Sojus MS-02 - (Nr.732) - Sojus-FG

Wenn es Konflikte zwischen Sensoren gibt, kann die CPU evtl. falsch entscheiden, s. den ESA-Marslander Schiaparelli. Und auch bei bewährten Verfahren wie einer Sojus-Landung ist man nicht davor geschützt, dass mal ein Sensor falsch eingebaut wurde oder es zu einem Fehler kommt, den "man nie zuvor gesehen hat".

Bei bestimmten Manövern (Steuerung beim Reentry) ist die Automatik unverzichtbar, bei der komplexen Entscheidung bin ich jetzt schon gelandet und kann den Schirm abwerfen oder noch nicht würde ich die menschliche Einschätzung doch bevorzugen. Zumal seit der Landung von S. Jähn viel dazugelernt wurde, was die Konstruktion der Sitze und das Verhalten der Kosmonauten angeht (Zitat kurz vor der Landung von der Bodenstation sinngemäß: "Denkt an eure Ellbogen, ... was ihr gelernt habt"). Und der Schalter für das Absprengen von einem Teil der Leinen ist heute vermutlich auch besser erreichbar.

Robert

edit @ Wilga: Da hast du Recht, es wird sicherlich eine Sperre geben, die eine versehentliche vorzeitige manuelle Auslösung verhindert. Es ist schließlich gesünder, ein paar hundert Meter durch die Steppe geschleift zu werden, als nach ein paar hundert Meter Freifall diese Steppe final zu treffen. 

Den pumpenden Sojus-Fallschirm haben wir schon öfter gesehen. Zum Beispiel hier bei Sojus TMA-22:https://forum.raumfahrer.net/index.php?topic=9849.msg221984#msg221984

Ich denke, dass dafür ein Zusammenspiel aus pendelnder Kapsel und Seitenwind verantwortlich ist, so dass sich der Schirm immer wieder aufpumpt und ausleert.

viele Grüße
Steffen

Der Schirm bildet mit der Kapsel bereits ein Federsystem, es braucht nicht wirklich Seitenwind (der eh nur existiert, wenn der Windgradient stark ist) um zu pumpen.

Mittelleinenschirme verhindern ein Pumpen recht gut, sie sind auch pendelstabiler und öffnen schneller, weshalb sie oft als Rettungschirme bei Ultraleicht/Segelflugzeugen und Hänge/Paragleiter eingesetzt werden.

Ok, ihr habt mich überzeugt

Hallo rok,

Weil man gerade den verpackten Reserveschirm hinter der abgesprengten Luke sieht: ...

Leider falsch, den Reserveschirm siehst du (und alle Anderen) nicht!
Hinter der abgesprengten Luke ist der aufgeblasene Austreibsack zu sehen.
Dieser ist bei der Geschwindigkeit der Kapsel notwendig, weil das darüberliegende Fallschirmpaket nicht allein im starken Luftstrom aus dem Container kommen könnte.
Der Deckel vom Reserveschirm ist bei der Landung, wenn nicht mit ihm gelandet wurde, immer geschlossen. (Auf dem von mir geposteten Bild hängt etwas über dem "Flügel" der R-SF-Luke, die noch geschlossen ist...)

                     
Hier ein Detail dazu von der Rückkehrkapsel Sojus-30                                  Bild: Archiv HausD
 - R-FS ist der Reservefallschirm,  Luke ist nicht  benutzt und daher zu
                       - H-FS ist der Hauptfallschirm,  Luke ist benutzt und daher offen

Gruß, HausD

Ah, danke für die Aufklärung. Gab es denn eigentlich schon mal einen echten Notfall, der zur Auslösung der Reserve führte? Zumindest bei Sojus-Kapsel-Flügen kann ich mich nicht dran erinnern und bei anderen gab es das wohl auch noch nicht. (Aber ist ja auch OT)

Robert

Das tät mich auch mal interessieren

(Da kann das OT gleich gebündelt verschoben werden )

... Der Schirm bildet mit der Kapsel ... ein Federsystem ...

