat man gemacht, denn das sind eben die Monte Carlo Simulationen.
Man ändert die äußeren Parameter zufällig und simuliert die gesamte Landung mit diesen Daten. Dazu sollte eigentlich genau die Landesoftware verwendet werden und das Sensor Interface wird eben nicht von Sensoren sondern einer anderen Software gefüttert.
Und solche Simulationen werden eigentlich im großen Stil angefertigt (mehrere Millionen Variationen)

Vermutlich hat man genau das auch getan - mit Sensordaten, die der Schnittstellenspezifikation des Radargerätes entsprechen. Timeout heist ja, dass die Software auf dem Radargerät zu spät oder gar nicht auf eine Anfrage der Navigationssoftware geantwortet hat, sich also nicht entsprechend der Spezifikation verhalten hat. Die einzige Möglichkeit so etwas zu finden wäre, alle elektronischen Komponenten, auf denen Software läuft, zusammenzuschalten und dann jede Komponente ihrerseits mit fingierten Daten zu versorgen, also z.B. nicht Höhe und Geschwindigkeit, sondern fingierte Radarechos. Diese müssten wiederum in Echtzeit aus einer physikalischen Simulation der Landers und der daraus folgenden Reflexionen an einem Modell der Marsoberfläche berechnet werden. Die Komplexität so eines Tests könnte so schnell ins Unermessliche wachsen, dass es vielleicht billiger wäre, einen komplett fertigen Testartikel samt Sensoren und Software unter einen Hubschrauber zu schnallen...

tobi

  • Gast
Re: Schiaparelli-Landung
« Antwort #548 am: 24. Oktober 2016, 20:31:43 »
Der Softwarefehler ist schon etwas peinlich, man sollte schonmal ein paar Tests der Software mit fingierten Daten machen. Dann hätte das nämlich auffallen müssen.
Das was mich verwundert: Genau das hat man gemacht, denn das sind eben die Monte Carlo Simulationen.
Man ändert die äußeren Parameter zufällig und simuliert die gesamte Landung mit diesen Daten. Dazu sollte eigentlich genau die Landesoftware verwendet werden und das Sensor Interface wird eben nicht von Sensoren sondern einer anderen Software gefüttert.
Und solche Simulationen werden eigentlich im großen Stil angefertigt (mehrere Millionen Variationen)

Vermutlich hat man genau das auch getan - mit Sensordaten, die der Schnittstellenspezifikation des Radargerätes entsprechen. Timeout heist ja, dass die Software auf dem Radargerät zu spät oder gar nicht auf eine Anfrage der Navigationssoftware geantwortet hat, sich also nicht entsprechend der Spezifikation verhalten hat. Die einzige Möglichkeit so etwas zu finden wäre, alle elektronischen Komponenten, auf denen Software läuft, zusammenzuschalten und dann jede Komponente ihrerseits mit fingierten Daten zu versorgen, also z.B. nicht Höhe und Geschwindigkeit, sondern fingierte Radarechos. Diese müssten wiederum in Echtzeit aus einer physikalischen Simulation der Landers und der daraus folgenden Reflexionen an einem Modell der Marsoberfläche berechnet werden. Die Komplexität so eines Tests könnte so schnell ins Unermessliche wachsen, dass es vielleicht billiger wäre, einen komplett fertigen Testartikel samt Sensoren und Software unter einen Hubschrauber zu schnallen...

Genau das mit dem Test unter dem Hubschrauber sollte man machen. Leider gibts es in der Raumfahrt eine Tendenz zu zuviel Papier und zu zuwenig zu praktischen Tests.

tozi

  • Gast
Re: Schiaparelli-Landung
« Antwort #549 am: 24. Oktober 2016, 20:41:41 »
[. Die Komplexität so eines Tests könnte so schnell ins Unermessliche wachsen, dass es vielleicht billiger wäre, einen komplett fertigen Testartikel samt Sensoren und Software unter einen Hubschrauber zu schnallen...

Genau das mit dem Test unter dem Hubschrauber sollte man machen. Leider gibts es in der Raumfahrt eine Tendenz zu zuviel Papier und zu zuwenig zu praktischen Tests.
[/quote]
Auch das hilft im Zweifel nicht. Es braucht nur ein Parameter anders zu sein.  Bsp. Der Wert soll zwichen 1 und 4 liegen. Bis 99 werden Fehler abgefangen, der gemessene ist 101 und schon hast Du ein Problem.
Klar es gibt Schlamperei und Dinge die nicht vorkommen dürfen. Aber Du kannst nicht alles und jedes unter jeder Bedingung testen.