Man sollte drei Dinge unterscheiden, egal ob in der USA oder in Europa:
a) Jede Gruppe/Nation legt Wert darauf in Kernbereichen unabhängig zu sein
b) Ankerkunden, also im wesentlichen Staatskunden sind für eine Nation durchaus sinnvoll, da z.B. eine Mission zum Pluto vermutlich in den nächsten 50 Jahren keinen Gewinn bringen wird.
c) heutige Missionen
d) new Space
(a+b) und damit einhergehend den industriellen Background wird es wenn sie dies ein Staat irgendwie leisten kann immer geben.
(c) Hier gibt es zwar Verschiebungen aber ein gewisser Rest wird zur Verhinderung von Abhängigkeiten der Missionsträger bleiben.
(d) Hier gibt es neue Projekte die zwar teile auch mit alten Konzepten realisiert würden, z.B. CubeSat, aber auch viel neues das nur wegen der Kostenreduktion von neuen Konzepten wirtschaftlich wird.
Im wesentlichen habe ich bis jetzt den Eindruck das diese Diskussion hier, noch wenig mit (d) zu tun hat. Das ist verständlich greift aber sicher zu kurz.
Die eigentliche Frage ist nicht wo der Preis heute steht, egal ob der bei 60, 50 oder 40M$ beträgt, sondern wo kann der stehen wenn das Startvolumen 10, 30 oder 100x ansteigt?
Dazu gehört nicht nur der Trägerpreis, sondern auch alles was noch dazu nötig ist, z.B. Startplätze.
Ich bezweifele dass das Ariane 6 Konzept die selben Einsparungen, die eine Wiederverwendung bringen könnte, durch Kostenreduktion der Produktion durch höheres Startvolumen und Optimierung der Abläufe erreichen könnte.
Wie es für mich aus sieht, ist schon die derzeitige F9 eine derart gute Konstruktion, das die S1 sehr wenig Wartung benötigt um wiederverwendet zu werden.
Zu denken der Wettlauf hört heute auf und SpaceX hat keine Optionen mehr um weitere Upgrades vorzunehmen halte ich für ziemlich naive.
Es gibt so eine Art Produktionsgesetz das eine Verdopplung der Produktion 20% Kostenreduktion ermöglicht.
Nimmt man an eine A6 würde 16x mehr Starts abwickeln, so könnte nur deren Stückkosten auf 41% fallen. Wenn SpaceX dafür 4x so viele Träger herstellt und den zweiten Faktor 4 mit Wiederverwendung macht, ermöglicht deren Stückzahlerhöhung eine Reduktion auf 64% und der Rest kommt durch Verbesserung der Wiederverwendung zustande, z.B. durch eine neue wiederverwendbare Oberstufe.
Betrachtet man jetzt den Einfluss der anstehenden FH Markteinführung wird es sofort ganz ganz übel für Ariane.
Nicht nur das eine FH sofort ohne neue Oberstufe 27 von 28 Triebwerken wiederverwenden kann und damit vermutlich über 90% der Hardware, sondern sie bringt auch ca. 4x soviel Nutzlast wie eine F9 ins All, weil sie sich eher wie eine Rakete mit 2,5 Stufen verhält.
Wenn Ariane sagt, sie bringen 2x die Nutzlast einer F9 zum doppelten Preis ins All, könnte SpaceX sagen wir bringen mit der FH 2x die Nutzlast einer A6 ins All für 35% mehr Kosten.
Bringt SpaceX eine neue Oberstufe, wovon ich fest überzeugt bin, wird das noch viel schlimmer für Ariane, da hier mindestens nochmals 27% mehr Nutzlast pro Start ins All kommen.
Nachwort: Eigentlich hätte ich es sehr viel lieber das es hier in Europa anders läuft, aber ich habe da fast die Hoffnung aufgegeben das Vernunft einziehen kann.