Ja so ist es, es ist eine Feder (Schirm) und eine Masse (Kapsel), die gekoppelt sind und ein schwingfähiges System bilden.
Der Schirm hat dazu noch ein Klappensystem, das die Tragfähigkeit des Schirms so reguliert, dass der äussere Rand nicht nach oben wegkippt und dann weniger oder gar nicht mehr trägt, was ebenfalls zum "Pumpen" des Schirmes beiträgt, jedoch gegenphasig und damit dämpfend.

Heute hat Borisenko auf der PK im ZPK dazu gesagt, dass die Landung dadurch wie Achterbahn fahren ist.
Zum anschließenden Schleifen und Trudeln auf der Erde meinte er, "... wie Achterbahn wo eine Schiene fehlt..." und dass er froh war, dass alles noch an Ort und Stelle geblieben ist. Er meinte auch, dass " ... die zweite Landung war für mich viel bequemer ... als es nach der ersten Landung war.".

Gruß, HausD

Dass der Fallschirm der Kapsel noch von Hand ausgeklinkt werden muss erscheint mir doch recht antik. Nach dem Auslösen der Bremsraketen könnte man sicherlich mit mehreren voneinander unabhängigen Sensoren innerhalb von Sekundenbruchteilen feststellen ob die Kapsel Bodenkontakt hat. Der Überschlag der Kapsel und das seitliche Schleifen derselben über den unebenen Boden, das durch den Fallschirm ausgelöst wurde sind meiner Meinung nach heute nicht mehr nötig und stellen eine Gefährdung für die Gesundheit der Kosmonauten / Astronauten dar. Der Ratschlag von Sigmund Jähn (dessen Flug fast 40 Jahre her ist) ist zwar nett gemeint, aber wohl nicht mehr zeitgemäß.

Hallo RonB, das war vielleicht missverständlich:

Das Zitat "achtet auf eure Ellbogen..." stammt nicht aus Jähns Zeiten, sondern von der aktuellen Landung; und von Verletzungen bei der Landung gibts eigentlich auch keine Berichte. Es ist vielleicht eher problematisch für die mitgebrachten Labor-Präparate. 

Robert

Kimbrough in Houston

24 Stunden nach der Landung in Kasachstan ist Shane Kimbrough in Houston gelandet.


Ellen Ochoa, die Direktorin des Lyndon B. Johnson Centre empfängt ihn herzlich          Foto: NASA

Gruß, HausD

Das Zitat "achtet auf eure Ellbogen..." stammt nicht aus Jähns Zeiten, sondern von der aktuellen Landung; und von Verletzungen bei der Landung gibts eigentlich auch keine Berichte. Es ist vielleicht eher problematisch für die mitgebrachten Labor-Präparate. 

Nur auf die Ellenbogen zu achten ist sehr optimistisch. Die Sicherheitsgurte fester zu ziehen ist da sicherlich sinnvoller.

Trotzdem Danke für den Hinweis!

Die Lande-Triebwerke verursachten kleine Krater im Boden.
Dann wurde die die Kapsel vom Fallschirm weggeschleift:


Erst nach dem Ausstieg der Raumfahrer wurde die Kapsel aufgerichtet:



Die Hubschrauber Besatzung ist bereit für den Abflug:


Mit einem Mi-8 Hubschrauber verlassen die Raumfahrer die Landestelle:
Photo Credit: NASA/Bill Ingalls

Ah, danke für die Aufklärung. Gab es denn eigentlich schon mal einen echten Notfall, der zur Auslösung der Reserve führte? Zumindest bei Sojus-Kapsel-Flügen kann ich mich nicht dran erinnern und bei anderen gab es das wohl auch noch nicht. (Aber ist ja auch OT)

Robert

Nur bei Wladimir Komarow mit Sojus-1 (April 1967) wurde schon einmal auf den Reservefallschirm zurückgegriffen, da der Hauptfallschirm sich nicht aus dem Container ziehen ließ. Hat aber leider nichts genützt, auch der Reserveschirm konnte sich nicht entfalten, und Wladimir Komarow kam bei dem harten Aufschlag ums Leben.

(Ist aber wie gesagt OT, gehört eigentlich in den allgemeinen Sojus-Tread.)

