BREXIT und Raumfahrt

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Offline tomtom

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Re: BREXIT und Raumfahrt
« Antwort #150 am: 02. Februar 2020, 23:57:06 »
Ich hab die letzten Beiträge aus dem Thread Galileo hier her geholt.
Aus meiner Sicht ist da noch viel politisches Getöse drin. UK hat mit dafür gesorgt, dass das PRS-Signal nicht an Dritt-Staaten geht und UK wird nach der Übergangsphase bis Ende des Jahres als Dritt-Staat betrachtet, es sei denn es gibt eine Vereinbarung.

Galileo läßt sich vielleicht mit weniger Aufwand ersetzen, aber sicher nicht durch einen einzelnen Kommunikations-Satelliten mit einer Zusatzfunktion.

Es bleibt sicher spannend, wie UK und EU mit ihrer Industrie- und Militärsektor weiter verfahren werden.
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Offline tomtom

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Re: BREXIT und Raumfahrt
« Antwort #151 am: 06. Februar 2020, 23:29:34 »
Bericht über Galileo, in dem ESA-Direktor Paul Verhoef ein paar Informationen gibt.

Einzige UK-Firma im Galileo-Sektor ist nur noch SSTL, dessen Aktivitäten für den Fall, dass es zu keiner EU-Vereinbarung kommt, an das ESTEC übergeht, die dann die Nutzlast an OHB in Bremen liefern.
UK-Industrie wird nur noch berücksichtigt für Knowhow, wenn dies in der EU nicht vorhanden wäre.

UK ist bei neuen Galileo-Beschaffungsmaßnahmen zunächst mal außen vor.

Man bereitet Galileo 2.0 vor, zu der es seit einiger Zeit einige Ideen gibt und dessen Umsetzung in nächster Zeit ansteht. Die Qualität des Signals soll verbessert werden, zb. durch mehr Leistung, was zu schwereren Satelliten in niedrigeren Orbit führen könnte, die untereinander verlinkt sein könnten. Dazu sind elektrische Antriebe möglich.

Die ESA arbeitet an Navigationslösungen für die Mondexploration. (offensichtlich durch UK).

https://insidegnss.com/european-space-agency-looks-at-2020/

Auf den geplanten Brexit-Satelliten der Briten geht der Artikel aber nicht ein.
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Offline tomtom

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Re: BREXIT und Raumfahrt
« Antwort #152 am: 03. März 2020, 12:24:50 »
UKs Plan, eine Alternative zu Galileo aufzubauen, scheint doch mehr Aufwand zu bedeuten und von UK-Space-Agenturseite scheinen die Kapazitäten zu fehlen, um das zu beurteilen, jedenfalls will man das ganze erstmal 6 Monate aussetzen und neu darüber nachdenken.

https://www.ft.com/content/e513f200-597e-11ea-a528-dd0f971febbc
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Offline tomtom

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Re: BREXIT und Raumfahrt
« Antwort #153 am: 21. Juni 2020, 23:46:32 »
UK hat noch keine Entscheidung im Brexit-Symbol-Projekt Galileo-Ersatz getroffen, scheint aber davon abzukommen. Die USA habe auch kein Interesse an einer GPS-Alternative. Eine Variante könnte sein, dass UK in die OneWeb-Konstellation einsteigt. Die Produktion würde dann von Florida nach UK umziehen.

https://www.ft.com/content/50c3b6dc-2d2f-4bb4-aa9b-b24493315140
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aasgeir

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Re: BREXIT und Raumfahrt
« Antwort #154 am: 27. Juni 2020, 18:20:35 »
Anscheinend will Großbritannien sich mit 20% an OneWeb beteiligen, um auf einem Teil von deren Konstellation GPS-Nutzlasten (als Ersatz für Galileo) mitzufliegen (es geht um eine Investition von 500 Mio Pfund). Die Bahnhöhe von 1200 km scheint aber nicht ideal für diesen Zweck - die Experten sind mehr als skeptisch: "We've bought the wrong satellites !"

https://www.theguardian.com/science/2020/jun/26/satellite-experts-oneweb-investment-uk-galileo-brexit

Re: BREXIT und Raumfahrt
« Antwort #155 am: 27. Juni 2020, 18:31:34 »
Das mit OneWeb habe ich gestern auch auf Twitter gelesen. Mein Lieblingskommentar war "Wenn man Telefonzellen statt Kreiselkompasse kauft". ;D
Wenn Du heute morgen schon sechs unmögliche Dinge getan hast, warum dann nicht als siebentes zum Frühstück ins Milliways, das Restaurant am Ende des Universums?

