Palermo Skala richtig interpretieren

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Eureka

  • Gast
Palermo Skala richtig interpretieren
« am: 24. März 2016, 15:15:54 »
Ich lese eure Beiträge sehr gerne und es ist die beste deutschsprachige Seite zu diesen Thema, die es im Internet gibt. Dafür möchte ich mich mal bedanken.

Ich habe Schwierigkeiten die Palermo Skala richtig zu interpretieren und bitte daher um Unterstützung. Dabei nehme ich Bezug auf die Erklärungen der Nasa: http://neo.jpl.nasa.gov/risk/doc/palermo.html

Ein Wert von 0 zeigt an, das die Einschlagsgefahr gleich groß ist, wie die des „Background Hazard“. Je niedriger der Wert, desto geringer die Einschlagsgefahr auf einer logarithmischen Skala.

Die aktuell höchste bekannte Einschlagsgefahr geht vom Asteroiden 1950 DA für das Jahr 2880 aus, mit einem Wert von -1,42.

Bedeutet das, dass die Einschlagsgefahr von unbekannten Objekten höher ist, als jene von bekannten Objekten?
Gilt dies tatsächlich auch für jede Asteroidengröße, weil die Palermo Skala größenabhängige Wahrscheinlichkeiten herleitet?

Woher leitet sich das „Background Risk“ her? Aus den bekannten Einschlagskratern der Erde?

Re: Palermo Skala richtig interpretieren
« Antwort #1 am: 24. März 2016, 21:23:23 »
Hallo Eureka!  :)

ich kenne mich damit gar nicht aus, fand das Thema aber sehr interessant und schreibe daher jetzt mal, was ich gefunden habe. Auch ein bisschen so für mich um zu checken ob ich das überhaupt verstehe. Wenn dir die Links nützen, finde ich das natürlich auch gut :-)

Es gibt einen Artikel von den Erschaffern der Palermo-Skala, der gottseidank online frei verfügbar ist. Den Link dazu habe ich unten angeführt. Auf Seite 5 beschäftigen, sie sich mit ihrem Modell der Background Hazard.

Wenn ich das richtig verstanden habe, greifen sie dabei auf die Arbeit der Wissenschaftler Chapman und Morrison zurück, welche wiederum auf Shoemaker zurückgreifen, der wiederum auf die Mondeinschlagskrater bezug nimmt. Sie schreiben:

Zitat
In their report Chapman and Morrison ultimately used the result of Shoemaker (1983) which is largely based on the lunar cratering record, and we note that this criteria is distinct from the threat associated with the undiscovered component of the asteroid population.

Klingt für mich danach, als wäre die Background Hazard, wie sie in der Palermo Skala gemeint ist, eben nicht das Risiko durch unentdeckte Asteroiden.

Die Background Hazard, wenn ich das richtig verstanden habe, ist diese Teilformel unter dem Bruchstrich.

also die durchschnittliche Wahrscheinlichkeit eines Einschlages in Relation zur erwarteten Energie (also wohl nicht nur der Größe des Objekts, sondern bestimmt auch seiner Geschwindigkeit). Und dabei sind bei der Wahrscheinlichkeit für einen Einschlag mit einer bestimmten Energie immer auch die (alle?) Wahrscheinlichkeiten für Einschläge mit größerer Energie inbegriffen.

Damit erklärt sich dann auch der Verlauf der Kurve. Auf Seite 6 in dem PDF-File sieht man diese Background Frequency als Funktionsgraph. Für kleine Energien ist die Wahrscheinlichkeit entsprechend hoch, da natürlich alle Wahrscheinlichkeiten mit höherer Energie inbegriffen sind und je größer die zu erwartende Energie, desto unwahrscheinlicher wird ein Einschlag.

Und im nächsten Schritt kommt dann noch Delta T dazu. (Also bei mir funktionieren die LaTeX-Tags in diesem Forum leider nicht).
Das bedeutet wir vergleichen nicht nur mit der Background Hazard an sich, die eine Wahrscheinlichkeit pro Jahr angibt, sondern nehmen dazu auch noch die Jahre bis zu dem bevorstehenden Einschlag.

naja, hier erstmal die Links :-)

Link zur nasa.gov/PDF-File: Quantifying the risk posed by potential Earth impacts

sowie die Artikel, die leider nur in teuren Zeitschriften stehen:

Chapman, C. R., and D. Morrison 1994. Impacts on the Earth by asteroids and comets: Assessing the hazard. (in "Nature" 367, S. 33 – 40)

Binzel,  R.  P.  2000.  The  Torino  impact  hazard  scale. (in "Planet.  Space  Sci." 48, S. 297 – 303)

Shoemaker, E. M. 1983. Asteroid and comet bombardment of the Earth. (in "Ann. Rev. Earth Planet. Sci." 11, S. 461 – 494)

Eureka

  • Gast
Palermo Skala richtig interpretieren
« Antwort #2 am: 25. März 2016, 12:53:57 »
Hallo Spike77,

danke für den Link,

ich lese daraus, dass die „Background Hazard“ weitgehend von der Kraterzahl vom Mond hergeleitet wird und die Einschlagsgefahr eines bestimmten Objekts anhand der Energie in Megatonnen zu einem bestimmten Zeitpunkt gemessen wird.

Die Zahl der Mondkrater zeigen offensichtlich eine höhere Hintergrundgefahr an, sonst würden die gefährlichsten Asteroiden in der Palermo Skala nicht ausschließlich negative Werte haben.
 
Das würde bedeuten, dass alle bekannten Asteroiden eine weit geringere Gefahr darstellen, als alle unbekannten Asteroiden, die sich dann wohl außerhalb der Hauptasteroidengürtels befinden müssten.

Kann man das wirklich so interpretieren?