Dass der Fallschirm der Kapsel noch von Hand ausgeklinkt werden muss erscheint mir doch recht antik. Nach dem Auslösen der Bremsraketen könnte man sicherlich mit mehreren voneinander unabhängigen Sensoren innerhalb von Sekundenbruchteilen feststellen ob die Kapsel Bodenkontakt hat. Der Überschlag der Kapsel und das seitliche Schleifen derselben über den unebenen Boden, das durch den Fallschirm ausgelöst wurde sind meiner Meinung nach heute nicht mehr nötig und stellen eine Gefährdung für die Gesundheit der Kosmonauten / Astronauten dar. Der Ratschlag von Sigmund Jähn (dessen Flug fast 40 Jahre her ist) ist zwar nett gemeint, aber wohl nicht mehr zeitgemäß.

Ich komme aus der Elektronik und EDV - und könnte hier Seitenweise schreiben, wie man doch was anders machen könnte und wie dann das anders und besser wäre...
Dann müsste man diesen Thread eigentlich nach "SpaceX" verschieben. Denn dort sind ein großer Prozentsatz keine realen Infos, sondern Vorstellungen und Gedankenspiele der jeweiligen Juser, wie man das und das machen könnte, wie sich was dahin und dahin entwickeln könnte - und dann wird Seitenweise darüber diskutiert, was besser und was schlechter wäre, obwohl es doch keinen realen Hintergrund gibt...
Sollte sich diese "Art" nun auch auf Bereiche außerhalb von SpaceX ausbreiten und mich sehr interessierende Threads infizieren, werde ich nur noch im MDRCST und DWA schreiben.
RonB - das ist gar nicht gegen dich gerichtet. Ich wehre mich nur gegen die Gefahr, dass man eines Tages hier im Forum nicht mehr zwischen realer Information und persönlicher Fiction unterscheiden kann, besonders für die vielen Mitleser, die das Forum als Informationsquelle ansehen.

Zu der "Handauslösung" der Fallschirmabsprengung: Ich möchte es mal mit den Worten eines Kosmonauten bei einer persönlichen Gesprächsrunde beschreiben - Das war so, das ist so, und das wird (vorerst) so bleiben - das steht so in der Dienstanweisung.
Und wenn man das akzeptiert (ohne es mit seinem mitteleuropäische / westlichen Anschauungen zu werten) hat man den ersten Schritt zum Verständnis der Russen getan.

Sollte sich diese "Art" nun auch auf Bereiche außerhalb von SpaceX ausbreiten und mich sehr interessierende Threads infizieren, werde ich nur noch im MDRCST und DWA schreiben.
RonB - das ist gar nicht gegen dich gerichtet. Ich wehre mich nur gegen die Gefahr, dass man eines Tages hier im Forum nicht mehr zwischen realer Information und persönlicher Fiction unterscheiden kann, besonders für die vielen Mitleser, die das Forum als Informationsquelle ansehen.

Dann brauchen wir wohl zu jedem Thema einen separaten Diskussions-Thread.

Es mag sein, dass solche naiven Diskussionen für einen Fachmann unerträglich sind. Für die "ahnungslosen" Teilnehmer ist es aber sehr unterhaltsam diverse technische Möglichkeiten durchzusprechen und sich freundlich von anderen Fachleuten aufklären zu lassen. Ich habe bisher eine ganze Menge gelernt nur weil ich die selben naiven Fragen bzw Ideen habe, diese aber schon andere geäußert haben.

Es wäre unschön wenn hier ein zwei Klassen Forum entsteht.

Wir haben ja kein "Zwei-Klassen-Forum". Jedes Mitglied entscheidet für sich selbst, welche Themen interessant sind und an welchen Diskussionen er/sie sich beteiligt. Da hat jeder eine Präferenz und wir bieten den Raum und die Plattform für ein gutes Spektrum an Interessen. Solange man nur für sich priorisiert und filtert, ist alles gut. Ich selbst war früher viel-viel-viel aktiver. Erst wenn man Themen direkt "kaputt macht", wird es schlecht.

Noch einmal zum Fallschirm (hab nochmal nachgelesen)...
Die reine manuelle "Absprengung" ist aus Sicherheitsgründen entstanden - und hier gerade bei der "nichtnominellen" Landung, z.B. in Gebirgslagen oder (Ur-)Waldzonen.

ja, ja - ich weiß - so was kann ja nicht vorkommen heutzutage. Heute braucht man keine Ahnung von der Kapselsteuerung zu haben, ja - es kann auch sein, dass so eine Kapsel gar keine Steuerungsmöglichkeiten mehr hat. Macht alles der Computer...