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Offline tomtom

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Re: BREXIT und Raumfahrt
« Antwort #156 am: 23. Oktober 2020, 23:10:39 »
Analyse zum Brexit: Die britischen post-brexit Raumfahrtpläne entwickeln sich zu einem Alptraum
https://www.wired.co.uk/article/uk-brexit-space-plans-oneweb

Zuerst wollte UK für 100 Mio $ einen Alternativplan entwickeln, der sich um 6 Monate verzögerte und dann ganz fallen gelassen wurde. Dann hat man sich am bankrotten OneWeb beteiligt, aber niemand weiß, ob es zur Navigation taugen könnte oder überhaupt zum Laufen kommt. Das Bemühen um NewSpace und eigene Startplätze wird nicht als so kommerziell bedeutend beurteilt. Ein National Space Council soll die neue Raumfahrtstrategie entwickeln.

Interessant ist die Einschätzung, dass die britische Raumfahrt bei staatlichen, militärischen und sicherheitsbezogenen Diensten stark mit den USA vernetzt ist, die kommerzielle Seite aber viel stärker mit Europa verbunden ist.
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Offline TWiX

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Re: BREXIT und Raumfahrt
« Antwort #157 am: 28. Dezember 2020, 20:23:08 »
Mittlerweile gibt es ja einen Deal bezüglich Post-Brexit-Beziehungen und auch Raumfahrttehmen sind enthalten. Demnach darf Großbritannien weiter am Copernicus-Programm teilnehmen, ebenso wird man weiter Zugriff auf die Daten aus dem  EU Space Surveillance and Tracking Programm haben. Bei Galileo ist man allerdings raus, da es sich dabei um ein reines EU-Projekt handelt, das die ESA nur umsetzt (Bei Copernicus ist sowohl die EU als auch die ESA an der Finanzierung beteiligt).
Quelle: https://spacenews.com/brexit-deal-allows-uk-to-continue-participation-in-copernicus/
In diesem Sinne den Briten: So long and thanks for all the fish!
Aktuelle Meldungen aus Raumfahrt und Astronomie: www.raumfahrer.net

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Offline tomtom

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Re: BREXIT und Raumfahrt
« Antwort #158 am: 01. Juli 2022, 21:53:44 »
Am 13. Juni hat die britische Regierung einen Gesetzentwurf eingebracht, der das Nordirland-Protokoll (Zollverfahrensweise EU-UK) einseitig außer Kraft setzen würde.

Das hat laut einer ESPI-Analyse auch Auswirkungen auf die Raumfahrt. UK hat keinen Zugang zu Galileo, bei Copernicus und SST ist das unsicher und bei GovSatCom ist eine UK-Beteiligung auch nicht vorgesehen.

Die EU nutzt die Aktivitäten im Raumfahrtbereich zu Erreichung von politischen Zielen, während UK an einer bedingungslosen Beteiligung an EU-Projekten interessiert ist.

Die Finanzierung von Copernicus ist unsicher und könnte 2024 zu größeren Problemen  führen. ESPI sieht für die europäische Raumfahrtpolitik einen Handlungsbedarf, um zu gemeinsamen Lösungen zu kommen, um unhaltbare Zustände abzuwenden. Konsequenzen sind bereits möglich, wenn man sich im November zur ESA-Ministerratstagung trifft.

https://www.espi.or.at/briefs/the-urgent-need-for-sustainable-eu-uk-relations-in-space/
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Offline tomtom

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Re: BREXIT und Raumfahrt
« Antwort #159 am: 05. Juli 2023, 19:06:49 »
UK und die EU scheinen sich auf eine Vereinbarung zu einigen, die UK die Teilnahme am EU-Horizon Forschungsprogramm wieder ermöglicht.

UK muß nicht die zwei Jahre nachzahlen, wo sie keinen Zugang hatte, wollte aber einen größeren Rabatt haben, weil sie sich durch den Brexit größere Nachteile eingehandelt hat.

Für die ESA ist das nicht unwichtig, weil ihr 750 Mio. € für das Copernicus-Programm fehlen. Da muß man mal abwarten, ob und was da noch bei der ESA ankommt.

https://www.politico.eu/article/britain-and-eu-agree-draft-horizon-deal/
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Offline tomtom

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Re: BREXIT und Raumfahrt
« Antwort #160 am: 07. September 2023, 22:05:49 »
EU und UK haben sich jetzt irgendwie geeinigt. UK erhält Zugang zu Copernicus und darf als assoziertes Mitglied sich an Ausschreibungen beteiligen. Die Finanzen sind im Rahmen der Budgetplanung bis 2027 geklärt, wobei UK einen Rabatt bekommt für die Zeit 2021-23, wo sie außen vor geblieben sind.
Beschränkungen wie Visa und Reiseanforderungen bleiben weiter schwierig.

https://twitter.com/BBCAmos/status/1699669014245486719
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