Das Problem sind nicht die Fragen. Fragen sind immer gut - und ich beantworte auch gern Fragen (soweit ich es kann). Ein (wirklich gut gemeinter) Rat an alle, die es besser wissen und für alles eine Lösung haben - geht zur NASA, geht zu SpaceX oder auch zu ROSKOSMOS und macht es - besser.

Ein (wirklich gut gemeinter) Rat an alle, die es besser wissen und für alles eine Lösung haben - geht zur NASA, geht zu SpaceX oder auch zu ROSKOSMOS und macht es - besser.

Das lohnt sich in meinem Alter nicht mehr. Aber meine Meinung äußern werde ich trotzdem weiterhin . Keiner ist verpflichtet diese zu übernehmen!

"Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,
  den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
  und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden."

Gelassenheitsgebet von Reinhold Niebuhr

"Sojus-MS 02 in Kasachstan gelandet
Am 10. April 2017 ist die Rückkehrkapsel des Raumschiffs Sojus-MS 02 mit ihrer dreiköpfigen Besatzung in Zentralkasachstan gelandet."

Weiter im Artikel von Axel Nantes:
https://www.raumfahrer.net/news/raumfahrt/14042017141632.shtml

Viele Grüße
Rücksturz

Deutscher Qualitätsjournalismus...

"Mit einer harten Landung in der kasachischen Steppe sind drei Raumfahrer von der Internationalen Raumstation ISS auf die Erde zurückgekehrt. Ihre russische Sojus-Kapsel schwebte an einem rot-weißen Fallschirm herab und setzte mit einem Plumps auf, wie die Fernsehkamera der Raumfahrtbehörden Roskosmos und NASA zeigte."

http://www.tagesschau.de/ausland/iss-raumfahrer-rueckkehr-103.html

Dafür lassen wir uns doch gern GEZ abnehmen....

Wenn es nur so wäre, dass man uns die GEZ (also die Gebühren-Einzugszentrale) abnähme. Leider sind es die Gebühren.

Dös hätt i jetze fei net denkit

Treffen im ZPK

Gestern, am 01.06.2017 hat sich die Mannschaft von Sojus MS-02 im ZPK "Juri Gagarin" im Sternenstädtchen getroffen.


Empfang mit Brot und Salz  -  im Hintergrund macht die "Hauskapelle" dazu Musik      Foto: ZPK

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Gruß, HausD

Auswertung nach der Landung


Die Rückkehrkapsel Sojus MS-02 wird vom Landeort zum Hersteller "Energia" gebracht      Foto: Roskosmos

Im ZPK/CTC hat eine Interdisziplinäre Gruppe die Vorbereitung der Kosmonauten analysiert, so schrieb Roskosmos am 03.05.2017 nach der Landung der Sojus MS-02 im Zusammenhang mit der Programmerfüllung der Mannschaft.

Nun ist etwas mehr dazu  während eines Treffens des ISS-Beratungskomitees der NASA am 16. Oktober bekannt geworden.
Die Rückkehrkapsel Sojus MS-02 hatte in der letzten Phasen seines Abstiegs einen teilweisen Druckverlust, das Leben der Besatzung war jedoch dabei nicht in Gefahr. (In dieser Phase sind die Helme der Sokol-Anzüge geschlossen.)

Der ehemalige Astronaut und Vorsitzende des Komitees, Thomas Stafford, sagte dazu , dass der Vorfall sich ereignete, als der Hauptfallschirm der Sojus-Rückkehrkapsel in etwa acht Kilometer über der Erde ausgeworfen wurde. Eine Schnalle, ein Teil des Fallschirmsystems ist, hat die Kapsel getroffen.
"Die Schnalle schlug auf eine Schweißnaht und infolgedessen kam es zu einem Druckausgleich, der dazu führte, dass etwas Luft aus der Kapsel entwich", sagte er.

Dabei gehe ich davon aus, dass die Schnalle die Kapsel nicht aussen getroffen hat, sondern noch im Fallschirmcontainer, wo es einige Schweißnähte gibt und der wesentlich leichter aufgebaut ist als die doch sehr robuste mehrschichtige Aussenhülle.

Gruß, HausD